Was ist die Brennweite? Fotografie einfach erklärt.
Die Brennweite ist fast jedem Fotografen ein Begriff, wird aber dennoch oft falsch verstanden. Tatsächlich beschreibt sie – entgegen der häufigen Auffassung – nicht etwa die äußerlichen Dimensionen eines Objektivs und hat deshalb auch kaum etwas mit seiner Größe zu tun. Doch was ist die Brennweite dann wirklich? Das möchte ich dir in diesem Artikel erklären und dir dabei helfen, die richtige Brennweite für deinen persönlichen Fotografie-Stil zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Brennweite?
Unter der Brennweite versteht man eine bestimmte optische Eigenschaft von Objektiven. Sie wird in Millimetern angegeben und beschreibt den Abstand zwischen dem optischen Zentrum des Objektivs und dem Kamerasensor (bzw. der Filmebene). Bei der Messung wird die Kamera bis unendlich fokussiert. Die Brennweite ist Bestandteil der Objektivbezeichnung und kann auf dem Tubus abgelesen werden. Man spricht zum Beispiel von einem 50 mm Objektiv, wenn dieses eine Brennweite von 50 mm hat.
Optisches Zentrum
Vielleicht fragst du dich jetzt, was der Begriff „optisches Zentrum“ zu bedeuten hat. Ich möchte es dir kurz erklären: Ein Objektiv besteht nicht nur aus einem einzelnen Glasbaustein, sondern aus einer aufwendigen Kombination verschiedener Elemente und Elementgruppen. Durch diese Zusammensetzung wird das Licht optimal gebündelt und Verzerrungen minimiert. Der Punkt, an dem sich alle Lichtstrahlen treffen, um ein scharfes Bild zu erzeugen, wird als optisches Zentrum des Objektivs bezeichnet.
Und was ist mit der Kamera?
Wie gesagt: Die Brennweite ist eine optische Eigenschaft des Objektivs. Das bedeutet, dass ein 50 mm Objektiv immer ein 50 mm Objektiv bleibt, ganz egal ob es auf einer Vollformat-, Crop Sensor-, oder Mittelformatkamera montiert wird. Das Sichtfeld und damit auch das Bildergebnis einer Kamera-Objektiv-Kombination wird allerdings von der Größe des Sensors beeinflusst – doch dazu später mehr.
Was sagen die Milimeter aus?
Während die genaue Definition der Brennweite für einige Fachbereiche sehr wichtig ist, spielt sie in der Fotografie nur am Rande eine Rolle. Viel entscheidender ist, was du aus dem Wert der Brennweite ablesen kannst. Diese Zahl verrät dir nämlich den Blickwinkel eines Objektivs, und damit die Größe des Bildausschnitts, den du damit aufnehmen kannst. Außerdem kannst du daran auch erkennen, in welcher Größe dein Objekt im Rahmen deiner Kamera erscheinen wird.
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Je länger die Brennweite eines Objektivs, desto kleiner ist sein Blickwinkel und desto größer erscheint das Motiv. In der Umkehrung ist der Bildausschnitt mit einer kürzeren Brennweite größer und die Objekte erscheinen verkleinert.
Was ist das Sichtfeld und äquivalente Brennweite?
Die Begriffe „Blickwinkel“ und „Sichtfeld“ werden oft als Synonyme verwendet. Das stimmt so allerdings nicht! Wie oben erwähnt ist der Blickwinkel eine Eigenschaft des Objektivs und ändert sich auch mit verschiedenen Kameraformaten nicht. Das Sichtfeld hingegen ergibt sich aus der Kombination von Kamera und Objektiv und ist abhängig sowohl von der Brennweite des Objektivs als auch von der Größe des Kamerasensors.
Sensorgrößen
Der Sensor einer Vollformat-Kamera hat die gleiche Größe wie ein 35 mm Film-Negativ (36 mm x 24 mm). Heutzutage aber gibt es Digitalkameras mit einer ganzen Reihe von Sensorgrößen, abhängig von Hersteller und Modell. Kleinere Sensoren im Vergleich zum Vollformat werden Crop Sensoren genannt, da sie einen geringeren Bildausschnitt erfassen, die Szene also beschneiden (engl. „crop“).
Äquivalente Brennweite
Mit der äquivalenten oder auch effektiven Brennweite beschreibt man den von einem Objektiv erfassten Bildausschnitt, bezogen auf einen 35 mm Sensor. Da die meisten Fotografen – zumindest alle mit dem ein oder anderen grauen Haar – das Arbeiten mit einer 35 mm Filmkamera gewohnt sind, wurde das Vollformat als Standardgröße definiert. Die äquivalente Brennweite gibt also an, mit welchem Objektiv du auf einer Vollformat Kamera denselben Bildausschnitt erhalten würdest wie mit deinem Objektiv auf einer Crop Sensor Kamera.
Die äquivalente Brennweite berechnest du, indem du die Brennweite des Objektivs mit dem Crop Faktor deiner Crop Sensor Kamera multiplizierst. Hier einige Beispiele für übliche Crop Faktoren:
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- Nikon DX: 1.5
- Canon EF-S: 1.6
- Micro Four Thirds: 2.0
- Sony & Panasonic 1 Zoll: 2.7
Dieses Bild wurde mit einem 24-70 mm f/2.8 Objektiv, auf 44 mm eingestellt, auf meiner Nikon D800 (Vollformat) aufgenommen. Das gleiche Objektiv, montiert auf meiner Nikon D500 (Crop Sensor) und auf 44 mm eingestellt, wäre immer noch ein 24-70 mm Objektiv bei 44 mm. Der Crop Sensor der Kamera hätte allerdings den Effekt, dass das Sichtfeld verkleinert wäre (rot markiert im Bild). Die äquivalente Brennweite mit der D500 wäre also 44 mm x 1.5 = 66 mm. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn ich den roten Bildausschnitt mit meiner D800 erfassen wollte, müsste ich ein 66 mm Objektiv verwenden. In diesem Fall könnte ich natürlich auch das gleiche 24-70 mm Objektiv einfach auf 66 mm einstellen.
Brennweite bei Objektiven
Bestimmt hast du schon einmal von den fünf verschiedenen Objektivkategorien gehört. Diese werden anhand der Brennweite unterschieden.
#1 Superweitwinkelobjektive
Als Superweitwinkelobjektive bezeichnet man Objektive mit einer äquivalenten Brennweite von weniger als 24 mm. Mit ihnen kannst du einen extrem großen Bildausschnitt erfassen, musst deshalb aber auch oft mit starker Verzerrung rechnen. Gerade das kann besonders viel Spaß machen und den Blick auf die Welt verändern. Superweitwinkelobjektive haben einen sehr geringen minimalen Fokussierabstand und eine hohe Tiefenschärfe. Wenn du viel Innenaufnahmen machst, lohnt sich ein solches Objektiv auf jeden Fall.
#2 Weitwinkelobjektive
Weitwinkelobjektive haben eine äquivalente Brennweite zwischen 24 mm und 35 mm. Etwas weniger extrem als die Superweitwinkelobjektive, erfassen sie immer noch einen großen Bildausschnitt und werden deshalb besonders gerne in der Landschafts- und Architekturfotografie eingesetzt. Wegen der hohen Tiefenschärfe lassen sich sowohl nahe als auch weit entfernte Objekte einfach scharfstellen.
Tipp
Bei der Arbeit mit einem Weitwinkelobjektiv ist es vorteilhaft, auch in den Vordergrund des Bildes interessante Elemente aufzunehmen. Das lässt dein Bild ausgewogen wirken und leitet den Blick des Betrachters.
#3 Standardobjektive
Als Standardobjektive gelten alle Objektive mit einer Brennweite zwischen 35 mm und 70 mm. Wie ihr Name bereits andeutet bilden sie die Welt in etwa so ab, wie wir sie auch mit bloßem Auge wahrnehmen. Wegen der geringen Verzerrung sind sie besonders bei Portraitfotografen sehr beliebt. Standardobjektiven gelingt es dank ihrer geringen Tiefenschärfe, das Objekt deutlich vor dem Hintergrund hervorstechen zu lassen.
#4 Teleobjektive
Bei Objektiven mit einer Brennweite zwischen 70 mm und 300 mm spricht man von Teleobjektiven. Sie eignen sich besonders für Aufnahmen weiter entfernter Objekte. Deshalb werden sie zum Beispiel häufig von Wildlife-Fotografen verwendet, deren Motive auf Annäherungsversuche schreckhaft oder aggressiv reagieren könnten. Auch Teleobjektive verfügen selbst bei kleiner Blende über eine geringe Tiefenschärfe, deshalb ist ein genaues Fokussieren entscheidend für die Bildqualität.
#5 Superteleobjektive
Das gegensätzliche Extrem zu den Superweitwinkelobjektiven bilden die Superteleobjektive mit Brennweiten von über 300 mm. Sie werden vor allem für Aufnahmen kleiner und weit entfernter Objekte verwendet. Da sie meist sehr groß und schwer sind, sind sie ohne Stativ kaum einsetzbar. Außerdem sind sie in der Regel sehr kostspielig, wie beispielsweise das Nikon AF-S NIKKOR 800 mm f/5.6E FL ED VR Superteleobjektiv mit einem stolzen Preis von 1500€! Sehr zur Erleichterung der meisten Fotografen mit etwas eingeschränkterem Budget gibt es allerdings mittlerweile auch einige preisgünstigere Alternativen.
Zur Erinnerung:
Alle erwähnten Werte gelten für einen Vollformat-Sensor. Um die äquivalente Brennweite für deine Crop Sensor Kamera zu ermitteln, musst du sie durch 1.5, 2 oder deinen entsprechenden Crop Faktor teilen.
Zoom vs Festbrennweite
Auf die Debatte Zoomobjektiv vs Festbrennweite stößt man immer wieder. Eine Festbrennweite ist – der Name lässt kaum Irrtümer zu – ein Objektiv mit festgelegter Brennweite. Beim Zoomobjektiv hingegen lässt sich die Brennweite innerhalb eines bestimmten Rahmens verändern. Übliche Bereiche sind beispielsweise 16-35 mm, 24-70 mm und 70-200 mm. Besonders praktisch zum Reisen ist ein Objektiv, dessen Zoomskala sowohl den Weitwinkel- als auch den Tele-Bereich abdeckt, wie zum Beispiel ein 18-200 mm Objektiv. Der große Vorteil: Du musst weder ein ganzes Sammelsurium von Objektiven mit dir herumtragen noch ständig das Objektiv wechseln, je nachdem was du aufnehmen möchtest.
So praktisch Zoomobjektive sind, so haben sie trotzdem einen entscheidenden Nachteil: In der Bildqualität können sie es meistens nicht mit den Festbrennweiten aufnehmen. Auch wenn sich der Unterschied mit der Weiterentwicklung der Technologie ständig verkleinert, existiert er leider noch immer. Dabei sind besonders die Superzoomobjektive (z.B. 18-200 mm) betroffen. Ein weiterer Nachteil ist die geringere maximale Blende vieler Zoomobjektive. Selbst bei einem Top-Modell liegt diese nur etwa bei f/2.8, während sie bei einer entsprechenden Festbrennweite viel größer ist und deshalb wesentlich mehr Licht einfallen lässt. In Situationen mit etwas geringerer Beleuchtung ist eine Festbrennweite deshalb in der Regel die bessere Wahl.
Auswirkung der Brennweite auf das Bildergebnis
Die Brennweite beeinflusst nicht nur die Größe des Sichtfeldes, sondern auch einige andere Faktoren der Bildbeschaffenheit und -qualität.
Sichtfeld
Wie du bereits weißt ist die Brennweite verantwortlich für die Größe des Bildausschnitts, der von der Kamera eingefangen wird. Objektive mit kürzerer Brennweite heißen Weitwinkelobjektive, weil sie einen weiteren Blick auf die Szene zulassen. Objektive mit längerer Brennweite werden Teleobjektive genannt und ermöglichen nur ein kleineres Sichtfeld.
Tiefenschärfe
Objektive mit längerer Brennweite haben eine geringere Tiefenschärfe, fokussieren also optimal auf kleine Objekte in einer bestimmten Entfernung. Eine kürzere Brennweite bedeutet hingegen eine höhere Tiefenschärfe, die dafür sorgt, dass auch weit voneinander Elemente gleichermaßen scharfgestellt werden können.
Perspektive
Auch die perspektivische Wirkung eines Fotos wird von der Brennweite beeinflusst. Durch eine kürzere Brennweite wird das Bild „auseinandergezogen“, das heißt der Abstand zwischen den Elementen scheint größer. Eine längere Brennweite wie beispielsweise ein Teleobjektiv hingegen staucht das Bild und lässt die Elemente optisch enger zusammenrücken.
Bildverwacklung
Als Bildverwacklung bezeichnet man Unschärfe und mangelnde Bildqualität, die durch eine Erschütterung der Kamera bei der Betätigung des Auslösers entstehen. Besonders anfällig dafür ist deine Kamera bei der Verwendung eines Objektivs mit längerer Brennweite. Der Bildverwacklung kannst du allerdings durch den Gebrauch eines Stativs aus dem Weg gehen.
Fazit: Brennweite
Hier noch einmal im Überblick das Wichtigste zum Thema:
- Die Brennweite ist eine Eigenschaft des Objektivs und bezeichnet den Abstand zwischen seinem optischen Zentrum und dem Kamerasensor.
- Es muss unterschieden werden zwischen Blickwinkel, Sichtfeld und äquivalenter Brennweite.
- Wichtiger als die Definition der Brennweite ist für dich ihre Wirkung: Längere Brennweite für weit entfernte Objekte, kürzere Brennweite für ein möglichst großes Sichtfeld.
- Die Brennweite ist verantwortlich für das Sichtfeld und für einige Aspekte der Bildqualität.
- Je nach deinem fotografischen Bereich kannst du dich für verschiedene Objektivkategorien entscheiden, die anhand der Brennweite unterschieden werden.
Ich hoffe, ich konnte dir das Konzept der Brennweite mit diesem Artikel etwas näherbringen! Hast du Feedback, eine Frage oder etwas zu ergänzen? Dann lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.
Falls dir das alles etwas zu schnell ging oder noch nicht alle Fragen beantwortet sind: schau noch diese Videoerklärung zur Brennweite:
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