Chromatische Aberration – Vermeiden und auf Fotos korrigieren
Hast du jemals den Ausdruck „Der Teufel steckt im Detail“ gehört? In der Fotografie ist der Teufel die chromatische Aberration (CA). In diesem Artikel wirst du erfahren, was chromatische Aberration ist, wie man sie vermeidet und wie man sie korrigiert. Auf dem Foto unten siehst du vielleicht, dass die Farben bläuliche Ränder entlang der scharfen Kanten des Motivs zeigen. Genau das ist chromatische Aberration.
Inhaltsverzeichnis
Was ist chromatische Aberration?
Chromatische Aberration (auch bekannt als Dispersion) ist genauso wie die sphärische Aberration ein häufiges Problem bei Objektiven. Es tritt auf, wenn Farben durch die Linse falsch gebrochen werden. Das wiederum führt zu einer Unstimmigkeit am Fokuspunkt, an dem sich die Farben nun nicht wie gewünscht kombinieren. Um das etwas besser zu verstehen, denk daran: das ganze Licht wird auf der Brennebene bei deinem Sensor wieder zusammen gefügt. Abhängig von der Konstruktion deines Objektivs, der gewählten Brennweite und sogar der Blende, können bestimmte Wellenlängen (Farben) an Punkten vor oder nach der Position der Brennebene ankommen.
Wenn das passiert, hast du am Ende diesen verräterischen „Farbsaum“ um die Ränder deines Fotos herum. Du kannst schwache chromatische Aberrationen zwar mit Photoshop oder Lightroom entfernen, aber in dieser Zeit könntest du auch ganz viele andere Dinge machen. Es gilt also, die CA von Anfang an zu vermeiden.
Warum entsteht chromatische Aberration?
CA tritt auf, weil dein Objektiv wie ein Prisma wirkt. Es „biegt“ das Licht, abhängig von den Eigenschaften des jeweiligen Objektivs. Kennst du das berühmte Albumcover von Pink Floyd, mit dem Dreieck, welches das Licht zu Regenbogenfarben bricht? Ganz ähnlich ist es bei der chromatischen Aberration. Das Licht fällt durch das Glas, wird gesplittet, und tritt in verschiedenen Winkeln wieder aus.
Licht besteht aus verschiedenen Wellenlängen (Farben). Der Sensor deiner Kamera muss die aus diesen Wellenlängen kombinierte Farbe des Lichts erkennen können. Das Objektiv sorgt dafür, dass alle Wellenlängen dieses einen Strahls genau denselben Punkt auf dem Sensor treffen. Das klingt einfach, aber du musst dabei folgendes beachten: Verschiedene Wellenlängen (und damit verschiedene Farben) treffen gleichzeitig auf die Linse, wobei jeder dieser Strahlen sich anders verhält, abhängig vom Glas, durch das er geht.
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Wenn du dein Objektiv auseinandernehmen würdest, fändest du nicht weniger als 16 Linsenelemente! Jedes von ihnen korrigiert etwas anderes auf dem Weg des Lichts zwischen Objektiv und Sensor. Leider neigt hier auch die chromatische Aberration dazu, ihren hässlichen Kopf zu heben. Im Design dieser Linsenelemente verbergen sich Defekte – entweder im Glas oder im Design der Linse selbst. Sie führen unter bestimmten Bedingungen dazu, dass deine Fotos diese Art von Aberration aufweisen.
Du musst nicht unbedingt ein Pro-Level-Objektiv haben, chromatische Aberration tritt bei jeder Linse auf. Entscheidend ist, ob dein Objektiv eine sichtbare chromatische Aberration aufweist oder nicht. Ob das für dich ein Deal-Breaker ist, kannst du selbst entscheiden.
Wie du chromatische Aberration vermeidest
Chromatische Aberration kannst du in der Nachbearbeitung sehr effektiv beseitigen, wenn du im RAW-Modus fotografierst. Es empfiehlt sich jedoch, das Problem schon „in-camera“ zu beheben, das erspart dir Arbeit. Glücklicherweise gibt es gleich mehrere Strategien, die dir helfen können, die Aberration auf deinen Fotos zu eliminieren oder wenigstens zu minimieren.
Vermeide kontrastreiche Motive
Chromatische Aberrationen flackern häufig bei kontrastreichen Szenen auf. Am schlimmsten ist es bei Aufnahmen vor weißem Hintergrund, Landschaftsaufnahmen mit Gegenlicht oder wenn sich die Lichtquelle hinter dem Motiv befindet.
Manchmal bleibt dir nichts anderes übrig, als dein Bild neu zu gestalten. Versuch es mit einem anderen Hintergrund, mit etwas, das besser zur Grundfarbe des Motivs passt. Du kannst auch einfach auf günstigere Lichtverhältnisse warten. Wenn das alles nicht infrage kommt; wechsle in den RAW-Modus und stell dich mental schon einmal auf die Nachbearbeitung ein.
Überprüfe deine Brennweite
Wenn du schnell und einfach zwischen Brennweiten hin- und herwechseln kannst, ist das zwar schön, nur haben die meisten Zoomobjektive Mühe mit der chromatischen Aberration, wenn es in die kürzesten und längsten Extreme des Fokusbereiches geht. Die Wahl einer anderen Brennweite hilft also in der Regel, das Problem der sichtbaren chromatischen Aberration zu beseitigen.
Ebenso wird die Verwendung eines Zoomobjektivs in der Regel nicht nur chromatische Aberrationen, sondern auch verschiedene andere Bildstörungen hervorrufen. Überlege dir stattdessen, ob du nicht gleich ein hochklassiges Weitwinkelobjektiv verwenden willst. Oder wähle eine in Sachen CA weniger problematische Brennweite und erstelle ein Panorama, das du später in der Nachbearbeitung zusammenfügen kannst.
Wähle eine engere Blende
Das Verkleinern der Blende hilft meistens, die spürbaren Auswirkungen von Linsenfehlern, einschliesslich chromatischer Aberration, zu verringern. Das hängt aber auch ein bisschen von der Art des Objektivs ab. Vergiss aber nicht: Die kleinere Blende hat zur Folge, dass du allenfalls die Verschlusszeit und die ISO anpassen musst, um den Lichtverlust auszugleichen. Vor allem, wenn du nicht in einem Studio bist.
Wenn du Blitze oder andere zusätzliche Beleuchtung hast, lohnt es sich, damit zu experimentieren und mehr Licht ins Spiel zu bringen.
Positioniere dein Motiv in der Mitte des Bildes
Chromatische Aberrationen treten tendenziell häufiger auf, wenn du dich weiter von der Mitte des Bildes entfernst. Daran ist die Krümmung der Linsen schuld. Das Motiv in die Mitte zu bringen kann also helfen, die CA zu reduzieren oder gar vollständig zu eliminieren.
Denk aber daran, das Bild später entsprechend zuzuschneiden, wenn du diese Methode anwendest. Das Motiv genau in der Mitte des Bildes zu haben, ist nämlich gestalterisch nicht so schön. Zuschneiden kann aber auch zu Problemen führen, wenn du jedes Pixel in deinem Bild beibehalten willst. Wenn du sehr hohe Qualitätsansprüche hast, ist das eher keine Methode für dich.
Chromatische Aberration zu verstehen wird dir enorm helfen, die Qualität deiner Bilder zu verbessern. Mach doch einfach mal ein paar Tests unter den Bedingungen, die wir oben angeführt haben. Dann probierst du Schritt für Schritt, die Korrekturmethoden anzuwenden und schaust, was dabei rauskommt. Übung macht den Meister!
Chromatische Aberration korrigieren
Anbei ein kurzes Video, das dir zeigt, wie du chromatische Aberration korrigieren kannst. Mit Lightroom ist das mit in wenigen Schritten erledigt. Wir haben übrigens noch eine ganze Reihe tolle Photoshop Tricks, die du bestimmt noch nicht kennst.
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