Lomografie – Was ist das? Einführung und Tipps
Solltest du noch nicht von der Lomografie gehört haben, ist es höchste Zeit dir dazu eine Meinung zu bilden. Egal ob du ein erfahrener Fotograf oder ein selbsterklärter Neuling bist, jeder kann ein Lomograf sein. In diesem Artikel lernst du was Lomografie ist und wir geben dir nützliche Tipps mit auf den Weg.
Ich habe einmal ein Buch mit dem Titel „Manuelle Kameras sind romantisch, Digitalkameras sind demokratisch“ gelesen. In meinen Augen beschwört Romantik alte Vintage-Filme und Polaroid-Kameras herauf. Die Farben entfernt, falscher Fokus, Vignetteneffekt – das ist, was die traditionelle Fotografie als ein „schlechtes Foto“ definiert. Doch für Lomografen ist das nicht der Fall. Sie nutzen genau diese „falschen“ Einstellungen zu ihrem Vorteil und erschaffen eine eigene Art von Fotos.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Lomografie?
Lomografie ist eine ziemlich neue Gattung der Fotografie, die von der in den frühen Neunzigern in Österreich gegründeten Lomografischen Gesellschaft erfunden wurde. Die Gründer experimentierten zuerst mit einer Lomo LC-A, einer preiswerten russischen Spielzeugkamera. Mit ihr wurden einzigartige, stark kontrastierte Fotos mit Vignetten und weichem Fokus aufgenommen. Die original Lomo-Kameras sind die LC-A, Holga, Fisheye, Colorsplash und Supersampler (mehr dazu später…)
Lomografie Regeln
Laut Lomography.com gibt es 10 Regeln, die Lomografie bestimmen:
- Nimm deine Kamera mit, wohin du auch gehst
- Benutze sie zu jeder Zeit – Tag oder Nacht
- Lomografie ist keine Beeinflussung deines Lebens, aber ein Teil davon
- Versuche von der Hüfte aus zu fotografieren
- Nähere dich den Objekten deines lomografischen Begehrs so nah wie möglich
- Denk nicht nach
- Sei schnell
- Du musst vorher nicht wissen, was du auf Film festhältst
- Im Nachhinein auch nicht
- Mach dir keine Sorgen über irgendwelche Regeln!
Lomografie wird als Kunstbewegung betrachtet. Es gibt heute mehrere Geschäfte, Galerien, Gruppen, Wettbewerbe und Botschaften auf der ganzen Welt die darauf eingerichtet sind, diese Kunst zu verbreiten und zu unterstützen. Der Hauptsitz der Internationalen Lomografie Gesellschaft liegt zwar in Wien, doch unterhält sie eine Website, auf der Lomografen ihre Kameras erwerben, sich mit anderen teilnehmenden Fotografen austauschen und ihre Fotos und Techniken teilen können.
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Vor- und Nachteile der Lomografie
Ironischerweise können die Nachteile der Lomografie auch als ein Vorteil gesehen werden. Da es sich um eine Art „Kunst“ handelt, gibt es keine Grenzen zwischen Gut und Böse. Trotzdem sollte man wissen, auf was man sich mit der Lomografie einlässt.
1. Lichtflecken / Light Leaks
Je nachdem mit wem du redest, können Light Leaks eine gute oder schlechte Angelegenheit darstellen. Manche Lomografen lieben ihre Lichtflecken, wohingegen andere sie derartig gering schätzen, dass sie sich den Film in ihrer Kamera zur Hölle wünschen.
Auf der positiven Seite bewirken Lichtflecken kreative, psychedelische Effekte. Sie können alltägliche Fotos in übernatürliche Schnappschüsse verwandeln. Wiederum können sie ein Foto auch ruinieren. Ungünstig sind zum Beispiel Lichtflecken die zwischen dem Motiv und dem Lomograf stehen. Dann wird unter Umständen kein Gesicht mehr zu erkennen sein…
2. Unvorhersehbarkeit
Die Unvorhersehbarkeit ist das, was Lomografie so amüsant macht – und gleichzeitig so frustrierend. Lomo-Kameras sind in hohem Grade unberechenbar. Als ob sie ein eigenes Leben besäßen. Deshalb sind die meisten der wunderschönen Lomofotos eher glückliche Zufälle als ein professionell arrangiertes Composing.
Wenn sich also sowohl professionelle Fotografen als auch Anfänger das erste Mal an die Lomografie heranwagen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie sich auf dem Gebiet der Lomografie ebenbürtig sind. Mit Spielzeugkameras wunderschöne Fotos aufzunehmen erfordert ein gutes Verständnis der Kamera. Du musst eine Art Freundschaft zu deiner Kamera aufbauen, denn euer gemeinsamer Weg wird nicht immer einfach sein.
3. Kunststofflinsen in Lomokameras
Die Linse einer Lomokamera besteht aus Kunststoff und nicht aus Glas. Somit ist die Linse weitgehend für die Qualität der Bilder verantwortlich. Vignetten, gesättigte Farben, das Ausschalten von Farben und dergleichen wird der Linse überlassen.
Das Fotografieren mit natürlichem Licht (Available Light) soll gelernt sein. Mit einer Lomokamera wird man dazu gezwungen. Diese Spielzeugkameras funktionieren am besten bei starkem Tageslicht, wenn es sonnig und warm ist. Die meisten Lomografie-Kameras liefern in Innenräumen keine guten Fotos. Auch bei wolkigem Wetter oder in der Nachtfotografie wirst du schnell an die Grenzen stossen – es sei denn du schaltest den Glühbirnen-Modus ein oder benutzt ein Blitzlicht.
Ist Lomografie den ganzen Wirbel wert?
Die Lomografische Gesellschaft wird für ihre überteuerten Preise kritisiert. An mancher Stelle wird behauptet, dass die Anbieter ihre Kameras, Filme und ihr Zubehör viel teurer verkaufen, als sie eigentlich wert sind. Ein paar Beispiele:
Die LC-A wurde für rund 30 US-Dollar verkauft, als die ersten Lomografen sie erwarben. Aktuell geht sie für ca. 250 US-Dollar über den Ladentisch.
Die Original Diana+ wurde ursprünglich für nur 1 US-Dollar angeboten. Die neue, aktualisierte Version von Lomography wird für 50 US-Dollar verkauft.
Abgesehen von Lomography gibt es heute neue Firmen, die Spielzeugkameras um einiges günstiger verkaufen. Liebe oder hasse sie, aber Lomografie ist amüsant und macht regelrecht süchtig!! Ich für meinen Teil kaufe immer noch die Kameras und teuren Filme, auch wenn ich weiß, dass ich abgezockt werde. Obwohl es also ein überteuertes Unterfangen ist, verdienen sie gutes Geld damit. Vielleicht ist es die Nostalgie aber wert?
5 Lomografie Tipps – wie fange ich an?
Es gibt viele verschiedene Arten von Lomografie-Kameras! Wie wählst du also die für dich Beste aus? Verschiedene Kameras sind für unterschiedlichen Gebrauch ausgelegt und besitzen unterschiedliche Funktionen und Effekte. Dazu brauchst du natürlich auch die passenden Filme.
1. Lomokameras im Überblick
- Zu den bekanntesten Lomokameras gehört die Diana F+. In verschiedenen Farben erhältlich und natürlich mit diversen Farbfiltern ausgestattet, erlebst du die bunte Welt der Lomografie. Gibts hier für ca. 70 Euro mit Blitz, etwas günstiger ohne Blitz.
- Auch eine wichtige Rolle in der Szene spielt die Holga 120N. Mit 34 Euro Kaufpreis ist sie eine der günstigeren auf dem Markt. Vielleicht gerade daher auch so beliebt, weil man damit günstig etwas zum Ausprobieren findet.
- Die Fisheye-Kamera zum Beispiel verfügt über eine 170-Grad Ansicht um dich herum und erzeugt so ein beinahe kreisförmiges Bild. Die Fisheye gibts hier für 50 Euro.
- Die Konstruktor F wird als Baukasten geliefert. Ideal als Geschenk und spassig zum selbst zusammen bauen. Gibts hier für 34 Euro und erfreut sich grosser Beliebtheit.
- Mit einer Lomo Instant Sanremo + 3 Linsen im Package für rund 112 Euro bekommst du ein vielfältiges Set. Lange Belichtungszeiten, coole Gels (Farbfilter) und verschiedene Blitz-Modi erwarten dich.
- Als Ergänzung zur normalen Kameras kannst du mit einem Colorsplash tolle Effekte zaubern. Der Colorsplash verfügt über einen Standard-Blitzschuh Anschluss. Ein bisschen Lomo also für die, die keine Lomokamera kaufen möchten (oder ebenfalls als Ergänzung zu einer Lomokamera)
- Die Rocket Sprocket für 69 Euro nimmt weite Schnappschüsse auf. Diese Super-Weitwinkel-Panorama-Kameras führt dich in eine neue Lomografische Dimension.
2. Achte auf den passenden Film
Lomo-Kameras brauchen oft unterschiedliche Filme. Die Holga und die Diana F+ benötigen einen 120 Film, welcher in einem Foto-Fachgeschäft oder auf Amazon erhältlich ist. Die Preise variieren von 5 Euro bis zu 40 Euro.
Wenn du keine zusätzlichen Ausgaben und Mühen haben willst, entscheide dich für 35mm Film Kameras (Fisheye, Diana Mini, Superheadz, etc.), die du in diversen Geschäften entwickeln lassen kannst. Es gibt außerdem Kameras mit noch selteneren Filmsorten wie beispielsweise extra schmale 11mm Filme. Diese sind folglich schwieriger zu entwickeln.
3. Lomofilm für Anfänger
Für Anfänger wird empfohlen, sich zuerst für den regulären 35 mm Film zu entscheiden. Kaufe noch nicht den teuren Film, denn wenn es dein erstes Mal ist wirst du höchstwahrscheinlich kläglich scheitern. Gib aber nicht gleich auf, wenn deine Rollen nichts Gutes hervorbringen – auch das ist Teil des Lernprozesses.
Kaufe somit lieber billige Filmrollen als Testrollen für deinen ersten Versuch. Dieser 400 ISO Film ist für die meisten Verhältnisse großartig. Du kannst deine Rollen Crossentwickeln lassen, um die gesättigten, stark kontrastierten Ergebnisse zu erzielen, die in der Lomografie gängig sind.
4. Experimentiere mit unterschiedlichen Effekten
Lange Belichtungszeiten, doppelte Belichtungen und rote Skalierungen sind nur einige Dinge, mit denen du mit deiner Lomo-Kamera irre Bilder machen kannst. Mehrfache Belichtungen sind in der Lomografie ein echter Spaß-Effekt – also unbedingt ausprobieren!
Bei regulären Kameras wird der Film bei jeder Auslösung automatisch weiter transportiert, da der Auslöser mit damit gekoppelt ist. Nicht so bei den Lomos! Du kannst einen Film-Abschnitt also mehrfach belichten, resp. ein Foto über dem Foto aufnehmen. Hab Spaß und spiele mit den „Regeln der Lomografie“ – oder breche sie. Statt einen 120 Film in deine Holga-Kamera einzulegen, kannst du auch improvisieren und stattdessen einen 35mm Film einsetzen. Was wird wohl passieren? 🙂 Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
5. Zum Schluss: Triff andere Lomografen und tausche dich mit ihnen aus
Jetzt hast du schon ein oder zwei Dinge über die Fotografie gelernt. Du hast endlich ein paar rühmliche Schnappschüsse aufgenommen, mit denen es sich zu prahlen lohnt. Viele Lomografen lieben es, Lomo-Wände zu erstellen. Diese Lomo-Wände sehen dank all der verrückten und farbenfrohen Schnappschüsse wirklich erstaunlich und psychedelisch aus! Wir haben für dich die besten Fotocollagen Apps getestet und aufgelistet, damit du schnell auch selbst deine Lomo Wand kreieren kannst.
Du kannst deine Lomo-Schnappschüsse außerdem online teilen! Du kannst dich auf dieser Website registrieren, einloggen und dort deine Lomo-Schnappschüsse hochladen und teilen. Andere Websites, wo du deine Lomo-Schnappschüsse teilen kannst sind Flickr oder Deviantart. Außerdem kannst du dir die Schnappschüsse anderer Leute ansehen und dich von ihnen inspirieren lassen. Lese dir Blogs durch, um dich über neue Lomo-Techniken, Filme und andere Produkte zu informieren. Zudem sind laufend Wettbewerbe ausgeschrieben, bei denen du tolle Preise gewinnen kannst.
Lomografie Inspiration
Im folgenden Video findest du Inspiration für deine zukünftigen Lomofotos. Eine schöne, kreative Welt, in der wir leben, nicht?
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