8 Brautpaarshooting Tipps | Natürliche und emotionale Fotos
Ein grosser Tag und ein glückliches Brautpaar – das Brautpaarshooting ist davon ein wichtiger Bestandteil. Doch wie fotografierst du am besten ein Brautpaar an seinem Hochzeitstag? Worauf solltest du als Fotograf dabei achten? Wie schaffst du es, trotz Zeitdruck und unvorteilhaftem Licht, schöne, natürliche und entspannte Bilder zu machen?
Ich bin Helene, freischaffende Fotografin und Grafikerin aus Bern. Seit einigen Jahren habe ich mich der Hochzeitsfotografie verschrieben und begleite jedes Jahr Paare an ihrem Fest der Liebe mit meiner Kamera. Mit meinen Hochzeitsreportagen möchte ich die Gefühle und Stimmungen dieses Tages einfangen.
Es entstehen Bildergeschichten, die vielleicht Generationen später leuchtende Kinderaugen an die Hochzeit von Oma und Opa erinnern.
Helene Marti
Inhaltsverzeichnis
- Wofür braucht es ein Brautpaarshooting?
- Bilder, die eine Geschichte erzählen
- #1 Die Vorbereitung
- #2 Die Ausrüstung
- #3 Wenn der Hochzeitstag da ist
- #4 Der Beginn des Brautpaarshootings
- #5 Das Brautpaar instruieren
- #6 Hintergrund, Licht und Perspektive
- #7 Positive Einstellung
- #8 Zuerst die „Must-Have-Shots“
- Bonustipps
Wofür braucht es ein Brautpaarshooting?
Bevor wir uns damit beschäftigen, wie man ein Brautpaar fotografiert, sollten wir uns der Frage „warum“ man ein Brautpaar fotografiert, widmen. Geht es bei einem Brautpaarshooting einfach darum, schöne Bilder für die Dankeskarten zu machen oder steckt da noch mehr dahinter?
Ich lege grossen Wert darauf, nicht einfach nur ästhetische Bilder zu machen, sondern Bilder mit Tiefe. Die klassischen Posen abarbeiten kann jeder. Mir ist es wichtig, individuelle, natürliche Hochzeitsbilder zu machen. Die Paare sollen sich darauf wiedererkennen, sehen, wie schön sie an diesem Tag waren und wie stark ihre Verbindung ist. Es gibt viele Wege nach Rom. Das ist meiner und entsprechend dieser Philosophie ist auch dieser Beitrag geschrieben, was aber nicht heissen soll, dass andere Ansätze weniger richtig wären.
Bilder, die eine Geschichte erzählen
Ich finde es vor allem wichtig, sich darüber klar zu werden, dass man nicht einfach nur zwei Menschen in schönen Kleidern fotografiert. Sondern, dass diese beiden Menschen diese schönen Kleider tragen, weil sie eine gemeinsame Geschichte haben. Eine Geschichte, die sie so fest zusammen geschweisst hat, dass sie sich entschieden haben, so einen wichtigen Schritt wie eine Hochzeit zusammenzugehen.
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An einer Hochzeit entstehen viele Bilder. Fotos von fröhlichen Menschen, von rührenden Momenten, von schöner Dekoration. Du bist aber während fast des ganzen Festes Zuschauer und nicht Regisseur. Das Brautpaarshooting und die Gruppenfotos sind der einzige Moment, in dem du die Zügel in der Hand hast. Deshalb überlege dir gut, wie du dieses Zeitfenster am besten nutzen kannst.
#1 Die Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Als Erstes solltest du das Brautpaar bei einem Vorgespräch kennenlernen. Finde heraus, wie sie sind, wie sie sich kennengelernt haben und was sie verbindet. Frage auch nach, ob sie schon mal vor der Kamera standen und was ihre Wünsche und Ängste sind. Das Vorgespräch für das Brautpaarshooting, ist auch eine gute Gelegenheit um das Brautpaar so zu instruieren, dass das zeitlich begrenzte Fotoshooting am Hochzeitstag weder für sie noch für dich zum Stress wird.
Nach dem Vorgespräch machst du dir am besten ein Moodboard und hältst für dich stichwortartig fest, wo und wie du das Brautpaar fotografieren möchtest. Beachte, dass wegen des Brautkleides nicht all deine Ideen umsetzbar sind. Manchmal ist es schon schwierig, die beiden an einem Ort hinzusetzen, weil das Kleid dabei Flecken bekommen könnte. Überlege dir, ob es sonst noch Requisiten gibt, die du mitbringen solltest:
- Brauchst du eine Decke oder einen Teppich, um die Braut platzieren zu können, ohne dass das Kleid schmutzig zu machen?
- Gibt es einen symbolischen Gegenstand, den du in die Fotos mit einbinden könntest?
- Brauchst du einen Schleier, um eine bestimmte Fotoidee umzusetzen? (Nicht jede Braut trägt einen Schleier bei sich)
Da eine Hochzeit meistens einen engen Zeitplan hat, ist es leider oft nicht möglich, an besonders schöne Orte zu fahren oder während des Sonnenuntergangs zu fotografieren. Das hindert dich aber nicht daran, mit ein bisschen Kreativität wunderschöne Bilder zu machen. Ich mache meistens einen Shooting-Block von ca. einer Stunde vor der Zeremonie, wenn die Frisur sitzt und das Make-up noch frisch ist. Dann haben wir die wichtigen Bilder im Kasten und das Brautpaar hat genügend Zeit, sich an das Gefühl vor der Kamera zu gewöhnen. Man kann auch gut eine Viertelstunde davon einplanen, um das Brautpaar kurz miteinander alleine zu lassen. An einem solch turbulenten Tag sind kleine Inseln der Ruhe Gold wert und gehen in der Planung gerne mal vergessen.
Meistens ist es möglich, das Brautpaar abends kurz vor dem Sonnenuntergang während des Essens nochmals für eine Viertelstunde zu entführen. Das gibt besonders schöne Bilder, weil das Licht optimal ist und das Brautpaar entspannt. Zu diesem Zeitpunkt ist nicht mehr so wichtig, ob noch alles perfekt sitzt oder das Kleid ein bisschen schmutzig wird. So bleibt mehr Raum für ein kreativeres Brautpaarshooting.
#2 Die Ausrüstung
Die Ausrüstung ist zwar „nur“ ein Werkzeug, muss aber an diesem Tag zuverlässig funktionieren. Daher heisst es vor der Hochzeit:
- Linsen reinigen
- Sensor reinigen
- Akkus aufladen
- Speicherkarten löschen
Und kontrolliere einen Tag davor, ob alles funktioniert und du alles dabei hast. Ich empfehle auf jeden Fall eine Ersatzausrüstung mit dabei zu haben, falls die Kamera doch plötzlich aussteigt oder die Speicherkarte streikt. Für Brautpaarshootings arbeite ich hauptsächlich mit Festbrennweiten. Dabei sind bei mir vor allem 35, 50 und 85 mm im Einsatz. Die Festbrennweiten zwingen mich zu mehr Bewegung und so interessanteren Perspektiven. Ausserdem sind sie meistens lichtstärker als ihre Zoom-Kollegen. Des Weiteren habe ich immer einen Blitz (Godox A-200 und Speedlights) dabei, um das Licht anzupassen, wenn es nicht meiner kreativen Idee entspricht.
#3 Wenn der Hochzeitstag da ist
Am Hochzeitstag bin ich immer zeitig vor Ort, um mir idealerweise alles noch in Ruhe anzuschauen, bevor mein Einsatz beginnt. Ich mache meistens keine Location-Besichtigungen vor dem Hochzeitstag, weil für mich das Licht entscheidend wichtig ist und dies an einem anderen Tag, bei anderem Wetter, komplett verschieden sein kann. Du solltest die Zeit stets im Griff haben und dich gut mit den organisierenden Personen absprechen, damit das Brautpaar im Idealfall selbst gar nicht auf die Uhr gucken muss.
#4 Der Beginn des Brautpaarshootings
Am Anfang des Brautpaarshootings erkläre ich dem Paar erst mal in Ruhe, was als Nächstes passieren wird. Ich sage ihnen, was sie tun sollen und vor allem, was sie nicht tun sollen. Das nimmt schon mal viel Anspannung raus. Ab und zu ein Witzchen kann auch nicht schaden. Manchmal zeige ich ihnen ein kleines Moodboard mit natürlichen Posen. Das zeige ich ihnen aber nur kurz, damit sie sich nicht zu sehr darauf versteifen eine Pose einzunehmen, die ihnen möglicherweise nicht entspricht. Besser ist, sie so anzuleiten, dass sie etwas zu tun haben und dabei selbst die Posen einnehmen, die zu ihnen passen. Aber dazu später mehr.
Am Anfang instruiere ich das Brautpaar auch, dass sie möglichst nicht in die Kamera, sondern lieber einander anschauen sollen. So entsteht eine Verbindung zwischen den beiden und sie fühlen sich vor der Kamera gleich sicherer.
#5 Das Brautpaar instruieren
Mein Ziel ist immer, so wenig wie möglich und so viel wie nötig anzuleiten, um natürliche und emotionale Bilder zu bekommen. Manche Brautpaare bieten von sich aus schöne Motive, andere verkrampfen sich und brauchen etwas mehr Hilfe.
Am besten beginnst du mit ein paar einfachen Posen, von denen du weisst, dass sie funktionieren. Zum einen hat das Paar so einen guten Einstieg und zum anderen hast du auch gleich schöne Bilder, die du ihnen zeigen kannst. Das motiviert und schafft Vertrauen. Eine gute Pose dafür ist, dass die beiden frontal zueinander stehen, die Hüften aneinander und in einem leichten V zu dir hin geöffnet stehen. Sie können sich einfach tief in die Augen sehen, die Stirn aneinander legen, sich auf die Stirn oder den Nacken küssen oder einfach den Kopf an die Schulter des Anderen legen, die Augen schliessen und einmal tief durchatmen. Das ist übrigens sowieso ein guter Tipp, den du immer mal wieder während des Shootings als Anweisung geben kannst. Das tiefe Durchatmen beruhigt und entspannt und lässt die beiden den Moment mehr geniessen.
Bewegung ist das Zaubermittel für nervöse Paare.
Helene Marti
Als Nächstes bringe ich gerne Bewegung in das Ganze. Ich fordere das Brautpaar auf, langsam auf mich zu oder von mir wegzulaufen. Man kann den Bräutigam auch auffordern, die Braut hochzuheben und im Kreis zu schwingen oder man lässt die Beiden etwas tanzen.
#6 Hintergrund, Licht und Perspektive
Am liebsten gestalte ich das Brautpaarshooting wie einen kleinen Spaziergang. Wir schlendern durch den Ort und plaudern miteinander. Dabei halte ich ständig Ausschau nach schönen Hintergründen. Sobald ich einen passenden Hintergrund sehe, beurteile ich das Licht, platziere dann das Brautpaar und leite sie an. Wenn alles stimmt, mache ich verschiedenste Aufnahmen an diesem Ort. Details, Totalen, ändere die Perspektive und laufe auch mal um das Paar herum, um den Ort und das Licht maximal ausnutzen zu können.
Wenn der Hintergrund und das Licht doch nicht so ideal sind oder sich das Paar trotz Anleitung nicht entspannen kann, gehen wir einfach weiter. So verlauft das Brautpaarshooting fliessend und ich muss nicht unbedingt mitteilen, dass mir hier etwas noch nicht ganz gefällt.
#7 Positive Einstellung
Das ist ein sehr wichtiger Tipp. Als Fotograf solltest du immer loben! Sage nie „Das gefällt mir nicht“. Denn auch wenn du damit das Licht oder den Hintergrund meinst, werden die Menschen vor deiner Kamera denken, es liegt an ihnen. Das verunsichert. Daher sage immer, dass sie toll aussehen. Sei begeistert. Egal, ob es stimmt oder nicht. So werden die beiden sich entspannen und es wird automatisch schönere Bilder geben.
#8 Zuerst die „Must-Have-Shots“
Ich mache immer die „Must-Have-Shots“ zuerst. Welche Bilder braucht das Brautpaar wirklich? Ein schönes und schlichtes Foto auf dem sie ganz zu sehen sind. Für die Dankeskarten zum Beispiel. Ein Bild, welches ihre Verbindung zeigt. Und ein Bild, welches sie in der Landschaft zeigt, dem Ort, an dem sie an ihrem Hochzeitstag waren. Der Rest ist „Nice to have“. Sobald diese Bilder im Kasten sind, räume ich mir mehr Raum ein für die Kreativität. Gegen Ende des Brautpaarshootings baue ich die mitgebrachten Elemente ein, spiele mit dem Licht, nutze vielleicht den Blitz, um eine andere Lichtsituation zu erzeugen oder arbeite mit Spiegelungen und Silhouetten. Alles was mir eben so in den Sinn kommt oder was ich mir bei der Vorbereitung vorgenommen habe.
Bonustipps
Zum Schluss habe ich dir noch drei Bonustipps von mir persönlich zu einem gelungenen Brautpaarshooting.
- Eine Hochzeit ist ein sehr emotionaler Tag. Um beim Brautpaarshooting diese Gefühle noch intensiver werden zu lassen, empfehle ich dir, Musik mitzunehmen. Mach dir eine Playlist mit Kuschelmusik, bring einen Lautsprecher und lass die Musik laufen, während du das Brautpaar fotografierst. Vielleicht fangen die beiden sogar ein bisschen an zu tanzen. Und falls nicht, kannst du damit auf jeden Fall die Stimmung auflockern.
- Meistens mache ich das Brautpaarshooting mit dem Brautpaar alleine. Ich sage ihnen schon vorab, dass dies ein Moment für sie zu Zweit ist. Höchstens eine Assistentin oder/und eine gute Freundin des Brautpaars dürfte noch dabei sein, um beim Richten des Brautkleides helfen kann. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ein Brautpaar sich einfach nicht richtig entspannen konnte. Dann kann es hilfreich sein, doch die Trauzeugen oder Freunde mit dazu zu holen. So gibt es zwar weniger romantische Bilder, aber wenigstens sorgen die Kumpels für eine lockere Stimmung. Und wenn das alles nicht hilft, bringe den beiden ein Glas Sekt, oder zwei. 😉
- Baue beim Brautpaarshooting Elemente mit ein, welche für das Paar wichtig sind. Wenn sie zum Beispiel zusammen einen Van renoviert und damit auf Weltreise gegangen sind und er den Antrag an einem einsamen Stellplatz am Lagerfeuer gemacht hat, dann ist es eine gute Idee, diesen Van in die Paarfotos miteinzubinden. Das müssen nicht die klassischen „Brautpaar steht vor dem Auto und lächelt in die Kamera“-Bilder sein. Nutze ihn als Kulisse, etwas kleiner im Hintergrund, für Detailfotos oder fotografiere das Paar drinnen mit einer Lichterkette, wenn das Mittagslicht zu grell wäre.
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