Außergewöhnliche Naturfotos trotz schlechtem Wetter ᐅ Anleitung
„Schlechtes Wetter“ kann für Naturfotos großartige Gelegenheiten und Motive bieten. Meine These lautet: Besondere Bedingungen ermöglichen besondere Bilder. Darum lohnt es sich für Naturfotografen, bei jedem Wetter auf Motivsuche zu gehen. In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, wie du bei Sturm, Regen, dichtem Nebel oder Schnee Naturfotos aufnimmst, die Seltenheitswert haben und eine besondere Stimmung transportieren.
Inhaltsverzeichnis
Außergewöhnliche Stimmung in Naturfotos festhalten
Das soll jedoch nicht heißen, dass ich meine Naturfotos nur bei schlechtem Wetter aufnehme. Selbstverständlich bin auch ich gerne an sonnigen Tagen unterwegs. Gerade am frühen Morgen und späten Abend spendet die Sonne ein warmes, weiches Licht. Das gibt den Bildern einen angenehmen Look und warme, leuchtende Farben. Doch zu diesen Zeiten ist jeder unterwegs. Wenn wir uns aber zum Ziel gesetzt haben, außergewöhnliche Fotos zu machen, müssen wir Momente einzufangen, die nur wenige Fotografen zu Gesicht bekommen.
Naturfotos bei Regen- und Schneefall
Als Tierfotograf habe ich den Anspruch an mich, die Tiere in meinen Naturfotos künstlerisch wertvoll darzustellen. Dafür muss ich nicht nur nahe herankommen. Ich achte zudem auf ein möglichst ideales Licht, den Hintergrund, den bewussten Einsatz von Schärfe und vieles mehr.
Ein weiterer Faktor für außergewöhnliche Tierfotos ist die Atmosphäre. Diese in einem Naturfoto abzubilden ist jedoch oft schwierig. Anders verhält es sich bei Regen oder Schneefall. Mit einer Tele-Brennweite und einer kurzen Verschlusszeit lässt sich der Niederschlag im Bild einfangen – am besten vor einem dunklen Hintergrund. Das kreiert stimmungsvolle Aufnahmen der Wildtiere, wie sie viele Betrachter noch nie gesehen haben. Bei dieser Fotografie kann man die Kälte förmlich greifen und staunt, wie wenig sich das Tier vom Wetter stören lässt.
Naturfotos bei Nebel
Regen und Schneefall lassen sich in weitwinkligen Landschaftsbildern nur schwer festhalten. In dichtem Nebel hingegen kann man beeindruckende Naturfotos machen. Der Nebel lässt Hintergrundelemente verschwinden, die sonst ablenken würden. Dadurch entstehen Motive, wo vorher keine waren. Es ist wirklich spannend, bekannte Orte im Nebel nach neuen Foto Gelegenheiten zu erforschen. Oft lassen sich dann Bilder aufnehmen, die besonders durch ihre Schlichtheit gefallen und eine geradezu mystische Atmosphäre transportieren.
Das erste Landschaftsfoto entstand auf einer einfachen Obstbaumwiese. Der Nebel ermöglichte es mir, den Baum zum zentralen Motiv zu machen, welcher wunderbar von seiner Umgebung freigestellt ist. Die Person, welche nur als Silhouette zu erkennen ist, wirkt als Gegenspieler zum großen Obstbaum und sorgt für einen angenehmen, balancierten Bildaufbau.
Lust auf mehr Nebel? Lies hier meine 5 besten Tipps zur Nebelfotografie.
Bonustipp
Besonders an wechselhaften Tagen können unerwartet spektakuläre Szenen entstehen. Etwa wenn der Himmel für einen kurzen Moment aufreißt und die Sonne einen kleinen Abschnitt der Landschaft hell erleuchtet. Oder, wenn ein Regenbogen erscheint und ein großartiges Landschaftsbild ermöglicht. Oder es gelingt per Langzeitbelichtung einen Blitz am Himmel einzufangen und die Gewitterstimmung perfekt im Foto festzuhalten.
Positive Effekte auf Komposition und Bildwirkung
Wenn es regnet, lässt das Wasser die Farben der Natur besonders stark erstrahlen. Außerdem lässt die Feuchtigkeit bestimmte Oberflächen – etwa die von Blättern – glänzen. Gerade Wasserfälle lassen sich bei Regenwetter ideal fotografieren. Einerseits führen die Bachläufe durch den Niederschlag mehr Wasser, andererseits wird der Kontrast von Steinen aufgrund der feuchten Oberfläche erhöht. Nutzt man dann noch einen Polfilter, erhält man wunderbare Aufnahmen mit satten Farben.
Die Wassertropfen lassen sich natürlich auch anderweitig in Szene setzen. Etwa bei Makro-aufnahmen von Pflanzen, wo man die einzelnen Tropfen groß darstellt und das Naturfoto damit die Geschichte vom „Regen im Wald“ erzählt. Das zweite Landschaftsbild zeigt einen Wasserfall im bayerischen Spessart. Es entstand im Spätherbst. Unmittelbar vor der Aufnahme hatte der Regen den Bachlauf noch einmal gefüllt.
Naturfotos in schlechtem Wetter: Einfach praktisch!
Naturfotos bei schlechtem Wetter zu machen, bringt außerdem auch praktische Vorteile mit sich.
1. Vorteil: Zeitliche Flexibilität
Wer bei schlechtem Wetter Naturfotos macht, ist zeitlich flexibel: Ein Punkt, der gar nicht genug betont werden kann. Als Naturfotograf ist man für Aufnahmen mit warmem Licht an die frühen Morgen- und späten Abendstunden gebunden. Wer schon mal an einem sonnigen Mittag probiert hat zu fotografieren weiß, dass das Licht einfach viel zu hart ist und unangenehme Schatten erzeugt. Bei „schlechtem“ Wetter ist der Himmel (fast) immer bewölkt. Das sorgt für ein angenehmes, weiches Licht – vollkommen egal, ob um 10, 13 oder 16 Uhr.
Außerdem kann man bei bewölktem Himmel das Motiv aus allen Richtungen fotografieren – ein riesiger Vorteil, denn nicht immer kann man seine Aufnahmeposition so einfach verändern. Auch als Portraitfotograf lassen sich an bewölkten Tagen tolle Ergebnisse erzielen. Hinzu kommt natürlich, dass wir oft nicht so viel frei einteilbare Zeit zur Verfügung haben, um immer nur bei Ideal-bedingungen unterwegs zu sein.
2. Vorteil: Es ist weniger los
Ebenfalls praktisch ist, dass an solchen „ungemütlichen“ Tagen einfach deutlich weniger Menschen unterwegs sind. Darin sehe ich persönlich viele Vorteile:
- Wilde Tiere etwa werden seltener von Hunden oder Spaziergängern aufgescheucht. So oft schon hatte ich nach langer Suche ein Tier entdeckt und wollte es gerade in Ruhe fotografieren, da wurde es verschreckt und würde auch so schnell nicht wiederkommen.
- Wenn es regnet, ist es außerdem wesentlich einfacher, sich leise in der Natur zu bewegen. An warmen Tagen sind es ganz oft vertrocknete Äste und Blätter, die allen Tieren im Umkreis Bescheid geben: „Hier kommt der Fotograf“.
- Und dann ist da noch der Nebel, der gerade den Tierfotografen einen entscheidenden Vorteil bieten kann: Durch die stark verminderte Sichtweite kann es uns gelingen, besonders nah an ein Tier heranzukommen – ohne bemerkt zu werden. Einmal etwa ist mir im Nebel ein Feldhase direkt entgegengehoppelt. Bis auf wenige Meter kam er an mich heran, nahm mich aber nicht wahr. Mir gelang ein Foto des Hasen, das ich heute noch zu meinen absoluten Favoriten zähle.
Das dritte Naturfoto zeigt einen anderen Feldhasen. Die Entstehungsgeschichte untermauert perfekt die eben genannten Vorteile. Ich konnte das Bild an einem frühen Nachmittag aufnehmen. Hätte die Sonne geschienen, wäre mir die Aufnahme nicht möglich gewesen. Außerdem hatte es den ganzen Tag geregnet. Das ermöglichte es mir überhaupt erst, mich so nahe an das Tier heranzuschleichen.
Aber auch als Landschaftsfotograf tut es gut, wenn man draußen in aller Ruhe verschiedene Aufnahmen ausprobieren kann – ohne das Gefühl, permanent von anderen Naturnutzern beobachtet zu werden. Das ist meine subjektive Sichtweise, jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass besondere Bilder oft dann entstehen, wenn man sich sehr viel Zeit für die Komposition nimmt und auch mit verschiedenen Perspektiven herumexperimentiert. Und das gelingt mir vor allem dann, wenn ich mich 100 % auf mein Foto konzentrieren kann.
Es tut verdammt gut!
Zu guter Letzt fühlt es sich einfach gut an, wenn man seinen inneren Schweinehund überwunden hat und rausgegangen ist, wo andere sich zu Hause vom Fernseher berieseln lassen. Ich finde es ist ein tolles Gefühl, wenn man den Witterungen trotzt. Und man wird die Natur von einer ganz neuen Seite erleben. Es ist eine wunderbare Erfahrung bei Regen durch den Wald zu laufen, oder den Wind und die Kälte direkt auf der Haut zu spüren. Selbstverständlich ist gute Kleidung in der Natur unabdingbar.
Sind wir aber gut ausgerüstet, kann es richtig Spaß machen, die raue Seite der Natur zu erleben.
Zudem kann es eine tolle Abwechslung zur Hektik des Alltags sein, wenn man mehrere Stunden draußen unterwegs ist und keiner Menschenseele begegnet. Da lässt es sich richtig gut nachdenken und den Kopf freibekommen. Und wie am Anfang beschrieben: Ein besonderes Bild kann nur ein paar Schritte entfernt bereits darauf warten, von uns eingefangen und mit unseren Liebsten geteilt zu werden.
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