Bildwirkung optimieren für deinen unverkennbaren Bildstil
Wie erzielt man eine optimale Bildwirkung? Und wie erschaffe ich meinen eigenen, unverkennbaren Bildstil? Das sind zwei zentrale Fragen, welche uns als Fotografen außer den technischen Details beim Fotografieren am meisten beschäftigen. Die Bildwirkung hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Vom Licht, der Perspektive, der Bildaufteilung oder vom gewählten Filter und vielem mehr. Durch den bewussten Einsatz dieser Stilelemente lassen sich der Situation entsprechend verschiedene Stimmungen ausdrücken.
Inhaltsverzeichnis
Bildwirkung nachahmen vs. eigener Bildstil
Hast du einen eigenen Bildstil? Und wenn ja, wie würdest du ihn beschreiben? Es gelingt nur sehr wenigen Fotografen eine eindeutige Bildsprache zu entwickeln, sodass man ihre Bilder aus hunderten von anderen Bildern herausfinden würde. Viele Fotografen formen eine Art eigene Handschrift, indem sie Bildstile von anderen nachahmen und mit eigenen Elementen anreichern. Und das ist auch in Ordnung, denn auf Bildstile gibt es kein Patent. So versucht jeder, sich der gewünschten Bildwirkung anzunähern und entdeckt dabei trotzdem immer wieder Neues, was wiederum andere Fotografen zur Nachahmung animiert. Durch diesen Effekt „vervielfältigen“ sich die Bildstile in allen 21 Bereichen der Fotografie.
Generelle Ansätze für einen eigenen Bildstil
Bevor wir zu ein paar konkreten Optimierungen für einige Fotografie-Genres kommen, werde ich dir generelle Ansätze für deinen Unverkennbaren Bildstil aufzeigen. Diese funktionieren immer und bilden sozusagen die Basis.
#1 Eine Marke schaffen mit Bildkomposition
Definiere deine eigenen Kompositionsregeln. Gleichbleibende Perspektiven, Arrangements, Bildausschnitte und Inszenierungen schaffen den gewünschten Wiedererkennungswert. So arbeiten übrigens auch grosse Firmen bei ihrem Branding. Wenn du einmal für ein grosses Unternehmen fotografierst, wirst du klare Regeln zur Komposition erhalten. Bildsprache ist gleich Markensprache und muss zwingend erkennbar sein – wenn auch nur unterbewusst. Halte dich an die Designprinzipien für wirkungsvolle Fotos und füge deine eigene Note hinzu.
Das Telekommunikationsunternehmen Sunrise gibt vor, wie Fotos für alle seine Markenzwecke aussehen sollten. Sie bitten die Fotografen, inszenierte Fotos von Menschen, die in die Kamera starren, zu vermeiden. Stattdessen sollen einnehmende Bilder von Menschen die sich amüsieren geschaffen werden. Anstatt ihr Produkt zu zeigen, zeigen sie das Gefühl oder das Ergebnis, das ihr Produkt den Menschen liefert. Ihnen ist auch wichtig, dass die Fotos nicht überladen sind und unten rechts Platz für ihr Logo bleibt. Durch prägnante und strenge Fotografie-Richtlinien gelingt es ihnen, ein kohärentes und seriöses Markenimage zu entwickeln. Genau dasselbe kannst du mit deiner eigenen Fotografie erreichen.
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#2 Verwechsle schlechte Technik nicht mit Bildstil
Die Basis für einen eigenen Bildstil sind gute Kenntnisse und Erfahrung in der Fotografie. Du musst deine Kamera kennen und bedienen können. Solange du den Weissabgleich und die Basics der Bildkomposition nicht im Griff hast, ist es noch nicht Zeit für einen differenzierten Bildstil. So oft habe ich Fotografen sagen hören: „Ich weiß, dieses Bild ist blah-blah und ich habe blah-blah-blah mit ihren Füßen gemacht, aber das ist mein Stil.“
Tut mir leid, Leute, aber ein oranger Hautton ist KEIN Stil. Es ist ein schrecklicher Weißabgleich und falsche Belichtung. Wiederholte ungerade Finger- und Gliedmaßenhiebe sind kein Stil. Ich kann nicht genug betonen, dass du die Regeln kennen musst, bevor du sie gekonnt brechen kannst.
#3 Stimmung
Stimmung ist ein oft übersehener Aspekt der Fotografie. Sie ist eine hervorragende Möglichkeit, deine Fotos wirkungsvoller zu machen. Fragen dich beim Fotografieren: „Welche Stimmung soll dieses Foto vermitteln?“
Indem du dir diese Frage vor jedem Klick stellst, vermeidest du die typischen leeren Blicke von Person, welche man immer wieder sieht. Du wirst leere Gesichter mit der Zeit schnell erkennen und die Personen entsprechend anweisen können.
Das funktioniert übrigens auch bei Landschaften. Da hast du zwar keine Gesichter, kannst aber die Licht- und Schattenwürfe genau beobachten.
- Habe ich scharfe Schatten im Bild?
- Wie ist das Verhältnis von dunklen zu hellen Tönen?
- Werden Steine, Wiesen, Wasser sanft von der Sonne umgarnt oder hart reflektiert?
#4 Farbton und Palette
Der Ton deiner Fotos muss beim Betrachter ein Gefühl hervorrufen, dass er mit deine Marke und deinen Werken assoziiert. Für einen beruhigenden, hochwertigen Effekt kannst du z.B. hoch belichtete Bilder mit einer großen Schärfentiefe verwendet werden, die einen unscharfen Vorder- und Hintergrund erzeugen. Minimalismus und warme und neutrale Töne sind wichtig, um ein Gefühl der Entspannung zu erzeugen. Schau dir mal Bilder der Luxus-Körperpflegemarke Aesopa an. Die Verwendung von warmen Tönen und Minimalismus spiegelt sich in jeder Verpackung wider und jedes Foto auf ihrer Website und ihrem Instagram trägt dieselbe Ästhetik.
Tipp: Abstand nehmen und prüfen
Während der Bearbeitung der Bilder sitzt du stundenlang vor dem Bildschirm und zappst von einem Bild zum nächsten. Aus diese Perspektive ist es schwierig zu buerteilen, ob dein Bildstil durchgehen ist. Mein Tipp: Ein paar der besten Werke gross ausdrucken! Hänge sie an eine Wand, nimm 4 Meter Abstand und lass es wirken. Erkennst du deinen eigenen Bildstil aus der Entfernung?
#5 Knackige Schärfe
Es gibt so viele Faktoren, die sich auf die Schärfe eines Fotos auswirken. Dazu haben wir schon mehr als eine Anleitung geschrieben. Die Kunst liegt darin herauszufinden, was die Ursache für eine verminderte Schärfe in deinen Fotos ist. Aber ich habe nach der Beratung von Tausenden von Fotografen festgestellt, dass das Problem in der Regel darin besteht, dass der Fotograf den Fokus nicht ganz richtig eingestellt hat. Daher erwähne ich diesen Punkt hier nochmal explizit. Absolute Schärfe (auch wenn nur punktuell) ist einfach das A und O für deinen Bildstil.
Wenn du eine Person fotografierst: setze den Fokuspunkt genau auf das Auge der Person. Wenn du besser mit dem Fokus umgehen lernen willst, dann empfehle ich dir noch unseren entsprechenden Artikel.
#6 Digitales Styling
Digitales Styling wird in Photoshop und Lightroom angewendet und ermöglicht es dir, Farben, Kontrast und Belichtung kreativ zu verändern. Obwohl ich persönlich kein großer Fan von den Filtern auf Instagram bin, haben wir alle schon einmal ein Foto gesehen, das viel trendiger und kreativer aussieht, wenn ein Filter darauf angewendet wird.
Einfach mal etwas drauflos-filtern-und-pinseln wird dir aber zu keinem unverkennbaren Bildstil verhelfen. Grob gesagt brauchst du folgende Schritte, damit du dir einen solchen aufbauen kannst:
- Lerne die Grundlagen der Bildbearbeitung
- Eigne dir vertiefte Kenntnisse zu Farben, Dynamik, Weissabgleich und Kontrast an
- Bearbeite eine Reihe von Fotos nach deinem Geschmack und Alleinstellungsmerkmalen
- Dokumentiere deinen Workflow und kreiere deine eigenen Lightroom Presets, um die Einstellungen auf alle deine Bilder einheitlich zu übertragen
Bildwirkung in der Praxis optimieren: 3 Beispiele
Nun wie versprochen noch ein paar konkrete Beispiele von Bildstiloptimierung.
Bildwirkung beim Porträt optimieren
Welchen Einfluss hat die Lichtquelle auf die Bildwirkung? Je nachdem, welche Lichtquelle du verwendest, kann das Porträt zart und weich oder kantig und hart wirken. Hartes Licht bzw. Schatten entstehen durch eine Punktlichtquelle, wie z.B. Sonne oder Studioblitz (entfesselt Blitzen). Weiches Licht durch Streulicht, wie z.B. wolkenbedeckter Himmel oder Licht aus Softbox. Das Licht ist also einer der entscheidendsten Elemente für die Bildwirkung. Darauf aufbauend ergaben sich mit der Zeit auch eigene weiterführende Sparten, wie z.B. die High Key und Low Key Fotografie.
Bei der Porträtfotografie ist die Perspektive des Fotografen enorm wichtig für die Bildwirkung. Das ist übrigens nicht neu, denn in der Malerei ist die Perspektivwahl schon seit Jahrhunderten eines der aussagekräftigsten Stilmittel.
- Position des Motivs: Die Bildwirkung eines Porträtmodels, das sich leicht versetzt zur Bildmitte richtet, ist ungleich sympathischer als wenn sich es dem „Bildrand“ zuwendet (Drittel-Regel), denn das lenkt den Fokus aus dem Bild heraus. Sicher hast du auch schon vom Goldenen Schnitt und der Goldenen Spirale gehört. In dem Artikel findest du übrigens auch eine Photoshop Vorlage zum Download.
- Vogelperspektive: Manchmal wirken Fotos, die auf Augenhöhe gemacht wurden, langweilig. Wenn du deinen Standort wechselst und dein Model beispielsweise von oben herab fotografierst (Vogelperspektive), wirkt es klein und devot.
- Froschperspektive: Wenn du das Model von unten nach oben fotografierst (Froschperspektive), wirkt es dominant. Je nachdem ob es zu deiner Bildwirkung passt oder nicht, kannst du die Vogelperspektive und Froschperspektive bewusst einsetzen. Dabei ist es egal, ob du mit einer System- oder Spiegelreflexkamera oder einer Smartphone-Kamera fotografierst.
- High- und Low Key: Auch Porträts im High Key und Low Key Look haben eine Bildwirkung. Während High Key Aufnahmen gerne bei Beauty-Shootings angewandt werden, stehen die düsteren Low Key Fotos für maximale Ausdruckskraft.
Verschiedene Bildstile bei der Hochzeitsfotografie
Der Tag der Hochzeit steckt voller Emotionen und soll für das Brautpaar einzigartig sein. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen an den Hochzeitsfotografen. Hier spielen neben ungewöhnlichen Perspektiven auch die Art des Fotografen, Lichtstimmungen einzufangen, eine herausragende Rolle. Und natürlich die Bildideen.
Alles ist möglich, wenn es vorher mit dem Brautpaar abgesprochen wurde: von klassisch-romantischen bis zu witzig-dynamischen Hochzeitsbildern.
Bearbeitung und Filter zum Download
Wenn du die Bilder nur so weitergibst, wie sie aus der Kamera kommen, wirst du bei dem Brautpaar auf weniger Begeisterung stoßen, als wenn du den Bildern einen passenden Bildstil verleihst. Wer mit Photoshop oder Lightroom arbeitet, findet im Netz beliebte Filter und Presets für die Hochzeitsfotografie zum Download. Eine schöne Methode, Bildern bei der Nachbearbeitung den letzten Schliff zu verpassen, ist die Umwandlung von Farbbildern in monochrome Bilder, beispielsweise in Schwarzweiß. Dadurch bekommen die Aufnahmen einen zeitlosen Charakter. Verpasse deinen Bildern doch einmal mit monochromen Braun- und Sepiatönen einen Vintage Look. Hier findest du einen separaten Artikel mit vielen Tipps zur Hochzeitsfotografie.
Bildwirkung bei der Schwarz-Weiss Fotografie
In unserer bunten Welt bietet die Schwarzweiß-Fotografie den Vorteil, sich auf die wesentliche Bildaussage zu reduzieren. Besonders Motive mit klaren Formen und Texturen eignen sich für die S/W-Fotografie. Schwarzweiß ist übrigens nicht gleich Schwarzweiß, denn die Grautöne der Aufnahme können je nach Filter verschoben werden und ändern die Bildwirkung:
- Gelbfilter: verstärkt den Kontrast des Himmels zu den Wolken und lässt bei Porträts Hauttöne weicher wirken. Unreinheiten oder Sommersprossen verschwinden
- Grünfilter: Grüntöne der Natur werden besser differenziert. Im Porträt wird der Teint etwas abgedunkelt
- Rotfilter: dramatisiert die Szene. Blau wird stark abgedunkelt, Hauttöne stark aufgehellt
Alles über die Wirkung der Filter und vorallem eine komplette Anleitung zur Schwarz-Weiss Fotografie findest du in unserem SW Guide.
Fazit Bildwirkung und Filter
Wie wir gesehen haben gibt es unzählige Möglichkeiten, die Bildwirkung zu beeinflussen. Besonders reizvoll ist es, ein und dasselbe Bild auf verschiedene Arten nachzubearbeiten und an den verschiedensten Stellschrauben zu drehen. So findest du deinen Favoriten am schnellsten heraus.
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