Bürgerliche, Nautische und Astronomische Dämmerung fotografieren
Bürgerliche, nautische und astronomische Dämmerung bieten uns Fotografen die besten Zutaten für besondere Fotos. Schöne Lichtverhältnisse und Farben, die aufkommende Dunkelheit und die funkelnden Sterne – jede Phase der Dämmerung bietet dabei ihre eigenen Vorzüge. In diesem Artikel erkläre ich dir nicht nur die drei Phasen der Dämmerung und wie diese sich unterscheiden. Ich gebe dir auch praktische Tipps und Tricks, die du bei deiner nächsten Fototour direkt ausprobieren kannst! Lies den Artikel unbedingt bis zum Ende! Dort gebe ich dir noch ein paar Tipps und Tricks zur Bildgestaltung für die einzelnen Phasen.
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist die Dämmerung?
Die Zeiträume direkt vor dem Sonnenauf- und nach dem Sonnenuntergang werden als Dämmerung bezeichnet. Gemeinsam haben beide Phasen des Tages, dass die Sonne hier unter dem Horizont steht. Jetzt denkst du vielleicht: Wenn die Sonne nicht zu sehen ist, wie soll es da zu schönem Licht oder besonderen Fotomotiven kommen? Genau diese Frage werde ich dir in diesem Artikel beantworten.
Welche Phasen der Dämmerung gibt es?
Die Dämmerung, egal ob vor dem Sonnenaufgang oder nach dem Sonnenuntergang, teilt sich in drei Phasen auf:
- Bürgerliche Dämmerung
- Nautische Dämmerung
- Astronomische Dämmerung
Je nachdem, an welchem Teil des Tages die jeweilige Dämmerung stattfindet, werden diese noch als Morgen- oder Abenddämmerung bezeichnet. Wenn also die bürgerliche Dämmerung vor dem Sonnenaufgang gemeint ist, wird diese als bürgerliche Morgendämmerung bezeichnet. Im Umkehrschluss bezeichnet die bürgerliche Abenddämmerung die Phase der Dämmerung nach Sonnenuntergang.
Fun Fact
Am Nordpol dauert der Sonnenuntergang etwa 32 Stunden! Generell hängt die Dauer der Dämmerung von der Jahreszeit und dem Breitengrad ab, in dem du dich befindest.
Unterschiede der bürgerlichen, nautischen und astronomischen Dämmerung
Bevor wir zu den Fototipps kommen klären wir kurz die einzelnen Phasen und deren Abgrenzung. Dies habe ich bewusst einfach gehalten. Die Unterscheidung wird dir helfen zu verstehen, wie du mit deiner Kamera umgehen musst, um die jeweilige Dämmerung bestmöglich zu fotografieren.
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Generell gilt, dass der jeweilige Stand der Sonne unter dem Horizont, oder anders gesagt der Tiefenwinkel der Sonne, grenzt die jeweiligen Phasen voneinander ab. Denn mit steigender Entfernung der Sonne vom Horizont nimmt auch das Licht immer mehr ab.
Fotografieren zu den unterschiedlichen Phasen der Dämmerung
Zu allen Phasen der Dämmerung werden dir drei Dinge immer helfen:
- Stativ
- Lichtstarkes Objektiv
- Live-View
Die Phasen der Dämmerung sind davon gekennzeichnet, dass das Licht der Sonne entweder noch nicht oder nicht mehr vollständig erstrahlt. Daher hilft dir das Stativ auch bei längeren Belichtungszeiten scharfe Bilder zu bekommen.
Das lichtstarke Objektiv hilft dir gerade bei schlechten Lichtverhältnissen und wenn du kein Stativ zur Hand hast. Außerdem kannst du mit einem solchen Objektiv auch das spannende Thema Astrofotografie angehen. Lichtstark meint hier übrigens, dass dein Objektiv eine Blende von mindestens F4 hat, eher F2.8 oder kleiner. Dadurch kann besonders viel Licht auf den Sensor strömen, was dir insbesondere bei den dunklen Phasen der Dämmerung hilft.
Der Live-View auf dem Display deiner Kamera wiederum hilft dir, dein Objektiv auch bei Dunkelheit scharfzustellen. Wie das geht, erkläre ich dir unten bei #3.
#1 Die bürgerliche Dämmerung fotografieren
Wie oben beschrieben ist die bürgerliche Dämmerung der hellste und ein besonders farbenfroher Abschnitt der Dämmerung. Hier kannst du – eine ruhige Hand, Bildstabilisator oder ein lichtstarkes Objektiv vorausgesetzt – noch aus der Hand fotografieren. Da hier nicht nur das schönste Licht herrscht, sondern der Himmel sich auch in den herrlichsten Farben zeigt, ist diese Phase eine besonders beliebte Zeit in der Fotografie. Gerade in der Landschaftsfotografie kannst du hier malerische und stimmungsvolle Momente auf die Speicherkarte bannen.
Auch wenn du theoretisch ohne Stativ arbeiten kannst empfehle ich dir, wann immer möglich, ein Stativ einzusetzen. Das gilt vor allem für die Landschaftsfotografie. Denn hier bist du ohnehin in Blendenbereichen von 8 und größer unterwegs, wenn du alle Teile deines Fotos scharf abbilden willst. Das Stativ ermöglicht dir dann stabilen Halt und keine Verwacklungen bei den längeren Belichtungszeiten, die du bei einer eher geschlossenen Blende benötigst. Da es hier noch hell genug ist, sollte auch notfalls der Autofokus noch funktionieren. Nutzt du ein Stativ, stelle lieber manuell scharf. So erzielst du die besten Ergebnisse!
#2 Die nautische Dämmerung fotografieren
In der Landschaftsfotografie bietet sich die nautische Phase natürlich ebenfalls an, da hier schon erste Sterne zu sehen sind (immer abhängig vom Grad der Lichtverschmutzung um dich herum). Insbesondere die blaue Stunde bietet sich hervorragend für Fotos von beeindruckenden Skylines an. Denn die Lichter der Stadt erstrahlen meist schon während der blauen Stunde und liefern dir so einen perfekten Kontrast zum blau eingefärbten Himmel.
Der Autofokus sollte hier auch noch funktionieren. Um ein Stativ kommst du jetzt allerdings nicht herum. Das ist allerdings kein Nachteil! Die Skylines sind statische Objekte, sodass du kein Problem hast mit langen Belichtungszeiten. Außerdem erhältst du – sofern beleuchtete Fahrzeuge in deinem Bild zu sehen sind – durch die verlängerte Belichtung schöne Lichtstreifen. Diese kannst du super zur Bildgestaltung für dich nutzen.
Der Autofokus dürfte hier auch noch zuverlässig arbeiten. Auch hier empfehle ich dir jedoch manuell scharfzustellen. Das klappt, insbesondere bei wenig Licht, doch immer besser!
#3 Die astronomische Dämmerung fotografieren
Der strahlende Nachthimmel lockt jetzt schon mit herrlichen und magischen Aussichten. Doch das wenige Licht stellt dich vor gleich mehrere Herausforderungen. Jetzt hilft es, seine Kamera und die Bedienung selbiger besonders gut zu kennen. So gehen dir die notwendigen Einstellungen auch bei Dunkelheit schnell von der Hand und du bist nicht extra jeden Knopf anstrahlen, um die richtige Einstellung zu finden.
Außerdem wird der Autofokus deiner Kamera dir jetzt nicht mehr helfen können. Du musst also händisch scharfstellen – und das bei Dunkelheit. Doch keine Sorge, auch hier gibt es einen einfachen Trick:
- Such dir einen besonders hellen Stern und zoome im Display deiner Kamera so weit wie möglich an diesen Stern heran.
- Nun drehst du den Ring zur Einstellung der Schärfe an deinem Objektiv so lange, bis dieser Stern schön rund und scharf abgebildet in deinem Display zu sehen ist.
- Dein Objektiv und deine Kamera sind nun eingestellt und du kannst loslegen.
Sterne, Erdrotation und Belichtungszeiten
Bei Dunkelheit benötigst du hohe ISO-Einstellungen und längere Belichtungszeiten, wenn du den magischen Nachthimmel einfangen willst. Doch Vorsicht: belichtest du zu lang, ziehen die Sterne Streifen, was dann nicht mehr so schön aussieht. Grund dafür ist die Rotation der Erde. Diese spüren wir nicht, doch in solchen Momenten wird sich sichtbar für dich. Glücklicherweise gibt es hier sogar Formeln, die dir helfen, die maximal mögliche Belichtungszeit deines Equipments zu berechnen. Hier kannst du mehr dazu lesen.
Tipps und Tricks zur Bildgestaltung
Zum Abschluss möchte ich dir noch ein paar meiner Ideen und Tipps für die Bildgestaltung während der jeweiligen Dämmerungsphase geben. Viel Spaß beim Ausprobieren!
#1 Bildgestaltung in der bürgerlichen Dämmerung
Während der bürgelichen Dämmerungs-Phase hast du nicht nur schönes Licht und tolle Farben, sondern auch stimmungsvolle Schattenspiele. Schaue dich also gut um! Oftmals kannst du Schatten gezielt einsetzen, um deinen Bildaufbau spannender zu gestalten. Du kannst hier auch Menschen gezielt in dein Bild einbauen, indem du deren Silhouette in deinen Bildaufbau einbeziehst.
#2 Fototipps für nautische Dämmerung
Der Name lässt einen Tipp erahnen: nutze Wasser in dieser Phase, um schöne Spiegelungen für deinen Bildaufbau zu bekommen. Spiegelungen sind generell ein beliebtes Stilmittel in der Fotografie, da unser Auge immer anfällig für Symmetrie ist.
Doch mein eigentlicher Tipp ist: nutze diese Phase, um Städte zu fotografieren. Hier bekommst du die schönsten Kontraste und gerade für Fotos von beeindruckenden Skylines ist jetzt die beste Zeit gekommen. Beobachte die Lichter der Stadt und baue vor allem beleuchtete Fahrzeuge wie Autos, Straßenbahnen oder auch Boote und deren Lichtspuren, die durch die Belichtungszeit entstehen, in dein Bild ein.
#3 Magische Fotos bei astronomischer Dämmerung
Der Vordergrund macht die Musik! Natürlich ist der Nachthimmel mit all den funkelnden Sternen allein schon ein Hingucker. Allerdings ist dieser Anblick allein noch kein Garant für ein schönes Foto!
Finde also spannende Vordergründe, um diese zusammen mit den Sternen zu einem magischen Moment zu vereinen. Hier bieten sich natürlich Berge und Seen an, aber auch Hütten, Häuser, Autos, Boote, Bäume… Die Liste ist sehr lang! Probiere dich aus und schau, was dir am besten gefällt.
Vorsicht bei Feldern, Pflanzen und Bäumen: je nach (Wind-)Bedingungen bewegen sich die Objekte, was zu verschwommenen Ergebnissen führt (du belichtest lang). Im Zweifel kannst du den Vordergrund separat fotografieren und beide Ebenen dann in der Bildbearbeitung wieder zusammenfügen.
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