Gewitter und Blitze fotografieren | 9 Tipps und Anleitung
Mit den richtigen Tipps und Kamera-Einstellungen kann jeder tolle Blitze fotografieren. Blitzbilder faszinieren immer wieder! Die gewaltige Ladung an Energie, welche auf die Erde geschossen wird versetzt uns immer wieder ins Staunen. Ich nehme mir gerne Zeit und setze mich mit einem heissen Kaffee oder Tee auf den Balkon und beobachte das Spektakel. Fotografiere das Gewitter, damit du länger etwas davon hast! Mit dieser Anleitung gelingt dir das bestimmt. Und wer weiss, vielleicht hängt ja schon bald dein persönliches Blitzfoto in deiner Wohnung.
Inhaltsverzeichnis
Safety first – Achtung beim Blitze fotografieren
Gewitterfotografie und Blitzfotografie ist nicht ganz ungefährlich. Jedes Jahr werden mehrere Menschen von Blitzeinschlägen getroffen. Der Blitz ist eine elektrische Ladung, welche sich den schnellsten Weg sucht, um sich zu entladen. Deine persönliche Sicherheit ist weitaus wichtiger, als ein Gewitterbild. Gehe daher kein unnötiges Risiko ein. Am besten fotografierst du ein Gewitter aus einem Haus oder Auto heraus. Welche Orte man bei Blitzgewitter meiden sollte, kannst du vorher noch nachlesen.
Welche Ausrüstung brauche ich?
Ein Blitz erscheint normalerweise maximal eine Sekunde am Himmel. Man muss also gut vorbereitet und ausgerüstet sein, um einen zu erwischen. Ein Gewitterfoto ist kein Schnappschuss! Was braucht man also dazu?
- Kamera
- Weitwinkel-Objektiv
- Stativ und Fernauslöser
- Ersatzakku (Langzeitbelichtung frisst viel Strom)
- Regenschutz für die Kamera (Schirm oder mit Plastiktasche einpacken)
- Je nach Wetter sollte man sich warm anziehen. Handschuhe, Mütze und Regenjacke
Kamera
Wenn du ein sehr gutes Bild von einem Blitz machen willst, ist eine DSLR oder spiegellose Kamera mit Stativ ein Muss. Welche Kamera du genau verwendest, spielt letztendlich aber nicht so eine Rolle. Einzige Voraussetzung ist, dass deine Kamera die manuelle Steuerung von Verschlusszeit, Blende und ISO erlaubt. Optimalerweise hast du auch die Option, das Aufnahmeformat auf RAW einzustellen.
Stativ
Da wir bei Nacht fotografieren, gibt es wenig Umgebungslicht. Damit trotzdem genug Licht (der Gewitterblitz) auf den Sensor der Kamera fällt, muss lange belichtet werden. Das heisst, der Verschluss der Kamera bleibt länger offen – genau wie beim Fotografieren von Feuerwerk. Langzeitbelichtung bedeutet, dass man nicht aus der Hand fotografieren kann, da das Bild sonst verwackelt und unscharf wird. Aus diesem Grund ist ein Stativ pflicht.
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Objektiv
Was die Objektive betrifft, so wird jede Linse funktionieren. Ich ziehe Zoomobjektive den Festbrennweiten vor, da sie zusätzliche Flexibilität für das Fotografieren von Blitzen in verschiedenen Entfernungen bieten. Wenn du eine großartige Szene mit großen Wolken über dir aufnehmen möchtest, ist ein Weitwinkelobjektiv besser als ein Teleobjektiv. Weitwinkelobjektive machen einem die Komposition auch einfacher – später in den Tipps mehr dazu. Meine Empfehlung bedeutet nicht, dass es mit Tele-Objektiven unmöglich ist. Auch mit diesen kannst du großartige Blitzfoto machen – aber es erfordert etwas mehr Glück, da du mit einem Weitwinkel einfach den grösseren Bildausschnitt hast.
Zubehör
Was ist nützliches Zubehör für die Blitzfotografie? Als erstes solltest du einen Drahtauslöser oder eine Infrarot-Fernbedienung benutzen. Damit kannst du Fotos machen, ohne deine Kamera zu berühren. Selbst auf einem Stativ kann das Berühren der Kamera beim Fotografieren zu Verwacklungen führen.
Zweitens solltest du eine gute Taschenlampe mitbringen. Damit kannst du beim Einrichten genug sehen und die Kamera stabil aufstellen. Zudem kannst du die Taschenlampe für zusätzliche kreative Effekte nutzen – das sogenannte Lightpainting. Damit kannst du die Szene noch dramatischer oder künstlerischer wirken lassen. Halte auch ein Objektivtuch oder Linsentuch bereit. Die Chancen stehen gut, dass es regnet. Nur ein einziger Regentropfen vor deiner Kameralinse kann das Bild ruinieren.
Blitze fotografieren Kamera Einstellungen
Nun ein paar Tipps für den richtigen Modus deiner Kamera, damit ein gutes Gewitterfoto gelingt. Je länger man belichtet, desto heller wird das Bild. Der Gewitterblitz ist ja für eine bestimmte Zeit am Himmel sichtbar. Die Belichtungszeit muss diesen Zeitraum umfassen – ist also länger, als der Blitz. Nehmen wir an der Blitz dauert 1 Sekunde, so muss die Belichtungszeit darüber liegen – z.B. 3-4 Sekunden. Die Belichtungszeit ist also gegeben. Nun werden wir die restlichen Kameraeinstellungen wie ISO und Blende entsprechend ergänzen.
- Kamera mit dem Stativ aufstellen und den Bildausschnitt wählen
- Kamera-Modus auf A oder S (Halbautomatik-Modus) einstellen. In diesem Modus können wir die optimale Belichtungszeit herausfinden. Dafür stellt man die Blende auf einen Wert zwischen f5.6-8.0 ein und drückt den Auslöser halb herunter, um die Belichtungszeit (irgendwo zwischen 3 und 5 Sekunden) anzuzeigen.
- Kamera in manuellen Modus M stellen und die gewonnen Werte einstellen – z. B.: Blende f/8.0, Belichtungszeit: 4 Sekunden und den ISO Wert so tief wie möglich einstellen. Versuche es zuerst mit ISO 100
- Den Kamerafokus auf manuell stellen und unendlich fokussieren. Unendlich fokussieren ist notwendig, weil es für den Autofokus zu dunkel ist. Die Zeit für das Fokussieren während dem Blitz reicht nicht aus. Lies hier, wie man unendlich fokussieren kann.
- Mit dem Fernauslöser das erste Bild machen und das Ergebnis beurteilen. Wenn du keinen Fernauslöser besitzt, dann klappt es auch mit dem Selbstauslöser. Ist das Bild zu dunkel geworden? Dann muss der Blenden-Wert oder ISO erhöht werden. Bei zu hellem Bild entsprechend tiefere Werte. Achtung: die Blende beeinflusst die Tiefenschärfe – unter einen Wert von 5.6 sollte man nicht gehen.
Üblicherweise müssen viele Bilder gemacht werden, bis man sein perfektes Gewitterfoto erhält. Denn auslösen sollte man die Kamera bereits, bevor der Blitz am Himmel auftaucht. Etwas Übung, genug Zeit und Geduld bringen aber sicher ein tolles Ergebnis.
Alternativ zu einer fixen Belichtungszeit kann auch im Bulb-Modus fotografiert werden. Dabei wird keine fixe Belichtungszeit eingestellt, sondern man steuert diese manuell mit dem Auslöser.
Bulb Modus verwenden oder nicht?
Der Bulb Modus ist die unendliche Belichtung. Du stellst also keine Belichtungszeit in deiner Kamera ein, sondern startest und stoppst die Belichtung mit einem Fernauslöser oder hältst den Knopf gedrückt. Wann macht dieser Bulb Modus in der Gewitterfotografie Sinn?
Das Problem mit der fixen Belichtungszeit ist Folgendes. Wenn sich im Vordergrund/Hintergrund beleuchtete Objekte befinden, kannst du die Belichtung entsprechend dieser Objekte einstellen und abwarten, bis ein dramatischer Blitzeinschlag im Bild erscheint. Soweit so gut. Wenn es jedoch zu viele Blitzeinschläge während deiner Belichtung gibt, kann es sein, dass dein Bild zu viel Licht bekommt und sich die Blitze gar überlagern. Da du eine fixe Belichtungszeit eingestellt hast, kannst du die Aufnahme aber nicht unterbrechen. Bei zu wenig intensiven Blitzen ergibt sich auf der anderen Seite allenfalls ein unterbelichtetes Bild. Auf dem folgenden Bild wurden zwei nacheinander einschlagende Blitze mit einer Belichtung fotografiert:
Mit dem Bulb-Modus kannst du das aufgenommene Bild jederzeit speichern und sofort mit einem neuen Bild beginnen. Dies ist besonders nützlich, wenn mehrere Blitze gleichzeitig einschlagen – du kannst dann selbst bestimmen, wie viele davon du in einem einzigen Bild aufnehmen möchtest und auch die Überbelichtung vermeiden.
Wie fotografiere ich Blitze mit meinem Smartphone?
Idealerweise stellst du dein Telefon auf eine stabile Oberfläche oder montierst es auf ein Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden. Wenn du das getan hast, verwende eine App, mit der du deine Kamera-Einstellungen wie ISO und Verschlusszeit anpassen kannst. Als Erstes stellst du den ISO auf den niedrigsten Wert ein, komponierst deine Aufnahme und machst ein Foto. Wenn das Bild zu dunkel ist, passt du die Verschlusszeit entsprechend an.
Blitze fotografieren Tipps
1 Wie finde ich ein optimales Gewitter?
Die Wettervorhersage verrät schon einiges darüber, wann und wo ein Gewitter mit Blitzen aufzieht. Die klarsten Bilder kannst du machen, bevor das Gewitter richtig ausbricht und die grossen Regenmassen strömen. Eine tolle Website, welche sich speziell auf Blitzvorhersagen konzentriert ist www.blitzortung.org. Diese haben mehrere Blitzsensoren in der Schweiz und Deutschland. Auf diesen Karten kannst du Live sehen, wo es gerade blitzt (aktuell leider gerade nicht in Europa, daher ein aktueller Ausschnitt aus den USA). Falls du unterwegs immer auf dem Laufenden sein willst, gibt es auch eine App namens «livelightning», welche die dir Blitze in Echtzeit anzeigt. Beim Blitze fotografieren kommt es also nicht nur aufs Können an, sondern vor allem auch aufs Timing.
2 Die beste Tageszeit um Gewitter zu fotografieren
Wann ist die beste Zeit zum Blitze fotografieren? Blitze bei Tag zu fotografieren ist ein wenig schwieriger als bei Nacht oder in der blauen Stunde. Bei Tag braucht man einen ND-Filter (Graufilter), welcher das Licht blockt. Bei Tageslicht kann man ohne einen solchen Filter kaum ein klares Bild mit einem kräftigen Blitz erhalten, weil der Helligkeitsunterschied zwischen Blitz und Himmel einfach zu gering ist. Versuche es am besten bei Nacht, um einfacher gute Gewitterfotos zu machen.
3 Intensität
Die Intensität eines Blitzes ist für die Gewitterfotografie besonders wichtig. Wie hell ich einen Blitz erwarte, hilft mir bei der Einstellung der richtigen Belichtung, von ISO bis zur Verschlusszeit. Wenn sich ein Sturm nähert, studiere ich ihn einige Minuten lang, bevor ich ein Bild schieße. Wie oft schlägt der Blitz ein? Ist der vierte oder fünfte Blitz normalerweise der hellste? Beim Fotografieren mit einer Digitalkamera kannst du jedes Bild sofort auf dem LCD-Display der Kamera betrachten und deine Einstellungen feinjustieren, bis du die gewünschte Aufnahme erhältst.
4 Muster
Eines meiner Lieblingsblitzziele ist es, einen einzelnen, sehr sauberen Wolken-Boden-Blitz einzufangen. Mir gefällt die Klarheit des Musters und Einfachheit dieser Fotos. Wenn man versucht, ein kunstvolles Bild zu schaffen, funktioniert diese Art von Blitz meiner Meinung nach am besten.
5 Blitzfarben
Blitze können in einer Vielzahl von Farben einschlagen. Die häufigste Blitzfarbe ist Weiß, aber Blitze können auch rot, gelb, grün, sogar blau oder violett erscheinen. Der Farbton hängt gewöhnlich von Gasen, Chemikalien und Verunreinigungen in der Atmosphäre sowie von der tatsächlichen Temperatur des Blitzes ab. Am häufigsten sind lebhafte weiße Blitze. Orangefarbene oder rötlich gefärbte Blitze können auftreten, wenn eine große Konzentration von Staub oder Verunreinigungen in der Luft vorhanden ist. Hagelkörner in einem Sturm können Blitze in einer violetten, manchmal sogar blauen Farbe erscheinen lassen. Natriumdampflampen in einer Stadt können ebenfalls die Farbe eines Blitzes beeinflussen und ihm ein bläulich-grünes Aussehen verleihen.
6 Komposition für tolle Blitzfotos
Achte beim Komponieren deiner Aufnahme darauf, mehr Himmel als Vorder-/Hintergrund abzudecken. Im Sucher sieht das vielleicht nicht sehr gut aus, aber sobald der Blitz einschlägt, gibtst du ihm damit den entsprechenden Raum. Ich würde sagen, 60-80% des Himmels und 20-40% des Bodens im Bild zu haben ist wahrscheinlich eine sichere Wette.
Man weiß nie genau, wo Blitze in einem Bildausschnitt erscheinen werden. Daher ist es eine gute Idee, deinen Bildausschnitt breiter als normal zu wählen. Später kannst du dann am PC immernoch den richtigen Schnitt vornehmen. Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn du ein Foto mit dem perfekten Blitz gemacht hast… der Blitz aber leider gerade noch knapp aus dem Foto läuft. Gib dir selbst etwas kompositorischen Spielraum, indem du mit dem weitwinkligsten Objektiv fotografierst, das du besitzt.
Objekte, die zunächst unsichtbar sind, können deine Komposition verderben, sobald ein Blitz einschlägt. Im besten Fall kennst du also die optimale Position deiner Kamera bereits vor dem Shooting. Egal ob dies nun auf deinem Balkon oder draussen an deinem Hotspot ist.
Zusammenfassung
- Gewitter fotografieren ist nicht ungefährlich – suche eine passende, ungefährliche Location
- Informiere dich über die Wetterlage und wo es blitzen wird
- Packe Kamera, Stativ, Weitwinkel-Objektiv, Regenschutz und allenfalls ND-Filter ein
- Kamera in manuellen Modus stellen und Werte zum Start bei Blende 8, Belichtungszeit 4 Sekunden und ISO 100 einstellen
- Autofokus abstellen und unendlich fokussieren
- Auslösen mit Fernauslöser und Werte gegebenenfalls anpassen
7 Gedanken und Fragen