Kamera richtig halten | 4 Techniken für scharfe Bilder
Die Kamera richtig zu halten ist wichtiger als man zunächst denkt. Unscharfe Bilder gehören zu den größten Frustrationen eines jeden Fotografen. Gerade bei niedrigen Verschlusszeiten macht sich schon ein kleines Wackeln der Kamera auf dem Foto bemerkbar. Aber wie verhinderst du das? Lies weiter, um herauszufinden, wie du die Kamera in welcher Situation am besten hältst und stabilisierst.
Inhaltsverzeichnis
Stabilisierung ist enorm wichtig
Viele moderne Kameras sind mit Funktionen ausgestattet, die gegen Verwacklungen helfen. Das ist besonders wichtig, wenn du „aus der Hand“ fotografierst – also ohne Stativ. Denn ab einer bestimmten Verschlusszeit werden deine Bilder ziemlich sicher unscharf. Diesen Punkt nennt man die Freihandgrenze. Ohne diese Stabilisatoren würde diese Grenze noch ziemlich viel weiter unten liegen.
Manche Kameras haben Bildstabilisatoren im Sensor, während andere sie auf dem Objektiv haben (hier erfährst du, was besser ist). Nochmal andere weisen Stabilisatoren in beiden Teilen auf, um so das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Dazu haben viele Kameras eine automatische ISO Kontrolle, oft Auto ISO genannt. Damit kannst du oft trotz veränderter Lichtverhältnisse dieselbe Verschlusszeit beibehalten. So musst du die Kamera nicht ganz so lang stabil halten, wodurch die Wahrscheinlichkeit für verschwommene Bilder deutlich kleiner wird. Am besten nutzt du all diese Hilfsmittel, wenn du weißt, wie verschiedene Kameraeinstellungen zusammenspielen.
All diese Funktionen helfen dir aber nur bedingt, scharfe Bilder zu machen. Darum ist es am wichtigsten, zu lernen, die Kamera richtig zu halten. Lies weiter und ich zeige dir die wichtigsten Haltetechniken, um Verwacklungen in jeder Situation vorzubeugen.
Kamera richtig halten im Stehen
In vielen Situationen musst du Fotos im Stehen schießen, du solltet also die richtige Kamerahaltung im Stehen meistern. Nutze die folgenden Tipps, um Verwacklungen in einer normalen Standposition zu vermeiden:
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- Platziere deine Füße im rechten Winkel zu deinem Ziel, wenn du deine Kamera in der Hand hältst. Dadurch hast du normalerweise eine bessere Balance. Der Körper bewegt sich weniger hin und her, als wenn du deinem Ziel parallel gegenüber stehst. Wenn du jemals mit einem Maschinengewehr geschossen hast, weißt du, dass diese Haltung super funktioniert, da sie den Rückstoß der Waffe leichter abfängt. Dasselbe Prinzip sollte also auch beim Kamera richtig halten funktionieren!
- Drücke deine Ellbogen in deine Seiten. Vermeide es, mit deinen Ellbogen in einer instabilen Position zu sein. Wenn diese sich bewegen, wird sich deine Kamera auch bewegen. Drücke sie stattdessen in deine Seiten und lasse sie an deinem Körper liegen. So können sie sich auf deinem Körper ausruhen. Das hilft dir nicht nur dabei, stabiler zu stehen, sondern erlaubt dir auch, schwere Ausrüstung länger zu tragen.
- Halte deine Kamera im Gleichgewichtspunkt. Jede Kamera und Objektiv-Kombi hat ihren eigenen Gleichgewichtspunkt, an dem deine Kamera weder vorder- noch rücklastig ist. Wenn du deine Hand genau an diesem Punkt hältst, ist es ganz einfach, die Kamera richtig zu halten. Dadurch lässt du die Kamera nämlich ruhen und erzielst ein gutes Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht wird es dir leichter machen, die Kamera über längere Zeit stabil zu halten und Verwacklungen zu vermeiden.
- Halte die Kamera an dein Gesicht. Auch wenn manche es bevorzugen, das Foto auf dem hinteren Bildschirm zu überprüfen, werden ausgestreckte Arme immer zu mehr Verwacklungen führen. Wenn deine Kamera einen Sucher hat, ist es auf jeden Fall einfacher, sie am Gesicht zu halten. So stabilisierst du das Setup und kannst ganz einfach die Kamera richtig halten.
- Drücke die Kamera gegen deinen Kopf. Wenn du deine Arme nah an deinem Körper hältst, bist du schon auf dem richtigen Weg. Du kannst deine Kamera sogar noch weiter stabilisieren, indem du sie leicht gegen deinen Kopf drückst. So fotografierst du noch schärfere Bilder.
- Bonus Tipp: Atme kurz vorm Drücken des Auslösers aus. Dies ist ein weiterer Tipp, den man aus dem Umgang mit einer Waffe kennt. Wenn du kurz vorm Drücken des Auslösers ausatmest, bewegt sich dein Körper weniger, als wenn du einatmest. Nutze das aus, um Verwacklungen zu vermeiden.
Eine Kamera mit Griff richtig halten
Wenn deine Kamera mit einem Haltegriff ausgestattet ist, kannst du die Technik namens „Joe McNally Griff“ nutzen. Sie wurde vom Portät Fotografen Joe McNally vor vielen Jahren vorgeführt, als er eine Kamera mit Griff auf seiner Schulter hielt.
Deine Schulter ist sehr stabil, was sich diese Technik zunutze macht. Damit kannst du längere Verschlusszeiten risikieren, ohne dass Verwacklungen eintreten. Richtig angewandt wird die Technik so:
- Du brauchst eine Kamera mit Grip / Handgriff. Eine normale Kamera ist zu kurz, um durch den Sucher zu schauen, wenn du sie auf die Schulter legst. Darum ist eine Kamera mit Griff nötig.
- Lege die linke Ecke des Griffes auf die linke Schulter. Lege die Ecke des Griffes auf eine komfortable Stelle deiner Schulter. Ich lege sie jeweils auf die weichere Vorderseite meiner Schulter. Probiere selbst aus, was für dich am angenehmsten ist.
- Schaue mit dem linken Auge durch den Sucher. Wenn du daran gewöhnt bist, mit dem rechten Auge durch den Sucher zu schauen, wird das umgewöhnen Zeit beanspruchen. Doch glaube mir – der Aufwand lohnt sich.
- Umfasse mit der linken Hand deine rechte. Lasse deine linke Hand nicht einfach hängen. Umfasse mit ihr die rechte Hand und drücke die Kamera damit fester gegen die Schulter. So stabilisierst du sie noch besser.
- Drücke die Kamera gegen den Kopf und atme aus. Wie ich bereits erwähnt habe, haben sowohl das Drücken als auch das Ausatmen klare Vorteile beim Kamera richtig halten.
Ich finde diese Technik besonders dann nützlich, wenn ich etwas längere Verschlusszeiten nutzen muss, ohne dass ich die ISO viel erhöhen oder die Blende weiter öffnen kann. Wenn du bei dieser Haltung alles richtig machst, bist du in der Lage, unglaublich lange Verschlusszeiten zu nutzen und kannst dadurch flexibler fotografieren.
Teleobjektive richtig halten
Die Haltetechnik für Teleobjektive weicht etwas von den üblichen Techniken ab. Das liegt ganz einfach daran, dass mehr Gewicht auf der Vorderseite der Kamera liegt. Größtenteils wirst du jedoch dasselbe tun, wie mit einem regulärem Setup. Die Details erkläre ich dir hier:
- Objektivfuß umkehren oder abnehmen. Schwere Teleobjektive haben normalerweise drei Stativfüße, damit man sie gut positionieren und abstellen kann. Ich persönlich bin aber kein Fan von diesen Standfüssen – ich halte die Kamera lieber korrekt in der Hand. Entferne die Stativfüße also, wenn du sie nicht nutzt. Alternativ kannst du das Objektiv drehen, sodass die Füsse nach oben stehen.
- Finde den besten Gleichgewichtspunkt. Mit den umgekehrten Standfüßen kannst du entspannt nach dem Punkt suchen, bei dem Kamera und Objektiv perfekt ausbalanciert sind. Nimm dir also die Zeit um herauszufinden, wie du die Kamera am besten austarierst.
- Platziere deine Füße rechtwinklig zu deinem Ziel. Wie ich bereits erklärt habe, ist der rechtwinklige Stand deutlich stabiler als ein paralleler Stand. Mit dem Teleobjektiv wird dieser Punkt noch wichtiger, da die Ausrüstung schwerer ist. Wenn du die Kamera richtig halten willst, ist die Position deiner Füße also essenziell.
- Drücke deine Ellbogen in deine Seite. Auch hier willst du die Arme eng an deinen Körper halten, um Verwacklungen zu vermeiden.
- Drücke die Kamera gegen deinen Kopf und atme aus. Dieser Tipp wirkt wahrhaft Wunder. Überspringe ihn also niemals – vor allem nicht mit dem schweren Teleobjektiv.
Ich nutze diese Technik seit vielen Jahren, wenn ich mit Teleobjektiven mit einer Länge von 70-200 mm oder grösser arbeite. Meiner Erfahrung nach funktioniert sie sehr gut und zuverlässig.
Stabilisation durch Anlehnen
Anlehnen ist eine weitere Methode, mit der du Verwacklungen signifikant reduzieren kannst. Stelle sicher, dass dein „Anlehnobjekt“ stabil ist. Du kannst vieles nutzen. Suche in deiner Nähe nach einer Wand, einem Baum, einem Stuhl oder anderen stabilen Gegenständen. Sei kreativ, denn diese kleine Mühe lohnt sich! Das Anlehnen eliminiert die Möglichkeit, sich beim Fotografieren nach vorne oder hinten zu bewegen komplett. So wird es dir möglich, Bilder mit sehr niedrigen Verschlusszeiten zu machen. Vergewissere dich zudem, dass du deine Hände immer noch umgreifst und drücke die Kamera für mehr Stabilität gegen deinen Kopf.
Kamera richtig halten im Sitzen
Kommen wir nun zur Kamera-Haltetechnik im Sitzen. Ich nutze diese Technik zwar nur selten, dennoch kann sie in manchen Situationen sehr nützlich sein. Sie bewährt sich vor allem dann, wenn du neue Perspektiven aus einem niedrigeren Winkel ausprobieren willst. In manchen Bereichen der Fotografie ist das sehr häufig notwendig, wie zum Beispiel in der Kinderfotografie. Der schöne Nebeneffekt bei dieser Hocke-Technik ist, dass du auch bei schmutzigem Boden in die Tiefe gehen kannst, ohne dich danach gleich umziehen zu müssen. Schauen wir uns noch die zweite Technik am Boden an.
Grundsätzlich hast du im Sitzen zwei Möglichkeiten, mit denen du die Kamera richtig halten kannst. Drücke deine Ellbogen entweder gegen deine Knie und halte die Kamera zentral, wenn du in der Hocke sitzt, oder lege deinen linken Ellbogen auf dein linkes Knie, während dein rechtes Knie den Boden berührt. Beide Techniken funktionieren super!
Fazit Kamerahaltung
Die Kamera richtig halten ist der Schlüssel, um scharfe Bilder zu fotografieren. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Techniken, die alle auf verschiedene Situationen zugeschnitten sind. Finde heraus, welche davon am besten zu dir und deiner Fotografie passen und übe diese, bis sie dir in Fleisch und Blut übergehen. Für den Anfang gibt es aber einige Tipps, die du immer beachten solltest:
- Stabilisiere deinen Körper, indem du die Ellbogen an die Seite nimmst oder dich anlehnst.
- Stabilisiere die Kamera, indem du den Gleichgewichtspunkt findest und sie gegen deinen Kopf drückst.
- Stelle dich rechtwinklig zu deinem Objekt.
- Atme aus, wenn du den Auslöser drückst
Achte auf diese vier Punkte und du wirst sofort Verbesserungen in deinen Fotos bemerken.
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