Hundefotografie – 20 Tipps und Kameraeinstellungen
Ich fotografiere allgemein gerne Tiere, aber in der Hundefotografie habe ich meine absolute Passion gefunden. Hunde sind unsere besten Freunde und treue Begleiter. Sie freuen sich immer, wenn sie uns sehen und sind glücklich über jeden Tag, den sie mit uns verbringen können. Ihre Energie, die Unberechenbarkeit und allgemeine Freude kann in auffällige Hundefotografie, völliges Chaos oder beides umgewandelt werden. Das Chaos kannst du aber vermeiden, indem du dich mit meinen besten Tipps zur Hundefotografie vertraut machst!
Inhaltsverzeichnis
Vor dem Hundefotografie Shooting
#1: Liste mit Motiven vorbereiten
Nimm dir Zeit, um deine Aufnahmen zu planen und dir die Bilder vor deinem geistigen Auge vorzustellen. Denk darüber nach, was du von deinem Sujet willst. Vor dem Shooting mache ich mir immer mehrere Skizzen und kreuze sie dann während des Shootings ab, wenn ich sie im Kasten habe. In der Hundefotografie sind das normalerweise folgende:
- Eine Gesichtshälfte
- Ein „Zen-Hund“ (geschlossene Augen)
- Ein High-Five
- Hund schaut zu Boden
- Ein breites Grinsen
Dies sind nur ein paar Beispiele. Eine Liste mit Posen und Gesichtsausdrücken zu führen, ist schon sehr hilfreich. So vergisst du auch sicher nichts und kannst so lange fotografieren, bis du alles auf der Liste abgehakt hast.
Fotos erzählen Geschichten. Wenn du die Geschichte planst, die du durch deine Bilder erzählen willst, ist es wahrscheinlicher, dass du am Schluss alles hast, was du brauchst. Überlege dir, was du aufnehmen möchtest und warum genau dieser Winkel oder diese Szene interessant sein könnte.
#2: Kenne die Persönlichkeit des Hundes
Portraitfotografen lernen ihre Kunden oft erst kurz bevor sie sie fotografieren kennen. Indem sie einen Blick auf ihre Persönlichkeit / ihren Charakter werfen, haben sie eine bessere Vorstellung davon, was zu vermeiden ist und wie man Anweisungen geben sollte. Bei der Hundefotografie solltest du genau dasselbe tun.
Kennst du schon meine 52 weltbesten Spickzettel?
Wenn dein Hundemodell besonders energiegeladen ist, kannst du dich auf ein schnelles und unvorhersehbares Fotoshooting vorbereiten. Wenn der Hund gerne faul herumliegt, kannst du ein paar Leckerlis mitbringen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Der professionelle Reisefotograf Theron Humphrey findet oft Inspiration in den Eigenheiten und Gewohnheiten seines Hundes. Beobachte dein Motiv und bringe seine Stärken in deine Bilder ein, um möglichst natürliche Ergebnisse zu erzielen.
#3: Alle sollen sich wohl fühlen
Stelle immer sicher, dass sich der Hund behütet und wohl fühlt – das ist der Schlüssel zu seinem wahren Charakter! Die Stimmung von Hunden spiegelt sich in ihren Gesichtern und ihrer Körpersprache wider. Indem du deine Session zu einer positiven und lustigen Erfahrung machst, werden sie das Shooting als Abenteuer betrachten und dich mit einem grossen Lächeln und fröhlicher Energie belohnen.
Ähnlich wie Menschen, sind einige Hunde morgens aktiv, während andere es vorziehen, nachmittags auf den Beinen zu sein. Sprich mit den Besitzern und finde so die optimale Aktivitätszeit des Tieres für deine Hundefotografie Session.
#4: Anfreunden und Befehlen
Freunde dich zuerst mit dem Tier an. Sprich mit ruhiger, gleichmässiger Stimme und bewege dich langsam und bewusst. Das hilft dem Hund, sich schneller zu entspannen und zu erkennen, dass du ein Freund bist.
Sobald ihr Freunde seid, tun sie alles für dich – besonders die Hunde. Sie hören jetzt besser zu und ihr Gehorsam setzt ein. Ich finde es übrigens besser, wenn nur eine Person dem Hund Anweisungen gibt und nicht mehrere Leute (Besitzer, Fotograf etc.) durcheinander rufen.
Ich schwimme auch gerne mit dem Strom. Wenn ich einen Hund bitte, sich zu setzen und er sich weigert, arbeite ich mit dem, was er tun will. Das verleiht dem Bild wahren Charakter.
Kameraausrüstung
#5: Studioausrüstung für Hundefotografie
Für Studioaufnahmen verwende ich hauptsächlich eine Canon 77D und mein Tamron 24-70mm Gen2 f2.8 VC Objektiv. Gelegentlich benutze ich auch das Tamron 90mm Gen2 Makro für kleine Motive wie z.B. eine Heuschrecke oder einen Frosch.
Mein Studiolicht kommt von insgesamt drei Profoto-Leuchten (D2 500 Monolights und kabellose, batteriebetriebene B1x 500 ’s), die ich mit einer Fernbedienung auslöse. Ich wechsle ab zwischen einer 60cm- und einer 90cm Softbox. So erhalte ich eine gleichmässige Ausleuchtung, was mir hilft, den gewünschten Look zu erhalten.
Für die Kamera sind meine Einstellungen immer etwa gleich: Die Blende auf 13, ISO 100 und Verschlusszeit 1/200 Sekunde.
#6: Outdoor-Objektive und Beleuchtung
Beim Fotografieren von Haustieren (und Wildtieren) im Freien verwende ich meist das gleiche 24-70mm Objektiv wie im Studio und mein Tamron 70-200mm G2 f2.8 VC Zoom-Objektiv.
Für etwas weiter entfernte Tiere kommt das Tamron 150-600mm VC G2 ganz gut – ich nenne es auch „das Biest“. Um winzige Details zu erfassen, greife ich zum Tamron 90mm G2 Makroobjektiv. All diese Objektive haben einen Bildstabilisator, der es mir ermöglicht, sie bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen an ihre Grenzen zu bringen. Bei Aufnahmen im Freien arbeite ich oft mit natürlichem Licht. Kennst du die 8 verschiedenen Lichtarten?
Wenn ich eine Aufhellung brauche oder mein Motiv von hinten beleuchten möchte, verwende ich eine Profoto A1, die kleinste Studioleuchte der Welt.
#7: Benutze ein Weitwinkelobjektiv für lustige Portraits
Weitwinkelobjektive (oft von Landschaftsfotografen verwendet) haben kleine Brennweiten, was es dir ermöglicht, breite Kompositionen und mehr Tiefe zu erzeugen. So eines kannst du auch für Hundefotografie brauchen, um lustige und ungewöhnliche Bilder von dem Tier zu machen. Hier sind ein paar erschwingliche Weitwinkelobjektive, die etwa 400 Eur kosten:
- Für Sony: Samyang AF 24mm f/2.8 FE
- Nikon AF-P DX Nikkor 10-20mm f/4.5-5.6G VR
- Canon EF-S 10-18mm f/4.5-5.6 IS STM
#8: Reflektoren eliminieren die Schatten
Jeden Gesichtszug des Hundes auszuleuchten kann schwierig sein, wenn du im Studio arbeitest. Die beliebte Seitenlichttechnik, die man aus der Portraitfotografie kennt, sieht bei Hunden oft nicht sehr schmeichelhaft aus. Dein Ziel ist es, den Hund gleichmässig zu beleuchten und seine Augen zum Funkeln zu bringen. Das erreichst du am besten mit einem Reflektor – egal ob gekauft oder selbstgemacht. Möglicherweise hast du sogar schon einen zu Hause; ein weisses Blatt Papier oder ein Stück Alufolie kann einen einfachen Reflektor problemlos ersetzen. Sieh aber zu, dass dir damit jemand zu Hand geht, damit du dich auf das Fotografieren konzentrieren kannst.
Kameraeinstellungen für Hundefotografie
#9: Fokussiere manuell
In der Hundefotografie ist der Autofokus nicht immer die Lösung. Du kannst auch den manuellen Fokus verwenden, wenn dein Hund still sitzt oder ruhig spazieren geht. So kannst du dich auf die richtigen Gesichtspartien konzentrieren und sehr scharfe Porträts machen.
Extratipp: Wenn du die volle Kontrolle über deine Bilder haben willst, nimm den manuellen Kamera Modus. Andere Modi, wie z.B. die Blendenpriorität, übernehmen einen Teil der Arbeit für dich. Dies kann zwar den Aufnahmeprozess beschleunigen, aber möglicherweise nicht die gewünschten Ergebnisse liefern.
#10: Fotografiere im Burst-Modus
Aktive Hunde sind unberechenbar, und du wirst möglicherweise keinen anständigen Schnappschuss zu Stande bringen, wenn du nur einzelne Bilder machst und die Hundesprache nicht beherrschst. Also mach einfach spontan Fotos, anstatt auf den perfekten Moment zu warten.
Der Burst-Modus oder Serienbildmodus ist eine praktische Funktion, die dir hilft, innerhalb von Sekunden viele Aufnahmen zu machen. Auf diese Weise kannst du alle Arten von Winkeln und Ausdrücken erfassen, während der Hund läuft. Eigentlich wie gemacht für Hundefotografie.
#11: Schwenkmethode für coole Action-Shots
Mit der Schwenkmethode (en. panning technique) bist du vielleicht nicht immer erfolgreich. Aber abstrakte Fotos wie diese, die oft an Gemälde erinnern, können immer noch eine gute Ergänzung zu deinem Portfolio sein. Die Schwenkmethode wird häufig eingesetzt, um Bewegungen zu betonen und Texturen zu erzeugen. Wenn du abstrakte Fotografie magst, wirst du diesen kreativen Ansatz der Hundefotografie wahrscheinlich mögen.
Um ein gutes Schwenkbild zu bekommen, musst du wissen, wohin der Hund läuft. Wenn du bereit bist, bewegst du die Kamera in die Richtung, in die er läuft und drückst ab. Du kannst diese Technik auch vorher schon üben, z.B. bei der Auto-Fotografie oder an Vögeln.
Bildgestaltung in der Hundefotografie
#12: Perspektive: Runter mit der Kamera!
Tiere sind meist näher am Boden als wir, also begib dich auf ihr Niveau. Indem du auf die Knie gehst oder am Boden liegst, siehst du die Dinge plötzlich aus ihrer Perspektive.
Setze dein Motiv zum Beispiel auf eine Bank, um es vom Boden wegzubringen. So entstehen kreative Winkel!
#13: Säubere den Boden / Hintergrund
Wenn du im Freien fotografierst, solltest du deinen Hintergrund auf Objekte neben oder hinter deinem Motiv überprüfen. Entferne Stöcke und Blätter aus dem Bereich, den du aufnehmen möchtest, bevor du mit dem Fotografieren beginnst. Das geht ganz schhnell und kann dir viele Stunden an Bildbearbeitungszeit sparen.
#14: Fokussiere auf die Augen
Die Augen sind die Fenster zu Seele, sagt man. Bei Tieren ist das nicht anders. Durch ihre Augen drücken sie ihre Emotionen und ihren Charakter aus. Strahlend helle Augen, traurige Augen, Blinzeln, Seitenblicke, Blick nach oben – jede einzelne Augenbewegung spiegelt ihre Gefühle in diesem Moment wider.
Wirklich bezaubernde Porträts entstehen, wenn du die Augen des Hundes auf deinem Bild festhältst. Da wir uns gegenseitig (und den Tieren) in die Augen schauen, wird die Fokussierung auf die Augen dem Betrachter helfen, eine unmittelbare Verbindung zu deinem Motiv aufzubauen.
#15: Die richtige Beleuchtung
Licht ist entscheidend für gute Hundefotografie (oder Fotografie im Allgemeinen). Denn ohne Licht können Kameras nicht arbeiten. Outdoor-Fotografie kann eine Herausforderung darstellen, da du die Aussenlichtverhältnisse nicht steuern kannst. Es kann sonnig sein – in der nächsten Sekunde aber schon wieder bewölkt.
Das Fell der Tiere kann leuchten und reflektieren. Gleichmässiges Licht eignet sich daher am besten. Vielleicht sogar ein schattiges Plätzchen. Bewölkte Tage mit hellem Himmel sind meine Lieblingsbedingungen für Aussenaufnahmen. Sie sind hell genug, um Details im Fell einzufangen, führen aber nur zu minimaler Blendung oder Lichtreflexionen.
Du solltest dir gut überlegen, zu welcher Tageszeit du das beste Licht für deine Bilder kriegst. Das macht die optimale Ausleuchtung deines Motivs erheblich leichter. Das Glühen des Himmels kurz vor Sonnenuntergang kann zum Beispiel eine sehr schöne Zeit sein, um zu fotografieren.
Noch mehr wichtige Tipps zur Hundefotografie
#16: Actionaufnahmen zu Beginn des Shootings
Auch wenn Hunde unberechenbar sein können, kannst du dein Fotoshooting so planen, dass du das Beste aus deiner Zeit machst. Sobald du mit der Persönlichkeit des Hundes vertraut bist, weisst du, wann und wie du bestimmte Fotos machen musst. Strategisches Abdrücken hilft dir, viel unnötigen Stress zu vermeiden und macht dich zu einem besseren Planer.
Bei sehr lebhaften Hunden solltest du Actionfotos ganz am Anfang machen, zum Beispiel mit der Schwenkmethode. Wenn er sich dann ausgetobt hat, schaltest du auf manuellen Fokus um, und machst klassische Hundeportraits. In den Pausen kannst du den Vierbeiner mit Leckerlis belohnen und währenddessen schöne Nahaufnahmen machen.
#17: Bring Spielzeug und Leckerlis mit
Solche Shootings sind ähnlich intensiv wie Hundetrainings und erfordern eine hohe Konzentration des Hundes. Doch wie erhältst du diese Konzentration aufrecht?
Die meisten Haustiere lassen sich entweder mit Spielzeug oder Leckereien (oder beidem) überzeugen. Sobald du herausgefunden hast, worauf dein Tier am besten reagiert, setzt du das ein, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Ein guter Trick ist folgender: Wedel dem Hund mit dem Leckerli vor der Nase rum. Dann ziehst du es nach oben, sodass er zu dir aufblickt. Diese kostbaren Sekunden nutzt du dann, um deine Bilder zu schiessen. Wenn quietschendes Spielzeug oder Tennisbälle sein Ding sind, kannst du so etwas werfen und gleichzeitig Fotos im Burst-Modus machen, während er auf deinen Wurf wartet. Achte darauf, regelmässig Belohnungen anzubieten. Sonst lässt die Aufmerksamkeit des Tiers schnell mal nach.
#18: Halte die Beziehung zwischen Tier und Besitzer fest
Bevor du sehr persönliche Bilder fotografierst, wechsle in den leisen Modus ohne das Klicken deiner Kamera. So störst du den Moment nicht und deine Shooting-Stars werden nicht durch deine Anwesenheit abgelenkt.
Wenn der Hund anfängt, sich komisch zu verhalten oder sich in deiner Anwesenheit unwohl zu fühlen, dann hole den Besitzer dazu. Hunde fühlen sich in der Regel in Anwesenheit ihrer Liebsten am wohlsten, sodass du die Gelegenheit nutzen kannst, um herzerwärmende Portraits zu machen. Wenn der Hund dir gehört, mach doch auch ein paar Selfies, hier findest du unsere top Selfie-Tipps und Apps ?.
#19: Sei geduldig
Als ich anfing mit der Hundefotografie war Geduld das erste, was ich lernen musste. Das ist nämlich ein entscheidender Faktor. Das ruhige und sanfte Wiederholen von Bewegungen und Worten schafft eine entspannte Atmosphäre für das Tier.
Ich betrachte die Geduld in der Tierfotografie gerne als einen dreistufigen Prozess:
- Warte ruhig, bis dein Motiv das macht, was du willst.
- Nutze Serienbilder, um DAS Bild zu bekommen.
- Wenn du den Moment verpasst, beginne einfach noch einmal von vorne.
Sich Zeit zu nehmen, macht die Sache entspannter für alle Beteiligten. Man kann Tiere nicht zwingen oder drängen, das zu tun, was man will.
Studiere das Verhalten deines Gegenübers so gut wie möglich und verbringe Zeit mit ihm, bevor du anfängst zu knipsen. Neigen sie den Kopf, wenn du ein bestimmtes Geräusch machst? Machen sie Tricks auf Befehl? Wenn ja, gibt das meist fabelhafte Fotos!
Bonus-Tipp
#20: Wenn alles schief läuft
Bei der Arbeit mit Tieren können viele Dinge schief laufen. Letztendlich musst du aber einfach nur deinen Job machen. Tiere sind von Natur aus unberechenbar und reagieren manchmal unerwartet.
Ich wurde schon angepinkelt und angesch… egal, vollgekotzt, gebissen, besprungen, gekratzt und an ungünstigen Orten gepackt. Requisiten wurden zerstört und Leuchten umgeworfen.
Ich hätte sogar schon bei etwa 15 Gelegenheiten draufgehen können (hauptsächlich bei der Arbeit mit geretteten Wildtieren in Schutzgebieten in Übersee). Doch bei jedem dieser Zwischenfälle kann man dem Tier keine Absicht unterstellen. Einige Tiere mögen es, die Grenzen zu überschreiten und andere sind einfach zu überschwänglich und begeistert, dass sie fotografiert werden. Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, lache ich einfach, klopfe den Staub ab und mache weiter. Es ist Teil des Jobs und um ehrlich zu sein, entsteht aus jedem Zwischenfall eine tolle Geschichte.
0 Gedanken und Fragen