Fotojournalismus Guide | 10 Tipps und berühmte Fotojournalisten
Dieser Leitfaden vermittelt dir die Grundlagen des Fotojournalismus und gibt dir einige Tipps, wie der Start zu deinem Traumjob klappen kann.
Fotojournalismus stellt für viele Fotografen eine Möglichkeit dar, sich zu beweisen. Du möchtest immer als erster am Geschehen sein, Zeuge historischer Ereignisse werden und diese in die Welt heraustragen? Es gobt so einige Dinge, die es vor einem Karrierestart als Fotojournalist zu beachten gilt. Legen wir los.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Fotojournalismus?
Die Fotojournalismus Definition wie sie auf mehreren Internetseiten zu finden ist, gibt uns dafür erstmal einen Rahmen:
Fotojournalismus ist die Praxis, Bilder zu produzieren, um einen Nachrichtenbeitrag zu erzählen, der den journalistischen Standards entspricht und zugleich ehrlich und unparteiisch ist. Die Bilder beziehen sich auf die jüngsten lokalen oder internationalen Ereignisse und sollten nicht bearbeitet oder manipuliert werden.
Der Unterschied zwischen Fotojournalismus und Dokumentarfotografie scheint im ersten Moment nicht ersichtlich zu sein, ist aber sehr wichtig.
Was macht ein Fotojournalist?
Ein Fotojournalist verfolgt die gleiche Aufgabe wie ein Journalist, welcher Berichte schreibt, nur dass er statt das geschriebene Wort seine Kamera benutzt. Er reist oft an Orte von besonderer Bedeutung oder lebt vielleicht in einem bestimmten Gebiet, um sich entwickelnde Ereignisse einzufangen. Du könntest also ein Kriegskorrespondent sein oder Ereignisse in deiner Heimatstadt festhalten. Wo auch immer du arbeitest, dein Ziel sollte es sein, die Ereignisse mitzuerleben und so zu erfassen, dass der Betrachter das Gefühl hat, mittendrin zu sein.
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Wie finde ich einen Job als Fotojournalist?
Einen Job als Fotojournalist findest du leider nicht an jeder Ecke. Durch Smartphones mit tollen Kameras hat jeder die Möglichkeit, selbst Ereignisse festzuhalten. Es ist für eine Publikation billiger, Bilder von Lesern zu akzeptieren, als einem Fotojournalisten ein Gehalt zu zahlen. Trotzdem ist die Qualität und Erfahrung eines Fotojournalisten oft besser, weshalb es nicht unmöglich ist einen Job in diesem Feld zu bekommen.
Solang es Ereignisse auf der ganzen Welt gibt, wird es aber auch Fotojournalisten geben, um diese festhalten. Es gibt eine Reihe Fähigkeiten, die nicht jeder hat – großartige Bilder unter Druck aufzunehmen, die Belichtung und andere Einstellungen zu optimieren und auch in gefährlichen Situationen die Nerven zu bewahren. Aus diesem Grund werden Zivilisten mit Smartphones niemals den Fotojournalismus ersetzen.
Der Anfang deiner Karriere
Wenn du eine Fotojournalisten-Karriere starten möchtest, brauchst du neben Hartnäckigkeit vor allem Übung, um deine Fähigkeiten zu verbessern. Du kannst bei lokalen Veranstaltungen wie Sport-, Volksfesten oder Protesten anfangen.
Stell dir dein Foto in den Nachrichten vor, während du es Foto schießt. Du solltest auch selber Zeitungen und Zeitschriften in digitaler und gedruckter Form studieren, um zu sehen, welche Art von Fotos veröffentlicht werden.
- Wenn du mit deiner Arbeit zufrieden bist, kannst du zu einem Verlag gehen. Es liegt an dir, ob du dein erstes Foto in Rechnung stellst oder es umsonst weitergibst um dein Portfolio aufzubauen.
- Danach dreht sich alles darum, dich zu beweisen. Je öfter du dich bei verschiedenen Verlagshäusern vorstellst, desto mehr Chancen hast du, bezahlt zu werden.
- Versuch dir ein Netzwerk von Kontakten zu Leuten im Verlagswesen aufzubauen. Besorg dir die E-Mail-Adresse der Bildredakteure und erfahre, welche Art von Inhalten bevorzugt wird.
Du kannst dich natürlich auch auf die Suche nach einer Festanstellungen machen. Allerdings benötigst du dafür bereits ein Portfolio, um deine Fähigkeiten zu demonstrieren. Es gibt wenig feste Stellen als Fotojournalist, weshalb die Konkurrenz groß sein wird. Wenn du Gefallen an der Unabhängigkeit gefunden hast, kann dir die Arbeit als selbstständiger Fotojournalist viel Freiraum geben.
10 Tipps für großartigen Fotojournalismus
1 Entwickle ein fotografisches Auge
Viele Leute denken, dass eine teure und große Kamera der Grund für gute Bilder ist. Das ist definitiv nicht der Fall! Eine gute Kamera mag zwar die Qualität deiner Aufnahmen verbessern, aber ohne einen fotografischen Blick werden mit der besten Kamera der Welt keine gelungenen Aufnahmen entstehen. Eine konstante Praxis kann dein Auge trainieren. Gestalte die Welt um dich herum immer wieder neu. Was funktioniert? Was nicht?
2 Schütz dich selber
Die Arbeit im Fotojournalismus kann gefährlich werden. Vielleicht arbeitest du in einem Kriegsgebiet, bei einem Protest, oder du wirst Zeuge eines Verkehrsunfalls. Dich selber zu schützen, sollte trotz Abenteuer die höchste Priorität haben. Schließe eine Versicherung für dich und deine Ausrüstung ab und zieh in Betracht, deine Arbeit über automatische Cloud-Uploads zu sichern. Du möchtest nicht dein Leben riskieren um am Ende ohne Bilder dazustehen!
3 Kenne deine Geschichten
Natürlich möchte man die Person sein, welche die größten Ereignisse des Jahres fotografiert. Aber das ist nicht immer die beste Taktik im Fotojournalismus. Wenn du zum Beispiel wirklich in Bewegungen zum Klimawandel involviert bist, solltest du lieber diese Proteste und andere Ereignisse zum Klimawandel fotografieren, anstatt einen Serienmörder zu verfolgen oder über Scharmützel in Syrien zu berichten. Such dir die Ereignisse, wo du selber die meisten Hintergrundinformationen hast. Du kennst die Hauptakteure, Gerüchte und hast vielleicht einen Insider, der dir Tipps gibt wann du wo sein solltest.
4 Denke wie ein Unternehmen
Fotojournalisten sind oft freiberuflich tätig. Das bedeutet, dass du im Wesentlichen dein eigenes Unternehmen betreibst. Du musst wissen, wie man Finanzen verwaltet, Verträge aushandelt, deine Rechte schützt und so weiter. Selbst wenn du als Angestellter eingestellt wirst, solltest du wissen, was du wert bist und ob deine Arbeit ausreichen bezahlt wird. Lerne was du verlangen kannst, wie du verhandelst und wie du deine Rechte durchsetzen kannst.
5 Akzeptiere Ablehnung
Mach dich auf Ablehnung gefasst – und davon eine Menge!
Du wirst erst tausende von Bildern abgelehnt bekommen, bevor du Hundert veröffentlicht hast.
Schick nicht nur eine Bewerbung raus und warte bis sie zurückkommt, sondern bewirb dich direkt bei mehreren. Nur so wird deine Arbeit dir ein Einkommen sichern, von dem du leben kannst. Ablehnungen können aus vielen anderen Gründen als der Qualität deiner Arbeit erfolgen: Der Herausgeber hat vielleicht schon ein passendes Bild oder einen angestellten Fotografen. Vielleicht berichtet er gar nicht über die Geschichte oder hätte gerne einen anderen Standpunkt…
6 Erwarte weniger Fotografie
Als ein passionierter Fotograf erwartest du die meiste Zeit deiner Arbeit mit Fotografieren zu verbringen. Leider entspricht das nicht der Realität. Die meiste Zeit wirst du mit Bildbearbeitungen, Bewerbungen, Telefonieren, Verhandlungen, dem Hinterherlaufen von Zahlungen, Verwaltung deines Archives und Selbstmarketing verbringen.
7 Bleib ethisch korrekt
Leider gibt es eine Menge unethischer Fotojournalisten. Es gibt unzählige Skandale mit Photoshop-Bildern, Fehldarstellungen, Inszenierungen und vieler weiterer Fehltritte. Lass dich nicht von Ruhm oder Geld zu diesen Tricks verleiten. Wenn du ertappt wirst, kann das das Ende deiner Karriere bedeuten. Bleib der Ethik des Fotojournalismus treu, die sich an ein ehrliches und objektives Festhalten und Veröffentlichen von Fotos hält.
8 Erwarte kein großes Geld
Hoffst du, dass du durch Fotojournalismus reich wirst? Es gab zwar schon einzelne Fälle, in denen Bilder sich verbreiten und langfristig zu Lizenznehmern werden, aber meistens geschieht dies nicht (und wenn du deine Rechte verkauft hast, wirst du ohnehin keinen weiteren Gewinn erzielen). Laut einer 2016 von World Press Fotos durchgeführten Umfrage verdient die große Mehrheit der professionellen Fotojournalisten weniger als 40.000 Dollar pro Jahr. Um in dieser Branche voranzukommen, brauchst du Leidenschaft, nicht den Wunsch, reich zu werden.
9 Bereite dich auf Widerstand vor
Die Vielfalt im Fotojournalismus ist nicht sehr groß – Männer mittleren Alters machen den Großteil der in diesem Bereich tätigen Fachleuten aus. Du gehörst nicht zu dieser Kategorie? Stell dich darauf ein auf Widerstand zu stoßen. Zurzeit ändern sich zwar mit dem Ruf nach Gleichberechtigung ein paar Dinge in der Branche, so ganz gleiche Chancen habe aber nicht alle. Das kann aber auch den Themen geschuldet sein. Bist du z.B. eine junge Feministin und willst eine Fotoreportage über „Rollen in der Familie“ bei einer erzkonservativen Gemeinde machen, dann bist du allenfalls mit deiner Art der Fragestellung oder allenfalls deinem Äusseren nicht willkommen. Ein weisser Druchschnittsmann hat es da einfacher. Lass dich aber nicht entmutigen – allenfalls ergeben sich gerade dadurch, dass du anders bist, ganz spezielle Geschichten.
10 Entwickle einen persönlichen Stil
Der schnellste Weg in dem Bereich wahrgenommen zu werden, ist die Entwicklung eines persönlichen Bildstils. Es wird dir helfen, dich von der Masse abzuheben. Hast du erstmal einen Wiedererkennungswert, weiß jeder Redakteur sofort, welchen Stil er bei deinen Arbeiten finden wird. Es ist auch wahrscheinlicher, dass du Aufträge aufgrund deines besonderen Stils erhältst.
Beste Beispiele für Fotojournalismus
Hier findest du ein paar Beispiele für Situationen, die rund ums Jahr 2020 den bisher besten Fotojournalismus hervorgebracht haben
Nachwirkungen einer Massenerschießung: Fotojournalisten gingen auf die Straße, um das Kerzenlicht der Mahnwachen und die Folgen der Massenerschießung in El Paso einzufangen, neben anderen Tragödien auf der ganzen Welt.
Die Suche nach Nora Quorin: Fotografen schlossen sich den Suchtrupps vor Ort an, um den verzweifelten Einsatz der Retter und Familienmitglieder, sie zu finden, festzuhalten.
Anti-Regierung-Proteste in Hongkong: Fotografen beobachten und fotografieren Demonstranten, die sich gegen die Regierung zur Wehr setzen, sowie die Reaktion der Polizei. Aktionsaufnahmen, die das Werfen von Ziegelsteinen oder Angriffe von Polizeibeamten zeigen, finden große Resonanz
Hitzewelle in Europa: Fotojournalisten fangen Momente ein, in denen Menschen und Tiere versuchen kühl zu bleiben. Besonders ungewöhnlich dabei ist die Fütterung der Tiere im Zoo mit gefrorenen Früchten.
Wahl von Ursula von der Leyen: Fotojournalisten waren vor Ort, um genau den Moment festzuhalten, in dem die neue EU-Präsidentin von ihrer Wahl erfuhr, und um ihre echte Reaktion zu sehen.
Weltmeisterschaften der Frauen: Die Fotografen hielten Momente des Sieges, Gespräche hinter den Kulissen, ruhige Momente und andere Szenen fest, als die US- Frauenmannschaft den Titel zum wiederholten Male gewann.
Pride: Jedes Jahr bieten die Pride-Paraden auf der ganzen Welt die Gelegenheit, große Momente einzufangen- der Jahrestag stellte dabei ein besonderes Ereignis dar.
Berühmte Fotojournalisten der Geschichte
Robert Capa
dieser Fotojournalist ist vor allem für seine Kriegsberichterstattung bekannt. Er war sehr daran interessiert, die Handlungen hautnah mitzuerleben, obwohl ihm dies letztendlich das Leben kostete. Capa war Mitbegründer von Magnum Photos und einige seiner Aufnahmen sind bis heute die berühmtesten der Welt.
Matthew Brady
Er zählt als Vater der Kriegsfotografie. Brady musste die Erlaubnis von Andrew Lincoln einholen, um den Bürgerkrieg für Harpers Weekly zu fotografieren. Aufgrund seiner schweren, klobigen Ausrüstung konnte er zwar nicht die Kriegsaktionen fotografieren, dafür aber die Auswirkungen und die Soldaten in den Lagern. Da es zu der Zeit noch nicht viele Fotografien gab, wurde seine Arbeit in Zeitschriften als Gravuren gedruckt.
Dorothea Lange
Ihr Porträt einer Migrantenmutter gilt als eines der meist gesehenen Fotos aller Zeiten. Sie hat diese und viele andere Aufnahmen gemacht, während sie das Leben amerikanischer Migranten und Arme dokumentierte. Dies wurde damals als ein Werk des sozialen Bewusstseins angesehen.
Henri Cartier-Bresson
Ein Mann, dessen Einfluss in fast allen Bereichen der Fotografie zu spüren ist. Cartier-Bresson galt auch als einer der Väter des Fotojournalismus. Sein Stil verband die kunstvolle Rahmung des Flaneurs mit aktuelle Ereignisse. Dabei spazierte er durch die Städte immer auf der Suche nach passenden Motiven.
Albert Eisenstaedt
Ein Matrose elegant verschlungen mit einer Krankenschwester, als er sie auf dem Times Square leidenschaftlich küsst. Das Foto kennst du bestimmt!! Eisenstaedt war in den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren – und darüber hinaus – in vielen Momenten von kultureller Bedeutung dabei.
Zusammenfassung
Wenn du den Weg hierher gefunden hast mit der Frage, was Fotojournalismus überhaupt ausmacht, hast du jetzt eine Antwort gefunden. Ob eine Karriere als Fotojournalist etwas für dich ist, kannst nur du dir beantworten. Auf jeden Fall brauchst du Entschlossenheit, Mut, Leidenschaft und Geschäftssinn um erfolgreich zu sein – und natürlich fotografische Fähigkeiten. Vielleicht erfasst auch du bald einen historischen Moment und gehst in unsere Geschichtsbücher ein.
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