Hochzeitsfotografie Vorbereitung und Nachbereitung
Um das Brautpaar mit eindrucksvollen Fotos glücklich zu machen, ist bei der Hochzeitsfotografie Vorbereitung und Nachbearbeitung das A und O. In diesem Beitrag möchte ich auf die Arbeit abseits vom Hochzeitsshooting eingehen, die außer dem Fotografen niemand sieht. Damit will ich anderen Fotografen meine besten Tipps mitgeben sowie Hochzeitspaaren einen Blick hinter die Kulissen der Hochzeitsfotografie gewähren.
Inhaltsverzeichnis
Der tatsächliche Arbeitsaufwand
Die Arbeit eines Hochzeitsfotografen beschränkt sich nicht nur auf das Shooting am großen Tag: So ist in der Hochzeitsfotografie Vorbereitung und Nachbereitung essentiell. Wenn ich etwa für 6 Stunden gebucht werde, fängt die Arbeit nicht mit diesen 6 Stunden an und hört auch nicht damit auf. Je nach Auftrag muss man die gebuchten Stunden x3 oder x5 nehmen, um auf meinen tatsächlichen Arbeitsaufwand zu kommen.
Vielleicht schüttelt manch anderer Berufsfotograf jetzt den Kopf, doch ich habe einfach diesen Drang, lieber eine Stunde länger zu sitzen und meinen Paaren etwas Gutes zu liefern, als auf die Zeit zu schauen und etwas herzugeben, mit dem ich selbst nicht zufrieden bin.
Hochzeitsfotografie Vorbereitung
Wenn man es genau nimmt, fängt die Hochzeitsfotografie Vorbereitung bereits mit der Anfrage des Hochzeitspaares an. Man hat Schriftverkehr oder Telefonate, macht sich Gedanken, Angebote, usw. bevor man überhaupt gebucht wurde. Im schlimmsten Fall investiert man hier bereits einiges an Zeit, um dennoch eine Absage zu bekommen.
Hat sich das Paar glücklicherweise für mich entschieden, folgt als nächster Schritt ein ausführliches Gespräch, bevorzugt bei einem persönlichen Treffen. Hier kann man auch wieder ein paar Stunden hinzurechnen, denn es summieren sich Fahrtzeit, Gesprächszeit und die Auswertung danach. Immerhin muss ich unser Treffen erst einmal reflektieren, alles zusammenschreiben, mich vorbereiten.
Probeshooting und Location-Check
Eventuell fällt auch bereits das erste Fotoshooting mit Nachbearbeitung an. Mein Service beinhaltet ein kurzes Shooting bei unserem persönlichen Treffen. Manche Paare nutzen diese Chance, um Bilder für ihre Hochzeitseinladung zu bekommen. Für mich ist diese Aktion eine große Hilfe, denn ich kann mein Paar schon vorab einschätzen, wie es sich vor der Kamera verhält und weiß dann bei der Hochzeit, wie ich am besten mit den beiden umgehe.
Zur Hochzeitsfotografie Vorbereitung gehört auch ein Location-Check: Sollte ich die Location noch nicht kennen, fahre ich noch vor der Hochzeit hin, um schöne Fotospots zu finden, die Lichtsituation zu sehen und Alternativen im Falle von Regen zu suchen. Wenn ich alles habe, was ich wissen muss, schreibe ich es auf einem Zettel zusammen, den ich auch während der Hochzeit bei mir trage. Ja, auf einen echten Zettel aus Papier, den ich schnell entfalten, zusammenknüllen und wegstecken kann.
Die Arbeit danach
Sichere deine Fotos ab
Der größte Teil der gesamten Arbeit folgt nach der Hochzeit. Je nach gebuchten Stunden können mehrere tausend Fotos entstanden sein. Ganz wichtig, zuerst kommen alle Hochzeitsfotografien auf eine Festplatte, damit sie gesichert sind. Somit habe ich bereits zwei Quellen, auf denen sich meine Fotos befinden, die Festplatte und die Speicherkarten der Kameras. Die Speicherkarten formatiere ich erst, wenn ich die Fotos auf einer zweiten Festplatte gesichert habe. Diese zweite Festplatte ist eine 1zu1 Kopie aller Speicherkarten und bleibt unberührt, bis ich mit dem Projekt fertig bin. Somit könnte ich jederzeit zum Ursprung zurückkehren. Auf meiner Arbeitsplatte hingegen, wie der Name schon sagt, arbeite ich.
Verschaffe dir einen Überblick
Und die Arbeit sieht anfangs so aus, dass ich mit dem Aussortieren beginne. Heißt in diesem Fall, dass Fotos, bei denen ich jetzt schon weiß, dass ich sie nicht brauche, gelöscht werden. Die übrigen Bilder werden nach Thema in Unterordnern sortiert. Also zum Beispiel „Getting Ready“, „Standesamt“, „Kirche“, usw. Darin wird dann alles in die richtige Reihenfolge gebracht. Man arbeitet ja üblicherweise mit mehreren Kameras.
Richte die Zeitstempel deiner Kamera ein!
Wichtig hierbei: Die Zeitstempel der Kameras müssen korrekt eingerichtet sein, damit das Programm schon automatisch nach Erstellung sortieren kann. Bei Bedarf wird manuell nachgeholfen.
Jetzt habe ich alle meine Fotos, die in Frage kommen, schön sortiert und einen ersten, groben Überblick. Nach solchen größeren Schritten mache ich immer eine Kopie auf einer zusätzlichen Festplatte, damit meine aktuellen Schritte gesichert sind. Das waren nun bereits die ersten Stunden an der Arbeit danach. Jetzt geht es an die Feinarbeit.
Hochzeitsfotografie Nachbearbeitung
Betrachte deine Fotos mit frischen Augen
Während der Nachbearbeitung folgt die detaillierte Aussortierung der Fotos. Auch hier lösche ich wieder oder vergebe Bewertungen, um mich dann für die beste Hochzeitsfotografie zu entscheiden, die bearbeitet und dem Hochzeitspaar überreicht wird. Meine Freundin ist mir da immer eine große Hilfe. Ich frage sie oft nach ihrer Meinung, wenn ich mich zwischen mehreren Fotos nicht entscheiden kann oder wenn ich sichergehen will, dass die Nachbearbeitung so passt.
Wenn man viele Stunden vor dem Bildschirm verbringt, verliert man die Fähigkeit, Bilder neutral betrachten zu können. In diesem Fall hat das menschliche Gehirn leider die Fähigkeit, sich der Umgebung anzupassen.
Darum schaue ich mir die Fotos am nächsten Tag nochmals an. Es kommt nicht selten vor, dass ich dann selbst merke, dass zum Beispiel der Weißabgleich doch noch nicht passt oder hier und da etwas korrigiert werden muss. Nun ist das Foto fertig und ich habe den wichtigsten Teil der Nachbearbeitung übersprungen, die Bildbearbeitung bzw. Bildkorrektur.
Das Vier-Augen-Prinzip
Wenn du dich nicht entscheiden kannst, welche Fotos du bearbeiten und dem Paar überreichen willst oder dir nicht sicher bist, ob die Bearbeitung abgeschlossen ist, lass jemand anderen drüber schauen. Oder du schaust sie dir am nächsten Tag selbst nochmal in Ruhe an.
Finde deinen eigenen Stil
Neben deiner Persönlichkeit ist es vor allem wichtig, dass DEINEN Kunden DEINE Fotos gefallen. Und dabei müssen sie sich logischerweise an den Fotos orientieren, die sie als Referenz von den bisherigen Hochzeiten sehen. Diese dienen als Beispiel dafür, wie ihre Hochzeitfotos aussehen könnten. Mein Stil, meine Perspektiven, meine Bearbeitung, mein Look. Das Internet ist überhäuft von Presets, die vorgefertigte Bildlooks versprechen, auch speziell für Hochzeitsfotografie. Daran lässt sich auch der aktuelle Trend erkennen. Hier gehts zur Anleitung zur Erstellung deiner eigenen Presets mit Lightroom.
Den eigenen Stil findet man erst nach Jahren. Er kann sich auch immer wieder ändern und weiterentwickeln. Wichtig ist, seinen Look fließend und nahtlos fortschreiten zu lassen, damit die Paare keinen abrupten Wechsel bemerken. Wenn du unter anderem darum gebucht wirst, weil einem Paar der Look deiner Fotos gefällt, wird es sicher in negativem Sinn überrascht sein, wenn es etwas bekommt, dass es so nicht aus deinen Referenzen kennt.
Die Entwicklung: Meine Vorgehensweise
Nun aber zu meiner Vorgehensweise. Zuerst entwickle ich die Fotos in Adobe Camera Raw. Ich fotografiere nur in Raw, nicht JPEG. Bei dieser Entwicklung werden nur Einstellungen vorgenommen, die das Foto korrigieren und neutral erscheinen lassen. Dazu zählen Objektivkorrektur, gerade Linien, Weißabgleich, Helligkeit und Kontrast. Keine Sättigung, kein Farblook. Helligkeit und Kontrast werden so gesetzt, dass nichts ausfrisst oder absäuft.
Alles soll im Rahmen des Histogramms sein. Wichtig in Camera Raw ist die Einstellung der Farbtiefe auf 16 Bit. Ich arbeite übrigens durchgehend im Farbraum Adobe RGB und natürlich mit einem kalibrierten Monitor. Anhand meiner bisherigen Erfahrungen weiß ich bereits, dass meine Fotos im Rahmen meines Workflows so passen, wie ich sie auf meinem Monitor sehe. Auch dann, wenn ich sie selbst ausdrucke oder professionell ausdrucken lasse.
Meine Routine bei der Nachbearbeitung
Nach der Entwicklung geht es weiter mit Photoshop. Obwohl ich jedes einzelne Bild so gut wie möglich bearbeiten will, sind Hochzeitsfotos dennoch eine Art Massenabfertigung. Man kann nicht Stunden an einem Foto sitzen, wenn noch 300 weitere warten. Darum habe ich mir eine Routine geschaffen, die jedes Bild durchläuft.
Wenn nichts Besonderes anfällt, ist das Foto in ein paar Minuten fertig. Ich gehe dabei folgendermaßen vor:
- Zuerst wird mit einem meiner Standardfilter die Haut etwas geglättet. Aber nur sehr dezent.
- Dann wird eine Ebene mit meinem Look darübergelegt.
- Anschließend geht es über Photoshop nochmal zu Camera Raw, wo meine selbst kreierten Einstellungen angewendet werden und Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Farben zum finalen Aussehen beitragen. Das Foto ist nun fertig. Je nach Gefühl kommt noch einer meiner Schwarz-Weiß-Filter darüber und das Paar bekommt das Bild entweder so oder in Farbe oder beides.
Wenn’s mal aufwendiger wird
Wie Anfangs erwähnt, bekommen meine Paare nur Fotos von mir, mit denen ich selbst zufrieden bin. Das bedeutet in manchen Fällen auch etwas mehr Aufwand. Wenn nötig, mache ich auch etwas Beautyretusche an der Haut oder an den Händen, helle Augen und Zähne auf, entferne Schmutz von der Hochzeitskleidung oder lasse auch mal Hautunreinheiten oder Nasenhaare verschwinden. So häufen sich die Stunden vor dem Monitor, die vom Gesamten gut zwei Drittel der Zeit in Anspruch nehmen.
Der letzte Schritt
Aber ich mache es sehr gerne. Und wenn es schließlich an den letzten Schritt geht, mache ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, weil ich merke, dass dieses Projekt, an dem ich so viel gearbeitet habe, zu Ende geht. Wenn alles Fotos fertig sind, erstelle ich jedem Paar ein individuelles Hochzeitspaket. Darin enthalten sind der USB-Stick mit den Fotos, ein paar ausgewählte Bilder in ausgedruckter Form, ein persönlicher Brief, Visitenkarten und weitere kleine Zusätze, die mir noch einfallen.
Während der Nachbearbeitungszeit schicke ich dem Paar immer wieder ein paar fertige Fotos, ich nenne sie Kostproben, zu, um die Wartezeit zu verkürzen. Freudige Rückmeldungen motivieren dann umso mehr, an den Fotos weiterzumachen. Sollte dem Hochzeitspaar etwas nicht passen, ist das ein guter Zeitpunkt, um noch Korrekturen vorzunehmen. So dient diese Vorgehensweise auch der gegenseitigen Sicherheit. Das Paar hat die Möglichkeit, rechtzeitig Veränderungswünsche zu äußern, um die weitere Bearbeitung im Bedarfsfall anzupassen. Sollte es das nicht tun, verstehe ich meine Arbeitsweise als abgesegnet und die Fotos werden so übergeben.
Mein Tipp:
Schicke dem Paar während der Bearbeitungszeit einige Bilder als Kostproben! So können Veränderungswünsche rechtzeitig geäußert und Korrekturen vorgenommen werden. Außerdem motivieren positive Rückmeldungen einen dazu, an den Fotos weiterzuarbeiten!
Doch bis jetzt waren immer alle höchst zufrieden. Und ich selbst bin sowieso immer viel kritischer mit meinen Fotos. Wichtig ist, dass man dem Hochzeitspaar seine Erinnerungen in einer Art und Weise festhält, die es gerne darauf zurückblicken lässt. Wie Kathie Thurmes einmal sagte
Wir fotografieren, damit wir eine Rückfahrkarte zu Momenten haben, die sonst verloren wären.
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