Tierfotos – Mensch und Tier in Harmonie fotografieren
Tierfotos sind für die Fotografie nicht immer ganz so einfach. Tiere haben auch ihren eigenen Kopf und leider kann man sie während einem Shooting nicht so leicht wie Menschen positionieren. Deswegen braucht es eine genaue Herangehensweise. Du liebst es Bilder mit deinem Haustier zu machen aber oft hält es nicht still oder die Bilder sind unscharf? Wie ich in meiner Fotografie mit Tier und Mensch kooperiere, erkläre ich dir gerne in diesem Beitrag. Hier sind meine 6 Tipps, wie du schöne Tierfotos von deinem Liebling hinbekommst.
Inhaltsverzeichnis
#1 Ein Händchen für Tiere
Es ist absolut wichtig, das du Erfahrung mit Tieren hast. Das heisst, entweder weil du schon selbst ein Haustier hast oder hattest oder ein Verwandter/Bekannter ein Tier hat, das du ab und zu betreust. Es kann auch sein, das dich immer schon Tiere begeistert haben und du jeden Hund gerne streicheln möchtest oder du früher gerne die Hunde deiner Nachbarn ausgeführt hast. Was nicht funktioniert, ist ein Fotograf, der grosse Angst vor Hunde, Pferde usw. hat und dann auf einmal ein Shooting mit diesen Tieren abhalten muss. Wer Berührungsängste hat, sollte lieber gleich die Finger von Tierfotos lassen, denn das merkt man dann schlussendlich auch den Bildern an. Hier punktet tatsächlich der Tierliebhaber.
Ich selbst habe zum Beispiel Haustiere seit ich klein bin. Ich reite seit ich laufen kann und helfe gerne in der Landwirtschaft mit. Somit habe ich den Umgang mit den etwas kleineren Tieren, wie Hase, Hund und Katze und habe aber auch keine Angst vor den größeren Tieren, wie Pferd, Kuh oder Esel. Ich finde Tiere wunderschön und lichte sie wirklich sehr gerne ab und versuche ihre Schönheit auch auf Tierfotos einzufangen. Jemand der Tiere schlichtweg nicht schön findet, dem entgehen beim Fotografieren vermutlich viele kleine wichtige Details.
#2 Die Ausrüstung für Tierfotos
Die Ausrüstung ist ein sehr wichtiger Standpunkt in der Fotografie für Tierfotos. Neben einer Kamera solltest du auf alle Fälle ein Objektiv mit einer weiten Brennweite haben. Denn gerade bei den größeren Tieren, kann es vorkommen, das du aus einer gewissen Entfernung fotografieren musst. Ein lichtstarkes Objektiv wäre auch noch von Vorteil. Aber neben der Ausrüstung gibt es noch weitere Dinge, die du auf jeden Fall dabeihaben solltest:
- Leckerlis: Achtung – kläre hier erst mit dem Besitzer ab, ob du Leckerlis verfüttern darfst. Jeder weiß, das mit einem Leckerli gleich das Eis gebrochen ist!
- Eine Tüte: Oft kann es sein, dass die Tiere desinteressiert sind. Bei Pferden macht sich diese Gleichgültigkeit leicht bemerkbar, indem sie ihre Ohren gelangweilt zurückziehen. Das sieht nicht sonderlich gut aus. Das Zaubermittel ist hier: Eine raschelnde Tüte. Die einfachste Sache kann hier ziemliche Neugier bewirken.
- Eine Tierstimmen-App: Hilft die Tüte nicht? So tut es auch eine App. Ja, es gibt tatsächlich Apps, die Tierstimmen wiedergeben. Spätestens dann ist dir die Neugier der Tiere gewiss.
- Matsch Klamotten: Umso schöner die Location ist, umso schlimmer kann der Standpunkt des Fotografen sein. Ab und an sitze ich im größten Dreck. Deswegen sind Gummistiefel und eine „Matsch-Hose“ einfach ein Muss!
- Blumen: Beliebt sind tatsächlich auch Blumenkränze. Egal ob um den Pferdehals oder als Krone auf dem Kopf eines Hundes. Allgemein kannst du ein wenig nach Bekleidung für Tiere suchen. Aber Achtung, es sollte nicht gleich zu kitschig wirken und kläre im Vorfeld ab, ob es dem Besitzer des Tieres überhaupt gefällt.
- Saisonale Ausrüstung: Zur Weihnachtszeit setze ich den Tieren gerne eine Weihnachtsmann-Mütze auf oder hänge ihnen Weihnachtsbaum-Schmuck um – aber auch nur wenn das gewünscht ist. Du kannst dich bei den Accessoires auch ein wenig an der Jahreszeit orientieren.
#3 Die passende Location
Es ist wichtig eine passende Location für die Tierfotos zu finden. Kommuniziere zuerst mit dem Besitzer des Tieres und finde heraus, ob er sich bereits Vorstellungen zur Location gemacht hat. Ich fotografiere nur Outdoor, sprich, wenn der Besitzer etwas Märchenhaftes will, schau ich mich nach einer schönen Waldlichtung oder blühenden Bäumen um. Beliebt sind auch Gegenlicht-Aufnahmen, dann mach ich mich schlau, wo entweder die Sonne aufgeht oder untergeht und ob ich sie von meinem Standpunkt aus sehe oder davor Büsche oder Gebäude im Weg stehen. Es gib natürlich auch noch viele andere möglichen Locations:
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- Möchte der Besitzer was Cooles oder Modernes, so gehe ich oft in die Stadt. „Lost Places“ sind auch sehr beliebt aber dann musst du dich sehr gut umschauen, denn Scherben oder Nägel am Boden können die Tiere verletzen.
- In Wiesen und Feldern kannst du auch ganz tolle Tierfotos machen – aber Achtung, bitte erst den Landwirt um Erlaubnis fragen!
- Bist du nicht mobil, so findest du am besten eine Lösung in der Nähe deines Standortes.
- Ich wende auch gerne den Trick mit dem schwarzen Hintergrund an, den du das eine oder andere Mal bei meinen Pferde-Fotos sehen kannst. Dafür benötigst du nur einen alten Schuppen oder eine Halle. Wichtig ist, dass die Halle oder eben der Schuppen sehr dunkel ist und die einzige gute Lichtquelle das Tor ist. Dann stellst du das Tier auf die Schwelle und belichtest es richtig. Der Hintergrund wird automatisch unterbelichtet und schwarz – was aber einen sehr tollen Effekt hinterlässt.
#4 Die Perspektive
Hier ist zwar natürlich deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt, jedoch finde ich die Perspektive auf Augenhöhe für die Tierfotos am schönsten und persönlicher. Man hat das Gefühl, beim Betrachten des Bildes, dass das Tier direkt vor einem steht. Fotografierst du also mal ein Pferd, darfst du gerne dabei stehen bleiben. Ist aber ein Chihuahua vor deiner Kamera, heißt es natürlich ab auf den Boden knien. Mit dem Besitzer wird das ganze aber ein wenig Anders. Denn da liegt ja zum Teile eine grosse Verbindung zwischen dem Menschen und dem Hund oder der Katze in der Luft. Deswegen sollte entweder der Mensch auch auf dem Boden knien oder in die Hocke gehen oder er nimmt den Hund/ die Katze auf dem Arm. Bei Pferden ist es da einfacher, da meist nicht so viel Luft dazwischen ist.
#5 Hab Geduld
Tiere haben ihren eigenen Kopf. Sie sind eben nicht so einfach zu positionieren wie Menschen. Einen gut erzogenen Hund kannst du noch mit Tricks wie „Sitz und Platz“ gut für deine Tierfotos positionieren, aber bei einem Welpen hört das Ganze schon wieder auf. Oft gelingen die Tierfotos nicht beim ersten Mal und du wirst vermutlich mehrere Anläufe brauchen. Auch beim Tier kann es sein, dass es nicht stillhält und du es mehrmals neu positionieren musst. Aber das macht nichts. Bleib einfach ruhig und plan dir viel Zeit für das Shooting ein.
Wichtig ist auch, dass du das Tier nie aus den Augen lässt und immer bereit bist zu Fotografieren. Denn es kann sein, dass zum Beispiel ein Pferd in der einen Sekunde die Ohren nach vorne nimmt und in der nächsten Sekunde legt es sie wieder an. Oder der Welpe bleibt kurz still stehen oder setzt sich sogar hin, um gleich darauf wieder loszurennen. Ich rede meistens mit den Besitzern und sage ihnen, sie sollen nicht so viel auf das Tier schauen oder den Blick in ihre Richtung werfen, sondern einfach in die Kamera lächeln – damit kann ich dann rechtzeitig abdrücken und Mensch und Tier in Harmonie ablichten.
Du solltest also sehr viel Zeit, Geduld mitbringen aber gleichzeitig immer bereit sein loszuknipsen.
Jana Lor
Oftmals sind die Tiere auch ein wenig aufgewühlt, weil die Situation neu für sie ist. Auch hier heisst es: Ruhe bewahren. Das Tier sollte alles an der Location erkunden dürfen und man kann ihnen ein paar Minuten Zeit dafür geben. Wie gesagt, Tiere haben ihren eigenen Kopf. Am besten besprichst du vorab mit dem Besitzer, ob das Tier irgendwelche Tricks beherrscht oder ob es Panik vor Irgendetwas hat und welche Location infrage kommen würde. Ein Pferd, das Angst vor Wasser hat, eignet sich daher nicht für Tierfotos am See.
#6 Meine Einstellungen für Tierfotos
Mein Letzter Tipp handelt von den Einstellungen deiner Kamera. Natürlich sind die Einstellungen immer ganz unterschiedlich und ziemlich abhängig von Licht, Wetter, Location und sogar von der Farbe des Tieres. Aber es gibt ein paar Punkte, auf die ich besonders Acht gebe.
- Ich habe immer den Serienbildaufnahme-Modus an meiner Kamera aktiviert. Denn wie ich schon erwähnt habe, kann es sehr schnell vorkommen, dass die Ohren des Pferdes hervorhuschen und dann wieder ganz schnell verschwinden. Deswegen halte ich meine Kamera darauf und schieße mehrere Bilder von der gleichen Situation, um am Ende eben das beste Tierfoto zu erwischen.
- Neben der Serienbildaufnahme habe ich auch immer den Autofokus aktiviert. Zum einen da es sein kann, dass das Tier nicht lange stillhält bis ich den perfekten Fokus erwische – hier verlasse ich mich tatsächlich auf den Autofokus, damit ich eine schöne Schärfe bekomme – und zum anderen ist das sehr praktisch bei Action-Bilder, da sich das Tier auch sehr schnell bewegt und der Fokus sich dann mit bewegt.
- Das spricht wiederum dafür, dass ich meistens in einer kurzen Belichtungszeit fotografiere. Solange es möglich ist. Ich habe aber sehr lichtstarke Objektive, die mir das auch bei schlechtem Wetter ermöglichen. Ein Tier ist eben wahnsinnig schnell und du musst schneller sein. Auch Action-Bilder kommen am besten zur Geltung, wenn sie wie eingefroren wirken.
- Ich verwende auch sehr gerne – weil es mir einfach gefällt – eine sehr große Blendenöffnung. Dadurch wird der Hintergrund unscharf und das Objekt hebt sich mehr vom Bild ab.
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