Architekturfotografie – Der komplette Leitfaden + 12 Tipps
Ganz gleich, ob du neu in der Architekturfotografie oder schon ein Profi bist. Dieser Leitfaden hat alles was du über das Thema wissen musst. Ich habe für dich die 12 wichtigsten Tipps zusammengestellt, damit du bessere Architekturfotos machen kannst. Lies unbedingt weiter, um alles über die älteste Art der Fotografie zu erfahren!
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Architekturfotografie?
- 12 Tipps für grossartige Architekturfotos:
- 1 Die richtige Ausrüstung
- 2 Die passenden Objektive für Architekturfotografie
- 4 Finde das perfekte Motiv
- 5 Lerne dein Motiv kennen
- 6 Fotografiere zu unterschiedlichen Zeiten
- 7 Nutze verschiedene Perspektiven
- 8 Architekturfotografie mit Menschen
- 9 HDR ist der Freund des Architekturfotografen
- 10 Lasse die Menschen verschwinden
- 11 Vorsicht mit Photoshop
- 12 Du möchtest eine Karriere in der Architekturfotografie?
- Architekturfotografie FAQ
- Fazit
Was ist Architekturfotografie?
Die Architekturfotografie (auch Bau- oder Strukturfotografie genannt) konzentriert sich allgemein auf alle Arten von Gebäuden. Dazu gehören Aufnahmen von Innen- und Aussenräumen, aber auch von Brücken oder ähnlichen Bauten. Ausserdem zählen auch Fotos von Stadtlandschaften dazu. Die Architekturfotografie ist keine neue Erfindung. Sie wird schon seit der Erfindung der Fotografie vor allem zur Dokumentation von Gebäuden genutzt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Architekturfotografie aber zu einer eigenen, vielfältigen Kunstform. Damit auch du sie erfolgreich meistern kannst, habe ich diese 12 Tipps für dich zusammengestellt.
Schon gewusst?
Die älteste aufgenommene Fotografie der Welt ist auch eine Architekturaufnahme! Sie zeigt den Blick auf ein Gebäude in Frankreich und heisst „Blick aus dem Arbeitszimmer“.
12 Tipps für grossartige Architekturfotos:
1 Die richtige Ausrüstung
Der grösste Vorteil der Architekturfotografie ist das unbewegliche Motiv. Du brauchst also viel weniger Kamerafunktionen als beispielsweise bei Sport- oder Porträtaufnahmen. Nutze stattdessen eine gute DSLR oder Systemkamera mit Wechselobjektiv (zu den Objektiven gibt’s später mehr). Ich verwende beim Fotografieren von Gebäuden auch oft ein Stativ. Das bietet dir mehr Freiheiten bei der Wahl der Perspektive und gibt zusätzliche Stabilität. Vor allem bei langen Belichtungszeiten ist das ein grosser Vorteil. Wähle am besten ein leichtes Modell, das du ganz einfach mit auf deine Erkundungstouren durch die Stadt nehmen kannst. Zusätzlich kann ich dir auch einen Selbstauslöser sehr empfehlen. Damit vermeidest du Verwacklungen beim Auslösen der Kamera.
2 Die passenden Objektive für Architekturfotografie
Für die Architekturfotografie brauchst du am besten gleich mehrere Objektive. Sie haben alle verschiedene Vorteile, die du nutzen kannst. Wenn du eine Auswahl hast, kannst du das richtige für dein Motiv auswählen. Natürlich musst du nicht immer alle mit dir herumschleppen. Mit etwas Erfahrung wirst du schon im Voraus entschieden können, welches Objektiv für welches Projekt am besten passt. Diese Objektive sind für die Architekturfotografie nützlich:
- Objektive mit einer Festbrennweite machen scharfe Bilder mit weniger Verzerrungen. Auch wenn du im Dunkeln fotografieren möchtest, sind solche Objektive besser geeignet.
- Mit einem Zoom-Objektiv kannst du auch weit entfernte oder schwer erreichbare Motive fotografieren. Auch interessante Details oder Strukturen können mit einem Zoom leichter in den Fokus gerückt werden.
- Wenn du den Bildwinkel manuell einstellen willst, verwende ein Tilt-Shift-Objektiv. Damit umgehst du optische Verzerrungen. Dann erscheinen zum Beispiel parallele Linien auch wirklich parallel zu einander und laufen nicht in einem Punkt zusammen.
- Vor allem in der Strukturfotografie werden oft Weitwinkelobjektive genutzt. Damit bekommst du auch grössere Flächen auf dein Foto. Allerdings könnten die Ränder deines Bildes dann verzerrt erscheinen. Das lässt sich aber oft ganz einfach zuschneiden oder mit einer Bearbeitungssoftware beheben.
4 Finde das perfekte Motiv
Motive für die Architekturfotografie findest du buchstäblich an jeder Ecke. Mache dich in deiner Stadt auf die Suche nach interessanten Gebäuden. Am einfachsten ist es, mit den Sehenswürdigkeiten anzufangen. Regierungsgebäude, Bibliotheken, Museen oder Kirchen sind meistens aussergewöhnliche Gebäude. Aber nicht nur historische Bauten sind schön anzusehen. Auch die moderne Architektur hat viel zu bieten. Vor allem Hochhäuser und verspiegelte Oberflächen geben atemberaubende Motive her. Und vergiss nicht die verlassenen Gebäude! Vor allem diese haben oft eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Bist du auf der Suche nach Inspiration? Dann sieh dir diese Pinnwand an.
Kennst du schon meine 52 weltbesten Spickzettel?
Du musst aber nicht immer suchend durch die Städte schlendern. Bei der Suche nach versteckten Architektur-Schätzen helfen dir auch verschiedene Apps und webbasierte Tools. Ein gutes Beispiel ist Shot Hot Spot. Diese Webseite verwendet Geo-Tagging-Informationen von Webseiten wie Flickr, um beliebte Fotospots in jeder Stadt zu finden.
5 Lerne dein Motiv kennen
Hast du ein geeignetes Motiv gefunden, solltest du es kennenlernen. Gehe einige Male alle Aussenseiten entlang und schau es dir (wenn möglich) von innen an. Vor allem historische Gebäude haben oft interessante Vorgeschichten. Informiere dich darüber! Du lernst nicht nur etwas neues dazu, sondern du findest vielleicht interessante Details, die du in deine Architekturfotografie einarbeiten kannst. So lassen sich alte Gebäude oft sehr gut durch die Schwarz-Weiss-Fotografie in Szene setzen. Damit verleihst du deinen Fotos einen zeitlosen Flair und lässt sie geheimnissvoll wirken. Kennst du dein Motiv gut, kannst du richtige Kunstwerke damit schaffen. Dazu fällt mir ein Zitat des berühmten Architekturfotografen Tomas Riehle ein:
Eine gute Architekturfotografie lebt oft länger als der schönste Bau.
Tomas Riehle
6 Fotografiere zu unterschiedlichen Zeiten
Da die Architekturfotografie sehr oft draussen stattfindet, solltest du unbedingt mit verschiedenen Tageszeiten experementieren. Fotografiere dein Motiv zum Beispiel mal bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, um die unterschiedlichen Farbtöne während der goldenen Stunde einzufangen. Ausserdem könnten Reflexionen oder Schatten entstehen, die deine Bilder noch interessanter machen. Die Wirkung deines Motivs verändert sich auch mit dem Wetter. Fotografiere also nicht nur bei Sonnenschein, sondern beispielsweise nach dem Regen oder bei Schneefall. So verleihst du deinen Fotos eine dramatische Stimmung. Auch Nachts kannst du oft die künstliche Beleuchtung von Gebäuden künstlerisch einsetzen. Sieh dir dieses Video an für mehr Tipps zur Architekturfotografie in der Nacht.
7 Nutze verschiedene Perspektiven
Architekturfotografie ist so viel mehr als nur Aufnahmen der Aussenfassade! Suche immer nach einzigartigen Perspektiven, die deine Fotos zu etwas Besonderen machen. Gehe näher an dein Motiv heran und konzentriere dich auf ein einzelnes Detail. So entstehen oft tolle, abstrakte Fotos. Ausserdem kannst du so den gesamten Bildausschnitt mit deinem Motiv füllen, um dadurch die Grenzen des Gebäudes verschwinden zu lassen. Verwirre deine Betrachter, denn so bleiben deine Fotos sicher in Erinnerung. Experementierst du mit der Perspektive, solltest du dennoch einige Grundregeln der Bildkomposition beachten. Durch sie werden deine Bilder ausgewogen aber trotzdem interessant. Hier eine kleine Merkhilfe von Punkten, auf die du bei der Komposition deines Fotos achten kannst:
- Linien: Oft lassen sich klare Linien im Aufbau von Gebäuden erkennen. Diese geben deinem Foto eine Richtung und leiten den Blick des Betrachters. Setze sie also bewusst ein, um den Betrachter möglichst lange an dein Foto zu fesseln.
- Symmetrie und Wiederholung: Symmetrie wirkt immer ordentlich und das empfinden wir oft als schön. Das kannst du sehr gut in deinen Architekturfotos ausnutzen. Gebäude haben fast immer mehrere gleiche Teile, wie zum Beispiel Fenster oder Lampen. Diese kannst du sehr gut nebeneinander abbilden.
- Rahmungen: Halte Ausschau nach Torbögen, Türen, Fenstern oder ähnlichem. Sie geben deinem Motiv einen Rahmen und runden so die Komposition schön ab.
- Gegensätze: Gross und klein, schwarz und weiss, breit und schmal… In der Architektur wimmelt es nur so von Gegensätzen! Mit solchen Spielereien kannst du wirklich interessante Bilder schiessen. Du musst nur die Augen offen halten und deinen Blick dafür schärfen. Ein tolles Beispiel dazu ist die Arbeit von Marcus Bredt.
8 Architekturfotografie mit Menschen
Natürlich steht bei der Architekturfotografie auch immer die Architektur im Mittelpunkt. Doch jedes Gebäude hat seine ganz eigene Beziehung zu den Menschen. Es wurde von Menschen erbaut und wird (oder wurde mal) von ihnen genutzt. Das solltest du auch bei deinen Fotos mit einbeziehen. Einfache Architekturaufnahmen können schnell langweilig wirken. Stellst du aber einige Personen dar, die das Gebäude nutzen, hauchst du deinem Foto Leben ein.
Die Menschen in deiner Szene sollten allerdings nicht von der Architektur ablenken. Sollte das doch mal der Fall sein, kannst du mit einer langen Belichtungszeit fotografieren. Dadurch werden sie unscharf oder verschwinden ganz. Mit dem Effekt der unscharfen Menge unterstreichst du die Zeitlosigkeit des Gebäudes im Gegensatz zu den bewegten Menschen.
9 HDR ist der Freund des Architekturfotografen
Die High Dynamic Range (HDR)-Fotografie eignet sich super für kreative Architekturaufnahmen. Durch den grösseren Dynamikumfang werden Kontraste und Details sowohl an den hellen, als auch an dunkleren Stellen des Bildes scharf abgebildet. Das ist vor allem beim Fotografieren von Gebäuden mit künstlicher Beleuchtung ein grosser Vorteil. Damit wirken deine Fotos gleich viel dramatischer.
10 Lasse die Menschen verschwinden
Nehmen wir an, du willst die wunderschöne Fassade des Mailänder Doms fotografieren. Da wirst du wohl bis tief in die Nacht darauf warten müssen, dass der Platz vor der Kirche sich leert. Es werden ständig Menschen durch dein Bild laufen und dir die perfekte Aufnahme zerstören. Doch es gibt ein paar Tricks mit denen du dieses Problem ganz einfach lösen kannst. Das Fotografieren mit langen Belichtungszeiten habe ich ja bereits erwähnt. Ein weiterer Trick nennt sich Bracketing. Lies unseren Artikel dazu, falls du diese Technik noch nicht kennst. Hierfür werden mehrere gleiche Fotos deines Motivs in einer Bildbearbeitungssoftware übereinandergelegt. Dadurch entstehen mehrere Ebenen aus denen du dann einfach die Menschen retuschieren kannst. Am Ende hast du dein Motiv ganz allein auf dem Bild. Ganz ohne störende Menschenmassen.
11 Vorsicht mit Photoshop
Wie bei jeder Art von Fotografie ist die Postproduktion ein wichtiger Schritt bei der Erstellung hochwertiger Architekturfotos. Du solltest dich auf jeden Fall mit den Grundlagen von verschiedenen Bildbearbeitungssoftwares vertraut machen. Allerdings solltest du immer im Auge behalten, wofür du dein Bild verwenden möchtest. Zum Beispiel gestaltest du ein künsterlisches Projekt. Dabei spielen Retuschen und Veränderungen meist keine grosse Rolle. Du kannst so viel verändern wie du möchtest. Wenn du aber zu dokumentarischen Zwecken fotografierst, sollte alles möglichst so aussehen wie in der Realität. Das ist zum Beispiel dann ganz wichtig, wenn du für einen Kunden arbeitest. Sprich am besten vorher ab, welche Art von Nachbearbeitung für ihn passt.
12 Du möchtest eine Karriere in der Architekturfotografie?
Jetzt hast du die wichtigsten Grundlagen der Architekturfotografie kennengelernt. Bist du so begeistert, dass du überlegst eine Karriere darin zu starten? Kein Problem! Es gibt viele verschiedene Bereiche in denen du als Architekturfotograf tätig sein kannst. Dazu zählen nicht nur Architekturbüros. Du kannst deine Fotos auch an Zeitschriften oder Werbeagenturen verkaufen. Immobilienbüros brauchen auch von Zeit zu Zeit gute Aufnahmen für ihre Kunden. Vor allem als Quereinsteiger solltest du dafür einige Kurse besuchen. Heutzutage geht das auch ganz einfach online.
Das Wichtigste ist aber ein Online-Portfolio. Fülle es mit Architekturaufnahmen und zeige so was du alles drauf hast! Fotografiere in verschiedenen Stilen und probiere neue Techniken aus. Je vielseitiger dein Portfolio, desto mehr Kunden werden es ansprecheng finden. So landest du ganz schnell deine ersten Aufträge.
Architekturfotografie FAQ
Wann ist die beste Zeit um Architektur zu fotografieren?
Architektur kannst du zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit fotografieren. Du musst nur deine Einstellungen an die jeweiligen Lichtverhältnisse anpassen. Die goldene Stunde bietet sich besonders gut an. Da erscheinen die Farben kräftiger. Aber auch nachts kann man tolle Effekte erzielen. Probiere am besten verschiedene Zeiten und auch Wetterlagen aus.
Wie kann ich Verzerrungen vermeiden?
In der Architekturfotografie kann es oft Verzerrungen geben. Sie entstehen wenn die Linien der Gebäude stark nach oben oder in die Breite flüchten. Vor allem bei Wolkenkratzern gibt es dieses Problem oft. Mit einem Tilt-Shift-Objektiv kannst du den Bildwinkel manuell anpassen und so Verzerrungen vermeiden. Kleinere Verzerrungen kann man auch in der Nachbearbeitung verschwinden lassen.
Wie kann ich meine Architekturfotografie verbessern?
Um deine Architekturaufnahmen interessanter zu machen, solltest du dich mit den Kompositionsregeln vertraut machen und diese anwenden. Ausserdem werden deine Bilder fesselnder, wenn du die Gebäude aus ungewöhnlichen Perspektiven zeigst. Das Gebäude wirkt etwas langweilig? Dann bilde auch einige Personen mit ab, um der Szene Leben einzuhauchen.
Wofür wird Architekturfotografie genutzt?
Architekturaufnahmen sind sehr beliebte Kunstmotive und werden als Prints, Poster und Leinwanddrucke verkauft. Ausserdem werden Architekturfotografen oft von Achitektur- und Immobilienbüros beauftragt, um neue Aufträge zu dokumentieren. Du kannst deine Aufnahmen aber auch an Zeitschriften und Werbeagenturen verkaufen.
Fazit
In diesem Artikel hast du alle wichtigen Infos zur Architekturfotografie bekommen. Wie du siehst, steckt viel mehr dahinter als nur Fotos von schönen Fassaden zu machen. Die Architekturfotografie ist inzwischen eine sehr beliebte, eigenständige Kunstrichtung. Der Einstieg ist aber auch für totale Anfänger super einfach! Du kannst noch heute damit starten. Dafür musst du nur aus dem Haus gehen. Also mach dich mit deiner Kamera auf den Weg und halte Ausschau nach architektonischen Schätzen in deiner Stadt!
1 Gedanken und Fragen