Crop Faktor | Einfache Erklärung, Berechnung und Tabelle

Du fragst dich, was der Begriff „Crop Faktor“ bedeutet und was du mit ihm anfangen sollst? Dann bist du hier an der richtigen Adresse! In diesem Artikel findest du nämlich alles, was du wissen musst. Ich erkläre dir alles rund um den Crop Faktor – mit hilfreichen Bildbeispielen und Tipps.

Crop Faktor Übersicht
Lerne alles rund um den Crop Faktor. (@YouTube)

Ob du gerade mit dem Fotografieren beginnst oder schon eine Weile aktiv bist, den Begriff „Crop-Faktor“ hast du bestimmt schon einmal aufgeschnappt. Bei so vielen verschiedenen Kameras und Kamerasystemen taucht dieser spezielle Begriff sehr oft in Produktspezifikationen, Marketingmaterialien, Artikeln, Büchern und vielleicht sogar in Gesprächen zwischen Fotografen auf. Dieser Artikel wird es dir hoffentlich leichter machen, den Begriff Cropfaktor besser zu verstehen. Danach kannst du wie ein Experte mitreden. Bitte denk daran, dass dieser Artikel für Anfänger geschrieben wurde. Daher sind viele der Begriffe und Erklärungen vereinfacht.

Der 35 mm Film als Ausgangslage

Vor der Digitaltechnik war der analoge 35-mm-Film das Standard-Format. Einfach weil er so beliebt war und daher massenhaft angewandt wurde. Wenn man ein 50-mm-Objektiv an einer Spiegelreflex-Filmkamera verwendete, wusste jeder genau, wie das Sichtfeld und das resultierende Bild aussahen. Somit war das Verstehen verschiedener Objektive und Brennweiten einfach und alle sprachen dieselbe Sprache. Heute ist alles etwas komplizierter. Aber wir verwenden den 35mm Film noch heute als Referenzformat. Das heisst, die Grösse des 35mm Films (Faktor 1.0) dient immernoch als Vergleichsgrösse für alle Sensorgrössen.

Warum hat man nicht einfach das 35mm Format beibehalten?

Aufgrund technologischer Herausforderungen und hoher Herstellungskosten war es unpraktisch, die Sensorgrössen von Digitalkameras auf die Grösse von Kleinbildfilm abzustimmen. Daher begannen die Kamerahersteller mit der Herstellung von kleineren Sensoren in digitalen Spiegelreflexkameras. Um einen reibungslosen Übergang von Film auf Digitalkameras zu ermöglichen, mussten die Kameragehäuse und Objektive gleich bleiben. Somit konnten diejenigen, die bereits in ein Kamerasystem investiert hatten, ihre Filmkameragehäuse einfach austauschen. Sie mussten sich also keine Gedanken über den erneuten Kauf von Objektiven und Zubehör machen. Damit kommen wir nun zur eigentlichen Frage, was der Crop Faktor ist.

Was ist der Crop Faktor?

Was ist der Crop-Faktor und was bewirkt er? Das erste Wort „Crop“ bedeutet auf Deutsch „abgeschnitten“. Das zweite Wort „Faktor“ lässt schon vermuten, dass es sich dabei um einen Faktor, also um eine Zahl handelt. Der Crop Faktor gibt an, um welchen Faktor ein Bild in Bezug auf 35-mm-Film „vergrössert“ und somit zugeschnitten wird. Tatsächlich bezeichnet der Cropfaktor das Verhältnis der Sensorgrösse zu 35-mm-Film oder zum Vollformat.

Das Problem mit dem Sichtfeld

Zurück zur Geschichte. Die Verwendung eines kleineren Sensors als der 35-mm-Film stellte jedoch bei den Kameraherstellern ein neues Problem dar: Sowohl das Sichtfeld als auch die aufgenommenen Bilder erschienen schmaler, weil die Ecken des Bildausschnitts „abgeschnitten“ (cropped) wurden. Um zu verstehen, was in der Kamera mit einem kleineren Sensor geschieht, sieh dir die untenstehende Abbildung an:

Crop Faktor Hintergrund
Der Blick durch die Kamera zeigt dir, was sich mit kleineren Sensoren ändert.

Vollformat vs. Crop-Faktor / APS-C

Wie du sehen kannst, projizieren Objektive ein kreisförmiges Bild. Dieser Bereich wird gewöhnlich als „Bildkreis“ bezeichnet. Aber der Sensor erfasst nur einen rechteckigen Teil der Szene, wobei der Rest des Bildes „weggeworfen“ wird. Deckt der Sensor den gesamten Bereich des Bildkreises ab, wird er als „Vollformatsensor“ bezeichnet (blauer Rahmen). Deckt er einen kleineren Teil ab und schneidet Teile des Bildes weg, wird er als „Crop-Sensor“ bezeichnet (roter Rahmen).

Vollformatsensoren haben die gleiche physikalische Grösse wie 35-mm-Film (36mm x 24mm), während Crop-Sensoren kleiner sind. Je nach System und Hersteller variieren sie in der Grösse. Hier ist eine Illustration verschiedener Sensorgrössen. Für diese all diese Sensorgrössen mit all ihren Vor- und Nachteilen haben wir einen separaten, spannenden Artikel geschrieben.

sensorgrösse verschiedene sensorgrössen

Crop Faktoren von Canon, Nikon, Sony. Wie erkennt man sie?

Obwohl Vollformatsensoren und Crop-Sensor ziemlich gebräuchliche Bezeichnungen für Sensoren von Digitalkameras sind, bezeichnen einige Hersteller die Sensoren unterschiedlich. Zum Beispiel bezeichnet Nikon seine Vollformatkameras oft als „FX“ und seine Kameras mit Crop-Sensor als „DX“ (erfahre hier mehr über FX- und DX-Kameras von Nikon). Andere Kameras werden nach der Sensorgrösse bezeichnet, wie beispielsweise „35mm“ und „APS-C“.

Im Moment spielt diese ganze Nomenklatur keine Rolle. Schau dir das aller erste Bild an, das ich unten noch einmal eingefügt habe. Das mit dem kleineren Sensor aufgenommene Bild (rechts) sieht schmaler oder „vergrössert“ aus. Währenddessen erscheint das mit dem Vollformatsensor aufgenommene Bild (links) breiter. Dies ist das Problem, auf das ich vorhin hingewiesen habe. Auch wenn das Objektiv und seine Brennweite gleich sind, ergibt sich bei der Aufnahme derselben Szene mit einem kleineren Sensor als bei Vollformat-/35mm-Film ein anderes, engeres Sichtfeld.

Crop Faktor Begrifflichkeit
Das Bild rechts sieht vergrössert und kleiner aus. (@YouTube)

Ein Praxisbeispiel

Eine gute Analogie zum Verständnis dieses Effekts ist die Verwendung eines echten Fotos. Wenn du ein Foto im Format 8×10 aufnimmst und mit einer Schere die Ränder des Fotos ausschneidest, um daraus ein 6×8 zu machen, machst du im Wesentlichen dasselbe wie ein Crop-Sensor. Allerdings gibt es hier einen Vorbehalt – die Sensorauflösung. Diese kann das Bild stärker vergrössert erscheinen lassen. Mach dir darüber vorerst keine Sorgen, da ich dies weiter unten ausführlicher erläutern werde.

Exkurs: Brennweite und Cropfaktor

In diesem Artikel erfährst du alles über die Brennweite. Im folgenden werde ich dir nur die wichtigsten Punkte auflisten.

  • Die Brennweite ist einfach gesagt die aktuelle Zoom-Einstellung
  • Sie wird immer in mm angegeben.
  • Sie ist physisch der Abstand zwischen der Linse des Objektivs und dem Brennpunkt (Fokuspunkt von Lichtstrahlen der Linse).
  • Legt auch fest, in welcher Grösse der Bildausschnitt auf dem Kamerasensor abgebildet wird.
  • Objektive mit kurzer Brennweite (z.B. 18 mm) zeigen einen grossen Bildausschnitt. Dieser Wert wird bei Weitwinkelobjektiven verwendet.
  • Objektive mit langer Brennweite (z.B. 70mm) zeigen einen kleinen Bildausschnitt. Diese Brennweite wird bei Teleobjektiven verwendet.
  • 50 mm ist eine „normale“ Brennweite, die dem menschlichen Auge entspricht.

Die Kamerahersteller haben sich eine gute Methode ausgedacht, um die äquivalente Brennweite eines Objektivs zu berechnen. Dies erleichtert es so manchen Leuten, zu verstehen, wie das Sichtfeld eines Objektivs im Vergleich zu einem 35-mm-Film oder einer Vollformatkamera aussieht. Mehr zur äquivalenten Brennweite erfährst du später.

Berechnung äquivalente Brennweite

Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Man nimmt die angegebene Crop-Faktor-Zahl, multipliziert sie mit der Brennweite des Objektivs und erhält die äquivalente Brennweite relativ zum Vollformat. Bevor ich dir zur Berechnung ein Beispiel zeige, siehst du im unteren Bild, wie die Sichtfelder verschiedener Sensorgrössen aussehen.

Crop Faktor Definition
Verschiedene Sensorgrössen mit der gleichen Brennweite. (@YouTube)

Beispiel DX: Crop Faktor bei Nikon Kameras

Zum Beispiel haben die „DX“-Kameras von Nikon einen Crop Faktor von 1,5x. Wenn du also ein 24 mm-Weitwinkelobjektiv nimmst und es mit dieser Zahl multiplizierst, ergibt das 36 mm. Das bedeutet im Grunde genommen, dass sich das 24-mm-Objektiv der DX-Kamera mit Crop-Sensor in Bezug auf das Sichtfeld eher wie ein 36-mm-Objektiv an einer Vollformatkamera verhalten würde.

Stell dir nun folgendes vor: Du nimmst ein 24-mm-Objektiv und montierst es an einer Crop-Sensor-Kamera. Dann nimmst du ein 36-mm-Objektiv und montierst dieses an einer Vollformatkamera. Stellst du die beiden Kameras nebeneinander und fotografierst das gleiche Motiv in gleicher Entfernung, ergäben beide ein sehr ähnliches Sichtfeld. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die resultierenden Bilder identisch aussehen würden. Denn eine Änderung der Brennweite oder des Abstands zwischen Kamera und Motiv kann drastische Auswirkungen auf Perspektive, Schärfentiefe und Hintergrundunschärfe haben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Hier siehst du eine Übersicht der Crop-Faktoren nach Kamera-Hersteller mit ein paar Modellen.

1,5-facher Crop-Faktor:

  • Nikon DX (Coolpix A, D3300, D5500, D7100)
  • Pentax K-5 II
  • Sony A5100 und A6000
  • Samsung NX1
  • Fuji X-A1, X-M1, X-E2, X-T1, X-Pro1

1,6-facher Crop-Faktor:

  • Canon Digital Rebel, 70D, 7D Mk II, EOS M2

2,0-facher Crop-Faktor:

  • Olympus OM-D-Serie
  • Panasonic DMC-Serie

2,7-facher Crop-Faktor

Crop Faktor berechnen

Die Mathematik hinter der Berechnung des Cropfaktors ist recht einfach. Wenn man die physikalische Grösse des Sensors kennt, berechnet man zunächst die Diagonale mit Hilfe des Satzes des Pythagoras (a² + b² = c²). Dann wird die Zahl durch die Diagonale des Crop-Sensors dividiert. Hier ist ein Beispiel für die Berechnung des Cropfaktors des Nikon CX-Sensors:

  1. Vollbilddiagonale: 36² + 24² = 1872. Die Diagonale beträgt also 43,27 (√1872)
  2. Diagonale des Nikon CX-Sensors: 13,20² + 8,80² = 251,68. Die Diagonale beträgt also 15,86 (√251.68)
  3. Crop Faktor: 43.27 / 15.86 = 2.73

Wir können also sehen, dass der Crop-Faktor des Nikon CX-Sensors 2,73x beträgt, was normalerweise einfach auf 2,7x gerundet wird.

Crop Faktor Tabelle

Folgend findest du die Crop Faktor Tabelle, bei welcher du einfach die effektiven Brennweiten je nach Crop-Faktor ablesen kannst, anstatt mühsam den Crop Faktor zu berechnen. Werfen wir nun einen Blick auf die üblichen Brennweiten (Spalte links) und Cropfaktoren (Zeile oben) sowie die sich daraus ergebenden äquivalenten Brennweiten (Mittelfeld):

Brennweite Crop Faktor
35 mm (1,0x) 1,5x 1,6x 2,0x 2,7x
14 mm 21 mm 22.4 mm 28 mm 37.8 mm
18 mm 27 mm 28.8 mm 36 mm 48.6 mm
24 mm 36 mm 38.4 mm 48 mm 64.8 mm
35 mm 52.2 mm 56 mm 70 mm 94.5 mm
50 mm 75 mm 80 mm 100 mm 135 mm
85 mm 127.5 mm 136 mm 170 mm 229.5 mm
105 mm 157.5 mm 168 mm 210 mm 283.5 mm
200 mm 300 mm 320 mm 400 mm 540 mm

Wie du in der Crop Faktor Tabelle sehen kannst, können die Grösse des Sensors und sein Crop-Faktor einen drastischen Einfluss auf die äquivalente Brennweite eines Objektivs haben. Ein 200-mm-Objektiv auf einem kleinen Sensor mit einem 2,7-fachen Faktor (Nikons CX-Kameras) ergibt eine äquivalente Brennweite von 540 mm. Was bedeutet das?

Je höher der Crop-Faktor, desto höher ist die effektive Brennweite. Damit bist du aber nicht effektiv näher am Motiv, sondern hast lediglich einen kleineren Bildausschnitt.

Da muss man erst mal leer Schlucken. Richtig gelesen, die effektive (äquivalente) Brennweite ist nicht einfach das, was auf dem Objektiv steht. Die Grösse des Sensors nimmt da grossen Einfluss.

Äquivalente Brennweite

DU willst es genau wissen? Die Brennweite eines Objektivs ist die physikalische Eigenschaft eines Objektivs. Ändert sich der Kamerasensor nicht, so ändert sich auch die Brennweite nicht. Wenn du dir also die obige Crop Faktor Tabelle ansiehst, bedenke, dass der kleinere Sensor dein Objektiv nicht auf magische Weise in ein längeres Objektiv verwandelt. Er schneidet nur einen grossen Teil des Bildes ab, wie in der Abbildung unten gezeigt:

Crop Faktor Äquivalente Brennweite
Beim Crop Faktor wird der Rand des Bildes abgeschnitten. (@YouTube)

Leichtere Objektive dank Crop Faktor

Schaue dir nun das obige Bild noch einmal an und beachte, wie viel von dem Foto abgehackt wird. Die Hersteller haben schnell erkannt, dass die Verwendung kleinerer Sensoren Vorteile hat. Da die Ränder des Bildkreises nicht verwendet wurden, konnten sie kleinere Objektive herstellen. Diese verbrauchten weniger Glas und ermöglichten somit ein kompakteres und leichteres Objektivdesign. Dies führte zunächst zur Entwicklung kleinerer und leichterer Objektive. Mit dem Fortschritt der Technologie wurden dann „spiegellose“ Kameras der neuen Generation entworfen. Diese spiegellosen Kameras wurden speziell mit Crop-Sensoren und kleineren Objektiven hergestellt, um kompakter und leichter zu sein.

Heute wirst du auf der Suche nach DSL-Objektiven häufig auf Objektive stossen, die speziell für Kameras mit Crop-Sensoren hergestellt wurden. Da diese Objektive einen kleineren Bildkreis haben, funktionieren sie meist nicht an Vollformatkameras. Funktionieren sie aber trotzdem, weisen die Bilder sehr dunkle Ecken auf, da der Sensor und das Objektiv bezüglich der Grösse nicht übereinstimmen.

Kennzeichnung Crop-Format bei Objektiven

Objektive die speziell für den Einsatz von Crop-Sensoren hergestellt wurden, werden auch dementsprechend gekennzeichnet. Kamerahersteller haben Abkürzungen entwickelt, um den Unterschied zwischen speziellen Objektiven und „normalen“ Objektiven klar darzustellen. Diese werden an die Objektivbezeichnungen hinzugefügt. Hier findest du eine Liste mit Abkürzungen für Objektive für Crop-Sensoren von verschiedenen Objektivherstellern:

  • Nikon: DX (Siehe Nikon Abkürzungen)
  • Canon: EF-S, EF-M (Siehe Canon Abkürzungen)
  • Sony / Konica Minolta: DT, E (Siehe Sony Abkürzungen)
  • Pentax: DA
  • Samsung: NX
  • Sigma: DC (Siehe Sigma Abkürzungen)
  • Tamron: Di II
  • Tokina: DX

Stell dir vor, du siehst dir ein Nikon-Objektiv an und auf dem Etikett steht „DX“. Dies zeigt in diesem Fall an, dass das Objektiv nur für die Verwendung mit Nikon DX-Kameras mit Crop-Sensor konzipiert ist. Währenddessen bezeichnen die Canon-Objektive diese Verwendung als „EF-S“.

Hier ein Beispiel an einem Sony Makro Objektiv. Siehst du das „E“?

sony objektive E 30

Welches Objektiv passt auf welche Kamera?

Einige Objektive sind also speziell für die Verwendung mit Crop-Sensor-Kameras entwickelt wurden. Umgekehrt funktionieren Standard-Vollformat- bzw. ältere 35mm-Filmamer Objektive sowohl mit Crop-Sensor- als auch mit Vollformatsensor. Der F-Anschluss von Nikon beispielsweise ermöglicht die Montage sowohl von Vollformat- als auch von DX-Objektiven. Dasselbe gilt für spiegellose Kameras von Sony, die den gleichen Sony E-Anschluss haben. Du könntest sie aber mit Objektiven verwenden, die speziell für Sony-Kameras mit Crop-Sensor entwickelten wurden, so wie beispielsweise die Sony A6000. Hier ist die neue Sony A7 III (Vollformat) im Vergleich zur Sony A6000 (Crop Faktor):

Crop Faktor Sony Vergleich
Sony A7 III vs. Sony A6000.

Wie du sehen kannst, haben beide den gleichen E-Mount (Objektivanschluss), aber die Unterschiede in der Sensorgrösse sind offensichtlich. Beim Kauf von Objektiven für die A7 II/III musst du Vollformat-„FE“-Objektive kaufen, während du für die A6000 sowohl FE-/Vollformat-Objektive als auch normale Objektive der E-Serie mit kleinerem Bildkreis verwenden kannst.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die besten Objektive für Digitalkameras in der Regel Vollformatobjektive sind (mit wenigen Ausnahmen). Deshalb sind sie oft teurer und qualitativ hochwertiger im Vergleich zu ihren kleineren Pendants. Leider waren weder Nikon noch Canon bestrebt, sehr hochwertige Objektive für ihre Crop-Sensor-Kameras herzustellen. Denn beide haben nur ein paar Objektive auf Profi-Niveau und der Rest der Produktlinie besteht meist aus Objektiven mit langsamen Zoom.

Sensorauflösung nicht vergessen!

Erinnerst du dich an das 8×10 gedruckte Foto, über das ich oben gesprochen habe? Erinnerst du dich auch noch an den Vergleich zwischen Crop Faktor und dem Zuschneiden eines Bildes mit einer Schere? Diesen Vergleich kannst du problemlos so anwenden. Es gibt jedoch einen wichtigen Faktor, den wir nicht vergessen sollten – die Sensorauflösung. Da jeder Sensor einer Digitalkamera aus Millionen von Pixeln besteht, sollte die Verwendung eines kleineren Sensors zu weniger Pixel führen, nicht wahr? Das muss aber nicht so sein. Wenn der Sensor aus physisch kleineren Pixeln besteht, könnten zwei unterschiedliche Sensorgrössen die gleiche Auflösung haben. In einigen Fällen könnte ein Crop-Sensor sogar tatsächlich mehr Pixel haben als ein Vollformatsensor. Dazu gleich ein Beispiel. Mehr dazu aber auch in unserem Beitrag zum Thema Megapixel.

Beispiel Nikon D4 und Nikon D7000

So hat die Nikon D4 beispielsweise 16 Millionen Pixel auf ihrem 36,0 x 23,9 mm grossen Vollformatsensor, während die Nikon D7000 ebenfalls 16 Millionen Pixel auf ihrem 23,6 x 15,6 mm grossen Sensor hat. Wie du siehst unterscheiden sich die beiden Kameras drastisch in der Sensorgrösse, nicht aber in der Pixelanzahl. Der Unterschied liegt hier in der physikalischen Grösse jedes Pixels. Die Nikon D4 hat viel grössere Pixel (7,3 µm), während die Pixel der D7000 mit 4,78 µm viel kleiner sind. So sind diese Pixel im Grunde genommen näher aneinander gepackt.

Nachteile von kleinen Pixeln

Einen Haken hat das ganze aber schon: Kleine Pixel führen nämlich zu mehr Bildrauschen und weniger Dynamikumfang in den Bildern. Daher erreicht die Nikon D7000 einfach nicht die Bildqualität der Nikon D4, dies vor allem in Situationen mit wenig Licht. Aus diesem Grund sprechen die Hersteller so gerne von Megapixeln und nicht von Sensorgrössen. Sie wollen, dass man auf die ausgefallene Megapixelzahl achtet und die Sensorgrösse dabei ignoriert. Deine Handy-Kamera hat vielleicht die gleiche Auflösung wie deine DSLR, aber das bedeutet sicher nicht, dass die beiden die gleiche Bildqualität liefern.

Crop Faktor Nikon Vergleich
Nikon D4 vs. Nikon D7000.

Vorteile von Sensoren mit Crop-Faktor

Im Verlauf der Zeit verbesserten sich Crop-Sensoren, und das Rauschen konnte recht gut vermindert werden. Insbesondere bei niedrigen bis mittleren ISO-Werten. Bei gutem Licht wirst du es schwer haben, Unterschiede in der Bildqualität zwischen Vollformat- und 1,5-1,6x Crop-Sensoren zu erkennen. Es gibt hier also sicherlich Vorteile von Crop-Sensor-Kameras. Kleinere Pixel schneiden bei gutem Licht also recht gut ab. Nimmst du zwei Kameras mit unterschiedlicher Sensorgrösse, aber gleicher Auflösung bei Tageslicht, dann könnte die Kamera mit kleinerem Sensor tatsächlich von Vorteil sein. Denn mit ihr kommst du näher an das Geschehen heran. Obwohl das Bild immer noch beschnitten wird, wird es gleichzeitig vergrössert.

Wenn wir auf das Beispiel des gedruckten 8×10-Fotos zurückkommen, stell dir folgendes vor: Du schneidest die Ecken des Fotos ab, um ein 6×8 zu erhalten. Aber dann nimmst du dieses 6×8 und vergrösserst es wieder auf ein 8×10-Foto (z.B. durch Scannen und Nachdrucken). Das ist im Grunde das, was hier vor sich geht.

Verwendung für Sport- und Tierfotografen

Sport- und Tierfotografen könnten den oben beschriebenen Effekt bevorzugen. Denn ihre langen Objektive verleihen ihnen bei Verwendung von Kameras mit Crop-Sensor eine grössere „Reichweite“. Zum Beispiel entspricht ein 300-mm-Objektiv an einer Crop-Sensor-Kamera in Bezug auf das Sichtfeld einem 450-mm-Objektiv an einer Vollformatkamera. Wenn die Leistung bei schwachem Licht nicht entscheidend ist, so ist das ein ziemlich grosser Gewinn an Reichweite. Das setzt natürlich voraus, dass das verwendete Objektiv tatsächlich in der Lage ist, so viele Details aufzulösen. Einige ältere Objektive, die nicht für hochauflösende Sensoren ausgestattet sind, können das möglicherweise nicht. Deshalb profitierst du in diesem Falle auch nicht von einer besseren Reichweite.

Crop Faktor Tierfotografie
Die Tierfotografie kann von der kleinen Sensorgrösse profitieren. (@pixabay.com)

Fazit zum Crop-Faktor

Du hast es geschafft! Wir sind nun endlich am Ende dieser Einführung angelangt. Ich hoffe, ich konnte dir einen guten Überblick über den Crop Faktor geben und habe dich nicht noch mehr verwirrt. In diesem Artikel findest du noch mehr Informationen zum Thema „Cropfaktor und Vollformatkamera“. Hast du Fragen oder Anmerkungen, so schreibe diese doch in die Kommentare.

14 Gedanken und Fragen

  1. AWE

    Gut geschrieben und ausführlicher Artikel. Danke.

    Sehr nützlich fände ich, wenn ihr auch den Zusammenhang zwischen Lichtstärke und Cropfaktor erläutern würdet. Ich musste lange im Internet suchen, bis meine Vermutung bestätigt wurde, dass mit einem hohen Cropfaktor die Lichtstärke abnimmt.
    Man bezahlt für die höhere Brennweite also mit einer niedrigeren Lichtstärke.
    Den genauen Zusammenhang hier zu erläutern, wäre wirklich sinnvoll.

    Antworten
  2. Stephan Freudenberg

    So wertvoll Dein Bericht! Danke vielmals 🙂

    Antworten
  3. AWE

    Hier die Umrechnungen:
    KB-Äquivalent-Brennweite = Echt-Brennweite x Crop-Faktor
    KB-Äquivalent-Blendenwert = Echt-Blendendenwert x Crop-Faktor
    KB-Äquivalent-ISO-Wert = Echt-ISO-Wert x (Crop-Faktor)²

    Ausführliche Erläuterung: https://fotovideotec.de/cropfaktor/

    Antworten
  4. Anonymous

    Wirklich gut und verständlich geschrieben. Ich möchte schon seid Monaten eine neue Kamera kaufen und bin mit den ganzen Daten rundherum total überfordert. 🙂

    Antworten
    1. R. Bilke

      Guten Tag,
      sehr guter Bericht…noch eine Frage: @Dies zeigt in diesem Fall an, dass das Objektiv nur für die Verwendung mit mit Crop-Sensor konzipiert ist, muss man in diesem Fall die angegebene Brennweite nicht mehr umrechnen? Also z.B. 50mm bleit 50mm?

      MfG
      R. Bilke

      Antworten
  5. fredo

    Also das mit der Physik ist für jedes System GLEICH!
    Es kommt auf die Normierung an, und die wird vom Motiv und künstlerischen Willen des Fotografen bestimmt!
    Beispiel Freistellung: „normal“ ist 90mm KB bei f2 was wiederum 45mm mit f1.2 an mFT entsprechen würde! Da das mFt Objektiv aber 2x Lichtstärker ist, kann die Aufnahme mit 200 statt 400 ISO gemacht werden!
    Umgekehrt auf Empfindlichkeit normiert, benötigt mFt 400Iso, wenn f2 verwendet wird!
    Dabei ist die „Freistellung“ um den Faktor 2 geringer!
    Für Portrait ist aber noch das Seitenverhältnis zu beachten!
    Das KB klassische „Handtuchformat mit 2 zu 3“ ist hochkant das Grauen, bei Landschaft dafür aber sehr schmeichelnd! (Hang zum Pano 16:9 TV like)
    Beim klassischen Portrait alter „Öl-Meister“ herrscht hingegen 4 zu 3 vor!
    Was die Seitenwahl bei mFt ist!
    In der Skizze zu KB/ Crop mit dem Schlossturm, wäre ein Drehen der Formate Hilfreich; so das der Turm mit Spitze die obere Bildkante gerede erreicht!
    Dann sieht man wieviel Rasen (bei 4:3/3:2) im Vordergrund stehen bleibt!
    Warum gerade so eine Skizze? Sie würde gleichzeitig erklären können, warum man kein Tilt/shift Objektiv benötigt um bei Architekturaufnahmen, wo kein Zenztralperspektivstandort wählbar ist; trotzdem fast keine sichtbaren „nach Hinten kippenden“ Häuserfronten möglich sind.
    Man belichtet den höchsten Punkt des gebäudes nahe an der oberen Bildkante (Hochformat) und schneidet den dadurch entstehenden Vordergrund (Rasen Kies Straße usw) einfach ab.
    Beim 3:2 Hochformat hat das den Vorteil, das beschnittene Bild ist dann automatisch 4:3! Ist das Grundformat 4:3 (mfT) benötigt man für das gleiche Bild an 3:2 mit 24mm ww bei mfT ein 21mm ww (alles auf KB bezogen)!
    Wirklich klein, günstig, noch bedienbar, leicht und mit den „Lieblingsbildwinkeln“ bestückt reicht eine X-A1 und TTartisan 17mm f1.4 / 35mm f1.4 / 75mm f1.2
    lg

    Antworten
  6. Max

    Müsste hier in der Tabelle nicht andersherum gerechnet werden? 31mm APS-C entspricht 50mm Vollformat? Also 31*1,6 = 50? Hier wurde in die falsche Richtung gerechnet

    Antworten
  7. Markus

    Hallo,
    schöner Beitrag!
    Ich bin aber immer noch etwas verwirrt, da wie du schön beschrieben hast, früher zu 35 mm-Zeiten alles ganz einfach war. 🙂
    Nach längerer Abstinenz habe ich nun eine Canon 700D zusammen mit dem Standart EF-S Zoom Objektiv 18-55 mm 1:3.5 – 5.6 IS geschenkt bekommen.
    Das Objektiv ist also für den Crop Sensor optimiert. Entspricht bei diesem Corp optimierten Objektiv die Brennweite der Realbrennweite oder muss ich auch hier mit dem Cropfaktor 1.6x rechen? Heißt also das Objektiv hätte dann einen Brennweite von 28 -88mm und wäre damit vergleichbar mit meinem alten 28 -70 mm FD Objektiv?
    Grüße

    Antworten
    1. Mark

      Hi,
      ich habe eine alte Sony A3000 mit dem Kit-Objektiv 18-55. Ist beides auch APS-C, obwohl am Objektiv das oben beschriebene „E“ fehlt. Hab mal geschaut, die Objektivöffnung am Bajonett ist so klein, das kann kein Vollvormatobjektiv sein. 🙂
      Zu deiner Frage:
      Ich denke, dass du tatsächlich den Crop-Faktor mit einbeziehen musst, um einen Vergleich zu deinem alten Objektiv zu erhalten.
      Am Besten du schaust dazu mal in dein Smartphone bei den Informationen zum gemachten Foto. Bei mir (iPhone) bekomme ich, wenn ich z.B. ein Bild mit 18mm (Einstellung am Objektivring) gemacht habe in den Infos der Fotos-App angezeigt, dass die Brennweite 27mm beträgt. Teile ich die 27mm durch 1,5 (Crop-Faktor der Sony), erhalte ich 18.
      Das iPhone zeigt also die äquivalente Brennweite an. Somit ist die auf dem Objektiv angegebene Brennweite die „APS-C-Brennweite“. Das dürfte dann bei deiner 700D samt Standardobjektiv genau so sein.

      Ich hoffe das hilft dir…

      VG

      Antworten
  8. Florian

    Danke für diesen tollen Beitrag!

    Antworten
  9. Erich

    sehr gute Erklärungen

    Antworten
  10. Thomas Dieckmann

    Wow wieder mal was dazu gelernt, aber eins kriege ich keine Klarheit….
    Ich habe die Nikon Z50 (DX) und einen NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S.

    Wenn ich beispiel ein DX Objektiv wie NIKKOR Z DX 18–140 mm 1:3,5–6,3 VR verwende, müsste ich dann den Cropfaktor von 1,5 dazu rechnen,
    auch wenn da DX steht, oder bleibt es bei den Zahlen?
    Oder beispielweise das Vollformatobjektiv NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S an
    der Z50 (APS-C), ich weiß nur, dass ich dann eine Brennweite von
    52mm im Vergleich zu einer Vollformatkamera habe.

    Wie schaut es mit der Blende aus, muss man da auch x1,5 rechnen?
    Vergleichsbeispiel wie oben die 2 Objektive?

    Man liest viel über Brennweiten aber in Sachen Blende finde ich da nichts
    und viele Youtubern haben eine Vollformatkamera, drum stehen meine Frage
    wieder im Abseits…..

    Antworten
    1. fredo

      Da die Blendenzahl eine Verhältniszahl Brennweite/Öffnung

      Physisch bleibt ein 50mm Objektiv an einer Crop 1 Kamera (35er) das gleiche wie an der Crop 1,5 Kamera!
      Auch die Blende 2,8 bleibt bei beiden die gleiche!

      Was sich Ändert ist der genutzte Bildwinkel und der genutzte Durchmesser. Aber da dieser sich im gleichen Verhältnis ändert; bleib alles wie es ist.
      Das Bild ist ja überall (zumindest theoretisch ) gleich hell ausgeleuchtet.

      Antworten
  11. fredo

    Die Formate haben eine Diagonale .
    Das KB (oder 135 von der Filmbezeichnung) hat 24mm x 36mm Wurzel ² aus der Summe de Quadrate ergibt 43,3 mm Bildkreisdurchmesser !
    Normal wird es genannt, weil die Brennweite (40-58mm) im Bildwinkel das es zeigt,
    im Nahbereich und Hintergrund die Objekte im Bild in ihrer Größe im gleichen Verhältnis zueinander in der Größe darstellt.
    Kurzer Brennweiten mit weiteren Bildwinkel erzeugen im Nahbereich ein größere, im Hintergrund eine kleinere Darstellung. Mit längeren Brennweiten verhält es sich umgekehrt.
    Sie vergrößern scheinbar weiter zurück liegendes, daher „komprimieren“ Tele.
    Jedes Format hat entsprechend seines Bildkreises eine andere „Normalbrennweite“.
    Diese entspricht dem Crop-Faktor bezogen auf die 50mm bei KB.
    Das „halb-Format“ Film (18 x24) wäre ein crop von 43,3/30mm 1,44 mit 3:4 Seitenverhältnis
    Das DX Nikon Sony Pentax Format oder auch APS-C hat aber 15,6 x 23,3mm und einen Bildkreis von nur 28, xx mm 43,3/ 29mm ergibt 1,493 also rund 1,5 !
    Bei Canon ist der Sensor 22,3 x 14,xx was einem Crop von 1,6 ergibt oder einem Bildkreis von 26,5mm!
    Damit ist das Canon mit 28mm als Normalbrennweite behaftet, das APS-C mit rund 29mm Bildkreis zwischen 28 und 35mm .
    Beim Crop 2 (Olympus) braucht man schon ein KB um 24mm um auf ein Normal in der Bildwirkung zu kommen.
    Nutzt man ein 24mm einer Kleinbildkamera (24 x36 oder 135 Format /Full Format ist der Werbebegriff von Canon !) an einer Canon mit 22 x 15mm Sensor, so hat man ein Normalobjektiv!
    Dein DX Kamera hat einen 15 x23mm Sensor das 35mm DX Objktiv entspricht also einem normalen Bildwinkel und zeigt das gleiche wie ein um 50mm Brennweite Objektiv an einer
    Kleinbild Kamera.
    Rein physisch kann man DX Objektive mit Z Mount auch an einer Z KB Kamera anschließen. (bei Canon auchsogar bei den R Systemen
    Da der Bildkreis aber nur 29mm statt 43mm beträgt, bleibt das meiste Schwarz um eine runden Kreis
    Umgekehrt hat ein 35mm KB Objektiv eine größeren Bildkreis an einer DX Kamera, daher sieht man vom gesamten möglichen Bildkreis, in das eine 24×36 Rechteck passen würde nur das 15 x 23mm Bild was der DX Sensor aufnehmen kann!
    Da bezogen auf den Bildwinkel; den das KB abbilden könnte, aber nur einen Ausschnitt (crop) sieht der hat das KB Weitwinkel am DX eine Tele Wirkung!
    Das 35mm KB Weitwinkel, wird an der DX zum Normalobjektiv.

    Letztlich kann man sagen, das das „Crop-Problem“ mit „Umrechnung“ nur Kameras haben, die mehr KB-Optiken auch für DX Kameras ihrer Marke verkaufen-
    Fuji oder Olympus haben nur ihre „nativen“ zum Bildkreis ihres Kamerasensors passende Objektiv!.
    Da diese immer dem Bildkreis entsprechen und auch voll ausleuchten (unbeachtet der Vignetierung) sind diese immer Vollformate! So wie jedes iPhone!
    Das Vollformat ist also keine Fragen der Sensorgröße, sondern der passenden Bildkreise zum Sensor!
    Das Canon Nikon und Pentax zu wenig „native“ objektive für ihre DX/Aps-C Sensorgröße anbieten, st ein Hersteller-Problem.

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