10 experimentelle Fotografie Techniken zum Ausprobieren
Wenn du auf der Suche nach neuen Herausforderungen bist, ist experimentelle Fotografie genau das Richtige für dich. Hier zeigen wir dir 10 Fotografie-Techniken, die dir einen kräftigen Motivationsschub verleihen werden. Die meisten Beispiele sind ohne zusätzliches Equipment umsetzbar. Alles, was du für die experimentelle Fotografie benötigst, ist deine Kamera, alltägliche Gegenstände und Photoshop.
Inhaltsverzeichnis
Was ist experimentelle Fotografie?
Experimentelle Fotografie bezieht sich auf die Nutzung deiner Kamera und der Nachbearbeitung deiner Fotos fernab der üblichen Stilmittel. Es geht darum, deine Fototechnik über die Norm hinaus zu nutzen und so einzigartige Kunststücke zu kreieren. Dabei sind dir keine Limits gesetzt. In der experimentellen Fotografie geht es um Spaß und verrückte Bilder – dabei kannst du nichts falsch machen.
Wenn du im Netz nach „experimenteller Fotografie“ oder „experimentellen Porträts“ suchst, wirst du überwältigt sein von wunderschönen, aber auch verwirrenden Fotos. Einige dieser Bilder setzen ein großes technisches Verständnis voraus. Aber auch als Anfänger kannst du beeindruckende Ergebnisse erzielen – sei einfach kreativ und probier dich aus.
10 Bewegunsunschärfe
IBM steht für Intentional Motion Blur und ist die erste Technik der experimentellen Fotografie, die wir dir vorstellen. Dabei bewegst du deine Kamera, um Unschärfe in ein Bild zu bringen. Durch eine lange Belichtungszeit erhältst du einen Bewegungseffekt, indem du deine Kamera bei geöffnetem Verschluss in verschiedene Richtungen bewegst.
Wenn du deine Kamera mit einem 100-400 mm-Objektiv auf ein Stativ stellst, kannst du das Objektiv etwas lösen. Bewege dann die Kamera etwas, während der Verschluss offen ist. Wenn du als Fotograf über gute koordinative Fähigkeiten verfügst, kannst du auch einen Timer von zwei Sekunden einstellen und die Kamera in die Luft werfen. Sei dir aber sicher, dass du sie wieder fängst.
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Zoom Blur
Der Zoom Blur ist eine Untergruppe vom IBM. Dafür montierst du deine Kamera auf das Stativ und stellst eine Belichtungszeit von 5 bis 30 Sekunden ein. Diese Methode funktioniert am besten bei Nacht. Bei Tag funktioniert diese Technik auch, dann ist es aber sinnvoll einen Graufilter zu nutzen. Wichtig zu beachten: Mit einem zwei Sekunden-Timer hast du ausreichend Zeit, um dich auf das Zoomen vorzubereiten. Wenn sich dann der Verschluss öffnet, zoome sanft rein und raus. Dadurch erhältst du unterschiedliche Effekte.
9 Light Painting
Light Painting nutzt eine Lichtquelle (beispielsweise eine Taschenlampe), um Lichtspuren im Bild zu erhalten. Alles, was du dafür benötigst, ist eine dunkle Umgebung. Montiere dafür deine Kamera auf einem Stativ und stelle deine Belichtungszeit auf 30 Sekunden ein. Wenn der Verschluss geöffnet ist, bewege deine Lichtquelle durch den Bildausschnitt. Wenn du dich schnell bewegst, wirst du das Licht aus den Augen verlieren. Aber sei dir sicher: Das Licht wird seine Spuren auf dem Bild hinterlassen. Wenn du eine statische Person oder ein Objekt in deinem Bild hast, kannst du mit Light Painting für einen dynamischen Hintergrund sorgen. Hier gehts zu unserem Lichtmalerei Tutorial mit einer Taschenlampe oder sonstiger Lichtquelle.
Online sind vor allem Fotos von brennender Stahlwolle beliebt. Hier fängt experimentelle Fotografie richtig an, Spaß zu machen. Wenn du so etwas nachmachen möchtest, wähle einen Ort, an dem sich kein Feuer entzünden kann. Halte einen Feuerlöscher bereit, falls doch etwas schieflaufen sollte.
8 Impressionistischer Fokus
Fotografen investieren eine ganze Menge Zeit, um den richtigen Fokuspunkt für Ihre Fotos zu finden. Dabei kann ein Foto ohne Fokus manchmal interessanter sein und dazu dienen, eine bestimmte Stimmung zu transportieren. Ein Foto ohne Fokus weicht das Objekt auf. Übrig bleibt dann – anstatt dem Fokus auf das Objekt – eine ganzheitliche Impression. Eine weit geöffnete Blende (wie f/2.8) kann Bilder schaffen, bei denen ein Großteil des Ausschnitts außerhalb des Fokus liegt. Beim impressionistischen Fokus kann das gesamte Bild außerhalb der Schärfe liegen. So malte Monet beispielsweise auch seine Seerosen:
Für den impressionistischen Fokus stellst du deine Kamera in den manuellen Fokus-Modus (Autofokus abstellen) und experimentierst mit der Unschärfe. Du kannst versuchen, dein Objekt immer noch etwas sichtbar zu belassen. Aber das ist dir überlassen. Du kannst auch total abstrakte experimentelle Fotografie kreieren. Ein Feuerwerk zum Beispiel kann deutlich spannender mit unscharfen Lichtern sein.
Fokus bei experimentellen Portraits
Du kannst den impressionistischen Fokus auch bei sanften Porträts nutzen. Diese Fotos rücken das Wesen einer Person in den Mittelpunkt oder veranschaulichen die Körperform auf eine einzigartige Art und Weise. Das kann bedeuten, dass du herkömmlichen Regeln für Porträts-Aufnahmen dafür teilweise außer Acht lassen oder sogar brechen musst.
7 Projiziertes Bild
Projiziertes Licht, Formen und Farben auf einer Oberfläche geben dir die Möglichkeit deinem Foto verschiedene Dimensionen hinzuzufügen. Bei der Wahl deiner Oberfläche bist du hingegen völlig frei. Das kann ein Hintergrund sein, ein Objekt oder auch eine Person.
Manche Fotografen platzieren auch grüne Hintergründe (Green Screens) hinter ihren Objekten. In der Nachbearbeitung wird der Screen dann zu einer fantastischen Hintergrundkulisse. Mit der Nutzung von Projektionstechniken können auch experimentelle Fotografien in Form von abstrakten Porträts erschaffen werden. Der Fotograf Eric Burke beispielsweise, nutzt Projektoren, um Formen und Textflächen auf seine Models zu übertragen. Eine ganz eigene Form von Body Art.
6 Alternative Filter
Filter können viel mehr sein, als Grau- oder Polarisationsfilter. Alles, was sich vor das Objektiv halten lässt, kann ein Filter sein. Zum Beispiel kannst du dein Objektiv mit einer Folie oder einem durchsichtigen Stoff einwickeln. Oder du suchst dir eine undurchsichtige Oberfläche: ein altes Fenster mit verzerrtem Glas, eine Plastikflasche oder fließendes Wasser. Eines ist sicher: Alternative Filter werden einzigartige Effekte auf deinen Bildern schaffen.
Du kannst auch verblüffende Bokeh-Effekte erzeugen, indem du eine Form in eine Karteikarte schneidest sie und vor die Kamera hältst. Schau dich einfach im Haus um. Du wirst viele Dinge finden, die du ausprobieren kannst. Einige werden dir gefallen, andere nicht. Das macht schließlich den Spaß am Experimentieren aus. Wenn dir dieser Teil der experimentellen Fotografie gefällt, kannst du dich mal bei Lens Baby umschauen. Dort werden Objektive mit einzigartigen Effekten angeboten.
5 Doppelbelichtung
Eine weitere Möglichkeit in der experimentellen Fotografie ist die Doppelbelichtung. Unter Doppelbelichtung versteht man die Überlagerung von zwei Bildern. Eine Landschaft wird beispielsweise über eine Nahaufnahme eines Tieres oder einer Blume gelegt. Eine Stadtlandschaft über ein Porträt geschichtet. Dadurch kann einem Bild Textur verliehen werden. Entdeckt haben die Technik Filmfotografen. Eine Doppelbelichtung erfolgt, wenn der Verschluss angeklickt wird, ohne den Film vorzuschieben. Viele Digital-Kameras können so eingestellt werden, dass Doppelbelichtungen erfolgen.
Falls deine Kamera diese Funktion nicht hat, kannst du dafür auch Photoshop nutzen. Erstelle zwei Ebenen mit zwei verschiedenen Bildern. Für gewöhnlich gibt es ein primäres Foto und ein Overlay. Meistens ist es sinnvoll die Deckkraft des Overlay zu reduzieren, um dann verschiedene Überblendungsmodi auszuprobieren, bis die beiden Fotos zusammenpassen.
Eine andere Möglichkeit zur Erzeugung von Doppelbelichtungen in der Kamera ist die Suche nach Reflexionen. So kannst du eine Doppelbelichtung damit erzeugen, dass du durch ein Glasfenster fotografierst. Dadurch nimmst du sowohl die Reflexion, als auch das, was hinter dem Glas liegt, auf.
4 Spiegeln
Spiegeln bedeutet, ein Bild in Photoshop zu kopieren und zu spiegeln, um eine Reflexion zu erzeugen. Spiegelungen kannst du beispielsweise nutzen, um Reflexionen im Wasser zu erzeugen, die es in der Realität gar nicht gegeben hat. Dafür kopierst du das Foto in Photoshop und spiegelst die Kopie vertikal. Um die Szene dann noch realistischer aussehen zu lassen, kannst du Wellen-Filter einfügen.
Du kannst die Spiegelungs-Technik auch nutzen, um Formen zu kreieren, die in der realen Welt gar nicht existieren. Beispielsweise in dem du Gebäude mit besonderer Architektur spiegelst.
3 Kamera-interne Effekte
Viele Digital-Kameras können Bildeffekte bereits Geräteintern erzeugen. Beispielsweise Effekte, wie Spielzeug-Kamera, selektive Farben oder Plakatierung. Diese Funktionen verändern den Look deiner Fotos hin zu experimenteller Fotografie. Manche fügen einen Farbfilter ein, während andere eine malerische Wirkung im Bild erzeugen. Wenn du einen Kamera-internen Effekt auswählst, wird deine Kamera jedes Bild mit dem gewählten Effekt versehen. Werfe dafür einfach mal einen Blick in das Menü deiner Kamera. Es kann gut sein, dass du dutzende Effekte hast, die nur darauf warten ausprobiert zu werden.
2 Montage
Montagen sind fotografische Kollagen. Dabei werden verschiedene Bilder oder Elemente von Bildern zusammengelegt, um eine neue Szenerie zu erschaffen. In der Fachsprache nennt man das „Composing“. Einige Fotografen können Bilder so nahtlos übereinanderlegen, dass eine einzigartige Welt entsteht. Andere lassen bewusst einen Abstand zwischen den Bildern, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, die Bilder sowohl getrennt, als auch verbunden zu betrachten. Diese Montage beispielsweise beinhaltet Elemente von zwei verschiedenen Fotos. Zum einen die Landschaft mit den Bäumen und Büschen. Zum anderen aus dem Schwimmer, der sich in einem Schwimmbecken befindet. Die beiden Bilder sind so geschickt übereinander gelegt, dass die Montage kaum auffällt und beim Betrachter für Staunen sorgt.
Grundsätzlich kann man Montagen nutzen, um Texturen und Tiefen in Bildern zu erhalten. Dafür schneidest du ein Foto in Photoshop in seine einzelnen Elemente und platzierst jeden Ausschnitt auf einer eigenen Ebene in Photoshop. Dann änderst du die Mischmodi und die Deckkraft.
1 Photoshop Filter
Falls wir dir noch nicht genügend Möglichkeiten zur experimentellen Fotografie gezeigt haben, hier noch eine Letzte. Es geht um Photoshop Filter. Wir möchten dir nun zwei populäre Photoshop Filter vorstellen. Es gibt natürlich noch viele mehr.
Polar-Koordinaten
Falls du online schon einmal zirkulierende Bilder gesehen hast, und dir die Frage gestellt hast, wie das wohl funktioniert, haben wir einen einfachen Trick für dich. Füge den Polar-Koordinaten-Filter von Photoshop in dein Bild ein. Dafür wählst du die Funktionen FILTER – VERZERRUNG – POLARKOORDINATEN. Du kannst dann wählen, sowohl zwischen rechteckig und polar als auch zwischen polar und rechteckig. Spiele einfach ein bisschen damit herum, bis es dir gefällt.
Du kannst auch versuchen, dein Bild auf den Kopf zu stellen. Dadurch kannst du ebenfalls unterschiedliche Effekte erzielen. Einige Bilder funktionieren dabei besser als andere.
Liquify
Viele Porträt-Fotografen nutzen den Verflüssigen-Filter in Photoshop. Der Filter lässt dich das Gesicht, die Augen oder die Nase, hinsichtlich Form und Größe verändern. Solltest du mit diesem Tool allerdings zu weit gehen, kann es passieren, dass du experimentelle Porträts nach dem Vorbild von Dali erhältst. Du kannst das Verflüssigen-Tool nutzen, um allerlei Verzerrungen zu deinen Bildern hinzuzufügen. Dafür wählst du FILTER und VERFLÜSSIGEN in Photoshop aus und startest punktuell mit der Anwedung. In diesem Fall habe ich den Hintergrund dieses Adler-Bildes „verflüssigt“.
Falls du Photoshop nicht nutzt, kannst du einen Blick auf die Werkzeuge deiner Bildbearbeitungssoftware werfen oder du probierst eine neue Software was. Besonders gut geeignet ist die kostenlose Anwendung Adobe Capture – gerade im Hinblick auf experimentelle Fotografie.
Fazit zu experimenteller Fotografie
Diese 10 Techniken der experimentellen Fotografie werden dir helfen, kreative Ideen zu entwickeln. Spiele mit alternativem Equipment, wie einer Lochkamera, Spielzeugkameras oder Infrarotkameras. Oder du konzentrierst dich auf alternative Bearbeitungstechniken.
Experimentelle Fotografie ist alles abseits der Normalität. Es geht darum zu entdecken, was mit deiner Kamera möglich ist und herauszufinden wie „Fotografie“ definiert werden kann. Habe einfach Spaß und tobe dich mit deiner Kamera und deiner Beobachtungssoftware aus. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
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Ich liebe fotografische Herausfoderungen und kann verstehen, dass du mehr möchtest! Daher habe ich dir hier nochmal 36 weitere kreative Foto-Challenges zusammen gestellt. Natürlich wie gewohnt auf Wunsch mit Detailinformationen zu den Tutorials.
Zusammenfassung
- Entdecke deine Kamera neu mit experimenteller Fotografie
- Bewegungsunschärfe durch lange Belichtungszeit und Bewegung der Kamera
- Light Painting nutzt eine sich bewegende Lichtquelle bei langer Belichtungszeit
- Impressionistischer Fokus: Unschärfe im Bild sorgt für Spannung
- Durch die Projiektion von Licht und Formen auf einer Oberfläche erhältst du neue Dimensionen in deinem Bild
- Spiegelungen können ein Landschaftsfoto aufwerten
- probiere deine Kamera-internen Effekte aus
- Foto-Montagen schaffen neue Wirklichkeiten
- Doppelbelichtungen entweder mit deiner Kamera oder mit Photoshop
- Photoshop-Filter eröffnen dir viele neue Möglichkeiten
- die experimentelle Fotografie setzt dir keine Grenzen
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