Hotel Fotografie – Leitfaden für professionelle Fotos von Hotels
Wann wird die Hotel Fotografie eingesetzt? Eine Reise steht an. Die Destination ist gesetzt und nun geht es auf die Suche nach einer passenden Unterkunft. Booking, Airbnb und weitere Plattformen überfluten uns mit Angeboten. Und wenn eine Unterkunft beim ersten Eindruck nicht mit guten Fotos überzeugen kann, dann hat das Folgen. Auf was du bei der Hotelfotografie achten solltest, liest du in diesem Beitrag.
Für 78 % der ferienwilligen Internetnutzer sind die Fotos eines Hotels das ausschlaggebende Kriterium für die Auswahl, beziehungsweise für die Buchung einer Unterkunft. Leider sieht man aber immer noch öfters schlechte Beispiele. Ich zeige dir anhand meiner Erfahrung, wie du professionelle und gelungene Fotos von Hotels machen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Hotel kennenlernen
In der Hotel Fotografie setzt du dich als Erstes mit dem Hotel auseinander.
- Was bietet das Hotel an?
- Wer ist die Zielgruppe?
- Was ist besonders an dem Hotel?
- Wie will das Hotel wahrgenommen werden?
- Was ist besonders wichtig für den Auftraggeber?
- Ist es zum Beispiel besonders kinder- oder tierfreundlich?
Dann muss das unbedingt auch mit aufs Foto!
Um ein noch besseres Verständnis dafür zu bekommen, setze ich mich vor dem Shooting mit dem Auftraggeber zu einem Briefing zusammen. Da werden auch die Erwartungshaltungen des Kunden geklärt. Ausserdem kann man die konkreten Zimmer definieren und der Kunde kann diese reservieren. Je nach Zimmerbezug muss das Zimmer aber bis 14 oder 15 Uhr wieder frei sein. Die Wahl des richtigen Timings während des Tages, ist in der Hotelfotografie äusserst zu empfehlen! Man will ja den Tagesbetrieb des Hotels nicht stören oder gar unterbrechen.
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Verwendungszweck der Fotos
Vor dem Shooting ist es wichtig zu klären, wofür die Fotos benötigt werden. Braucht der Kunde die Bilder für seine Webseite oder auch für den Druck? Beim Druck musst du darauf achten, in welchem Format der Kunde drucken möchte. Je nachdem reichen deine Megapixel der Kamera nicht aus und du musst eine andere Kamera dafür mieten. Drucksachen sind auch meist im Hochformat, im Gegensatz zu dem Querformat fürs Internet. Benötigt ein Kunde die Fotos für beide Optionen, biete ich auch gleich ein HighRes- und LowRes-JPEG an. Wo möglich nehme ich die Sujets auch immer in Hoch- und Querformat auf.
Der richtige Zeitpunkt
In der Hotel Fotografie ist es massgebend, zu welcher Tages- und Jahreszeit du fotografierst. Liegt im Winter draussen Schnee, machen sich die Fotos im Sommer auf der Webseite des Hotels nicht gut. Ich wähle deshalb eine möglichst „neutrale“ Jahreszeit, wie Herbst oder Frühling. Bei der Tageszeit musst du den Sonnenstand in den zu fotografierenden Räumen beachten. Scheint die Sonne direkt in das Zimmer, ist es genauso wenig geeignet, wie gar kein natürliches Licht.
Aufräumen, putzen, aufräumen
Dreiviertel der Shootingzeit verbringe ich mit aufräumen, putzen und arrangieren und wieder mit dem Aufräumen der Zimmer. In meinen Anfängen habe ich zum Beispiel Flecken auf schwarzen Lederstühlen nicht gesehen und musste das in der Nachbearbeitung mühsam beheben. Diesen Aufwand kann man sich sparen. Gewappnet mit einem Putzlappen scanne ich die Zimmer gründlich ab. Die Räume sollen hell, sauber und aufgeräumt wirken. Störende Elemente lenken den Blick vom Nötigen ab. Kabelsalat, saisonale Dekorationen, Regenschirme und Notfallpläne werden weggeräumt, die Bettdecken glattgestrichen und die Vorhänge schön angeordnet. Der Teufel steckt tatsächlich im Detail!
Auf die Perspektive kommt es an!
Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich immer für das grösste Zimmer. Das bietet mehr Flexibilität bei der Aufnahme. Ich fotografiere aus verschiedenen Perspektiven. Beispielsweise von der Türe aus und von einer Zimmerecke zur Anderen. So scheint ein Raum gleich grösser zu wirken. Meine Kameraposition ist auch oft etwas tiefer als meine normale Körpergrösse (ca. auf 1.50 – 1.60m).
Es werde Licht!
Auf Blitz solltest du in der Hotel Fotografie verzichten – vor allem im Hotelzimmer! Natürliches Licht wirkt am besten. Meine Fotos habe ich bei Tageslicht aufgenommen. Wenn keine schöne Aussicht aus den Fenstern gezeigt werden kann, ziehe ich – wenn vorhanden – weisse Vorhänge zu. Diese wirken wie ein Diffusor und sorgen für weiches Licht. Ich schalte im Zimmer die komplette Beleuchtung an. Das ist für den Weissabgleich eine Herausforderung, da natürliches und künstliches Licht gemischt wird, wirkt aber einladender als ohne jegliche Beleuchtung. Und der Weissabgleich kann in der Nachbearbeitung noch angepasst werden.
Equipment und technische Daten
Ich fotografiere immer im in RAW-Format! So können der Weissabgleich und grosse Kontraste (helle Fenster und dunkle Räume) in der Nachbearbeitung besser gemeistert werden. Was nicht fehlen darf, an Equipment ist:
- Stativ mit Wasserwaage und Getriebeneiger
- Fernauslöser
- Tilt-Shift-Objektiv oder Weitwinkelobjektiv
Ich fotografiere mit Blende 8-10 damit alles schön scharf ist. Nur bei Detailaufnahmen kann ich die Blende auch mal mehr öffnen. Die Verschlusszeit spielt dabei keine Rolle, weil die Kamera ja auf dem Stativ montiert ist. Nicht vergessen den Bildstabilisator auszuschalten und die Spiegelvorauslösung zu aktivieren. Damit verhinderst du verwackelte Bilder.
Stürzende Linien
Stürzende Linien vermeidest du am besten während der Aufnahme mit einem Tilt Shift Objektiv. Diese Objektive sind allerdings ziemlich kostspielig. Angefangen habe ich auch mit einem Weitwinkelobjektiv (17-35 mm). Gibst du gleich bei dem Stativkopf mithilfe einer Wasserwaage bereits Acht, dass alles gerade ausgerichtet ist, kannst du damit die Nachbearbeitung einfacher gestalten. Und du solltest immer etwas mehr Bildausschnitt als nötig aufnehmen. Wenn du nämlich die stürzenden Linien in der Nachbearbeitung korrigierst, wird dabei Bildmaterial weggeschnitten.
Die Nachbearbeitung
Die Herausforderung zwischen hellen Fenstern und dunklen Räumen kann man mit HDR-Bildern lösen. Ein Bracketing von mindestens 3 Fotos hilft: eines unterbelichtet, eines normal belichtet und eines überbelichtet. Mit Programmen wie Lightroom oder Photoshop sind die Fotos schnell zusammengefügt. Alternativ kann das RAW-Bild auch bearbeitet werden, in dem du Hellen abdunkelst und Tiefen aufhellst.
Weiter würde ich den Weissabgleich bei der Aufnahme entweder auf Manuell stellen oder in der Nachbearbeitung die geeignete Farbtemperatur ermitteln, damit das Weiss der Bettdecken auch wirklich weiss wirkt und nicht einen Blaustich aufweist. Kabel, die ich nicht wegräumen konnte oder auch unnötige Steckdosen, die das Bild stören, retuschiere ich während der Nachbearbeitung weg.
Do’s und Dont’s im Überblick
Nun noch meine Top-Liste der Dinge, die du tun solltest und eben lieber sein lässt.
Do’s
- Plane das Shooting sorgfältig. Wann willst du was wie shooten?
- Kläre die Erwartungshaltung des Kunden.
- Mit Vorarbeit vor Ort kannst du dir viel Zeit in der Nachbearbeitung sparen. Nimm Putzzeugs mit und plane genug Zeit zum aufräumen ein.
- Mit einem Stativ, Wasserwaage und Getreibeneiger bist du schon gut gewappnet für das Shooting.
- Ein Weitwinkelobjektiv ist dringend ratsam. Ich fotografiere z.B. mit 17 – 35 mm oder noch besser mit einem Tilt-Shift 17 mm. So hast du mehr Freiheiten.
- Fotografiere mit natürlichem Licht. Die Zimmerbeleuchtung kannst du trotzdem anschalten, um eine wärmere Stimmung im Zimmer zu erzeugen.
- Plane genug Zeit für die Nachbearbeitung ein. Einige Details kann man vor Ort nicht beheben, wie störende Steckdosen, die dann retuschiert werden müssen.
Dont’s
- Erscheine nicht planlos vor Ort ohne Zeitplan. Das ist für dich und den Kunden mühsam. Die Zimmer müssen teilweise wieder freigegeben werden.
- Fotografiere nicht wie und was du willst, ohne dich mit dem Kunden abzusprechen.
- Fange nicht an zu fotografieren, wie du die Räume vorfindest. Die Nachbearbeitung – wenn überhaupt möglich – wird mühsam.
- Ohne Stativ und Wasserwaage fotografieren ist nicht ratsam. Stürzende Linien werden dir das Leben schwer machen.
- Mit einem Objektiv 24 – 70 mm wirst du nicht weit kommen. Die Hotelzimmer sind oft zu klein, als dass du damit alles einfangen kannst.
- Benutze keine Blitze. Das sieht unnatürlich aus und wirkt kühl und wenig einladend.
- Bilde das Zimmer nicht ab, wie es ist. Störende Elemente, wie Steckdosen oder ähnliches lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Diese kleinen Retuschen helfen, das Hotel im besten Licht darzustellen, ohne den Eindruck des Zimmers zu verfälschen.
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