14 Kindergartenfotografie Tipps für deine nächste Fotosession
Kindergartenfotografie ist ein wunderbarer und zugleich sehr herausfordernder Bereich. Auf jeden Fall nichts für schwache Nerven! Die Genugtuung ist aber umso grösser, wenn das Shooting letztendlich gelingt und die vielen lachenden Gesichter im Kasten sind. Damit dem so ist, gebe ich dir hier diejenigen Kindergartenfotografie Tipps auf den Weg, welche mir selbst immer wieder am meisten helfen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie soll man starten?
- Kameraausrüstung für Kindergartenfotografie
- Welche Kameraeinstellungen machen Sinn?
- Draussen statt Drinnen
- Die beste Kleidung für Kindergartenfotografie
- Welche Frisuren halten am längsten?
- Spannung lösen für mehr Natürlichkeit
- Arbeite schnell!
- Fragen statt Posing-Anweisungen
- Umgang mit scheuen Kindern
- Verzichte auf Hilfe!
Wie soll man starten?
Organisation ist in der Kinderfotografie alles. Kinder sind unberechenbar, und damit das ganze Shooting. Der einzige Fixpunkt, den du hast, bist du selbst. Also nutze dies und organisiere dich. Das beinhaltet nicht nur einen Shooting-Plan und mehrfache vorherige Absprache mit den Lehrpersonen, sondern auch die Sicherstellung der Vorabkommunikation der Lehrer an die Eltern (später dazu mehr). Lege dir vor dem Shooting eine Checkliste an, die du mehrmals während dem Shooting konsultierst:
- Mache ich die richtige Anzahl Fotos? (ca. 25 pro Kind)
- Nutze ich die richtigen Winkel? Bin ich auf dem Level der Kinder?
- Wie stehe ich zeitlich im Plan?
- Wie viele Kinder habe ich „zurückgestellt“? Wen muss ich noch nachholen?
- Habe ich mein Ersatz-Akku-Set eingesteckt? Lädt es?
- Wie siehts mit dem Speicher auf der Karte aus? Muss ich schon wechseln? (besser vor, als währen einer Session mit einem Kind)
- Erinnere dich daran was das eigentliche Ziel oder der Auftrag ist. Brauchst du von jedem Kind ein Portrait für eine Kinderfotografie-Mappe? Brauchst du mehr Gruppenfotos oder Einzelportraits? Solls eher formell sein oder spielerisch? Richte deinen Fokus immer wieder darauf aus.
Kameraausrüstung für Kindergartenfotografie
Im Schnitt wirst du wohl pro Kind etwa 25 Fotos machen. Das muss schnell gehen. Du brauchst also eine Ausrüstung, welche sehr flexibel ist, aber trotzdem qualitativ sehr hochwertige Bilder macht.
Welches Objektiv?
In der Kindergartenfotografie wirst du wenig Zeit haben, dein Objektiv zu wechseln. Aus diesem Grund verwende ich niemals eine Festbrennweite, sondern immer ein Zoomobjektiv. Welche Situationen wirst du bei der Kindergartenfotografie antreffen? Spielende Kinder, sich schnell bewegende Kinder, du brauchst Nahaufnahmen… Aus diesem Grund eignet sich ein Objektiv mit einer Brennweite von 24 bis 70 mm. Zudem sollte es sehr lichtstark sein (grosse Blendenöffnungen erlauben). Ein Ki-Objektiv reicht dafür nicht aus!
Welche Kamera?
Eine Vollformat-Kamera ist Pflicht, sobald du professionell unterwegs bist, und für die Sessions bezahlt wirst. Schau mal hier in unsere Liste der besten Vollformat-Kameras – da wirst du sicher fündig, falls du noch keine hast.
Kennst du schon meine 52 weltbesten Spickzettel?
Blitzlicht!
Ich weiß, was du wahrscheinlich denkst!
Auch ich werde natürliches Licht immer bevorzugen, aber manchmal müssen wir in ziemlich dunklen Räumen arbeiten, besonders im Winter. Dann ist ein Blitzlicht und die Fähigkeit, damit umzugehen, unerlässlich! Hier lernst du alles übers Blitzen.
Extratipps zum Blitzen
Verwende den Blitz im manuellen Modus, da ETTL zu unzuverlässig für Aufnahmen als Aufhelllicht ist.
Verwende den Blitz auch bei Außenaufnahmen als Aufhellblitz; Drinne wie Draussen mit etwa einer Stärke von 1/32.
Verwende hochwertige wiederaufladbare Batterien. Normalerweise bin ich kein Akkusnob… ich hasse es sogar, Geld für Markenakkus auszugeben. Aber bei meinem Blitzgerät macht das einen gewaltigen Unterschied in der Wiederaufladezeit, und das ist bei der Kindergartenfotografie enorm wichtig. Ein Doppelsatz ist Minimum.
Welche Kameraeinstellungen machen Sinn?
Die optimale Belichtung hängt stark vom Umgebungslicht und den Gegebenheiten ab. Lies doch dazu einen unserer ausführlichen Artikel. Ich kann dir aber ein paar generelle Tipps zu Kamera-Einstellungen bei der Kindergartenfotografie geben:
- Belichtungszeit: Autofokus und langsame Verschlusszeiten können zum Problem werden. Sie können dazu führen, dass du die besten Momente verpasst. Oft vergeht noch ein wenig Zeit, bis das Foto aufgenommen wird, nachdem du den Auslöser gedrückt hast. Stelle deshalb den Autofokus ab, falls dieser bei deiner Kamera zu langsam arbeitet. Achte in diesem Fall aber darauf, dass du den Fokus auf die entsprechende Distanz scharf eingestellt hast.
- Nutze öfters auch mal den Serienbildmodus, wenn sich tolle, actionreiche Szenen ergeben.
- Fotografiere mit einer offenen Blende (tiefe Blendenzahl). Ich glaube nicht, dass ich jemals ein Kind mit einer kleineren Blende als f/4 fotografiert habe. Mit einer offenen Blende kannst du kürzere Verschlusszeiten einstellen und verpasst so weniger wichtige Momente. Zudem zauberst du auf den Bildern eine verträumten unscharfen Hintergrund.
- ISO: Stelle lieber einen hohen ISO Wert ein (z.B. 400) und reduziere dafür die Verschlusszeit.
Draussen statt Drinnen
Ein einheitlicher Hintergrund und Kulisse mag es dir als Fotograf einfacher machen, das Ergebnis deiner Indoor Kindergartenfotografie-Shootings ist dann aber nicht allzu spannend. Ewig der gleiche blaue „blurry“ Hintergrund – da kommen gleich Erinnerungen an meine Bilder vor 30 Jahren hoch. Wage was! Falls das Wetter einigermaßen ok ist und du das Einverständnis der Lehrer bekommst, dann halte deine Session unbedingt Draußen ab. Die Fotos wirken einfach sofort lebhafter und natürlicher. Alternativ machst du eine kurze Session drinnen (jeder nur 1 Bild), dann aber ab nach Draußen.
Die beste Kleidung für Kindergartenfotografie
Folgende Tipps zur Kleidung habe ich für dich:
- Gib diese Tipps über die Lehrer an die Eltern weiter, damit die Kinder optimal gekleidet sind am grossen Tag des Shootings.
- Kleidung aus weichen Stoffen ist meist bequemer (und sieht auch so aus).
- Bitte jedes Kind, vor dem Shooting mit gekreuzten Beinen auf den Boden zu sitzen. Achte dann darauf, ob die Kleidung unvorteilhaft verrutscht: z.B. irgendwo ein Bauch herausschaut oder der Kragen so weit hoch rutscht, dass man den Hals nicht mehr sieht. Wir kennen alle diese Schildkrötenfotos….
- Die Kinder sollen keine Kleidung mit großen Schriftzügen oder Cartoon-Bildern tragen. Besser sind einfache Uni-Shirts. Das ist auch ein guter Rat für Familienfotos, denn die großen Grafiken werden auf einem Foto wahrscheinlich dominieren. Natürlich kann man auch Ausnahmen machen. Wenn ein Kind von seinem Lieblings-T-Shirt von Paw Patrol besessen ist und es bei jeder Gelegenheit anzieht, dann sollte es vielleicht genau das tragen.
- Wenn draussen bei Sonne fotografiert wird, ist ein Hut Pflicht! Hüte mit helleren, neutralen Farben sind besser als Hüte mit kräftigen Farben (kräftige Blau- oder Rottöne), die die Farben im Gesicht des Kindes reflektieren könnten. Steifere Ränder wirken auf Fotos besser, weil der Rand nicht herunterfällt und die Augen des Kindes verdeckt.
Welche Frisuren halten am längsten?
Ich habe nichts gegen unordentliches Haar, ich liebe die Natürlichkeit der wilden, vom Wind zerzausten Locken meiner Tochter. Meine Mutter hasst unordentliches Haar, sie versucht ständig, die Haare meiner Tochter zu schneiden und zu binden, damit sie ihr nicht ins Gesicht fallen. Wenn die Kinder ordentliches Haar haben sollen, sind dies einige Tipps, die ich in den vielen Jahren, in denen ich in Kindergärten fotografiere, gelernt habe:
- Stirnbänder (mit halbkreisförmigen Drähten) fallen oft aus ihrer Position
- Frisuren mit Zöpfen und Haargummis bleiben in der Regel länger ordentlich, selbst bei all dem Tanzen und Springen
- Feste Haarnadeln von guter Qualität halten feines Haar in der Regel besser an Ort und Stelle als Haarklammern
Spannung lösen für mehr Natürlichkeit
Kaum ein Kind ist sich ein Fotoshooting gewohnt. Die meisten reagieren eher scheu. Still sitzen ist sowieso meistens eher schwierig. Während einer Kindergartenfotografie-Session ein Kind nach dem anderen auf dem kleinen Hocker Abzulichten wird aus diesen Gründen schwierig. Was kann man also tun? Spass haben ist das Zauberwort. Mindestens ein Teil der Fotosession sollte also unstrukturiert sein. Ein paar Spielsachen oder Malstifte tun meist den Rest. Falls nicht, dann sprich mit dem Kind. Frage es, was sein Lieblingsspielzeug ist, die Lieblingsfarbe oder irgendwas, was die Stimmung lockert.
Arbeite schnell!
Kinder sind nicht sehr geduldig, wenn es um Posen und Korrekturen geht. Gib ein paar kurze Kommandos wie: „Jetzt lach mal über die dumme Raupe auf meinem Kopf!“, aber lass dir nicht zu viel Zeit, um den Arm genau so zu bewegen oder den Kopf genau so zu drehen, wie es dem Zielbild entsprechen würde. Die meisten Kinder reagieren nicht gut auf viele ständige Anweisungen und werden schnell müde, bevor du die guten Fotos im Kasten hast.
Fragen statt Posing-Anweisungen
Wie schon erwähnt, wirst du mit konkreten Anweisungen nicht weit kommen während einer Kindergartenfotografie-Session. Vielmehr musst du das Kind auf spielerische Art und Weise an einen bestimmten Ort oder Position „führen“. Hier ein paar Sätze, die dir dabei helfen können:
- Wo ist dein Kitzel-Lächeln? Muss ich dein Lächeln erst herauskitzeln? Ist es in deiner Achselhöhle versteckt?
- Kannst du dich hier auf die Schaukel setzen? Oh, du bist so groß! Ich wusste gar nicht, dass du so hoch klettern kannst!
- Kannst du hier im Schneidersitz sitzen?
- Lass uns unsere eiskalten Knie umarmen. Deine Knie werden sich bedanken!
- Glaubst du, du wärst mutig genug, dich auf diesen Stuhl zu stellen?
- Was auch immer du tust, lächle nicht. Nein, ich sagte, nicht lächeln! (Klassische umgekehrte Psychologie).
- Wo sollen wir deine Hände hinlegen? Wir sollten sie irgendwo verstauen. Mögen sie Taschen?
- Könntest du den Baum auf deinem Rücken tragen? Oh, danke schön! Der Baum war es langsam leid, all die Äste selbst zu tragen!
- Was immer ich tue, tust du auch. (Nachahmerspiel)
Umgang mit scheuen Kindern
Zeit ist ein wichtiger Faktor bei der Kindergartenfotografie, oft hast du zu wenig davon. Bei scheuen Kindern muss man sich aber einfach etwas mehr Zeit nehmen, und das lohnt sich im Normalfall auch. Ein schüchternes Kind braucht Zeit, um Vertrauen zu fassen. Diese Tipps helfen dabei:
- Sprich leiser und langsamer
- Nimm dir ein paar Minuten Zeit und setze dich neben das Kind, ohne schon Fotos zu machen.
- Stelle beim Spielen offene Fragen, bis du merkst, dass die ersten Reaktionen kommen und das Kind Vertrauen fasst
- Wenn du das Gefühl hast, dass das Kind noch nicht bereit ist, dann ziehe ein paar andere vor. Wichtig ist aber, dass du dem Kind folgendes sagst: „Ich mache nun ein paar Fotos von anderen Kindern und komme dann zu dir zurück. Dann bin ich kein Fremder mehr.“
- Mache ein paar Testshots und zeige es dem scheuen Kind auf der Rückseite des Bildschirms… das funktioniert bei den meisten. Oft fragen sie mich dann, ob ich noch mehr Fotos machen möchte.
Verzichte auf Hilfe!
Das klingt ziemlich seltsam, ist aber notwendig, wenn es um Kindergartenfotografie geht. Wenn du die Unterstützung deiner Kolleginnen und Kollegen in Anspruch nimmst, neigen alle dazu, Geräusche zu machen und Namen zu rufen, oder mit Spielzeug zu rasseln, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu gewinnen. Aber in Wirklichkeit verwirren sie die Kinder damit nur. Wenn es zu viele Schwerpunkte gibt, wirkt dies aufwühlend und die Kinder werden ebenfalls laut und nervös.
In diesem Zusammenhang ist es auch erwähnenswert, dass alle „Ablenkungen“, die die Kinder überreizen könnten – sei es eine Menge lärmendes Spielzeug oder Lichter – gegen dich arbeiten können. Schau dir den Kindergarten also unbedingt vor dem Shooting an und suche die eine Nische, die etwas ruhiger ist.
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