Lichtsetzung in der Peoplefotografie ᐅ 5 Varianten im Vergleich
Die Lichtsetzung spielt sowohl in der analogen als auch in der digitalen Fotografie eine wichtige Rolle. In der Peoplefotografie wird ein Bild erst spannend, wenn du das Zusammenspiel zwischen Licht und Schatten richtig einsetzt. In diesem Beitrag erfährst du alles über die richtige Lichtsetzung und dass es per se nicht schwer ist, manchmal auch nur mit einem Blitz spannende Bilder zu schaffen.
Ich habe mich in diesem Artikel auf folgende Möglichkeiten der Lichtsetzung für Portraitaufnahmen konzentriert:
- Beauty Dish
- Frontalblitz
- Striplight
- Available Light
- Dauerlicht
- ohne jeglichen Lichtformer
Inhaltsverzeichnis
1. Die klassische Licht-Variante: Der Beauty Dish
In der Peoplefotografie ist das klassische Setup zur Lichtsetzung wohl der Beauty Dish von vorne und schräg oben. Dieses Beispielbild wurde mit einem Blitzkopf fotografiert. Das Gesicht ist gleichmäßig ausgeleuchtet, dennoch ergeben sich durch die Kopfhaltung bereits Schatten an der rechten Kopfhälfte. Das führt dazu führt, dass das Gesicht dreidimensional wirkt. Zusätzlich zeichnen sich auf dem Oberkörper einige Highlights ab, was dem Portrait den finalen Touch gibt.
Je nachdem, wie das Modell sich nun zum Licht bewegt, können die Schatten mehr und weniger erzeugt werden, was dann dazu führt, dass du trotz nur einer (!) Lichtquelle verschiedene Portraits erzeugst.
Bei diesem Bild habe ich den Beauty Dish direkt neben dem Modell platziert, ebenfalls von leicht oben. Dieses Setup ist für diejenigen geeignet, die eher auf härteres Licht stehen. Entscheidet man sich für diese Positionierung des Blitzkopfes, sollte das Modell sich natürlich dann nicht im 90°-Winkel zum Fotografen stellen, da der Effekt sonst wieder hinfällig ist.
Tipp:
Wem die Schatten dennoch zu hart sein sollten, kann zusätzlich noch mit einem Reflektor arbeiten, der dann rechts vom Modell positioniert wird. Auch hier kann das Licht/Schatten-Verhältnis durch verschiedene Posen des Modells wieder beeinflusst werden, was ebenfalls zu verschiedenen Bildern führt.
Bei diesem Bild habe ich den Beauty Dish noch weiter hinter das Modell gestellt, nämlich im genauen Umkehrschluss wie beim klassischen Portrait-Setup. Hier steht der Blitz oben und schräg hinter dem Modell. Dadurch wird, wie bei dieser beispielhaften Kopfhaltung nur noch der Gesichtsrand beleuchtet.
Auch bei diesem Setup empfiehlt sich ein Reflektor, um die rechte Gesichtshälfte aufzuhellen, wer jedoch diesen Look mag, kann darauf verzichten. Allerdings ist darauf zu achten, dass das Auge dann nicht in der Dunkelheit verschwindet und Konturen noch erkennbar sind.
2. Das unvorteilhafteste Licht: Der interne Blitz
Solche Bilder erhältst du, wenn du mit deinem kamerainternen Blitz oder mit einem nach vorne ausgerichteten Aufsteckblitz fotografierst. Nahezu keine Schatten, totgeblitzt und zweidimensional. Das Hautbild sieht nicht schön aus, es ist viel zu hell und es ist keine Spannung vorhanden. Dieses Portrait erzählt keine Geschichte. Man sieht es und sieht sofort, dass einfach plump darauf losgeblitzt wurde. Kurz gesagt: Es ist langweilig. Und langweilige Bilder willst du nicht.
3. Wie sieht es mit dem Striplight aus?
Das Striplight gibt dir sowohl Vor- als auch Nachteile:
Positiv
- Das Striplight ist nicht nur als Streiflicht, sondern auch für Portraits und Ganzkörperportraits einsetzbar
Negativ
- Du hast nur ein schmales Licht. Dies kann aber auch zu deinem Vorteil eingesetzt werden.
Auf diesem Beispielbild siehst du, wie ich mein Striplight wieder von schräg vorne eingesetzt habe. Aufgrund der Größe des Striplights (150×35) habe ich den Blitzkopf nur knapp über den Kopf positioniert. Dadurch erhältst du schöne Glanzstellen auf der Haut und auch hier kannst du wieder das Zusammenspiel zwischen Licht und Schatten beeinflussen, je nachdem wie sich das Modell aufstellt.
Hier habe ich das Striplight wieder seitlich vom Modell positioniert. Der Unterschied zum seitlich positionierten Beauty Dish ist der, dass bei diesem Setup mehr Licht und klarere Lichtkanten auf dem Modell habe. Die Schatten im Gesicht sind nicht so dominant und das Weiß des Schals beispielsweise wird auch als weiß dargestellt, während es beim Beauty Dish leicht gräulich wirkt.
Bei diesem Bild habe ich zusätzlich noch eine Wabe auf das Striplight montiert und diesen dann wieder schräg von vorne positioniert, den Blitzkopf jedoch wieder nur knapp über dem Kopf eingestellt. Mit der Wabe lässt sich das Licht noch gezielter ausrichten. Es verringert das austretende Licht nicht, aber es verhindert, dass das Licht zu sehr streut.
Mit diesem Setup kann ich wieder härtere Schatten erzeugen, habe dennoch eine flächendeckendere Ausleuchtung auf dem Oberkörper als bei dem Beauty Dish. Auch hier kann ich im Zweifelsfall wieder einen Reflektor zur Aufhellung der rechten Körperpartie nutzen, falls mir diese zu dunkel wird.
4. Der Einsatz ohne eine Softbox oder einen Reflektor
Das Butterfly-Licht oder auch Hollywood-Glamour-Light ist eine sehr oft verwendete Lichtsetzung in der Fashion- und Glamourfotografie. Auch die Bezeichnung Marlene Dietrich Licht wird oft für diese Lichtsetzung verwendet. Eine technisch nüchternere Bezeichnung wäre hochfrontales Licht.
Der Name Butterfly-Licht ergibt sich aus dem schmetterlingsförmigen Schatten, der sich durch diese Lichtsetzung unter der Nase bildet. Du erreichst diesen Effekt dadurch, dass du das Hauptlicht direkt vor und über der zu portraitierenden Person platzierst. Dadurch, dass das Licht im Freien wie auch in Wohnräumen fast überwiegend von oben kommt, wirkt diese Lichtsetzung sehr natürlich.
5. Available Light
Available Light ist von allen Licht-Setups das einfachste. Available Light heißt übersetzt „vorhandenes Licht“. Beim Fotografieren mit Available Light nutzt du ausschließlich das vorhandene Licht, wie beim oben gezeigten Beispielbild. Das einzige Hilfsmittel, welches du bei diesem Setup mitbenutzen kannst, ist ggf. ein Reflektor.
In diesem Beispiel steht die Schaufensterpuppe direkt neben einem Fenster, zur Aufhellung der linken Körperpartie habe ich einen Reflektor benutzt und in Photoshop noch minimale Tiefenkorrekturen vorgenommen.
Den Effekt kannst du aber auch wiederum steuern, je nachdem wie weit du das Modell von der natürlichen Lichtquelle (HIER Fenster) entfernt stellst.
Bei diesem Bild habe ich meine Schaufensterpuppe anderthalb Meter vom Fenster entfernt aufgestellt. Bei beiden Bildern habe ich mit einer Blende von f/4.0 und einer Belichtung von 1/200 Sekunde sowie einem ISO von 250 fotografiert. Und bei diesem Setup kannst du die Licht-/ Schatten-Verhältnisse wieder variieren, je nachdem wie du dein Modell aufstellst.
6. Dauerlicht
Dauerlicht-Fotografie ist besonders für Anfänger gut geeignet.
What you see is what you get: Was du siehst ist was du kriegst.
Beim Dauerlicht – ähnlich wie beim Available Light – siehst du beim Aufstellen des Blitzkopfes bereits, wie das Licht einfällt und sich die Schatten bilden. Und je nachdem welchen Look du erreichen möchtest, kannst du den Blitzkopf oder das Modell unterschiedlich positionieren.
Bei diesem Bild habe ich den Blitzkopf wieder klassisch von schräg vorne und von oben aufgestellt. Im Grunde genommen könnte man schon fast sagen, dass es geblitzt wurde, der Unterschied ist nur, dass ich nicht geblitzt habe, aber schon von Beginn an sehen konnte, wie das Bild am Ende aussehen wird.
Bei diesem Bild habe ich meinen Blitzkopf direkt neben die Schaufensterpuppe gestellt, aber die Höhe des Blitzes wie beim ersten Bild gelassen. Bei diesem Setup lassen sich die Schatten je nach Wunsch stärker oder in Verbindung mit einem Reflektor schwächer darstellen. Alle Dauerlichtbilder habe ich mit einem 75 cm Beauty Dish und den Kameraeinstellungen Blende 2,8, 1/200 Sekunde Verschlusszeit und ISO 400 gemacht.
7. Fazit
Wichtig bei der Lichtsetzung beim Fotografieren ist, dass du dir im Vorfeld Gedanken darüber machst, welchen Effekt du beim Fotografieren erreichen möchtest.
Nur wenn du dich auf ein Fotoshooting gut vorbereitest, bist du gegen Unvorhergesehenes gut gewappnet. Ich empfehle dir auch, eine Schaufensterpuppe zu kaufen und verschiedene Licht-Setups damit zu testen. Damit lernst du nicht nur die Einstellungen deiner Kamera zu beherrschen, sondern du auch mit Licht und Schatten umzugehen. Licht ist nicht gleich Licht. Keine Lichtquelle verhält sich nicht wie die andere. Und das solltest du lernen, sofern du dein Fach verstehen möchtest.
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