Fokus Peaking Anleitung ᐅ So fokussierst du alles ultrascharf!

Was ist Fokus Peaking? Mit der wiederaufkommenden Liebe für ältere Objektive mit manuellem Fokus haben Fotografen und Hersteller nach Möglichkeiten gesucht, die Fokussierung durch viele neue verschiedenen Techniken zu erleichtern. Eine dieser Techniken ist das sogenannte „Fokus Peaking“ – ein Hilfsmittel, das bei Videofilmern und Filmemachern schon immer sehr beliebt war. Es findet jedoch erst jetzt den Weg in die Hände der Fotografen. In diesem Artikel werde ich dir erklären, um was es sich dabei genau handelt, wie diese Technik funktioniert und wie du sie ganz einfach anwenden kannst.

Was ist Fokus Peaking?

Fokus Peaking bedeutet übersetzt soviel wie „Fokussierungshilfe“ und ist eine Funktion deiner Kamera. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn du mit dem Autofokus an die Grenzen stösst. Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als manuell zu fokussieren. Diese sensorgestütze Funktion hilft dir als Fotograf, auch manuell schnell eine präzise Fokussierung zu erhalten.

Wie funktioniert Fokus Peaking?

Fokus Peaking funktioniert wie erwähnt nur, wenn du manuell fokussierst. Doch wie funktioniert Fokus Peaking? Generell analysiert der Algorithmus das Live-Bild (fast ohne Verzögerung). Dabei sucht die Kamera nach Bereichen, welche gerade im Fokus stehen. Diese scharfen Bereiche erkennt sie anhand von scharfen Kanten im Bild, welche durch hohen Kontrast entstehen. Im Anschluss werden überlagert die Kamera den gefundenen scharfen Bereich mit einer Falschfarbenschicht. Bei den meisten Kameras kannst du die Farbe der Überlagerung einstellen und die Empfindlichkeit der Erkennung nach Belieben ändern.

Das alles klingt sehr ähnlich wie die Kontrasterkennungsfunktion, die viele Kameras heutzutage besitzen. In gewisser Weise ist das auch so. Die Kamera verwendet Rot, Blau, Grün, Weiss, Gelb oder eine andere Farbe, um die scharfen Bereiche in einem Bild hervorzuheben. Diese Farben sind auf dem Bildschirm sehr einfach zu erkennen und heben sich vom Rest des Bildes ab, da sie mit den normalen Farben der Szene kontrastieren. Falls du ein manuell abgeblendetes Objektiv verwendest, kann Fokus Peaking dir auch zeigen, wie viel von der Szene bei dieser Blende aktuell scharfgestellt ist.

So kannst du Focus Peaking einschalten

1. Öffne das Menü deiner Kamera
2. Finden das Panel für die Fokuseinstellungen
3. Stelle die Farbe der Markierung (des scharfen Bereichs / Kontur) ein. Das klarste Ergebnisse bekommst du, wenn du eine komplementäre Farbe zu deinem Motiv wählst (mehr dazu weiter unten).
4. Die Empfindlichkeitseinstellung bestimmt, wie gross der Bereich ist, welcher als scharf eingestuft wird. Je höher der Wert, desto mehr ragt der Fokus in den unscharfen Bereich. Verwende also eine niedrige Empfindlichkeit bei großer Schärfentiefe und eine höhere Empfindlichkeit bei Objektiven mit geringer Schärfentiefe

Warum kommt Fokus Peaking erst jetzt?

Es überrascht wirklich, dass es so lange gedauert hat, bis diese Funktion von den Videokameras zu den Standbildkameras gekommen ist. Dafür gibt es aber eine einfache Erklärung: Fokus Peaking verarbeitet das Live-Bild vom Sensor in Echtzeit und benötigt einen Bildschirm, auf dem man es betrachten kann. Jahrelang haben Spiegelreflexkameras und Entfernungsmesser mit ihren optischen Suchern die Szene dominiert. Mit dem Aufkommen der spiegellosen Systemkameras und der Verwendung von hochwertigen elektronischen Suchern kamen zahlreiche neue Funktionen hinzu, welcher vorher nicht möglich waren. Heutzutage können auch DSLRs vom Fokus Peaking profitieren. Mithilfe des Kamerabildschirms und Live-View, lassen sich Komposition und Fokus schnell und sicher überprüfen.

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So wendest du Fokus Peaking an

Viele Kameras haben das Fokus Peaking heutzutage bereits automatisch eingebaut und wenden es auch von alleine an. Die automatische Anwendung des Fokus Peaking durch die Kamera ist für den Fotografen manchmal nicht perfekt, oder zumindest nicht ideal. Dies kann durch den Einsatz externer Hardware behoben werden, welche nur für diese eine Aufgabe bestimmt ist. Die Optionen und Einstellungen auf dieser Hardware (meist ein Monitor mit Prozessor), übertreffen oftmals die Einstellungsmöglichkeiten der Kamera. Diese Geräte haben nämlich einen eigenen Prozessor, der die Analyse der Aufnahmen und der Umrisse von Kanten besser bewältigen kann, als die Kamera. Zusätzlich muss sich die Kamera ja immer auch um viele andere Vorgänge gleichzeitig kümmern. Weiterhin bieten externe Geräte in der Regel grössere Bildschirme für eine grössere Ansicht, um das Videomaterial oder das Bild vor der Aufnahme zu überprüfen.

Nun kann man sich fragen, warum ein solches Werkzeug notwendig ist, wenn es heutzutage doch schon hochauflösende Kamerabildschirme und elektronische Sucher gibt. Denn so grossartig diese auch sind, und so gut auch deine eigenen Augen sein mögen – das Fokus Peaking sieht schnell und präzise was fokussiert ist, und kann deine Arbeit somit dramatisch beschleunigen. Ausserdem ist es immer schön, noch eine weitere Möglichkeit zur Überprüfung deiner Arbeit zu haben. Stell dir vor, du gehst nach einem Shooting nach Hause und findest heraus, dass du die wichtigste Aufnahme knapp vermasselt hast. Fokus Peaking wird dir auch in Echtzeit angezeigt, so dass du beim Rack-Fokussieren durch eine Szene eine fast sofortige Rückmeldung erhältst. Falls du dich für das Rack-Fokussieren interessierst, haben wir dir hier ein Beispielvideo bereitgestellt.

Fokus Peaking ohne Autofokus

Junge und unerfahrene Fotografen wählen ungerne ein schönes Objektiv ohne Autofokus aus, da sie in einer Welt mit Autofokus aufgewachsen sind. Dies ist jedoch eine ausgezeichnete Möglichkeit, um ein neues Objektiv kennenzulernen und dabei trotzdem noch sehr schöne Fotos zu schiessen.

Bisher waren wir ziemlich foto-orientiert. Ziehe Fokus Peaking aber auch bei Videoaufnahmen in Betracht. Aufgrund des hybriden Charakters moderner Kameras (Foto und Viedeo) sollten Fotografen, welche die erweiterten Videofunktionen von Standbildkameras nutzen möchten, diese Funktion kennen. Dokumentarfilmer und Fotojournalisten werden das Fokus Peaking lieben, da sie so den Fokus einstellen können und sofort wissen, wann die optimale Einstellung erreicht ist. Filmemacher werden auch davon profitieren, da sie die schlechten Aufnahmen durch die leicht erkennbaren Fokus Peaking Werte schnell aussortieren können. Dies kann beispielsweise auch beim Aufnehmen einer Filmszene auf dem Monitor eines Regisseurs angewendet werden. So kann der Regisseur die Aufnahmen des Kameramanns überprüfen, ohne über dessen Schulter zu schauen.

Nachteil von Fokus Peaking

Fokus Peaking ist nicht perfekt. Manchmal ist nicht ganz klar, wo die Ebene mit dem meisten Fokus liegt. Wenn du weite Objektive verwendest oder wenn du abblendest (oder beides), werden einige Kameras fast über das gesamte Foto hohe Fokus-Werte liefern. Ausserdem kannst du durch die Anzeige deiner Kamera eingeschränkt werden. Entweder durch eine niedrige Auflösung oder durch die geringe Bildschirmgrösse (des externen Monitors). Es gibt einen Grund dafür, dass alle sagen, du sollst dich bei der Überprüfung wichtiger Fotos nicht nur auf diese Hardware verlassen. Aber um den Fokus beim Aufnehmen schnell und effektiv zu überprüfen, gibt es derzeit keine bessere Technik.

Anpassungen beim Fokus Peaking

Die Anpassungsmöglichkeiten sind von Kamera zu Kamera unterschiedlich. Gehe in dein Kameramenü und schau dir die Optionen an, um herauszufinden, wie stark du das Fokus Peaking einstellen kannst.

Wann sollte man kein Fokus Peaking nutzen?

Obwohl es sehr nützlich sein kann, gibt es einige Fälle, in denen ich dir die Verwendung von Focus Peaking nicht empfehle. Der offensichtlichste Fall ist, wenn du ein sehr lichtstarkes Objektiv verwendest (Bsp. f/1.4 auf Vollformat). Durch die geringe Schärfentiefe ist der Schärfebereich so gering, dass selbst die besten Algorithmen die schärfsten Bereiche nicht genau darstellen können. Falls dieses Problem bei dir auftritt, nutze eine langsamere, aber etwas genauere Live-View-Vergrößerungstechnik zum Fokussieren der Szene.

Kontrolle mit Vergrösserung

Kontrolliere die Effekte deiner Einstellungen, indem du auf deinem Live-View Display hereinzoomst. Zoome nahe an die Details heran, um festzustellen, wie genau der Fokus gelegt ist.

Eindeutige Highlight-Farbe einstellen

In der Kurzanleitung oben habe ich bereits darüber gesprochen, dass du die Highlight Farben im Kontrast zum Motiv wählen solltest. Die Kamera markiert die scharfen Bereiche im Bild ja mit dieser Highlight Farbe. Wenn du nun einen blauen See mit Steinen im Vordergrund fotografierst, wäre die Highlight-Farbe blau wohl die falsche Wahl. Besser wäre da rot oder grün, einfach damit ein besserer Kontrast entsteht und du die Stellen schnell findest. Am meisten verwende ich Grün, Blau, Weiss und Rot – diese geben meist einen gut sichtbaren, harten Konstrast / Kontur.

Peaking-Bereich

Auch auf diesen Punkt bin ich in der Kurzeinleitung bereits eingegangen. Hier noch etwas ausführlicher. Mit neueren Kameras hast du die Möglichkeit, die (In-)Toleranz bei der Erkennung eines scharfen Bereichs manuell einzustellen. Meistens finden sich bei diesen Kameras drei Abstufungen:

• Niedrig
• Mittel
• Hoch

Was bedeuten aber die drei Modi? Stellst du deine Kamera auf hoch ein, dann werden nur Bereiche markiert (oder eben Highlighted) die extrem scharf sind. Die Toleranz ist also niedrig, die Anforderung an die schärfe hoch.

Bei der Einstellung „Niedrig“ hingegen, nimmt die Kamera auch einen etwas grösseren Bereich als scharf an. Die Toleranz ist da höher, die Anforderung an eine breitflächige Schärfe niedriger. Alles, was nicht perfekt fokussiert ist, aber sehr nah ist, wird auch in den Highlights auf dem Bildschirm erscheinen.

Zusammenfassung

Fokus Peaking ist eine Kamerafunktion, welche dir das Fokussieren im maunellen Modus extrem erleichtert. Die Kamera erkennt durch den Live-View scharfe Bereiche und markiert diese auf dem Display mit einer Highlight Farbe. Dies Farbe und die Toleranz kannst du manuell einstellen – je nach Farben in der Szene solltest du das auch tun.

Nutze diese Funktion immer dann, wenn der Autofokus aus irgendeinem Grund nicht funktioniert und keine zufriedenstellende Resultate liefert. Ein weiterer Vorteil ist, dass du auch alte Objektive ohne Autofokus-Funktion auf einmal wieder einsetzen kannst. Fokus Peaking machts möglich! Diverse Kamerahersteller sind auf den Trend der spiegellosen Kameras aufgesprungen. Hast du ein altes Objektiv, dessen Autofokus auf dem neuen Anschluss nicht mehr funktioniert? Dann versuche es einfach einmal mit Fokus Peaking.