Brennweitenvergleich ᐅ Praxisbeispiel anhand der Vogelfotografie
Was ist ein Brennweitenvergleich und was nützt er mir? Wild- und Gartenvögeln sind beliebte Fotomotive. Allerdings ist es nicht immer leicht, die kleinen flinken Wesen fotografisch einzufangen. Wer sich mit Brennweiten und Objektiven auskennt, ist klar im Vorteil. In diesem Beitrag will ich daher praxisnah am Beispiel der Vogelfotografie einen Objektiv- und Brennweitenvergleich durchführen und anschließend ein paar allgemeine Tipps zum Thema Vogelfotografie geben.
Inhaltsverzeichnis
Brennweite: Was ist das?
Bevor du einen Brennweitenvergleich machen kannst, musst nur natürlich zuerst das Wort „Brennweite“ genau verstehen. Die Brennweite wird in Millimetern (mm) angegeben und beschreibt den Bildwinkel, welcher direkten Einfluss auf den Vergrösserungsfaktor hat.
Es gibt viele verschiedene Brennweiten, und gerade bei den Piepmätzen ist mehr Brennweite besser. Die Fluchtdistanz dieser kleinen Lebewesen ist auch in einer gewohnten Umgebung wie z. B. der Futterstelle im Garten sehr hoch. Also nah ran ist nur in den aller seltensten Fällen möglich. Ich persönlich fotografiere immer mit meinem Tamron 150-600 mm (Zoomobjektiv) und meiner Canon 70 D, welche einen sogenannten Cropfaktor von 1,6 hat. Somit bin ich dann noch etwas näher dran am „Geschehen“.
Also was bedeutet denn nun das Wort Brennweite für die Fotografie?
- Mit der Brennweite wird der Ausschnitt eingestellt.
- Hier wird festgelegt, was und wie viel du fotografieren möchtest.
- Durch Raus- und Reinzommen kann bestimmt werden, was genau fotografiert werden soll. Zum Beispiel nur der Vogel, der Vogel und der Ast oder der Vogel und der gesamte Baum.
- Bei einem Zoomobjektiv lässt sich der Bildausschnitt variieren, ohne den Standort zu verändern.
- Je länger die Brennweite, umso geringer ist die Schärfentiefe, bei gleicher Blende.
Machen wir einen Brennweitenvergleich!
Wer z. B. eindrucksvolle Vogelfotografien machen will, kommt um einen Brennweitenvergleich nicht herum, denn die kleinen Federbälle sind gar nicht so leicht fotografisch festzuhalten. Still sitzen und für die Kamera posieren ist nicht wirklich ihre Stärke. Eine Futterstelle im eigenen Garten oder Park lässt sie etwas an Scheu verlieren, dennoch: Wer Vögel fotografisch einfangen will, muss über Brennweiten im Bilde sein. Denn je nach Brennweite ergibt sich eine andere Bilkomposition.
Je grösser die Brennweite, desto schmaler wird der Aufnahmewinkel.
Auf den folgenden Bildern siehst du den direkten Brennweitenvergleich am Praxisbiespiel:
Klein und schnell und unglaublich nervös: Das war mein erster Eindruck. Wenn sie dann endlich mal kurz irgendwo saßen, waren sie auch schon wieder weg, bevor ich sie im Sucher finden konnte. Viele Bilder von einsamen verwaisten Ästen habe ich in den ersten Wochen und Monaten gemacht und auch heute kommen immer noch welche zu dieser Sammlung hinzu. Heute weiß ich mehr über das Thema Brennweite. Worauf es dabei wirklich ankommt, will ich dir im Folgenden verraten.
Brennweitenvergleich: Zoomobjektiv oder Festbrennweite?
- Festbrennweite: Für Einsteiger teilweise etwas schwierig zu handeln. Der Bildausschnitt ist in diesen Objektiven fest vorgegeben, sprich es lässt sich nicht ändern sofern man sich nicht selbst bewegt. Daher werden diese Objektive auch manchmal „Fuß-Zoom“ genannt. Ein fliegender Vogel ist jedoch mit einer festen Brennweite teilweise schwer zu finden.
- Was die Lichtstärke angeht, ist die Festbrennweite zumeist im Vorteil, hier sind Offenblenden (f/4) nicht selten und beim Punkt Abbildungsleistung weit vorne. Leider nicht immer günstig zu bekommen.
- Eine geringe Schärfentiefe entsteht bei einer weiten Blendenöffnung (z.B. f/4), da die Festbrennweiter zumeist eine höher ausgeprägte Lichtstärke haben, ist der unscharfe Hintergrund, in der Fachsprache besser bekannt als Bokeh bei einer Festbrennweite ausgeprägter.
- Schärfentiefe kann aber selbstverständlich auch bei einem Zoomobjektiv entstehen und tolle Bokehs zaubern.
- Das Zoomobjektiv ist vereinfacht gesagt eine Ansammlung von mehreren Festbrennweiten, daher sind kleine Abstriche was die Lichtstärke und Co. angeht, meiner Meinung nach verschmerzbar.
Das Bokeh
Der heilige Gral der Fotografie, dies gilt auch in der Vogelfotografie. Wenn der kleine Piepmatz verträumt auf einem Ast sitzt und einen dabei genau ansieht, dann doch bitte mit einem wunderschönen Bokeh. Sprich: Der Vogel soll doch bitte schön scharf und freigestellt sein, der Hintergrund aber bitte unscharf und mit tollen kleinen Lichtreflexen.
Die Bokeh-Fausregel
Als Faustregel gilt: Je offener die Blende, desto unschärfer erscheint der nicht scharf gestellte Hintergrund. Beim Tamron wäre in diesem Fall bei voll ausgefahren 600 mm f/6,3 die niedrigste Blende und auch dort entsteht ein tolles Bokeh. Bei f/8 oder sogar noch höher schärft sich das Bokeh dann schon und der Vogel hebt sich nicht mehr so schön vom Hintergrund ab. Nicht selten haben Objektive gerade bei kleineren Blenden (z.B. f/8,f/11 usw.) eine bessere Abbildungsleistung. Wie so häufig braucht es also einen Kompromiss.
Warum sich Vogelfotografie lohnt
Ich persönlich habe die kleinen Piepmätze zu meinem liebsten Motiv auserkoren. Nach einem stressigen Tag ist ein kleiner Ausflug in die Natur auch nicht das schlechteste. Und wenn das mal nicht geht, gehöre ich zu den Glücklichen, die einen Garten haben und die Natur somit jeden Tag auch vor der Haustier finden können. Es ist auf jeden Fall einfacher die kleinen Kerlchen zu fotografieren, wenn eine Futterstelle im Garten oder aber auch in einem Park vorhanden ist. Dies spricht sich in der Vogelwelt recht schnell herum und die Futter- sowie Badestellen werden immer wieder sehr schnell von den verschiedensten Vogelarten angenommen (und es gibt wesentlich mehr, als man vielleicht denkt).
Allgemeine Tipps für die Vogelfotografie
Nach dem technischen Teil dieses Beitrags, dem Brennweitenvergleich, möchte ich dir noch einige grundlegende Tipps und Tricks mitgeben, wie du Wild- und Gartenvögel am besten fotografisch einfängst!
Gestalte eine natürliche Futterstelle
Trotz aller Hindernisse kann Vogelfotografie viel Spaß machen. Irgendwann passt es und der Vogel sitzt auch noch auf dem besagten Ast. Falls du eine Futterstelle haben solltest, gibt es einige kleine Tricks um diese ein wenig natürlicher zu gestalten:
- Äste oder kleine Stämme sind super um dort Futter zu verstecken. Setzt sich der Vogel auf diese, hat dies einen natürlicheren Charakter als das Dach eines Futterhauses.
- Futter so platzieren, dass es auf den Bildern nicht gesehen wird (z. B. kleine Löcher bohren und das Futter dort hineindrücken etc.).
- Viele kleinere Futterstellen einrichten. Sie machen vielleicht ein wenig mehr Arbeit, aber so kommt jeder mal dran und auch die Kleinen trauen sich vielleicht eher.
Auswahl der Location
Beim Platzieren deiner Futterstelle solltest du am besten folgende Dinge beachten:
- Achte auf das Licht. Gerade bei den Zoomobjektiven ist meistens weniger Licht vorhanden als bei den bezahlbaren Festbrennweiten. Dieses müsste dann mit einem höheren ISO wieder ausgeglichen werden und sorgt unter Umständen für ein nicht so schönes Rauschen in euren Bildern.
- Fotografiere mit dem Licht, habt das Licht also im Rücken. Gegen das Licht zu fotografieren hat bestenfalls eine Silhouette von einem Vogel (oder leeren Ast) als Ergebnis.
- Fotografiere auf Augenhöhe. Es ist nicht immer zu 100 % umsetzbar, aber versuche zumindest nicht im 90-Grad-Winkel zu fotografieren. Wenn du eine Futterstelle für die Fotografie einrichtest, dann achte darauf, dass diese von deiner normalen Position (Tarnzelt, Küchenfenster oder was auch immer) auf Augenhöhe oder zumindest fast auf dieser ist.
- Habe ich schon erwähnt, dass du Geduld haben musst? Das auf jeden Fall.
Und es ist auf jeden Fall immer darauf zu achten, dass die Vögel (und alle anderen Tiere, wenn es um Wildlife- oder Tierfotografie allgemein geht) auf keinen Fall gestört werden! Bitte nicht an Nester herangehen oder sonst irgendwas anstellen, was den Tieren Stress aussetzt. Dies kann wirklich schwere Folgen für diese kleinen nervösen Lebewesen haben.
Vogelfotografie: Technische Erfahrungswerte
Neben dem Brennweitenvergleich habe ich noch ein paar weitere technische Erfahrungswerte zum Thema Vogelfotografie gesammelt. Diese müssen nicht für alle Situationen gültig sein, jedoch möchte ich sie euch nicht vorenthalten:
- Ein Vogel hat die Angewohnheit wegzufliegen, daher ist eine Belichtungszeit von unter 1/250 Sekunden eher unbefriedigend im Ergebnis. Bei einer Bewegung ist dann meistens nicht mehr viel scharf (außer der Ast!).
- Autofokus ist bei einem Vogel eine tolle Sache. Manuell ist das natürlich machbar, aber als Anfänger wohl eher mehr als schwer. Ein Tipp hierzu: Bei klassischen Spiegelreflexkameras ist der mittlere Fokuspunkt in der Regel der „schnellste/genauste“. Hier ist ein Blick in die Bedienungsanleitung eurer Kamera hilfreich.
- Um sich in der Bildbearbeitung leichter zu tun, sollte man rund um das Motiv genügend Platz lassen um nachträglich einen Ausschnitt wählen zu können.
- Ein Teleobjektiv ist notwendig, ohne geht es nicht. Man kommt ansonsten nicht nah genug an die Vögel heran. Die Fluchtdistanz ist viel zu hoch. Unter 300 mm Brennweite ist also leider (außer mit einem Telekonverter – und der schluckt bekanntlich Licht) nicht viel zu machen, wenn der Wunsch besteht, auch einige Details wie Federn erkennen zu wollen.
Fazit
Und die Moral von der Geschicht: So einfach ist das mit den Vogelfotos meistens nicht 😉 Wie der Brennweitenvergleich gezeigt hat, haben sowohl Festbrennweite als auch Zoomobjektiv ihre Vor- als auch Nachteile. Grundsätzlich kann man mit 300 mm Brennweite anfangen, meist wird es aber mit >400 mm an einer Crop-Kamera so richtig „ernst“. Daher heißt es ausprobieren, was für einen das richtige ist und dann nicht verzagen und immer dran bleiben. Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten und mit Geduld und einer Portion Glück, klappt es dann auch bald mit dem Foto von den kleinen Piepmätzen mit einem tollen Bokeh.
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