Model Release Vertrag | Erklärung und Mustervertrag
Was ist ein Model Release? Ein Model Release ist ein schriftlicher Vertrag, der die Vereinbarungen zwischen dem Model und dem Fotografen festlegt. Dieses Dokument wirst du am häufigsten in der Modefotografie oder generell in der kommerziellen Fotografie brauchen. Du möchtest deine Aufnahmen von Fotomodels gewerblich nutzen oder zu kommerziellen Zwecken verkaufen? Ein Model Release Vertrag macht es möglich!
Auch wenn du im Vorfeld noch keine Pläne hast, deine Fotos zu verkaufen, kann sich nach dem Fotoshooting plötzlich eine Gelegenheit dazu ergeben. Spätestens dann ist es von Vorteil, bereits einen unterzeichneten Model Release Vertrag in der Hand zu halten.
Inhaltsverzeichnis
Model Release vs. Foto Release
Wie bereits erwähnt, wird ein Model Release vom Model unterschrieben, damit du als Fotograf das Bild lizenzieren oder verwenden kannst. Ein Foto Release hingegen ist ein vom Fotografen unterzeichnetes Dokument, das dem Model ausgehändigt wird. Somit darf dein Fotomodel Kopien deiner Arbeit (z.B. Porträts, Fotos, Hochzeitsfotos usw.) drucken und verwenden.
In den meisten Fällen, sollten beide Verträge unterzeichnet werden. Nehmen wir zum Beispiel an, du machst Fotos für einen Schauspieler. Er unterzeichnet ein Model Release und du gibst ihm ein Foto Release zu Vervielfältigungszwecken. Nun sind einige Jahre vergangen und er will jetzt die Fotos auf seiner Website verkaufen. Aber um dies zu tun, müsste er dir eine Lizenzgebühr zahlen, denn ansonsten würde er dein Urheberrecht verletzen.
Wie du siehst, gibt es auch noch einmal einen Unterschied zu einem TFP-Vertrag (Time for Prints), welcher mehr die Zusammenarbeit von Fotograf und Model auf unentgeltlicher Basis regelt. Bei einem Model Release kann das Model durchaus auch bezahlt werden.
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Fotografieren in der Öffentlichkeit
In den USA ist das Fotografieren einer Person in der Öffentlichkeit ein geschütztes Recht für alle Fotografen, da die Privatsphäre in der Öffentlichkeit für Niemanden garantiert werden kann. Die Einschränkung besteht nur darin, dass der Fotograf ein Bild ohne Model Release nicht kommerziell verkaufen darf. Wenn du also ein erstaunliches Straßenfoto mit einem unscheinbaren Model gemacht hast, lass dir danach gleich eine unterzeichnete Freigabe geben.
Wir haben einen großartigen Artikel über das Fotografieren in der Öffentlichkeit, schau mal rein!
Rechte am eigenen Bild – diese Regeln gelten!
Beim Fotografieren von Personengruppen in der Öffentlichkeit, solltest du von allen Personen auf dem Foto einen Modelvertrag unterzeichnen lassen. Wenn du zum Beispiel das Foto für etwas verwendest, das als diffamierend, beleidigend, skandalös, schädlich oder falsch dargestellt wird, dann kann jede identifizierbare Person auf dem Foto, die kein Model Release unterzeichnet hatte, das Recht haben, gegen dich vorzugehen.
Wichtig zu wissen: Voyeuristische Aufnahmen eines privaten Ereignisses, obwohl es in der Öffentlichkeit stattfindet (z.B. Hochzeit, Geburtstagsfeier etc.), können als illegal angesehen werden, da die Personen ein implizites Recht auf Privatsphäre haben.
Rechtliche Grundlagen
Die Bestimmungen im Vertrag beschreiben, was du mit den Fotos machen darfst und was nicht. Sie bieten dir als Fotograf und auch als Fotomodel den benötigten Schutz. Eine vorab schriftliche Vereinbarung wird dich vor möglichen zukünftigen Haftungen und rechtlichen Auseinandersetzungen schützen. Diese reichen von der Verletzung der Privatsphäre bis hin zur Rufschädigung. Ob du nun professionelle Fotomodels fotografierst oder an öffentlichen Fotoshootings teilnimmst, dieser Vertrag ist ein entscheidender Schritt in der kommerziellen Fotografie. Er erlaubt (oder verbietet) die Verwendung von Bildern für Werbe- oder Verkaufszwecke. Es gibt nämlich kein Gesetz, das eine unterzeichnete Vereinbarung zwischen einem Fotografen oder einem Fotomodel vorschreibt. Und deshalb liegt es in deinem Interesse, mit einem Model Release sicherzustellen, dass deine Rechte geschützt sind.
Verwendungszweck
Wenn du weißt, welche Verwendung du für das Bild vorgesehen hast, dann kannst du auch erkennen, ob du ein Model Release brauchst oder nicht. Falls du planst, deine Arbeit für kommerzielle Zwecke zu nutzen, dann brauchst du auf jeden Fall eine Vereinbarung. Wenn nicht, dann eben nicht. Es klingt einfach – kann aber sehr komplex werden.
Ein Bild zu veröffentlichten bedeutet an und für sich keine kommerzielle Nutzung. Zum Beispiel die Arbeiten in Zeitungen, Lehrbüchern, Verbraucher- oder Fachzeitschriften sind veröffentlichte Artikel, ohne kommerzielle Absichten. Diese Veröffentlichungen benötigen also keine Freigabe, denn die Inhalte und Bilder gelten als redaktionell oder auch gesagt als „fair use“.
Die kommerzielle Nutzung dagegen ist etwas ungenauer. Folgende Objekte kannst du aber bestimmt als kommerziell betrachten:
- Anzeigen
- Kataloge
- Broschüren
- Webnutzung
- Grußkarten
- interne Newsletter
Beispiel: Redaktionell oder Kommerziell?
Nehmen wir an, du hast einen bekannten Politiker fotografiert und hast kein Model Release Vertrag vereinbart. Du verkaufst das Bild später an eine lokale Zeitung. Die Zeitung verwendet das Bild für einen Artikel, der über diesen Politiker berichtet. Das Bild dient somit als redaktionelle Nutzung. Nun möchte der Politiker vielleicht, dass das Bild für eine Werbekampagne verwendet wird. Dazu ist dann wieder eine Freigabe von dir erforderlich und hätte somit einen Model Release Vertrag benötigt.
Zusammengefasst ist es das gleiche Bild, das aber für unterschiedliche Zwecke verwendet werden kann. Wie es verwendet wird, ist somit die Kernfrage. Sie bestimmt, ob du einen Model Release Vertrag benötigst oder nicht.
Das nächste Foto könnte beispielsweise sowohl unter die redaktionelle, als auch unter die kommerzielle Nutzung fallen. Ist es eine Werbeaufnahme für den Mode- oder Geschäftszweck?Wird dieses Bild für einen Reiseartikel genutzt? Und auch wenn es sich um einen öffentlichen Ort handelt, entstehen rechtliche Fragen.
Diese Aufnahme könnte in einer Zeitung oder einem Online-Artikel über Modetrends in Paris berichten. Das würde als redaktionelle Arbeit gelten. Dasselbe Bild kann aber auch als Werbung für den Pariser Tourismus in einer anderen Zeitung erscheinen. Dann wird ein Model Release mit dem abgelichteten Fotomodel unabdinglich. Das Bild würde somit gewerblich eingesetzt werden.
Schauen wir uns die Aufnahme weiter unten an. Wenn du sie verwendest, um die Teilnehmer eines Konzerts zu zeigen, benötigst du kein Model Release. Aber wenn das Bild für ein bestimmtes Produkt, wie z.B. Ohrstöpsel, werben soll, ist es eine kommerzielle Nutzung und du benötigst ein Model Release mit allen abgebildeten Personen.
Kann das Model identifiziert werden?
In wie weit kannst du die Personen auf deinem Bild identifizieren? Sind sie unverwechselbar zu erkennen? Wenn die Antwort ja ist, brauchst du auf jeden Fall einen Model Release Vertrag. Wenn sie nicht identifizierbar sind, dann brauchst du eigentlich keine Vereinbarung. Aber wie du bereits bemerkt hast, gibt es eine schmale Grenze zwischen diesen beiden Punkten. Es existiert mehr als eine Möglichkeit, die fotografierte Person zu identifizieren. Am offensichtlichsten ist das Gesicht. Aber es können auch Tattoos, charakteristische Zeichen, Silhouetten oder Uniformen sein, die eine Identifizierung ermöglichen. Sogar Orte können eine Rolle spielen. Vereinbare also auch in einer solchen Situation ein Model Release.
Die folgenden Bilder scheinen zunächst keine identifizierbaren Personen zu zeigen. Das bedeutet, dass kein Modelvertrag erforderlich ist – richtig? Nicht unbedingt…
In solchen Fällen ist eine Rechtsberatung am hilfreichsten.
Wo und wann?
Wo benötigst du einen Model Release?
Du wirst kein Model Release für öffentliche Plätze wie Parks, Messen, Festivals oder Strassen benötigen. Es braucht auch keine schriftliche Vereinbarung wenn du die Fotos zum Beispiel in einer Mappe bei dir trägst oder sie zur Dekoration an deine Wand befestigst. Aber wenn du vorhast, dein Bild eines Tages gewerblich oder für kommerzielle Zwecke zu veröffentlichen, dann vereinbare immer vorab einen Vertrag.
Wann benötigst du einen Model Release?
Kümmere dich nicht erst nach dem Fotoshooting um einen Model Release Vertrag. Auch wenn du dein Foto erst später verkaufen möchtest, woher willst du wissen, ob du jemals wieder die betreffende Person für eine nachträgliche Unterzeichnung sehen kannst? Stelle dich auf die sichere Seite und unterzeichne im Vorfeld.
Aus rechtlicher Sicht, darfst du generell Jeden an einem öffentlichen Ort fotografieren. Mit Ausnahme von Personen unter 18 Jahren, welche zwingend eine Unterschrift ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten im Vorfeld benötigen. Es könnten rechtliche Konsequenzen auf dich zukommen wenn du das Bild ohne Einverständnis veröffentlichen würdest.
Tipp: Nimm den Model Release als Faustregel, sobald identifizierbare Personen in deinem Bild vorhanden sind.
Inhalt eines Model Release Vertrag
1 Digitale Bearbeitungsklausel
Mit digitaler Bearbeitung ist jede Änderung, die du an deinem Foto nachträglich vornimmst, gemeint. Vor allem, wenn mit „Photoshop“ die physischen Eigenschaften des Models verändert werden.
Heutzutage gibt es fast keine Bilder, die kommerziell vertrieben werden, ohne nachträgliche digitale Bearbeitung. Aus diesem Grund solltest du diese Klausel in alle deine Model Release Verträge aufnehmen, um sowohl dich selbst als auch diejenigen zu schützen, die deine Fotos lizenzieren.
2 Sensible Nutzung
Manchmal wirst du angeheuert, um ein sensibles Thema wie Selbstmord, Rassismus, Sex, Politik oder Religion zu fotografieren. Die Klausel zur sensiblen Nutzung schützt dich vor allen Ansprüchen, die das Model, für zum Beispiel den Verlust von Arbeit, erheben könnte.
Sensible Inhalte sind schwer zu definieren und von Ort zu Ort unterschiedlich. Denke global und du wirst die möglichen Abweichungen sehen. Es ist jedoch nie eine gute Idee, sensible Inhalte pauschal zu genehmigen. Benutze immer dein Urteilsvermögen.
3Besonderheiten
Planst du ein Foto-Shooting mit lebenden Tieren? Fotografierst du unter Wasser? Ist dieses Shooting….ein sexy Shooting?
Du wirst alle speziellen Bedingungen im Modelvertrag vor dem Fotoshooting einbeziehen wollen. Wenn du offen, ehrlich und diskret damit umgehst, vermeidest du somit unangenehme Situationen.
Gut zu wissen
- Behalte alle Model Release für immer in einer Ablage, Scanne sie, und speichere sie auf deinen Cloud-Speicher. Diese Verträge haben keine Verjährungsfrist. Du musst immer den Vertrag vorlegen, wenn du das Bild verwenden oder verkaufen willst. Außerdem hilft dir dieses Dokument in Gerichtsverfahren weiter oder er wird dir erlauben, dich zu verteidigen, falls du jemals verklagt werden würdest.
- Einige Personen werden zögern, diesen Vertrag zu unterschreiben – dann ist es am besten, wenn du ihre Entscheidung respektierst.
- Das Fotografieren eines professionellen Fotomodels oder einer Gruppe von Personen gestaltet sich einfacher. Zufällige individuelle Menschen auf der Straße dafür zu begeistern? Schwieriger.
- Wenn du für kommerzielle Zwecke ein Fotoshooting machst, lasse die betreffende Person den Model Release Vertrag vor dem Shooting unterzeichnen. Damit sparst du Zeit, falls du vor dem Start schon ein „Nein“ gesagt bekommst.
Model Relase Mustervertrag
Du kannst hier unseren Model Release Mustervertrag als PDF downloaden.
Erfahrungen?
Hast du schon Erfahrung mit Verträgen gemacht? Oder bist du schon einmal in eine heikle Situation gekommen, in welcher du genau einen solchen Vertrag gebraucht hättest? Schreibe es in die Kommentare – wir sind gespannt!
4 Gedanken und Fragen