12 Dinge, die jeder Fotografie Anfänger wissen muss!
Es gibt viele Dinge, die ich als Fotografie Anfänger gerne früher gewusst hätte. Auf diese Lektionen der letzten vierzehn Jahre als Hobby- und Berufsfotograf werde ich in folgendem Beitrag eingehen. Über einige wirst du schon sicher Bescheid wissen – umso besser! Doch auch erfahrene Fotografen treten mal in alte Fettnäpfchen. Dieser Beitrag soll dir helfen, möglichst viele davon zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Wie man als Fotografie Anfänger Experten erkennt
Das Internet und der Workshop-Markt sind voller „Experten“ und „internationally acclaimed Photographers“, die dich mit ihrem Wissen überschütten wollen. Sei als Fotografie Anfänger vorsichtig, wenn dich jemand immer wieder auf seinen Expertenstatus hinweist. Am besten hinterfragst du jeden Ratschlag auf seine Anwendbarkeit für deine Zwecke und überprüfst seine Richtigkeit, bevor du ihn für bare Münze nimmst. Auch meine, die hier noch folgen werden. Eine wahre Fachfrau oder einen Fachmann erkennst du am Wissen. Sie oder er müssen dich nicht zwanghaft davon überzeugen, dass was sie sagen richtig ist.
Meistens gibt es außerdem nicht den einen ultimativ richtigen Weg, sondern viele Ansätze, den zahlreichen Herausforderungen der Fotografie zu begegnen. Mach nicht den Fehler und hol dein Wissen von nur einer Quelle. Nutze die Chancen, die uns in dieser Zeit zur Verfügung stehen, besorge dir Bücher von verschiedenen Autoren. Sieh dir unterschiedliche YouTube-Channels an, buche Workshops und vor allem geh nach draußen und versuche es selbst. Übung macht den Meister und Wiederholung macht den Meister sicher. Ab hier wird es erst richtig spannend. Also fertig lesen und dann raus! Machen!
Das notwendige Know-how: Warum Equipment nicht an erster Stelle steht
Gerade als Fotografie Anfänger ist man von der schieren Menge an verfügbarem Equipment überwältigt. Welches Objektiv ist das beste, welche Kamera soll ich mir kaufen? Das sind berechtigte Fragen. Aber vielleicht sollte man sich als Anfänger erst auf etwas anderes konzentrieren. Es macht zwar Spaß, sich neues Equipment zu kaufen: Man stöbert stundenlang nach Angeboten und überzeugt sich am Ende selbst, warum die 1.600 Euro für das Traum-Tele gerechtfertigt wären. Stehst du an dieser Stelle? Dann STOPP! Es gibt tatsächlich gute Gründe, sich neues und manchmal auch teures Equipment anzuschaffen – dazu später mehr. Der schlechteste Grund für neue Gadgets ist aber zu glauben, dass man dadurch ein besserer Fotograf wird.
Du bist nach dem Kauf nämlich erstmal nur dein hart erspartes Geld los und Besitzer von mehr Equipment. Und das beste Objektiv gibt es genauso wenig wie das beste Auto. Es ist immer davon abhängig, wofür du es verwendest. Das wichtigste Werkzeug in deiner Toolbox ist nämlich dein Know-how. Es macht dich erst zum Fotografen und nicht nur zum Kamerabesitzer. Doch wo sollte man als Fotografie Anfänger überhaupt anfangen? Am besten bei den Basics! Wenn du die Basics beherrscht, hast du ein sicheres Fundament, auf das du alles Weitere aufbauen kannst.
Beginne bei den Basics!
Lerne zuerst die Basics: Lerne wie Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert zusammenspielen. Lerne alle Kontrollen, die dir als Fotograf zur Verfügung stehen und wie du sie am besten einsetzt. Lerne wie Licht in der Fotografie funktioniert (egal ob du mit Blitzlicht, Dauerlicht oder Available Light arbeitest). Finde heraus, wie wichtig Perspektive ist und wie du dein Equipment bedienst.
Warum du dir als Fotografie Anfänger Ziele setzen solltest
Viele Fotografie Anfänger denken, dass feste Ziele und Strukturen ihrer Kreativität im Wege stehen. Meiner Erfahrung nach ist das Gegenteil der Fall: Beides kann für Anfänger-Fotografen eine große Hilfe sein.
Mache dir Gedanken, warum du fotografieren möchtest!
Stell dir vor, du willst in den Urlaub fahren, machst dir aber keine Gedanken darüber wohin. Du fährst mal blindlings los und irgendwann bleibst du irgendwo stehen, weil dir entweder der Sprit ausgegangen ist oder du nicht mehr weiterwillst. Zwar eine romantische Idee, aber in den seltensten Fällen hast du auf diese Weise dein Traumziel erreicht und wenn doch, war es vermutlich kein besonders effizienter Weg.
Ziemlich genau so ist es auch in der Fotografie. Ich will dich hier nicht vom Experimentieren abhalten, denn auch das ist extrem wichtig und hält deine Kreativität am Leben. Wenn du als Fotografie Anfänger aber schon früh dein Ziel definierst, kannst du deine zeitlichen und finanziellen Mittel besser planen und einsetzen. Dein Ziel kann alles sein: Du willst mit der Fotografie in einem, zwei oder drei Jahren Geld verdienen? Wunderbar! Du willst bessere Urlaubsfotos machen, um sie deiner Familie zu zeigen? Super!
Was ist dein persönliches Fotografie Ziel?
Egal welche Gründe du hast, um mit dem Fotografieren anzufangen: Werde dir darüber bewusst, wohin der Weg führen soll und verfolge ihn. Schreib es dir groß auf: „Ich möchte fotografieren lernen, um … “
Wenn du dein Ziel erreicht hast, hält dich nichts und niemand davon ab, auf ein neues Ziel Kurs zu setzen. Vergiss aber nicht: Wenn du zwei Hasen gleichzeitig jagst, fängst du am Ende keinen. Also eines nach dem anderen! Mein initialer Plan war zum Beispiel: „Ich möchte fotografieren lernen, weil Musik durch mein Tontechnik-Studium zum Beruf geworden ist und ich ein neues Hobby brauche.“ Als ich dann bemerkte, dass sich Leute für meine Bilder interessieren und auch bereit waren, mir Geld dafür zu bezahlen, habe ich mein Ziel angepasst: „Ich möchte lernen, wie man Berufsfotograf wird!“
Struktur ist nicht der Feind der Kreativität
Der springende Punkt ist, dass du mit deinem Ziel im Blick, spezifischer nach dem für dich notwendigen, speziellen Wissen suchen kannst. Du bist dir nun im Klaren darüber, was du erreichen willst und welche Ausrüstung und Werkzeuge dafür notwendig sind. Allein das spart dir zahlreiche Irrwege und Geld, das du an anderer Stelle besser investieren kannst.
Als Fotografie Anfänger dachte ich mir, dass solche Strukturen meiner Kreativität im Weg ständen und mich einschränkten. Man ist schließlich Künstler ABER es stellt sich heraus, dass Kreativität Platz braucht (und zum Künstler erhebt man sich übrigens mal nicht eben selbst! Das wirkt großspurig!). Wenn alles nach Plan läuft und du dich nicht um tausend andere Dinge kümmern musst, kannst du dich auf das wirklich Wichtige konzentrieren und das ist für uns Fotograf*innen: Eindrucksvolle Bilder machen.
Die Kaufentscheidung
Du hast im besten Fall deine Basics im Griff und weißt jetzt, wo deine fotografische Reise hinführen soll. Ab in den Kameraladen und weg mit dem unnützen Bausparvertrag. Die Zinsen sind sowieso im Keller also was soll’s? Timeout! Ich gebe dir hier keine Tipps, welche Marke du bedenkenlos kaufen könntest und welche nicht. Du weißt auch selbst am besten, welche Ausrüstung du benötigst. Du weißt schon – dein Ziel und der Weg dorthin. Es gibt aber nützliche Faustregeln, die du berücksichtigen kannst:
Es gibt einen großen Unterschied zwischen billig und günstig!
„Wer billig kauft, kauft doppelt!“ Stimmt so nicht ganz, bringt aber schon einen Funken Wahrheit mit sich. Es gibt aber mittlerweile unzählige günstige und gute Alternativen zu teurem „Marken -equipment“. Plagiate schließe ich hier mal rigoros aus, weil Ideendiebstahl absolut Off-Limits ist. Adam Savage (Mythbusters, Tested.com, …) hat hier einen sehr guten Ratschlag in einem seiner Videos auf Lager:
„Wenn du dir ein Werkzeug kaufen möchtest und du noch nicht weißt, ob es wirklich nützlich für dich sein wird, dann besorge dir die günstigste Variante davon. Finde dann heraus, ob es in deinem Workflow hilfreich ist. Wenn ja, kauf dir die beste Version, die du Dir leisten kannst.“
Mein Ansatz dazu ist – und ich habe aus Erfahrung gelernt: Es gibt teures Equipment, das absoluter Mist ist und es gibt günstiges Equipment, das Top-Ergebnisse liefert. Geh mit offenen Augen durch die Welt, recherchiere, teste und kaufe keinen billigen Schrott, aber auch keine teuren Produkte, nur weil ein bekannter Markenname draufsteht. In den meisten Fällen macht ein Markenname deine Bilder nicht besser.
Bonustipp
Bei sicherheitsrelevantem Equipment sparst du besser nicht. Unsicher konstruierte Ladegeräte, die überhitzen und in Flammen aufgehen oder Klemmen, die spontan brechen und Blitzgeräte auf euer Model abwerfen, zerstören am Ende nicht nur die Kosten-Nutzen- Bilanz, sondern sind einfach gefährlich. Wenn etwas zu gut um wahr zu sein scheint … ist es das meistens auch!
Investiere mehr Geld in deine Objektive als in deine Kameragehäuse!
Warum? Ganz einfach:
- Abgesehen von den zahlreichen offensichtlichen kreativen Möglichkeiten, wirst du höchstwahrscheinlich öfters deine Kamera austauschen als ein gutes Objektiv.
- Solange du innerhalb eines Kamerasystems bleibst, kannst du deine Objektive über Jahre hinweg weiter nutzen.
- Wenn du es schlussendlich doch verkaufen oder auf eine aktuellere Version upgraden willst, hält es seinen Geldwert stabiler als ein Kameragehäuse.
- Hinzu kommt, dass du durch die spiegellose Kameratechnologie nun die Möglichkeit hast, mit Adaptern nahezu jede Optik auf jede Kamera zu schrauben. (Ausnahme: Objektive, die für spiegellose Kameras entwickelt wurden, können fast nie herstellerübergreifend adaptiert werden – Dritthersteller ausgenommen.)
- Ein weiterer guter Grund in hochwertige, lichtstarke Optiken zu investieren ist, dass auch in Zeiten, in denen Kameras immer weniger Probleme mit hohen ISO-Werten haben, der Autofokus besser funktioniert, wenn ihm mehr Licht zur Verfügung steht.
- Du wirst schneller an die Grenzen schlechter Objektive an einer guten Kamera stoßen als an die Grenzen einer schlechteren Kamera mit gutem Objektiv.
Das sind nur wenige von vielen guten Gründen, mehr Geld für deine Objektive auszugeben als für Kameras. Außerdem werden meiner Meinung nach seit gut zehn Jahren keine wirklich schlechten Kameras mehr gebaut (Ausnahmen bestätigen die Regel). Welches Objektiv das richtige für dich ist, hängt wiederum ganz von deinem vorher festgelegten Ziel ab.
Kaufe dir das beste Stativ, das du dir leisten kannst!
Bilder werden schärfer, wenn deine Kamera auf einer stabilen Plattform steht. Sogar wenn du blitzt und auch wenn deine Kamera und dein Objektiv mit der neuesten Stabilisierungstechnologie ausgestattet sind. Ob das relevant und sichtbar ist? Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Meine Meinung dazu ist situationsabhängig. Wahrscheinlich wirst du aber früher oder später ein Stativ benötigen. Und in dieser Minute wirst du dich sicher freuen, dass du dich nicht für das wacklige Teil mit dem fest verbauten Drei-Wege-Neiger entschieden hast, das deine geliebte Kamera, sobald du außer Auffangreichweite bist, in Richtung Boden gleiten lässt. Mein erstes Stativ war genauso ein Exemplar. Mein zweites Stativ hat drei Systemwechsel überstanden und steht noch heute bei jedem on-Location Auftrag vor mir.
Ein gutes Stativ wirst du länger haben als jedes andere Stück deiner Ausrüstung. Hier lohnt es sich, sein hart erspartes Geld in etwas Wertiges zu investieren. Die Marke und das Material (Carbon oder Alu) bleiben dir überlassen. Es gibt auch schon sehr gute günstige Stative, die sinnvoll sind. Achte bloß darauf, dass das Modell deiner Wahl zulässt, am Stativanschluss (oberes Ende der Mittelsäule), verschiedene Schwenkköpfe (Kugelkopf, Fluidneiger, Getriebeneiger, …) anbringen zu können. Wenn du absolut sicher bist, dass du niemals ein Stativ benötigen wirst, dann kauf dir kein billiges, sondern gar keins.
Besorge nur Ausrüstung, die du auch verwenden wirst!
„Ich nehme das sicherheitshalber mit. Wer weiß, vielleicht ist es irgendwann nützlich?“ – Ich, kurz bevor ich 90 Euro in die Tonne geworfen habe. Und zwar für ein Lichtzelt, das ich faktisch bis heute noch nicht einmal ausgepackt habe. Der alte Spruch „Der Profi kauft was er braucht. Der Amateur kauft, was er will“ hat schon seine Berechtigung.
Eine gute Grundausstattung ist sicherlich kein Fehler. Aber die Wahrheit ist, dass ich als Berufsfotograf ein Jahr lang mit einer 24 Megapixel Kamera, einem 50mm f1/1.8 Objektiv, einem 5 in 1 Reflektor, einem Stativ und einem Aufsteckblitz um 56 Euro (Speicherkarten, Akkus und PC-Setup, …) meine damaligen Aufträge perfekt erfüllen konnte: Von Fine-Art Portraits über Reportagen bis hin zu einfachen und auch komplexeren Produktaufnahmen.
Heute wäre das nicht mehr ganz so leicht möglich, da ich mich spezialisiert habe und zur Durchführung meiner Aufträge mittlerweile das eine oder andere spezifischere Ausrüstungsteil nötig ist. Es sollte einem aber zu denken geben, dass man auch mit wenig Equipment viel erreichen kann. Fehlendes Equipment hat mich zumindest noch nie davon abgehalten, das Bild zu machen, das ich wollte. Im Zweifelsfall kann man zeitnahe das benötigte Teil kaufen oder ausleihen.
Sprenge niemals dein Budget!
Dieser Tipp ist kurz und bündig aber extrem wichtig! Gebe nie mehr Geld aus, als dir zur Verfügung steht. Schulden führen zu Sorgen und Sorgen hemmen deine Kreativität. Wenn du dir Gedanken darüber machen musst, wie nächsten Monat die Miete bezahlt werden soll, weil ein neues Objektiv angeschafft wurde, wirst du keine Freude daran haben. Ob Berufsfotograf oder Hobbyfotograf, wenn man nicht mit Freude bei der Sache ist, wird man keine guten Bilder erzeugen. Ich spreche hier aus Erfahrung und der Weg aus dieser Situation heraus ist schwerer und länger gewesen als der Weg zum Kamerageschäft.
Lass dich von „Gatekeepern“ nicht abhalten!
Es gibt wahrscheinlich genauso viele Expert*innen, die dir ihre Meinung erzählen wollen, wie Fotograf*innen, die ihr Wissen lieber nicht teilen möchten. Beides ist vollkommen in Ordnung. Was meiner Meinung nach nicht klar geht, ist Gatekeeping. Als Fotografie Anfänger bin ich auf nur wenige lokale Fotografen gestoßen, die meine Idee Fotograf zu werden wirklich toll fanden. Es gab und gibt sogar noch immer Kolleg*innen, die zu verhindern versuchten, dass aus mir ein besserer Fotograf wird:
- „Kommt da neue Konkurrenz auf mich zu?“
- „Wenn ich ihm helfe, wird er mir dann am Ende Kunden wegnehmen?“
Befasst euch nicht zu sehr mit Personen, die euch nicht helfen wollen. Es ist ihr gutes Recht, aber lasst nicht zu, dass sie euch entmutigen oder euch im Weg stehen. Ihr merkt sowieso schnell, wenn jemand die Torhüter Rolle einnimmt und meint sie oder er wäre für die „Zugangskontrolle“ zur Fotografie zuständig.
In der Berufsfotografie gibt es genügend Kunden für alle und im Zweifelsfall reguliert sich der Markt selbst. Wer gut ist in dem was er macht, wird auch Erfolg haben. Hobby-Fotografen schaden dem Geschäft nur in seltenen Einzelfällen und das ist tatsächlich gut zu verkraften.
Eine letzte Regel
In den meisten Ländern unterliegt die gewerbsmäßige Fotografie dem Gewerberecht. Auch wenn es meist keine Qualifikationsprüfungen (Meisterprüfung, u.Ä.) mehr gibt, so ist es dennoch notwendig ein Gewerbe anzumelden, wenn man Geld mit der Fotografie verdienen möchte. Warum das wichtig ist, ist leicht erklärt. Als moralisch denkender und handelnder Mensch wird einem klar sein, dass Berufsfotograf*innen ihren Lebensunterhalt mit ihrem Gewerbe verdienen. Sie bezahlen Steuern, investieren viel in ihre Aus- und Weiterbildung, Ausrüstung und Werbung. Wenn nun jemand kommt und meint er könnte nur die Benefits genießen, ohne die dazugehörigen Pflichten zu erfüllen, führt das unweigerlich zu Missstimmung.
Wenn du also das Ziel hast, Berufsfotograf zu werden, dann mach es ordentlich und melde ein Gewerbe an. Sollte Fotografie dein Hobby sein, dann lass dich nicht von Ressentiments stoppen. Such dir einfach eine andere helfende Hand. Es gibt sie zur Genüge.
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