Autofokus richtig einstellen | Messfelder, Punkte und AF Modus
Wenn du mit einer Digitalkamera arbeitest, ist dir sicher schon einmal die große Auswahl an verschiedenen Autofokus Modi aufgefallen. Vielleicht warst du ratlos, wie du dich entscheiden sollst und was diese Abkürzungen überhaupt bedeuten. Keine Sorge, in diesem Artikel werde ich dir alle Varianten des Autofokus ausführlich und einfach erklären. Investiere ein paar Minuten und schon wirst du wissen, wie du die verschiedenen Modi für die besten Bildergebnisse ideal einsetzen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet eigentlich Fokus?
Fokussieren bedeutet ganz einfach, einen bestimmten Teil eines Bildes bewusst scharf und deutlich zu machen. Da unser Gehirn darauf trainiert ist, deutliche Konturen besser wahrzunehmen als verschwommene, ist der Fokus sehr wichtig für dein Foto. Er sorgt dafür, dass die Aufmerksamkeit des Betrachters auf diesen bestimmten Bereich gelenkt und so die Aussage des Bildes vermittelt wird. Diese beiden Bilder zeigen, wie der Fokus die Bildwirkung beeinflussen kann:
Falls du generell etwas über den Fokus lernen willst, dann lies noch diesen Artikel. Hier gehts es nun vor allem um den Autofokus.
Autofokus vs. Manueller Fokus
Neben dem Autofokus gibt es auch die Möglichkeit, durch das Drehen an einem Ring am Objektiv manuell zu fokussieren. Auch der manuelle Fokus hat durchaus seine Vorteile.
- Er erlaubt dir eine größere Kontrolle über die Feinheiten der Fokussierung. Damit hast du viel Freiheit für die künstlerischen Aspekte des Fotografierens.
- Du kannst individuell auf schwierige Lichtverhältnisse reagieren.
Der Nachteil des manuellen Fokus ist allerdings, dass er schwierig zu perfektionieren ist. Du musst also damit rechnen, einige Zeit und Mühe zu investieren bevor du wirklich meisterhaft manuell fokussieren kannst. Das kann bedeuten, dass gerade zu Anfang einige deiner Bilder nicht verwertbar sind.
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Der Autofokus auf der anderen Seite ist relativ unkompliziert und schnell, sodass du deine Aufmerksamkeit auf andere Details wie zum Beispiel Komposition und Belichtung richten kannst. Natürlich kannst du zwischen manuellem und Autofokus hin und her wechseln, entweder über die Kamera oder über das Objektiv. Je nach Kameramodell funktioniert das auf Knopfdruck oder über das Menü.
Wie funktioniert der Autofokus?
Was passiert in deinem Objektiv, wenn du den Fokus einstellst? Durch deine Einstellung verändern sich die Positionen der Glaselemente (Linsen) im Objektiv. Dadurch wird beeinflusst, welche der einfallenden Lichtstrahlen in welchem Winkel auf den Kamerasensor treffen. Der entscheidende Faktor für die Anordnung der Elemente ist der Abstand, von dem aus die Lichtstrahlen durch die Linse einfallen.
Daraus ergibt sich: Der Fokus ist abhängig von der Distanz der Kamera zum Motiv. Der Autofokus bietet dir nun eine Vorauswahl von möglichen Fokuspunkten an, von denen du selbst einen festlegen kannst. Die Menge der vorgeschlagenen Fokuspunkte ist dabei abhängig von deinem Kameramodell. Durch den Sucher kannst du deine Fokuspunkte erkennen. Die Kamera fokussiert nach deiner Auswahl selbstständig auf den Bereich direkt vor dem Fokuspunkt.
Wie stellst man den Autofokus richtig ein?
Nun weißt du, dass es weit mehr als nur eine Möglichkeit für den Autofokus gibt. Generell kann man beim Autofokus zwei Dinge einstellen:
- Autofokus Punkte: Das Feld oder die Fokuspunkte, auf welche der Autokus fokussieren soll.
- Autofokus Modus: Wie sich der Autofokus verhalten soll – z.B. bei Bewegung des Motivs
Schauen wir uns die verschiedenen Einstellungen einmal an.
Autofokus-Feld und Punkte auswählen
Die fortschrittlichen Digitalkameras von heute beschränken die Auswahl nicht nur auf einen einzelnen Fokuspunkt. So ergeben sich verschiedene Möglichkeiten für das Fokusfeld. Im folgenden Bild siehst ein Fokusfeld mit unterschiedlicher Anzahl Fokuspunkte. Deine Kamera bietet dir einige solche vordefinierten Felder, welche jeweils für einen bestimmten Zweck optimal sind.
Bei jedem Fokusfeld kannst du dann noch zusätzlich einstellen, auf welchem der Bereich / Quadrate effektiv der Fokus liegen soll. Das entsprechende Quadrat ist dann rot (Canon, Nikon) oder grün (Sony) – je nach Kamera.
Die Einstellungen für das Fokusfeld haben je nach Kamera-Marke verschiedene Namen. Der Erste bezieht sich jeweils auf Nikon, der Zweite auf Canon. Zwischen den folgenden Optionen kannst du dich bei der Auswahl des Messfeldes entscheiden:
#1 Einzelfeldsteuerung / Manueller AF-Punkt (Spot)
Die Kamera verwendet nur den von dir ausgewählten Fokuspunkt.
#2 Dynamische Messfeldsteuerung / AF Messfelderweiterung
Auch hier wählst du zunächst einen Fokuspunkt aus. Wenn sich dein Objekt jedoch bewegt, verändert die Kamera den Fokus entsprechend und erweitert ihn auf die umliegenden Fokuspunkte. Allerdings musst du der Bewegung des Objektes mit der Kamera folgen. Nur so kannst du sicherstellen, dass sie sich weiterhin an dem ursprünglich ausgewählten Fokuspunkt orientiert und immer wieder neu fokussieren kann.
#3 3D-Tracking
Wie gewohnt entscheidest du dich zunächst für einen Fokuspunkt. In diesem Modus folgt die Kamera deinem Objekt jedoch automatisch. Das funktioniert durch einen Algorithmus. Allerdings besteht das Risiko, dass sie ein neues Objekt registriert und stattdessen darauf fokussiert.
#4 Automatische Messfeldwahl
In diesem Modus arbeitet die Kamera komplett selbstständig bei der Auswahl der Fokuspunkte. Sie registriert das Objekt anhand der Kontraste im Bild. Das mag sehr praktisch erscheinen, überlässt dir jedoch wenig Kontrolle. Deshalb verwende ich diesen Modus selten und entscheide lieber selbst, auf was ich fokussieren möchte.
Im Artikel zu Autofokuspunkten haben wir das noch etwas einfacher und ausführlicher beschrieben.
Autofokus Modus auswählen
Die Auswahl des richtigen Autofokus Modus richtet sich nach der Situation und Beschaffenheit deines Motivs. Bei den meisten Kameras findest du diese Einstellungen entweder über das Menü oder direkt über einen Button. Die am häufigsten verwendeten Autofokusmodi sind:
- AF-S (Einzelautofokus)
- AF-C (kontinuierlicher Autofokus)
- AF-A (Autofokus-Automatik)
Auch diese Optionen haben je nach Marke unterschiedliche Namen.
#1 AF-S / One Shot AI für unbewegte Motive
Der AF-S Modus ist der einfachste der drei. Er arbeitet nur mit einem einzelnen Fokuspunkt, den du auf der Kamera über Pfeiltasten oder eine Drehscheibe auswählen kannst. Ein großer Vorteil des AF-S ist die Möglichkeit, die Scharfeinstellung zu speichern, indem du den Auslöser halb gedrückt hältst. Das ermöglicht dir, den Bildausschnitt zu verändern, ohne dadurch den Fokuspunkt zu verlieren.
AF-S eignet sich besonders für unbewegte oder kaum bewegte Objekte. Dazu zählen zum Beispiel Landschaftsaufnahmen, Stills oder statische Portraits.
#2 AF-C / AI Servo für bewegte Motive
Der kontinuierliche Autofokus ist hingegen besonders praktisch für Objekte, die sich ständig bewegen. Dazu zählen zum Beispiel Sportveranstaltungen, Fahrzeuge, Tiere oder Kinder. Hier wird die Einstellung nicht gespeichert, wenn du den Auslöser halb gedrückt hältst. Stattdessen verfolgt die Kamera dein Objekt und fokussiert immer wieder neu. Das ist für bewegte Objekte natürlich von großem Vorteil, allerdings verlierst du dadurch die Möglichkeit den Bildausschnitt zu verändern.
#3 AF-A / AI Focus
Die dritte Möglichkeit, der automatische Autofokus, erkennt selbstständig, ob das Objekt stillsteht oder sich bewegt. Je nachdem arbeitet es dann mit Einzel- bzw. kontinuierlichem Fokus. Das erscheint zunächst verlockend, weil du die Situation nicht selbst einschätzen musst. Tatsächlich kann der Wechsel zwischen den beiden Fokus-Optionen jedoch verwirrend und sogar störend sein. Das ist vor allem der Fall, wenn du nicht weißt, ob die Scharfeinstellungen gespeichert werden.
Autofokus und Fokusfeld richtig kombinieren
Da du sowohl für den Autofokus als auch für das Fokusfeld verschiedene Optionen zur Verfügung hast, gibt es einige Kombinationsmöglichkeiten. Das Zusammenspiel der beiden Einstellungen kann maßgeblich zur Bildqualität beitragen. Jedoch ergeben nicht alle Kombinationen zufriedenstellende Ergebnisse.
Einzelfeldsteuerung + AF-S Modus
Für Aufnahmen von unbewegten (Landschaften, Standbilder etc.) und kaum bewegten (Portraits) Motiven sind diese beiden Einstellungen ein Dream-Team. Du wählst einfach einen Fokuspunkt aus und die Kamera behält diesen bei.
Einzelfeld Steuerung + AF-C Modus
Diese Kombination ist ideal für bewegte Objekte wie Tiere, Kinder, Sport etc. Auch für die Naturfotografie unter schwierigen Wetterbedingungen wie z.B. Wind kann sie sehr praktisch sein. Wieder wählst du einen einzelnen Fokuspunkt aus, auf den die Kamera allerdings neu fokussiert, wenn sich das Objekt bewegt.
Achtung! Die Kamera fokussiert nur auf diesen einen Punkt, deshalb musst du sie mitbewegen.
Dynamische Messfeldsteuerung + AF-C Modus
Diese Einstellung brauchst du, wenn sich dein Objekt auf unvorhergesehene Weise bewegt. Hier fokussiert die Kamera nicht nur auf den ausgewählten, sondern gegebenenfalls auch auf die umliegenden Fokuspunkte.
Vielleicht fragst du dich jetzt, ob diese Kombination nicht in jedem Fall anwendbar wäre. Warum nur mit einem einzelnen Fokuspunkt arbeiten, wenn die Kamera den Bereich sowieso intelligent anpassen kann? Die Antwort lautet: Wenn dein Objekt nicht absolut klar aus seinem Umfeld heraussticht, kann sich die Kamera tatsächlich irren. So kann es sein, dass sie plötzlich ein anderes Objekt fokussiert, das in deinem Bild eigentlich nichts zu suchen hat. Aus diesem Grund ist der Einzelfokus für ein unbewegtes Objekt die genauere und sichere Wahl. Mit ihm erhältst du in jedem Fall ein scharfes und ansprechendes Bild von deinem tatsächlichen Motiv.
Vermeide folgende Kombinationen
Dynamische Messfeldsteuerung + AF-S Modus
Auch wenn du diese Kombination auf deiner Kamera auswählen kannst, solltest du es dennoch nicht tun. Diese beiden Einstellungen sind leider unvereinbar, da sie sich absolut widersprechen. So schreibt die dynamische Messfeldsteuerung vor, dass die Kamera falls nötig auf umliegende Fokuspunkte zugreifen soll. Da der AF-S Modus aber keine Re-Fokussierung erlaubt, kann das nicht funktionieren.
Wenn diese Einstellung dennoch ausgewählt wird, wird die Einzelfeldsteuerung aktiviert. Der AF-S Modus funktioniert wie gewollt, die dynamische Messfeldsteuerung kann aber nicht gleichzeitig stattfinden. Falls du also ein bewegtes Objekt fotografieren möchtest, musst du davon ausgehen, dass es dir entwischt.
3D-Tracking + AF-S Modus
Auch diese Kombination funktioniert nicht, da die Kamera im AF-S Modus nicht neu fokussieren kann. Deshalb deaktiviert sich das 3D-Tracking und stattdessen springt wieder die Einzelfeldsteuerung an.
Autofokus und Live View
Wenn du mit Live View arbeitest, verändert sich die Wirkungsweise des Autofokus ein wenig. Live View erlaubt dir, nicht nur die vorgeschlagenen Fokuspunkte, sondern jeden beliebigen Punkt auf dem Bildschirm zu fokussieren. Der Live View Autofokus stützt sich auf die Interpretation von Kontrasten. Er erkennt diese mithilfe von Phasenverschiebungssensoren. Zwar ist das Fokussieren mit Live View ein wenig langsamer, beim Erfassen von unbewegten Objekten jedoch auch genauer. Den Live View Autofokus solltest du mit dem AF-S Modus verwenden. Dass er aktiviert ist, kannst du an einem roten Rechteck erkennen, das du mit Hilfe von Pfeiltasten über den Bildschirm bewegen kannst. Wenn es im Fokus ist, erscheint es grün und du kannst loslegen!
Autofokus bei wenig Licht
Das Arbeiten mit Autofokus bei schlechtem Licht kann sich schwierig gestalten. Es kann passieren, dass die Kamera permanent versucht zu fokussieren, wegen der Dunkelheit aber keinen Fokuspunkt finden kann. In solchen Fällen kann dir das eingebaute AF-Hilfslicht weiterhelfen, das du im Menü deiner Kamera auswählen kannst. Dein Objekt wird dann mit orange-rotem Licht angestrahlt, sodass es vom Autofokus besser erkannt werden kann.
Leider ist das AF-Hilfslicht auch keine ganz ideale Lösung. Es kann nur in Kombination mit dem AF-S Modus verwendet werden und auf einen zentralen Punkt fokussieren. Außerdem hat es eine begrenzte Reichweite, weswegen du relativ nah an dein Objekt herankommen musst (0,5-3m). Alternativ zum Hilfslicht könntest du dein Objekt mithilfe einer Taschenlampe oder anderen Lichtquelle kurz anleuchten, bis der Fokus stabil ist.
Autofokus: Fazit
Zusammengefasst noch einmal die wichtigsten Fakten zum Thema Autofokus:
- Die entscheidende Rolle bei der Auswahl von Fokusfeld und -Modus spielt die Beschaffenheit deines Motivs.
- Je nach seiner Bewegtheit wählst du eine Einstellungskombination aus.
- Du musst dabei jedoch beachten, dass nicht alle Kombinationen funktionieren, selbst wenn du sie zunächst auf der Kamera auswählen kannst.
Der Autofokus wird dir in jedem Fall zu schärferen und ansprechenderen Fotos verhelfen, vorausgesetzt du findest dich mit den einzelnen Varianten gut zurecht. Falls du dich noch ausführlicher informieren möchtest, empfehle ich dir dieses Video:
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