Langzeitbelichtung | Die beste Anleitung für Foto-Anfänger
Den Begriff Langzeitbelichtung hast du bestimmt schon einmal gehört. Doch woran erkennst du bei einem Bild, ob diese Technik Anwendung gefunden hat? Beispiele dafür sind etwa Aufnahmen von Wasser, das vollständig glatt und weich erscheint oder auch einer Stadtszene, durch die sich Lichtspuren ziehen. Langzeitbelichtung ist nicht nur leicht zu erkennen, sondern lässt sich auch ohne größeren Aufwand oder Vorkenntnisse einsetzen. In diesem Artikel erkläre ich dir, wie es geht!
Inhaltsverzeichnis
Belichtung: Was ist das überhaupt?
Bevor wir uns der Langzeitbelichtung im Speziellen widmen, lass uns einen Blick auf die Belichtung im Allgemeinen werfen. Unter Belichtung versteht man in der Fotografie die Verteilung der Lichtmenge beim Eintreffen auf den Film oder Sensor, wodurch ein Bild entsteht. Die Belichtung ist abhängig von folgenden Faktoren:
- Beleuchtung und Reflexion des Objektes (situationsbedingt)
- Blende (Öffnungsweite des Objektivs)
- ISO-Wert (Sensorempfindlichkeit)
- Belichtungszeit
Für unser Thema der Langzeitbelichtung ist der Entscheidende aus diesen Faktoren die Belichtungs- oder auch Verschlusszeit. Ich möchte dir erklären, wie diese sich auf das Bild auswirkt und nach welchen Komponenten du sie auswählst.
Belichtungsdreieck
Bei drei der vier oben genannten Faktoren der Belichtung handelt es sich um veränderbare Größen, die du entsprechend der vorherrschenden Lichtverhältnisse einstellen kannst: ISO, Blende und Belichtungszeit. Der ISO hellt das Bild künstlich auf, die Blende nimmt Einfluss auf die Tiefenschärfe und die Verschlusszeit ist dazu da, Bewegung im gewünschten Ausmaß abzubilden. Alle drei Größen sind voneinander abhängig und werden deshalb gerne als sogenanntes Belichtungsdreieck dargestellt:
Belichtungszeit
Bestimmt hast du auch schon die Erfahrung gemacht, dass die natürlichen Lichtverhältnisse die Qualität einer Aufnahme extrem beeinflussen können. Natürlich können wir nicht immer auf die ideale Situation warten, um genau im richtigen Moment unser Foto zu schießen. Einerseits spielen so viele Faktoren – Jahreszeit, Tageszeit, Wetter, Motiv etc. mit; andererseits können ja Aufnahmen, die nicht bei strahlendem Sonnenlicht entstanden sind, besonders reizvoll sein. Die Lösung für dieses Problem ist die Belichtungszeit. Indem du diese Einstellung zu nutzen weißt, machst du dich weitgehend unabhängig von natürlichen Lichtverhältnissen, die du selbst nicht beeinflussen kannst.
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Je länger die Verschlusszeit, desto mehr Licht kann in die Kamera eindringen – es wird quasi „gesammelt“. Das ist besonders bei nächtlichen Aufnahmen sehr hilfreich. Die Belichtungszeit wird in Sekundenbruchteilen angegeben, wobei du dich bei alltäglicher Fotografie meistens in einem Bereich von ca. 1/125 bis 1/500 bewegst.
Wert der Belichtungszeit kurz erklärt
Der Wert 1/125 bedeutet, dass der Verschluss eine 125-stel Sekunde geöffnet ist. Beträgt die Verschlusszeit hingegen eine ganze Sekunde, wird der Wert auf deiner Kamera mit 1″ dargestellt.
Was ist Langzeitbelichtung?
Wie entscheidest du nun, wie lang deine Belichtung ausfallen soll? Eine kurze Belichtung eignet sich vor allem für Aufnahmen bei Tageslicht und macht es dir möglich, auch bewegte Motive wie Menschen, Tiere oder Fortbewegungsmittel scharf abzubilden, quasi in der Bewegung „einzufrieren“. Doch der Effekt der Bewegungsunschärfe, der beim Fotografieren bewegter Objekte mit längerer Belichtungszeit entsteht, kann auch sehr reizvoll sein. Er wird deshalb häufig absichtlich herbeigeführt, um ganz unterschiedliche ästhetische Ergebnisse zu erzeugen. Dazu verhilft dir die Langzeitbelichtung.
Die Technik der Langzeitbelichtung findest du in allen möglichen Genres der Fotografie wieder, da ihre Wirkungsweise sehr flexibel und sie deshalb universell einsetzbar ist. Besonders faszinierend finde ich den Effekt der verschwommenen Darstellung bewegter Objekte bei scharfer und unbeweglicher Umgebung wie beispielsweise in der Street-Fotografie. Weitere beliebte Einsatzbereiche der Langzeitbelichtung sind:
Ab wann spricht man von Langzeitbelichtung?
Nun hast du bereits gelernt, in welchen Situationen eine kürzere bzw. längere Belichtungszeit von Vorteil ist. Doch wo liegt die Grenze? Ab welchem Wert spricht man von Langzeitbelichtung?
Bei einer Verschlusszeit von unter 1/30 sprechen wir von Langzeitbelichtung.
Wenn die ruhige Hand nicht mehr genügt…
Eine weitere wichtige Grenze ist der Wert 1/60. Alles, was darunter liegt, wirst du kaum ohne Stativ aufnehmen können, da Kamera- und Spiegelverwacklungen auf dem Bild deutlich werden können. Je länger der Verschluss geöffnet ist, desto stärker werden auch kleinste Vibrationen auf die Aufnahme übertragen.
Auch der Objektivtyp kann Auswirkung auf die Übertragung von Vibrationen haben. Je größer die Brennweite, desto deutlicher werden Verwacklungen auf dem Bild. Einige Objektive (zum Beispiel Teleobjektive) haben deshalb eine eingebaute Bildstabilisierung. Als praktische Faustregel gilt, eine Verschlusszeit zu verwenden, die einen höheren Nenner hat als das Objektiv. Ein 100-mm-Objektiv benötigt eine minimale Verschlusszeit von 1/125. Diese Faustregel nennt sich Reziprokenregel.
Welche Ausrüstung brauchst du?
Bestimmt juckt es dich schon in den Fingern, gleich einmal mit Langzeitbelichtung zu experimentieren. Dafür möchte ich dir einige Ausrüstungsgegenstände empfehlen, mit denen deine Langzeitaufnahmen bestimmt gelingen.
#1 Kamera
Dass du zum Fotografieren eine Kamera benötigst, ist wohl klar. Dabei ist es zunächst egal, welchen Typ oder welche Marke du verwendest. Der Vorteil einer Digitalkamera ist allerdings, dass du deine Bilder gleich vor Ort überprüfen und so sichergehen kannst, dass etwas Gutes dabei ist, bevor du deine Aufnahmesession beendest.
#2 Stativ
Auch das Stativ habe ich bereits kurz erwähnt und tatsächlich ist es für Aufnahmen mit Langzeitbelichtung unerlässlich. Wie du weißt, führen Belichtungen von 1/60 oder länger zu Unschärfe in deinen Bildern. Du kannst dir also vorstellen was passieren würde, wenn du versuchst, Langzeitbelichtungen von 30 Sekunden bis hin zu mehreren Stunden ohne Stativ durchzuführen. Schon beim Halten einer Kamera für mehrere Sekunden entstehen enorme Verwacklungen – bei längeren Belichtungszeiten würden dir schlicht die Arme versagen. Tu dir deshalb einen Gefallen und besorge dir ein Stativ. Damit erhältst du ein scharfes, sauberes Bild bei optimalem Komfort und größtmöglicher künstlerischer Freiheit.
Ich möchte dir raten, wenn möglich nicht das günstigste Stativ auf dem Markt zu kaufen. Es ist schließlich wichtig, dass dein Stativ stabil steht und auch ein paar Stöße aushält. Meine persönliche Kaufempfehlung ist das 3 Legged Punks Corey Aluminium Stativ. Es ist sehr leicht, lässt sich kompakt zusammenklappen und eignet sich deshalb perfekt für Wanderungen durch Natur oder Stadt.
#3 Fernauslöser
Ein Fernauslöser ist eine weitere hilfreiche Waffe in deinem Kampf gegen die Verwacklung. Selbst eine minimale Erschütterung wie das Betätigen des Auslösers kann bei längerer Belichtungszeit zu Unschärfen führen. Den Fernauslöser hingegen kannst du betätigen, ohne die Kamera zu berühren und dir so jegliche Verwacklung sparen. Du hast zwei Optionen:
- Kabel- bzw. Drahtauslöser
- drahtloser Infrarot-Auslöser
Der drahtlose Fernauslöser ist zwar etwas teurer, aber praktisch gesehen der absolute Gewinner. Mit ihm musst du dich beim Auslösen nicht einmal in der Nähe deiner Kamera befinden.
Falls du bereits ein Intervallmessgerät für Zeitrafferaufnahmen besitzt, kann es hier auch eine einfache Lösung bilden. Eine andere Möglichkeit wäre noch eine Änderung der Kameraeinstellungen. Wenn du den Spiegel vor dem Abdrücken auf „Lock-up“ stellst, wird das Zittern reduziert. Auch die Einstellung deiner Kamera auf einen Zwei-Sekunden-Timer ist hilfreich.
#4 Neutraldichtefilter
Auch ein Neutraldichtefilter (ND-Filter) ist ein wirklich hilfreiches Tool für die Arbeit mit langen Belichtungszeiten. ND-Filter begrenzen die Lichtmenge, die in das Objektiv der Kamera eindringt und auf den Sensor trifft. Diese Filter brauchst du vor allem, wenn viel Licht vorhanden ist, also tagsüber. Ein Überfluss an Licht macht eine Langzeitbelichtung ohne Graufilter (ND-Filter) quasi unmöglich. Du kannst dir den ND-Filter wie eine Sonnenbrille für deine Kamera vorstellen.
Diese Filter gibt es in verschiedenen Stärken, von schwach verdunkelt bis fast undurchlässig. Der Wert der Stärke wird mit der Einheit „Stopp“ angegeben. Die Anzahl der Stopps verrät dir das Maß der Verdunkelung und damit auch wie stark du die Verschlusszeit erhöhen kannst. Jeder zusätzliche „Stopp“ eines Neutraldichtefilters halbiert die Lichtmenge, die in die Kamera eintritt. Hier eine kurze Übersicht über die verfügbaren Stärken:
- 1 Stopp = 21 = 2 => ND2
- 2 Stopps = 22 = 4 = ND4
- 3 Stopps = 23 = 8 = ND8
- 4 Stopps = 24 = 16 = ND16
- 5 Stopps = 25 = 32 = ND32
- 8 Stopps = 28 = 256 = ND256
- 10 Stopps = 210 = 1024 = ND1024
Ein üblicher 2-Stopp-Filter (ND4) reduziert die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft, um den Faktor 4. Ein 10-Stopp-Filter reduziert das Licht um den Faktor 1024, was bedeutet, dass der Verschluss über 1000x länger geöffnet bleiben muss. So benötigt beispielsweise ein Foto, das normalerweise mit einer Verschlusszeit von 1/1000 Sekunde aufgenommen wird, eine Belichtung von einer Sekunde. Eine komplette ND-Filter-Tabelle und eine ausführlichere Erklärung findest du im Artikel zu den ND-Filtern.
Tipps zur Verwendung von Filtern
- Für Langzeitbelichtungen ist ein Stativ erforderlich. Dies ist umso wichtiger, wenn du eine Szene mit einem 10-Stopp-ND-Filter fotografierst. Belichtungen mit diesem Filter werden einige Minuten dauern.
- Schließe den Sucherauslöser (falls vorhanden), um eine korrekte Belichtungsmessung zu gewährleisten.
- Verwende den Langzeitbelichtungsmodus (Bulb) deiner Kamera, um die Belichtungszeit individuell und flexibel zu wählen. Legst du die Verschlusszeit per Einstellung fest, ist sie auf maximal 30 Sekunden beschränkt.
- Achte immer auch auf die Außenbedingungen. Wenn es keine beweglichen Elemente in der Szene gibt, musst du keine Langzeitbelichtung verwenden. Denke daran – die Langzeitbelichtung beeinflusst und verdunkelt nur die beweglichen Elemente.
- Selbst bei Verwendung eines niedrigen ISO-Wertes kann es bei extrem langen Belichtungen zu Rauschen kommen. Um dies zu beheben, wiederholst du die Aufnahme noch einmal unter exakt gleichen Bedingungen, aber mit aufgesetzten Objektivdeckel. Dieses Verfahren erzeugt ein schwarzes Bild, zeigt aber auch die Hotpixel an. Das verwendest du dann als Leitfaden, um sie bei der Nachbearbeitung zu entfernen.
- Einige ND-Filter hinterlassen einen Farbstich. Das passiert vor allem, wenn du mehrere Filter übereinander „stapelst“, anstatt einen mit der richtigen Dichte zu verwenden. Der Großteil der Farbe kann zwar in der Nachbearbeitung korrigiert werden, aber wenn du Pech hast, ist eine Schwarz-Weiss-Konvertierung der einzige Weg, dein Bild zu retten.
- Ein gut gemeinter Rat zum Schluss: Versuche nie, durch Langzeitbelichtung über eine mäßige Bildkomposition hinwegzutäuschen. Das führt nur zu neuen Problemen und vergrößert deinen Aufwand, ohne das Bild wirklich zu verbessern.
Langzeitbelichtung: Lass uns loslegen!
Über allgemeine Funktionsweise und Ausrüstung haben wir schon gesprochen. Jetzt kann es losgehen! In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung möchte ich dir die wichtigsten Bausteine des Fotografierens mit Langzeitbelichtung nahebringen.
Bildkomposition & Fokus
Wenn du dich schon etwas mit Fotografie beschäftigt hast, sind dir die Begriffe Komposition, Framing und Perspektive bestimmt bereits geläufig. Tricks wie die Drittelregel oder Führungslinien sind auch beim Arbeiten mit Langzeitbelichtung geeignete Helfer. Wie ich bereits erwähnt habe, solltest du die Langzeitbelichtung nicht verwenden, um eine ungenügende Bildkomposition auszugleichen. Sie hat zwar das Potenzial, dein Bild wirklich zu verbessern, das funktioniert aber nur, wenn es bereits eine gewisse Qualität aufweist. Bemühe dich, den richtigen Fokus zu finden. Dafür bringst du zunächst deine Kamera auf dem Stativ in Position und stellst die Szene dann mithilfe des manuellen Fokus scharf.
Die wichtigste Frage für die Bildkomposition: WAS will ich fotografieren?
Einstellungen
Vergewissere dich vor jedem Shoot, dass deine Kameraeinstellungen optimal ausgewählt sind. Falls du dich mit den Einstellungen und verschiedenen Kameramodi noch nicht so auskennst, schau doch in unseren Artikel über dir 7 wichtigsten Kameraeinstellungen rein. Wie sehen nun die richtigen Einstellungen für die Langzeitbelichtung aus?
- ISO etwa auf 100
- Mittlere Blende (f/5.6 – f/11) für optimale Schärfe des Motivs. Verschlusszeit entsprechend ändern.
- Bulb-Modus für Aufnahmen von mehr als 30 Sekunden
- Das Fotografieren in RAW verschafft dir mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung deines Bildes.
- Den ND-Filter habe ich dir bereits empfohlen. Allerdings musst du etwas aufpassen: Das Bild in deinem Sucher oder Live-View entspricht nicht dem Endergebnis. Durch die Funktionsweise des Filters, der das Licht blockiert, erscheint die Vorschau wesentlich dunkler. Das kann es schwierig machen, optimal scharf zu stellen.
- Um dieses Problem zu lösen, gibt es folgenden Trick: Du fokussierst zunächst ohne Filter (manuell) und machst eine Probeaufnahme, auf der du die Schärfe per Zoom kontrollieren kannst. Auf diese Weise kannst du alle Fehler beheben, bevor du beispielsweise mit einer 30-minütigen Aufnahme beginnst.
Belichtungszeit berechnen
Vielleicht denkst du jetzt: Schön und gut, ich weiß, wie Langzeitbelichtung funktioniert. Aber wie entscheide ich mich für die richtige Belichtungsdauer? Schließlich gibt es ein mögliches Spektrum von 1/30 Sekunde bis zu mehreren Stunden! Tatsächlich ist dies der schwierigste Aspekt der Fotografie mit Langzeitbelichtung, den zu perfektionieren du mit der Zeit lernen wirst.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Belichtungszeiten zu berechnen, die das gleiche Ergebnis ergeben sollten. Die einfachere Variante ist die Verwendung einer Smartphone-App, welche mithilfe deines ND-Filters die richtige Verschlusszeit berechnet. Diese App zeigt dir anhand eines Timers, wann du die Aufnahme beenden sollst.
Dieser Weg ist wirklich einfach, da die App die gesamte Arbeit für dich übernimmt. Kommen wir nun zur etwas komplizierteren Variante.
Manuelle Berechnung der Belichtungszeit
Möchtest du genau verstehen, wie die Belichtungszeit zustande kommt und sie etwas flexibler anpassen, empfehle ich dir den manuellen Weg. Hierbei musst du zwar ein bisschen rechnen, aber auch das ist nicht allzu schwierig.
Verwendest du einen 10-Stopp-ND-Filter, fällt 1’000-mal weniger Licht auf deinen Kamerasensor. Das bedeutet, dass du deine Verschlusszeit um den Faktor 1’000 verlängern musst. Wenn du also eine Verschlusszeit von 1/30 Sekunde verwendest, erstreckt sie sich auf 1 / 30 * 1000 = 33 Sekunden. 1/125 wird zu 8 Sekunden (1 / 125 * 1000 = 8). Auch kein Hexenwerk! Probiere einfach so lange aus, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist. Bald wirst du merken, dass du die Belichtungszeit anhand der Lichtverhältnisse instinktiv richtig abschätzen kannst.
Kreativ mit Langzeitbelichtung
So, nun bist du wirklich bereit, es selbst anzugehen. Falls dir allerdings noch ein wenig Inspiration fehlen sollte, habe ich dir hier einen Auszug aus unseren kreativen Fotoideen für das Arbeiten mit Langzeitbelichtung zusammengestellt:
#1 Riesenrad
Sieht das nicht toll aus? Die Drehung dieses nächtlichen Riesenrades ist in den wunderschönen Lichtspuren eingefangen, während die unbeweglichen Achsen und Mittelstrahlen völlig scharf erscheinen. So erhältst du ein ähnlich faszinierendes Bild:
- Nutze ein Weitwinkelobjektiv, um möglichst viele Details einzufangen.
- Positioniere deine Kamera auf einem Stativ und wähle den Bildausschnitt sorgfältig aus.
- Für optimale Schärfe wähle eine kleinere Blende zwischen f/11 und f/32.
- Stelle deine Kamera auf den manuellen oder den TV-Modus (Verschlusspriorität) ein.
- Achte bei der Wahl der Belichtungszeit auf die Geschwindigkeit des Riesenrades und entscheide nach deinem gewünschten Still (etwa 1-30 Sekunden).
- Verwende den Selbstauslöser deiner Kamera oder einen Fernauslöser, um Erschütterungen zu vermeiden.
#2 Sternspuren
Eine sternklare Nacht lädt förmlich zum Fotografieren mit Langzeitbelichtung ein. Sterne in Kombination mit der Erdrotation können einzigartige Lichtspuren auf deinem Bild hinterlassen. Besonders interessant wird die Szene, wenn auch ein irdisches Motiv wie beispielsweise ein Baum im Bildausschnitt sichtbar ist. So geht’s:
- Platziere deine Kamera auf einem Stativ und stelle den Fokus auf unendlich ein.
- Wähle den Langzeitbelichtungsmodus deiner Kamera aus.
- Entscheide dich für eine Blende zwischen f/2.8 und f/4.
- Halte den ISO bei 100, um das Bildrauschen zu minimieren.
- Öffne den Verschluss durch Betätigung deines Fernauslösers.
- Richte dich auf eine lange Nacht ein. Langzeitbelichtungen für Sternspuren können 15 Minuten, aber auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Eine Thermoskanne und ein Snack werden dir sicher die Zeit verkürzen.
#3 Licht und Geschwindigkeit
Nicht nur in der Natur finden sich tolle Motive für Lichtspuren. Auch Scheinwerfer- und Rücklichter von Autos ergeben einen tollen Effekt und sind eine gute Möglichkeit, sich mit langen Belichtungszeiten vertraut zu machen. So stellst du es am besten an:
- Wähle eine belebte Straße, auf der auch nachts noch Verkehr ist.
- Verwende ein robustes Stativ und positioniere deine Kamera mit einem guten Überblick über das Gelände.
- Wähle eine kleine Blende von höchstens f/16 für durchgehende Schärfe.
- Beachte bei der Einstellung der Belichtungszeit: Je länger die Belichtung, desto mehr und längere Lichtspuren erhältst du.
Vorsicht!
Es scheint praktisch, sich auf einer Brücke zu positionieren. Wenn allerdings Autos dort fahren, entstehen leicht kleine Vibrationen, die dein Bild schnell unscharf machen können. Wähle deshalb nach Möglichkeit lieber eine Fußgängerbrücke.
#4 Stille Wasser…
Dieses fantastische Bild, auf dem Ozean und Himmel zu einer scheinbar unbewegten Einheit verschmelzen, ist während der Goldenen Stunde, der letzten Stunde vor Sonnenuntergang, entstanden. Möchtest du es auch versuchen?
- Obwohl die Goldene Stunde streng genommen noch zum Tageslicht gehört, gelten hier die Grundlagen der Nachtfotografie.
- Stelle deine Kamera ruhig auf einem Stativ auf.
- Verwende ein Weitwinkelobjektiv für einen möglichst großen Bildausschnitt.
- Stelle die Blende so klein wie nur möglich ein.
- Fokussiere bis unendlich.
- Wähle den Bulb-Modus deiner Kamera aus bzw. verwende eine lange Verschlusszeit von 5-30 Sekunden. Je länger die Belichtung, desto stiller und verwaschener erscheint die Wasseroberfläche.
- Verwende auch hier den Selbstauslöser deiner Kamera oder wahlweise einen Fernauslöser, um Unschärfe zu vermeiden.
Achtung!
Verwende hier auf keinen Fall einen Blitz. Dieser Effekt könnte dein ruhiges Bild zerstören.
Langzeitbelichtung FAQ
- Wozu wird Langzeitbelichtung verwendet? Langzeitbelichtung macht das Fotografieren unabhängig von Tageszeit und Lichtverhältnissen möglich. Außerdem eignet sie sich zum Aufnehmen von ästhetischer Bewegungsunschärfe (z.B. Lichtspuren).
- Ab wann spricht man von Langzeitbelichtung? Eine Verschlusszeit von 1/30 Sekunde oder länger gilt als Langzeitbelichtung. Die Grenze nach oben ist allerdings weit offen und geht bis über mehrere Stunden.
- Was sind die Schwierigkeiten der Langzeitbelichtung? Ein häufiges Problem bei der Langzeitbelichtung ist die Empfindlichkeit für kleinste Erschütterungen und Verwacklungen. Außerdem braucht es für die instinktive Einschätzung der Belichtungszeit etwas Übung.
- Brauche ich spezielle Ausrüstung für das Fotografieren mit Langzeitbelichtung? Auf jeden Fall empfehlenswert sind ein Stativ, ein Selbst- bzw. Fernauslöser und ein ND-Filter. In einigen Fällen kann auch ein Weitwinkelobjektiv von großem Nutzen sein.
Fazit Langzeitbelichtung
Ich hoffe, ich konnte dir das spannende Feld des Fotografierens mit Langzeitbelichtung etwas schmackhaft machen! Mithilfe dieser relativ einfachen und deshalb auch für Foto-Anfänger zugänglichen Methode können vielseitige, individuelle und höchst faszinierende Kunstwerke entstehen. Gib mir gerne ein Feedback, ob dir diese Tipps weitergeholfen haben und berichte uns von deinen liebsten Motiven für die Langzeitbelichtung!
5 Gedanken und Fragen