Bewegung fotografieren für Anfänger erklärt
Motive in Bewegung fotografieren ohne störende Unschärfe – wie geht das? Wie du das schaffst, erkläre ich dir in diesem Artikel.
Als Fotograf machst du es dir zur Aufgabe, ein kleines Stück des Lebens einzufangen und unsterblich zu machen. Nur du weißt dabei, was unmittelbar vor oder nach der Aufnahme passiert ist. Um deine Motive lebendig erscheinen zu lassen, ist es jedoch manchmal wichtig, ihre Bewegtheit darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Warum Bewegung fotografieren?
Die Darstellung von Bewegung kann sehr wichtig für die Aussage deines Bildes sein. Stell dir zum Beispiel vor, dass du einen Hund im vollen Lauf, einen fahrenden Zug oder im Wind schwankende Bäume aufnehmen möchtest. Um diese Szenen zum Leben zu erwecken, musst du ihre Bewegtheit erfassen. Auch Fotografie-Anfänger kennen meist Beispiele für faszinierende Bewegungsfotos und wollen ihnen nacheifern. Um erfolgreich Bewegung fotografieren zu können, solltest du dich jedoch zunächst mit den verschiedenen möglichen Techniken auseinandersetzen.
Verschiedene Techniken, unterschiedliche Ergebnisse
Die verschiedenen Varianten des Fotografierens von Bewegung unterscheiden sich nicht nur in der Vorgehensweise, sondern verfolgen meist auch ein etwas unterschiedliches Ziel. Dabei spielt vor allem der Fokus eine entscheidende Rolle: er kann auf ein oder mehrere Objekte gesetzt sein, während der Rest des Bildes verschwimmt. Es kann aber auch das gesamte Bild entweder unscharf oder fokussiert sein. Welche dieser Varianten du verwendest, hängt davon ab, welche Aussage du mit deinem Foto treffen möchtest.
Vorteile von Bewegungsfotografie
Ein zunächst naheliegender Grund ist ganz einfach die realistische Darstellung einer Situation. Die Bewegung ist häufig eine wichtige Eigenschaft des fotografierten Objektes oder der Szene. Bewegung fotografieren kannst du aber auch aus ganz anderen Gründen. Sie kann auch als Stilmittel – als Stimmungsmacher auftreten. Denk einmal darüber nach, welche Stimmung zum Beispiel im Wind rauschende Blätter oder das hektische Treiben einer Stadt in dir auslösen.
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Bewegung eignet sich außerdem, um ablenkende oder störende Elemente einer Aufnahme auszublenden. Wenn du zum Beispiel eine Person vor dem Hintergrund einer verkehrsreichen Straße fotografieren möchtest, lohnt es sich eventuell, alles außer dem Hauptmotiv verschwimmen zu lassen. So wird der Fokus des Betrachters automatisch auf den wichtigsten Punkt in deinem Bild gelenkt. Mehr über den bewussten Umgang mit Bewegungsunschärfe findest du hier.
Bewegung fotografieren – 2 Wichtigste Techniken
Der entscheidende technische Faktor beim Fotografieren von Bewegung ist die Verschlusszeit. Dabei gilt: Je kürzer die Verschlusszeit, desto stärker der Fokus auf deinem Objekt. Entsprechend wird das Bild bei einer längeren Verschlusszeit verschwommen. Darauf basieren die folgenden zwei Haupttechniken:
#1 Verschwommenes Objekt, scharfer Hintergrund
Wie schon erwähnt, kannst du dich entscheiden, bestimmte Aspekte des Bildes verschwommen erscheinen zu lassen, während andere stark im Fokus stehen. Stell dir zum Beispiel vor, dass du einen Hochgeschwindigkeitszug fotografieren möchtest, der vor einem Hintergrund aus Bäumen vorbeirauscht. In diesem Fall könntest du den Hintergrund nutzen, um die hohe Geschwindigkeit des Zuges sichtbar zu machen. Das funktioniert, in dem du den Zug verschwimmen lässt, die Bäume aber im Fokus hast. Diesen Effekt erreichst du, in dem du eine lange Verschlusszeit verwendest und die Kamera möglichst ruhig hältst.
Um deine Kamera ruhig zu halten, solltest du unbedingt ein Stativ verwenden!
# 2 Verschwommener Hintergrund, Objekt im Fokus
Die zweite häufig verwendete Technik zum Bewegung fotografieren funktioniert genau gegensätzlich und ist auch etwas komplizierter. Mit ihr kannst du Bewegung fotografieren und deutlich machen, indem du den Fokus auf das Hauptobjekt setzt und den Hintergrund verschwimmen lässt. In unserem Beispiel bliebe der Zug also deutlich erkennbar, während die Bäume im Hintergrund verwischen. Wie auch bei der ersten Technik bedienst du dich einer langen Verschlusszeit, der große Unterschied liegt allerdings in der Handhabung der Kamera. Statt sie mit einem Stativ ruhig zu halten, verfolgst du mit ihr das sich bewegende Objekt. Das bezeichnet man als Panning bzw. Mitziehen.
Panning
Als Fotografie-Anfänger kann es sehr verwirrend sein, die Kamera während der Aufnahme absichtlich zu bewegen. Schließlich verbringen wir einen Großteil unserer Zeit damit, sie möglichst ruhig zu halten, damit unsere Fotos nicht verwackeln. Natürlich soll auch beim Panning die Bewegung der Kamera nicht willkürlich sein, sondern im Verhältnis zur Bewegung des Objektes stehen.
Beim Panning muss nicht nur die Richtung, sondern auch die Geschwindigkeit stimmen!
Wenn der Zug in unserem Beispiel von Osten nach Westen fährt, musst du also deine Kamera während der Aufnahme ebenfalls von Ost nach West schwenken und dabei versuchen, mit der Geschwindigkeit des Zuges mitzuhalten. Die besten Ergebnisse erhältst du, wenn du einen klaren Blick auf das Objekt hast und dir genug Bewegungsfreiheit bleibt, um deine Kamera parallel zum Objekt mitzuziehen.
Vielleicht kannst du dir inzwischen schon denken, dass die Kunst des Panning nicht ganz einfach zu meistern ist. Du solltest dir deshalb ausreichend Zeit zum Üben nehmen. Dafür eignen sich zum Beispiel Aufnahmen von Sportlern, die sich schnell bewegen (z.B. Läufer, Fußballer, Basketballer). Konzentrier dich dabei auf einen Punkt und versuch trotz der Bewegung, ihre Gesichtsausdrücke einzufangen, während du den Hintergrund verschwimmen lässt. Mit viel Zeit und Erfahrung wird dir das Panning dann immer leichter fallen. Auf jeden Fall erreichst du mit dieser Technik eine wirklich gute Ergänzung deiner fotografischen Fähigkeiten.
Noch mehr Tipps zum Mitziehen / Panning:
Bewegung fotografieren mit alternativen Techniken
Natürlich kannst du nicht nur einzelne Elemente deines Bildes verschwimmen lassen oder fokussieren. Du hast auch die Möglichkeit, die Aufnahme trotz der Bewegung quasi erstarren zu lassen, oder aber das gesamte Foto zu verwischen. Das Erstarren eines Bildes hat vor allem einen einzigartigen Effekt, wenn die Motive in sich eindeutig in Bewegung sind. So zum Beispiel ein Vogel, der vor einem Wasserfall vorbeifliegt: Die Logik sagt uns, dass sowohl Vogel als auch Wasser sich bewegen, auch wenn das rein fotografisch nicht erkennbar ist. Das Bild wirkt dann so, als ob du mitten in der Bewegung die Zeit angehalten hast – magisch! Für eine solche Aufnahme solltest du eine extrem kurze Verschlusszeit von mindestens 1/1000 Sekunde verwenden.
Bewegung fotografieren kannst du auch mithilfe der sogenannten Chronofotografie. Dafür benutzt du die Serienaufnahmefunktion deiner Kamera, um innerhalb der Bewegung mehrere Bilder entstehen zu lassen. Die kannst du dann später in der Nachbearbeitung zu einer Montage zusammenfügen. Auch für diese Methode ist ein Stativ unbedingt notwendig.
Das Geheimnis der idealen Verschlusszeit
Inzwischen weißt du, dass die Verschlusszeit einer der wichtigsten Faktoren ist, wenn du Bewegung fotografieren möchtest. Fotografie-Anfänger fragen deshalb oft nach der idealen Verschlusszeit. Das Problem dabei ist: es gibt keinen allgemeingültigen Wert für die Verschlusszeit, sie ist viel mehr immer von der individuellen Situation abhängig. Um in jedem Fall die bestgeeignete Verschlusszeit zu finden, stellst du dir am besten die folgenden Fragen:
- Wie schnell bewegt sich mein Objekt?
- Welche Entfernung besteht zwischen der Kamera und dem Objekt?
- Wie viel Bewegung soll mein Bild ausdrücken?
Wenn du auf diese Fragen klare Antworten gefunden hast, erahnst du schon in etwa, in welche Richtung du mit deiner Verschlusszeit gehen musst. Du weißt ja bereits: Je kürzer die Verschlusszeit, desto schärfer und deutlicher wird das Bild; je länger die Verschlusszeit, desto mehr verschwimmt es.
Trotzdem gibt es ungefähre Richtwerte, von denen aus du deine Kalkulation beginnen kannst. Für das Erstarren eines bewegten Objektes ist das zum Beispiel eine Verschlusszeit von 1/8000 Sekunde. Natürlich unterscheiden sich auch die verschiedenen Kameramodelle in ihrer Reaktion. Es führt also kein Weg daran vorbei, in jeder neuen Situation mit verschiedenen Verschlusszeiten zu experimentieren, bis du die ideale Einstellung findest.
Problem: Überschüssiges Licht
Wie die meisten fotografischen Methoden hat auch das diese so seine Tücken. Wenn du mit einer längeren Verschlusszeit arbeitest, um Teile deines Bildes zu verwischen, gibt es ein typisches Problem: Es kann passieren, dass zu viel Licht in deine Kamera einfällt, was dein Bild dann zu hell macht. Es gibt allerdings einige Möglichkeiten, das zu verhindern.
Als Erstes solltest du die Blende deiner Kamera kontrollieren. Je offener die Blende, desto mehr Licht gelangt nämlich in die Kamera. In dem du die Blende verkleinerst, kannst du also den Lichteinfall reduzieren. Außerdem kann eine Veränderung des ISO-Werts helfen. Wenn der ISO-Wert sehr hoch eingestellt ist, reagiert der Kamerasensor extrem empfindlich auf das einfallende Licht. Das kann wiederum zu störendem Bildrauschen führen.
Bewegung Fotografieren: Fazit
Hier noch einmal in Kürze die wichtigsten Tipps, um erfolgreich Bewegung zu fotografieren:
Als Erstes solltest du dir natürlich ein Motiv heraussuchen.Entsprechend entscheidest du dich dann für eine Methode:
- Objekt verschwommen > Hintergrund fokussiert
- Objekt fokussiert > Hintergrund verschwommen (Panning / Mitziehen)
- Gesamtes Bild verschwommen
- Gesamtes Bild fokussiert (erstarrt)
- Chronofotografie
Je nach Methode musst du eventuell auch ein Stativ verwenden.
Als Nächstes finde die korrekten Einstellungen auf deiner Kamera:
- Verschlusszeit
- Blende
- ISO-Wert
Dann kann es auch schon losgehen! Verzweifle nicht, wenn es nicht sofort klappt. Bewegung zu fotografieren ist kompliziert und braucht viel Übung und Geduld. Es wird sich aber ganz sicher lohnen. Erzähl uns doch in den Kommentaren, ob dir dieser Artikel den Einstieg erleichtern konnte und berichte von deinen eigenen Erfahrungen!
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