Fotolocations gleich um die Ecke finden | Nutze den Heimvorteil
Auf Reisen ist für mich die Reise- und Landschaftsfotografie eine Möglichkeit, die Momente und Erinnerungen an den unterschiedlichsten Fotolocations festzuhalten. Die Landschaftsfotografie ist für mich eine Leidenschaft. Ich liebe es, neue Orte zu entdecken und Diese auf einem Bild einzufangen. Kaum ist die eine Reise abgeschlossen, ist schon die nächste in Planung und man kann es kaum erwarten, all die unbekannten, exotischen und faszinierenden Orte dieser Welt zu entdecken. Doch was ist, wenn die Reisetätigkeit eingeschränkt ist – oder vorübergehend nicht möglich ist?
Inhaltsverzeichnis
Das Problem mit der Reisefotografie
Wenn wir in der heutigen globalen Welt Fotos anschauen, dann ist das meist über die digitalen Medien. Instagram, YouTube, Google Fotos, Facebook etc. bieten Millionen von Fotolocations aus aller Welt, die nur einen Klick entfernt sind. Schnell sind die Sehnsucht und die Reiselust geweckt. Es entsteht teilweise sogar der Eindruck, man müsste alle diese Orte unbedingt besuchen. Insbesondere wenn dabei noch gute Fotos entstehen sollen, so ist es sicherlich notwendig, dass man nach Neuseeland, Island oder Patagonien reist. So einfach ist das alles aber nicht.
Mal abgesehen davon, dass unsere Ferien- und Reisezeit, sowie das Budget meist begrenzt sind, gibt es noch weitere Faktoren, die gegen längere Reisen sprechen. Nebst Bedenken aufgrund der Klimaerwärmung, hat uns auch die aktuelle globale Situation gezeigt, wie schnell es gehen kann, bis man gar nicht mehr Reisen darf. Plötzlich ist man somit auf die unmittelbare Umgebung beschränkt und all die exotischen Orte in anderen Ländern sind ausser Reichweite. Bedeutet das, dass man keine spannende Reise- oder Landschaftsfotografie machen kann? Ganz im Gegenteil!
Die besten Fotolocations in der Nähe
Wie gut kennen die meisten von uns unser eigenes Land wirklich? Wie gut kennen wir die unmittelbare Umgebung um unseren Wohnort? Für mich und viele von uns dürfte diese Antwort mit einem «nicht wirklich gut» ausfallen. Dabei gibt es überall so viele Dinge zu entdecken. Häufig genügt es, wenn wir unsere Kamera packen und einen Spaziergang unternehmen. Oder wir können mit dem Auto oder mit dem Zug zu einem nahe gelegenen Ort fahren und dort die Umgebung erkunden. Nachdem ich mich entschlossen habe, etwas mehr an Fotolocations zu fotografieren, die in meiner Nähe sind, habe ich in einer kurzen Recherche im Internet im Umkreis von ca. 30 Minuten von meinem Haus in der Schweiz aus über 50 Orte gefunden, die ich gerne erkunden und fotografieren möchte. Ein gutes Beispiel ist das unten stehende Foto, welches sich knappe 30 Minuten Fahrt von meinem Wohnort aus befindet. Somit war es ideal gelegen, um bei Sonnenaufgang zu fotografieren. Dass die Sonne genau im richtigen Moment durch die Wolken blickte, war dann noch die Krönung.
Dieses Bild ist bei weitem nicht das einzige, welches ich in meiner Nähe gemacht habe. Alle Fotos in diesem Beitrag sind in maximal 60 Minuten Fahrzeit von meinem Wohnort aus gemacht worden.
Matthias Nef
Der Heimvorteil
Wenn wir in unserer eigenen Heimat fotografieren, haben wir einen enormen Heimvorteil. Wir kennen unsere Umgebung und unseren Wohnort wie kein anderer. Orte die vielen anderen verborgen bleiben, sind uns bestens bekannt. Wir haben Zeit, um in aller Ruhe jede Ecke zu erkunden. Wenn die Zeit nicht reicht, kehren wir an einem anderen Tag wieder zurück. Es ist ja nicht weit entfernt.
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Die Möglichkeit an die gleiche Fotolocation mehrfach zurückzukehren, birgt noch einen weiteren Vorteil, als nur die blosse Erkundung. Es ermöglicht nämlich das Ablichten der gleichen Szenerie bei verschiedensten Witterungen. Unterschiedliche Lichtstimmungen und die 4 Jahreszeiten können eine Komposition drastisch verändern. Es entstehen dadurch ganz unterschiedliche Bilder, die man nie eingefangen hätte, wäre man nicht mehrfach an den gleichen Ort zurückgekehrt.
Die folgenden drei Bilder habe ich an verschiedenen Tagen an derselben Fotolocation fotografiert. Alle zeigen unterschiedliche Aussichten. Das erste ist von der Blickrichtung her 180 Grad dem zweiten entgegengesetzt. Und das dritte Bild zeigt nochmals in eine ganz andere Richtung. An allen drei Tagen waren die Witterung und das Licht total unterschiedlich. Und jedes Mal bot sich eine andere Komposition an. Wäre ich nicht mehrmals und zu unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten an diesen Ort zurückgekehrt, hätte ich das eine oder andere Foto sicher nicht machen können.
Kreativität in der heimischen Fotografie
Fotolocations in der eigenen Heimat können manchmal etwas uninteressant wirken. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Hauptproblem ist aber, dass wir jeden Tag mit Bildern aus unserer Umgebung konfrontiert und somit etwas abgestumpft werden. Ausblicke, die man täglich sieht, verlieren manchmal ihren Glanz und Landschaften, die man gut kennt, wirken etwas zu normal. Somit kann es schwierig werden, sich für ein Foto zu begeistern. Was aber für uns eine allzu bekannte Umgebung ist, wirkt auf andere Personen neu und exotisch. Wie können wir unsere eigene Heimat neu entdecken und mit anderen Augen betrachten?
Social Media kann hier manchmal Abhilfe verschaffen. Schaut man, was andere Leute auf Instagram oder Facebook aus der eigenen Heimat posten, kann dies als Inspiration dienen. Ich selbst benutze auch häufig Google Maps oder Google Fotos. Die Antwort liegt aber nicht immer in der digitalen Welt.
Eine weitere gute Möglichkeit neue Fotolocations in der eigenen Heimat zu entdecken ist, einfach im Alltag das «fotografische Auge» ab und zu einzuschalten. Die meisten haben eine Wegstrecke bis ins Büro, oder unternehmen Ausflüge. Was fällt einem dabei auf? Welche Ausblicke bieten sich auf diesen Strecken? Wie würden die vertrauten Ausblicke in einem anderen Licht aussehen, zum Beispiel bei Sonnenauf- oder Sonnenuntergang? Vielleicht lohnt es sich ja, an den einen oder anderen Ort mit einer Kamera zurückzukehren. Ein gutes Beispiel dafür ist das folgende Bild. Dieses Schloss habe ich bei einem Ausflug entdeckt und sofort dessen fotografisches Potenzial erkannt. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt das Licht überhaupt nicht gut. Also bin ich mit meiner Kamera zu einem geeigneteren Zeitpunkt zu diesem Schloss zurückgekehrt und habe das unten stehende Panorama bei Sonnenaufgang eingefangen.
Weitere Tipps für lokale Fotolocations
Natürlich musst du in der Landschaftsfotografie nicht immer nur die grossartigen Aussichten einfangen. Insbesondere bei nicht allzu gutem Licht lohnen sich Techniken, wie zum Beispiel das Foto ganz mit dem Motiv zu füllen oder kleinere, intimere Landschaftseigenschaften zu fotografieren.
Es muss aber auch nicht immer Landschaftsfotografie sein. So kannst du auch Tiere im Garten, Haustiere, Objekte aus dem Haushalt, Gebäude oder Personen fotografieren. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Manchmal lohnt es sich, gerade wenn der Bewegungskreis eingeschränkt ist, auch mal etwas Neues auszuprobieren. Denn macht man einen Schritt aus der Komfortzone, so ist das eigene Lern- und Entwicklungspotenzial riesig. Nachdem ich erst das Potenzial der eigenen Umgebung erkannt habe, entdecke ich nun immer mehr Fotolocations um mich herum, die überaus fotogen sind. Man muss nur die Augen öffnen und hinschauen, denn es verbirgt sich fast an jeder Ecke ein schönes Foto.
Da es ein bedeckter Tag war, habe ich mich entschieden eine kleine Detailaufnahme des Flusses zu machen.
Matthias Nef
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