Inszenierte Fotografie vs. spontane Fotografie
Die inszenierte Fotografie ist bei vielen Reise- und Fotomagazinen sehr beliebt. Bis zu einem gewissen Grad lassen es Fotografen zu, dass eindrückliche Momente für eine Aufnahme inszeniert werden. Dadurch entstehen erstaunliche Bilder mit Garantie. Die inszenierte und aber auch die spontane Fotografie machen die Fotografie zu etwas ganz Besonderem. Und genau aus diesem Grund ist es von Vorteil, beide Arten zu kennen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist spontane Fotografie?
Im Gegensatz zur inszenierten Fotografie ist es bei der spontanen Fotografie oft der richtige Moment der Aufnahme, der das gewisse Foto ausmacht oder zerstört. Funktioniert das immer? Die Landschaftsfotografie ist ja nicht wirklich für spontane Momente gemacht. Aber auch da kann ein einsamer Wanderer plötzlich in deinem Foto auftauchen – und schon entwickelt sich eine spontane Geschichte in deinem Foto. Bei der Strassenfotografie geht es fast immer um den Moment der Aufnahme. Was kannst du also tun, um deine Chancen auf ein spontan gelungenes Foto zu erhöhen?
#1 Besuche Orte, die viel Action bieten
Wenn du ein guter Spontanknipser werden möchtest, besuchst du am besten Orte, an denen es viele solcher spontanen Momente gibt. Diese Orte trainieren dein Auge. Du lernst aufmerksam zu sein, um das Potenzial eines entscheidenden Moments zu erkennen – bevor er eintritt. Genau solche Momente sind das Gegenteil eines inszenierten Fotos.
Besuche die folgenden Orte, um deine Chancen auf spontane Begebenheiten zu erhöhen:
- Der lokale Markt – Finde heraus, wo der lokale Markt in deiner Nähe ist und wann er am belebtesten ist. Einige Märkte sind tagsüber total voll, während ein lokaler Fischmarkt in der Morgendämmerung die meisten Menschen anlockt. Die Verkäufer, die ihre Marktstände vorbereiten, das Essen, das gerade auf der Strasse zubereitet wird und die Interaktionen mit den Kunden haben alle ein grosses Potenzial für tolle, spontane Momente.
- Eine Veranstaltung – Veranstaltungen sind auch gute Orte zum Üben. Das können Sportveranstaltungen, Konzerte, Festivals oder Partys sein. Dort wirst du genauso viele spontane Interaktionen zwischen den Besuchern vorfinden. Am besten verwendest du ein Objektiv mit einer langen Brennweite, um auch entferne Szenen einfangen zu können.
- Eine belebte Strasse – Natürlich denkst du jetzt gerade an die Strassenfotografie. Nimm dir ein 50 mm Objektiv und mach dich auf die Suche nach interessanten Charakteren auf der Strasse. Wähle einen guten Standort aus und bleibe dort eine Weile. Achte auf deine Umgebung und lass den spontanen Moment auf dich zukommen.
#2 Experimentiere mit der Brennweite
Die Mehrheit der Spontan-Fotos werden Strassenfotos sein. Standardmässig verwendet man in solchen Umgebungen eine 50 mm Festbrennweite, obwohl das Experimentieren mit anderen Brennweiten natürlich ebenfalls gute Ergebnisse liefern kann. Wenn du längere Brennweiten verwendest, kannst du an weniger auffälligen Orten stehen bleiben und abwarten, bis die Aktion in deinem Bildausschnitt statt findet. Aus der Ferne wirst du auch einen besseren Überblick haben und du kannst dich in Ruhe auf das Geschehen konzentrieren. Sobald du ein Auge für diese Wahrnehmung hast, verwendest du einen breiteren Winkel – das verändert die Bildwirkung noch einmal.
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#3 Lass den Moment auf dich zukommen
In der spontanen Fotografie ist es dir durchaus erlaubt, auch mal das Motiv spontan auf dich zukommen zu lassen. Du denkst nun vielleicht gleich an die inszenierte Fotografie. Aber diese Methode hat einen entscheidenden Unterschied zur inszenierten Fotografie. Es ist noch immer ein natürlicher Moment, denn das Motiv handelt spontan und hat keine Anweisungen von dir entgegengenommen. Der Ort ist also fix und du bist in Position. Dann heisst es nur noch darauf zu warten, bis dein Motiv in in deinem Kamera-Sichtfeld auftaucht. Du wirst dafür sehr viel Geduld brauchen – manchmal sogar Stunden! Aber das Warten lohnt sich. Berücksichtige folgende zwei Faktoren, um ein gelungenes Foto zu erhalten.
- Der Rahmen – Mit einem Rahmen verleihst du deinem Foto eine grössere Bedeutung. Der Rahmen in deinem Bild kann eine beliebige Kulisse darstellen. Eine Allee aus Bäumen, ein Seeufer oder eine Betonwand innerhalb der Stadt. Versuche auch mehrere Motive in deinem Bild erscheinen zu lassen. Schlussendlich wählst du dann den interessantesten Schnappschuss.
- Ein Lichtschimmer – Eine grossartige Technik! Warte ab, bis dein Motiv im entscheidenden Moment in einem Lichtschimmer auftaucht. Dadurch erzeugst du bestimmt einen besonderen Moment für dein Foto. Und dann gilt es nur noch so schnell wie möglich den Auslöser deiner Kamera zu betätigen. Auf der Suche nach einem Lichtschimmer, achtest du am besten auf einen Innenraum mit einem Spalt im Dach. Dann belichtest du mit etwa -2 oder -3 EV für den Hintergrund und nimmst eine leichte Unterbelichtung für den sonnigen Bereich in deinem Bild.
#4 Reagiere schnell
Manchmal geht ein Moment blitzschnell vorbei. Nicht jede Spontanität wird in Zeitlupe vor dir ablaufen. Halte überall deine Augen offen und sei bereit, den Auslöser deiner Kamera schnell zu betätigen. Für die perfekte, schnelle Aufnahme nimmst du am besten eine mittlere Blende, zum Beispiel f/5.6 statt f/1.8. Dies hilft dir, das Bild schneller scharf stellen zu lassen. Je nach Lichtverhältnis musst du die Blende halt trotzdem öffnen, damit der Autofokus funktioniert und das Bild nicht zu dunkel wird. Trainiere deine Reaktionsfähigkeit auf einem belebten Markt. Dort wirst du bestimmt viele schnelllebige Situationen vorfinden und deine Fertigkeiten verbessern können.
Was ist inszenierte Fotografie?
Das Gegenteil der spontanen Fotografie, ist die inszenierte Fotografie. Diese Art des Fotografierens wirst du regelmässig praktizieren, wenn du mit Models oder vielleicht als Hochzeitsfotograf arbeitest. Möchtest du ein perfektes Foto machen, das allein aus deiner Kreativität erschaffen ist? Dann bietet dir die inszenierte Fotografie genügend Raum dafür!
#1 Inszenierte Fotografie – allein oder in der Gruppe
Du kannst ein inszeniertes Foto natürlich aussehen lassen und damit eine starke Botschaft gezielt vermitteln. Die Frage ist jedoch, ob du allein oder mit einer Gruppe anderer Fotografen daran arbeiten möchtest. In wie weit hast du noch die generelle Kontrolle über das „kreative Schaffen“ in einer Gruppe? Zu wie vielen Teilen gehört dann das Foto noch dir? Das Fotografieren in einer Gruppe ist eine gute Möglichkeit, grössere Projekte auf die Beine zu stellen. Trau dich auch mal grössere Projekte mit anderen Fotografen zu teilen. Vielleicht lernst du noch etwas dazu. Wenn du aber alleiniger Herrscher der Kreativität sein willst und alles selbst bestimmen möchtest, dann ist es bestimmt von Vorteil auch allein zu fotografieren.
#2 Erzähl eine gute Geschichte
Ein perfekt inszeniertes Bild braucht eine gute Geschichte dahinter. Eine klare Vorstellung deiner Geschichte ist wichtig, damit du sie auch visuell auf deinem Foto vermitteln kannst. Du hältst also nicht wie in der spontanen Fotografie den fragilen Moment fest, sondern du erschaffst diesen Moment. Für ein inszeniertes Foto mit einer guten Geschichte, habe ich dir folgende Tipps für dich:
- Gestaltungselemente – Wähle einen Standort, der perfekt zu deiner geplanten Geschichte passt. Verwende für deine Bildkomposition natürliche Elemente von deinem Standort, um das Ganze noch spezieller zu gestalten. Das kann zum Beispiel ein natürlicher Rahmen in Form von Linien, Strassen, Pfade oder Tunneln sein. Wenn solche natürlichen Gestaltungselemente an deinem gewählten Standort nicht vorhanden sind, bastelst du dir ganz einfach einen künstlichen Rahmen. Wie wäre es mit einem rustikalen Holzrahmen oder einem schönen Blumenbogen?
- Die Geschichte – Um eine Geschichte zu erzeugen, lässt du dein Motiv zum Beispiel in die Ferne blicken. Damit weckst du die Neugier. Oder dein Motiv ist gerade an einer Tätigkeit, wie zum Beispiel beim Kochen, beim Spielen mit den Kindern oder es unterhält sich ganz einfach mit einer anderen Person. Lass deiner Kreativität freien Lauf und behalte dabei das Ziel im Auge, dein Foto so natürlich wie möglich wirken zu lassen.
- Der Hintergrund – Wenn du die richtigen Gestaltungselemente eingesetzt hast, spricht der Hintergrund bereits für sich. Behalte dennoch den Hintergrund im Auge, vor allem auf der Strasse, damit keine störenden Elemente die Geschichte deines Fotos beeinflussen.
#3 Mikromanagement
Der Prozess eines inszenierten Fotos geht noch weit über das hinaus, was du bereits gelesen hast. Du wirst dein Bild teilweise wirklich mikromanagen wollen! Das bedeutet, dass du sämtliche Details von der Beleuchtung bis hin zur Kleidung deiner Motive kontrollieren musst.
- Die Tageszeit – Der Sonnenstand wird dein Bild dominieren. Bei inszenierten Fotos gibt es absolut keine Entschuldigung dafür, dass dieser Faktor nicht stimmt. Dasselbe gilt auch für spontane Fotos. Fotografiere stets mit dem richtigen Sonnenstand in deinem Bild – sei das nun in der goldenen Stunde oder bei Sonnenaufgang.
- Beleuchtung – Entscheide, ob du natürliches Licht verwenden möchtest oder nicht. Du hast immer die Möglichkeit, auch reflektierende Oberflächen für dein Bild zu verwenden. Damit lenkst du das Licht dorthin, wo du es haben möchtest.
- Kleidung – Vor dem Fotoshooting besprichst du am besten mit deinen Models, was sie für das Fotoshooting tragen sollen.
- Ort – Ganz egal ob es sich nun um ein spontanes oder ein inszeniertes Foto handelt – passt für deine Idee eher ein belebter Standort oder eher eine menschenleere Kulisse?
#4 Kreative Techniken für die inszenierte Fotografie
Im Gegensatz zur spontanen Fotografie, kannst du für die inszenierte Fotografie kreative Techniken anwenden. In den meisten Fällen benötigen diese viel Zeit für den Aufbau. Und diese Zeit hast du nur, wenn du ein Foto inszenierst. Die Anwendung kreativer Techniken ist kein Muss, aber folgende 3 Ideen könnten dich vielleicht inspirieren.
- Lichtmalerei – Bring mit der Lichtmalerei-Technik etwas Bewegung in dein Bild. Beachte, das dein Motiv zu dieser Technik still steht oder sitzt. Denk dir dazu auch passende Posen für dein Motiv aus.
- Lichtbrechung – Die Prisma Fotografie verleiht deinen Bildern eine spannende Atmosphäre. Versuch auch mit anderen Hilfsmitteln, wie dem Wasser oder einem Spiegel, das Licht im Foto zu brechen.
- Mehl – Das Mehl in der Luft, ist eine gute Möglichkeit deinem Foto eine gewisse Dynamik zu verleihen. Hier findest du Inspiration und Beispiele.
#5 Der gewerbliche Aspekt
Gut inszeniert Fotos lassen sich besser verkaufen. Falls dieser Bereich noch neu für dich ist, habe ich dir ein paar Tipps für den Einstieg.
- Model-Release – Wenn du mit Models für gewerbliche Zwecke arbeitest, ist ein Model-Release unerlässlich. Mit einem Model-Release kannst du dich in Bezug auf die Veröffentlichung deiner Bilder absichern.
- Veröffentlichung – Es ist immer schön, seine Arbeit veröffentlicht zu sehen. Schau dir deine Fotos genau an und frage dich, in welchen Fotomagazinen dein Stil seinen Platz finden könnte. Oder du schreibst sogar zusätzlich zu deinen Fotos einen eigenen Artikel – alles ist möglich!
- Stockfotografie – Solange deine inszenierten Fotos natürlich wirken, eignen sie sich bestimmt auch für Stockportale. In den meisten Fällen bringen Stockfotos zwar keinen allzu hohen Verdienst, aber ein passives kleines Einkommen ist bestimmt möglich. Hier findest du unseren Stockfotografie-Leitfaden.
Inszenierte vs. spontane Fotografie
Ein Foto zu inszenieren ist eine Fertigkeit, die sich auch auf die Strassenfotografie übertragen lässt. Das heisst, auch wenn du generell eigentlich z.B. ein Modefotograf bist, kannst du die Ideen daraus entnehmen und gezielt in ein inszeniertes Strassenfoto einbringen.
Der Wunsch nach dem perfekten Foto ist bei den meisten Fotografen sehr gross. Nur mit geschärftem Instinkt wirst du es schaffen, richtig eindrückliche und einzigartige Momente mit der Kamera einzufangen. Es spricht viel dafür, die andere Seite der Medaille kennen zu lernen und sich als Geschichtenerzähler in der Fotografie zu üben.
Welche Art der Fotografie bevorzugst du? Würdest du auch mal einen Tag einen anderen Bereich der Fotografie ausprobieren? Schreibe uns deine Gedanken!
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