AE-L / AF-L Taste | Wofür ist diese Kamerafunktion?
Du hast den kleinen Knopf an deiner Kamera entdeckt und dich gewundert, was die AE-L Taste ist? Dann bist du hier genau richtig. In diesem Artikel erhältst du von uns die wichtigsten Fakten und hilfreiche Beispiele zur Verwendung des AE-Lock. So lernst du ein tolles Tool deiner Kamera kennen und kannst noch kreativere und interessantere Bilder gestalten. Bist du bereit? Los gehts!
Schonmal vorab: diese AE-L Taste hat etwas mit dem Kamera-Fokus zu tun. Falls du dich mit der Funktionsweise eines Fokussystems oder mit den verschiedenen Fokusarten noch nicht so auskennst, das nimm dir doch noch ein paar Minuten Zeit und lies (vorher oder nachher) unsere Anleitung zum Kamera Fokus.
Inhaltsverzeichnis
First things first: Wo befindet sich die AE-L Taste?
Die AE-L-Taste befindet sich normalerweise auf der Rückseite der Kamera und kann mit dem Daumen bedient werden. Bei manchen Kameras musst du die AE-L Taste gedrückt halten, bis ein Foto aufgenommen wird. Manchmal findet man den AEL zusammen mit der Autofokus-Speicherung auf einer Taste. In diesem Fall ist die Taste mit AEL oder AF-L gekennzeichnet. Hier ein paar Beispiele für die Kennzeichnung der AEL-Taste spezifischer Kameras:
- Nikon: Die Taste ist mit AE-L und AF-L gekennzeichnet. Die Kamera kann zum Beispiel so programmiert werden, dass sie nur die Belichtung, nur den Fokus oder beides speichert.
- Canon: Die AE-L Taste ist mit einem Sternchen markiert.
- iPhone: Die AE-L Funktion findest du in dem gelben Kasten mit dem Sonnensymbol.
Definition: Was ist AE-L?
Wie der Name schon sagt, ist der AE-L (Automatic Exposure Lock) eine Belichtungsspeicherung. Bei den meisten Kameras (einschliesslich Smartphone-Kameras) ermöglicht diese Einstellung die Auswahl und Speicherung deiner Belichtungseinstellung. Du kannst die Belichtung also in einem bestimmten Bereich deiner Szene speichern und deine Aufnahme in einem anderen Bereich mit derselben Belichtung machen.
Häufig wird die Funktion der Belichtungsspeicherung von Neueinsteigern benutzt. AE-L kann daher auch für dich sehr praktisch sein. Er ermöglicht dir, die Einstellungen der Kamera zu überschreiben und ihr zu sagen, was sie tun soll. Mit der AE-L teilst du deiner Kamera mit, wo sie die Belichtung messen soll. Hier muss aber noch kurz gesagt werden, dass die Belichtungsspeicherung nur in einem der Automatikmodi (Programm, Blendenpriorität, Verschlusspriorität, etc.) funktioniert.
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Variante: AE-Lock mit Halten
In den meisten Fällen verschwindet die gespeicherte Belichtung, sobald ein Foto aufgenommen wird. Es gibt aber Kameras, bei denen du die Speicherung manuell aufheben musst. Canon beispielsweise hat eine relativ neue Funktion namens „AE-Lock mit Halten“. Über das Menü für benutzerdefinierte Einstellungen kannst du die Funktion der Belichtungsspeicherung einer bestimmten Taste zuweisen. Bei der Belichtungsspeicherung mit Haltefunktion wird die Belichtungseinstellung gespeichert, sobald die zugewiesene Taste gedrückt wird. Um die Speicherung aufzuheben, musst du die Taste erneut drücken. Dies ist vor allem hilfreich für das Auslösen mehrere schneller Belichtungen, beispielsweise bei einem fliegenden Vogel oder einem rennenden Kind. Weniger praktisch ist dies allerdings, wenn du vor deiner nächsten Komposition vergisst, die Speicherung aufzuheben.
Nutzen: Wieso brauchst du AE-L?
AE-L ist dann nützlich, wenn du Szenen fotografieren willst, in denen verschiedene Helligkeitsstufen (helle Lichter, dunkle Schatten, Mitteltöne) vorhanden sind. Die Kamera will den vorherrschenden Farbton in ein mittleres Grau verwandeln. Befindet sich also ein grosser, heller Bereich in der Nähe der Bildmitte, neigt die Kamera dazu, das Bild zu unterbelichten. Eine Überbelichtung kann hingegen vorkommen, wenn ein grosser, dunkler Bereich den grössten Teil des Bildes einnimmt. Lösen kannst du dieses Problem, indem du deine Kamera auf einen Bereich mit mittleren Farbtönen richtest, die Belichtung fixierst und die Aufnahme mit der ursprünglichen Komposition machst. Das ist wohl die grundlegendste Verwendung von AE-L. Dazu erfährst du mehr im nächsten Kapitel.
AE-L Verwendung: Wichtige Einstellungen
Wenn deine Kamera in einem der Automatikmodi (Programm, Blendenpriorität, Verschlusspriorität etc.) eingestellt ist und du den Auslöser halb herunterdrückst, nimmt die Kamera eine Messung vor. Anhand dieser Messung stellt sie automatisch die Belichtung ein und fixiert gemäss deinen Einstellungen auch den Fokus. Vorher musst du allerdings einen Messmodus – Matrix, mittenbetont, Spot – wählen. Bei den Messmodi Matrix und mittenbetont bewertet die Kamera die gesamte Szene, jedoch mit einer kleinen (Matrix) oder grossen (mittenbetont) Tendenz zur Anwendung der Helligkeitswerten in der Bildmitte. Im Spotmodus stellt die Kamera die Belichtung auf einen kleinen Bereich um den angegebenen Spot ein.
Deine Kamera ist so programmiert, dass sie einen durchschnittlichen Helligkeitswert zwischen Schwarz und Weiss, also einen Grauton, sucht. Bei einer sehr hellen Szene, wie beispielsweise Schnee oder einem sonnigen Strand, wird die Kamera Bilder mit dunkleren Farben produzieren wollen. Das ist auch der Grund, weshalb deine Fotos von einem schönen, weissen Schneefall grau erscheinen. Fotografierst du ein dunkles Motiv, wie beispielsweise dein entzückender, schwarzer Labrador, so wird die Kamera die dunkle Farbe auf ein mittleres Grau aufhellen wollen. Um die richtige Belichtung zu bestimmen, musst du also zuerst wissen, welches Motiv du fotografieren willst.
Wenn du Fotos von Motiven mit mittlerer Helligkeitsstufe machen willst und diese sich genau in der Mitte des Rahmens befinden, kannst du loslegen. Dazu brauchst du weder die AEL- oder die AE-L/AF-L- Taste noch weitere Ratschläge von mir. Gib dir selber genügend Zeit, um dich an den Gebrauch dieser Einstellungen zu gewöhnen. Du musst zuerst die Grundlagen der Belichtung begreifen, um den AEL und seine Funktion zu verstehen. Macht dir das ganze Gerede über Belichtung noch Sorgen, so hilft dir vielleicht unser Artikel über „Belichtungsdreieck Infografik – Belichtung, Blende & ISO“.
Beispiel: Paris
Stell dir vor, du bist in Paris und fotografierst deine Reisebegleitung vor dem Eiffelturm. Deine Begleitung liegt im Schatten, der Eiffelturm und der Champ de Mars sind jedoch in helles, goldenes Licht getaucht. Du komponierst ein Bild mit deiner Reisebegleitung zur Rechten und dem Eiffelturm zur Linken. Da deine Begleitperson das Motiv ist, willst du sie in perfekter Schärfe und idealer Belichtung fotografieren. Währenddessen der Hintergrund viel zu hell wirkt, nimmt deine Begleitung nur einen kleinen Teil des Bildes ein. Aufgrund der Helligkeit wird deine Kamera das Foto unterbelichten wollen und das macht aus deinem Partner eine Silhouette. Gehe also folgendermassen vor:
- Bewege zuerst deine Kamera auf deinen Gefährten und zoome sie auf das lächelnde Gesicht, bis das Gesicht in der Mitte des Rahmens ist.
- Drücke dann den Auslöser halb herunter. Zur selben Zeit drückst du die AE-L-Taste ganz hinunter.
- Bewege die Kamera zurück zu deiner perfekten Komposition und drücke anschliessend den Auslöser ganz herunter. Et voila! Damit hast du eine tolle Aufnahme mit idealer Belichtung und ohne Silhouette.
Beispiel: Sonnenaufgang und Sonnenuntergang
Auch für dieses Motiv kann der AE-L ein wertvolles Werkzeug in deinem fotografischen Arsenal sein. Besonders dann, wenn du im Blenden- oder Verschlussprioritätsmodus fotografieren willst und wenig Zeit hast.
Bei einem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang erhält man helle, leuchtende Farben, tiefe Schatten und einige Töne dazwischen. Das Licht ändert sich so schnell, dass man keine Zeit hat, alles sorgfältig zu dosieren. Nimmt der Himmel einen grossen Teil der Bildfläche ein, belichtet die Kamera dein Bild anhand des Himmels. Deshalb werden die Schatten so dunkel, dass sie all ihre Details verlieren. Dominieren hingegen dunkle Schatten das Bild, belichtet die Kamera anhand dieser Schatten und macht den Himmel so hell, dass dieser an Details und Farbe einbüssen muss. So löst du auch dieses Problem:
- Suche in deiner Szene einen Bereich, in dem Mitteltöne vorherrschen.
- Fixiere in diesem Bereich die Belichtung.
- Bewege die Kamera zurück zu deiner ursprünglichen Komposition und drücke den Auslöser. Somit erhältst du ein Bild mit der fixierten Belichtung, ohne Über- oder Unterbelichtung.
Beispiel: Panorama
Die AEL-Funktion kannst du ideal bei einem Panorama verwenden. Bei einem Panorama kann sich die Helligkeitsstufe ändern, wenn du dich von einer Aufnahme zur nächsten bewegst. Benutzt du die automatische Belichtung, könnte so jedes Bild eine andere Belichtung haben. Jedes Foto könnte dunkler oder heller sein als das vorherige. Somit wird es unmöglich, die Aufnahmen weich zu überblenden. Gehe nach dem gleichen Prinzip vor, wie bei dem oben genannten Beispiel: Wenn du einen Bereich mit mittleren Farbtönen in der Szene findest und die Belichtung auf diesen Bereich fixierst, bleibt die Beleuchtung gleichmässig und ermöglicht eine viel bessere Überblendung der Bilder in deinem endgültigen Panorama.
Zum Schluss: Was ist ein AF-Lock?
Zunächst einmal steht AF für Autofokus. Der AF-Lock funktioniert analog zum AE-Lock. So wie die Belichtungsspeicherung die Belichtung arretiert, so fixiert die AF-Speicherfunktion den Autofokus auf den aktuellen Fokuspunkt. Das ist eine praktische Funktion, die du verwenden kannst, wenn du die Aufnahme scharf stellen und dann neu ausrichten musst.
Gehen wir zum Beispiel davon aus, dass du das oben gezeigte Porträt aufnimmst und der AF-Punkt sich in der Mitte des Bildes befindet. Du kannst also die Aufnahme scharf stellen, die AF-Speichertaste gedrückt halten, um den Fokus zu fixieren, und dann das Bild neu komponieren, wobei das Motiv in die Mitte verschoben wird.
Am einfachsten benutzt du den AF-L, indem du den Auslöser halb herunterdrückst. Genau wie im oben genannten Beispiel beschrieben, erlaubt dies der Kamera, die Schärfe zu erfassen und sie zu arretieren. Somit kannst du die Aufnahme nach Belieben neu komponieren. Das Problem, das bei einigen Fotografen mit der AF-Speichermethode auftritt, ist das versehentliche Drücken des Auslösers. Das führt zu einem unerwünschten Foto. Um dieses Problem zu umgehen kannst du die Fokussierung mit der Rücktaste verwenden. Demnach weist du einer der Tasten auf der Kamerarückseite eine AF-Speicherung zu, so wie beispielsweise der Taste Fn2, Fn3 oder Fn4. Das bedeutet, dass der Auslöser nur für eine Sache verantwortlich ist: Das Auslösen des Verschlusses.
Unabhängig davon, wie du die AF-Speicherung auslöst (drücken des Auslösers bis zur Hälfte oder mithilfe der Rücktaste), die Aufnahme wird so nicht nur scharf gestellt, sondern gibt dir auch mehr Freiheit bei der Gestaltung deiner Bilder.
Fazit zur Belichtungsspeicherung
AE-L ist vielleicht nicht die grösste Erfindung aller Zeiten, hat aber definitiv seine Vorteile. Es kann eine grosse Hilfe für relativ unerfahrene Fotografen oder Neueinsteiger sein. Die Verwendung der Belichtungsspeicherung kann dir nicht nur Mühe und Arbeit ersparen, sondern erlaubt es dir auch, detailreiche und spannende Bilder zu produzieren. Auch wenn du die Funktion des AEL wahrscheinlich ziemlich schnell nicht mehr brauchen wirst, ist es gut zu wissen, dass er da ist!
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