Minimalismus in der Fotografie – Einfachheit für eine klare Botschaft

Minimalismus und Einfachheit ist in der Fotografie etwas vom wichtigsten überhaupt. Der Kern der Fotografie besteht daraus, dem Betrachter eine klare Botschaft zu vermitteln. Ein Foto mit einer Botschaft sollte so minimalistisch wie möglich sein. In diesem Artikel werde ich mit Beispielen beschreiben, wie wichtig die Rolle der Einfachheit bei erfolgreicher Fotografie ist und wie du deine eigenen Fotos optimieren kannst, um die Vermittlung deiner Botschaft zu verbessern.

Minimalismus fotografieren - weniger ist mehr.
EInfachheit und Minimalismus als wichtiges Werkzeug in der Fotografie.

Vielleicht möchtest du ja die Schönheit eines Wasserfalls oder das Drama eines unglaublichen Sonnenaufgangs zeigen. Oder die dunkle Intensität eines zackigen Berggipfels darstellen. Die Komposition, die Farben, das Motiv und die Belichtung verstärken den Eindruck, den du vermitteln möchtest. Nachfolgend erfährst du, wie du dies am besten machst.

Arten des Minimalismus in der Fotografie

Grob gesagt gibt es zwei Arten von Minimalismus in der Fotografie, die zu berücksichtigen sind. Diese werde ich dir gleich erklären. Vorab bleibt noch zu erwähnen, dass „Einfachheit“ nur eine von 20 Techniken der Bildkomposition ist, welche deine Fotos massiv verbessern können. Lies also unbedingt auch den Beitrag mit den anderen Tipps. Grundsätzlich ist der Minimalismus sehr verwandt mit der Technik des negativen Raums. Lies also am besten alles durch – meiner Meinung nach sind diese Kompositionstechniken absolut notwendig, wenn du ein besserer Fotograf werden möchtest. Nun aber zurück zu den beiden Arten des Minimalismus.

Die Szene vor der Kamera

Die erste Art beinhaltet die Szene vor der Kamera. Dabei sind einige Szenen einfacher als andere. Eine Landschaft zum Beispiel kann einerseits nur aus einer weiten Wiese mit sanften Hügeln in der Ferne bestehen, andererseits kann sie aber auch aus einem Wald mit unzähligen Bäumen sein, die sich aus allen Richtungen vor der Kamera kreuzen. Die erste Art ist dabei natürlich viel einfacher als die zweite.

Minimalismus Fotografie Wiese Landschaft
Wiese in Vogtsburg, Deutschland (@claudiotesta, unsplash)

Mit zunehmender Komplexität einer Szene wird es aber immer schwieriger, erfolgreiche Kompositionen zu erhalten. Selbst für erfahrene Fotografen ist es eine grosse Herausforderung, einen chaotisch aufgebauten Wald zu fotografieren. Die Aufgabe, einen solchen Wald zu fotografieren, kannst du dir dann erleichtern, indem du dich auf einzelne Details des Baumes konzentrierst. Im Gegensatz dazu stellt eine hügelige Wiese nur wenige Anforderungen an die Komposition. In dem Falle ist es nicht schwierig, bei guten Lichtverhältnissen ein gutes Bild zu erhalten.

Tipps für Fotografie Anfänger

Gerade für Anfänger ist es sinnvoll, sich auf das Fotografieren einfacher Szenen zu konzentrieren. Früher, als ich noch keine Erfahrung mit Kompositionen hatte, habe ich aber auch teilweise gute Bilder geschossen, da ich unbewusst Landschaften mit einfachen Szenen fotografiert habe.

Frau mit Schafen in Peru
Ein einfaches Bild kann eine Botschaft besser transportieren. (@pixolum)

Auf meiner letzten Reise nach Peru habe ich das obige Bild fotografiert. Ich war beeindruckt von der täglichen Arbeit der einfach Leute und Bauern. Daher habe ich versucht, die schöne Landschaft sowie einen Bruchteil des Alltags einer Peruanischen Bäuerin möglichst klar darzustellen. Was denkst du? Mehr Tipps zur Reisefotografie gibt’s hier.

Achtung: Ich will damit nicht sagen, dass du komplexe Szenen generell vermeiden solltest. Sie neigen einfach dazu, mehr Mühe und Zeit zu beanspruchen, damit sie ein gutes Endprodukt darstellen. Ich bin mir jedoch sicher, dass du trotz ihrer Komplexität schon wunderbare Bilder von Regenwäldern und anderen geschäftigen Landschaften gesehen hast. Je mehr Bilder du aufnimmst, sprich, je mehr Erfahrung du sammelst, desto einfacher wird es für dich, solche Szenen zu fotografieren. Als Anfänger ist es jedoch am einfachsten, erfolgreiche Fotos zu machen, wenn du dich auf einfache Szenen konzentrierst – Auch wenn du beim Fotografieren von schwierigeren Landschaften mehr lernst.

Die Einfachheit in deiner Bildkomposition

Neben der Einfachheit einer Szene spielt ein weiteres Element eine grosse Rolle: die Struktur deiner Komposition. So unterschiedlich die Komplexität von Landschaften auch ist, so unterschiedlich sind auch die Strukturen ihrer Fotografien. Sogar Bilder derselben Szene können unterschiedlich komplex sein. Einige sind einfacher, klarer und lesbarer als die anderen.

Ein Beispiel

Im folgenden Beispiel erkennt man spätestens auf den zweiten Blick, den Unterschied zwischen eine überfüllten und einer flachen Komposition, obwohl das Bild selbst dasselbe ist. Die einzigen Unterschiede sind die geringere Helligkeit und die Unschärfe im zweiten Bild. Dennoch ist das zweite wirkungsvoller:

Minimalismus Fotografie Vergleich Wald
Vergleich der Komplexität (@deglee, unsplash)

Auf dem ersten Bild erkennt man im Hintergrund jedes noch so kleine Detail. Das finale Bild ist daher überladen und verwirrend. Auf dem Zweiten ist zudem nicht jedes mögliche Detail enthüllt. Im Gegenteil. Details wurden in der Nachbearbeitung absichtlich abgedunkelt und unscharf gemacht. Das zweite Foto hat genau die Botschaft, die ich vermitteln wollte: eine sanfte, friedliche Stimmung und ein schönes Motiv.

Das zweite Foto wäre aufgrund meiner Vereinfachung wahrscheinlich erfolgreicher als das erste. Nachdem ich über die Szene nachgedacht habe, wurde mir klar, dass meine Botschaft von Sanftmut und Ruhe geprägt sein sollte. Obwohl das erste Foto mehr Details im nahe gelegenen Wald zeigt, fügt keines dieser Details dem Bild einen Sinn für Schönheit hinzu. Also habe ich jedes Objekt beseitigt, das mir die Nachricht genommen hat, und das Foto hat sich dadurch drastisch verbessert. Dieser Prozess – Entfernen von Objekten, die deine Absicht beeinträchtigen – nennt sich das Konzept des Ausschlusses.

Die Kunst des „Weglassens“

Wenn ich fotografiere, denke ich immer zuerst daran, was ich im Bild weglassen kann, um die Botschaft im Bild zu stärken. Um eine düstere Komposition zu konstruieren, schliesse ich beispielsweise die fröhlichen Wildblumen am Rand eines Fotos aus, oder um eine wilde Wüstenlandschaft zu zeigen, fotografiere ich über alle Fussspuren im Vordergrund. Im folgenden Bild ließ ich Sträucher, Steine und Reste von Pneus am linken Strassenrand bewusst weg.

Minimalismus Fotografie Strasse
Einfachheit in Bildern veranlasst einem, den Blick auf dem Bild ruhen zu lassen (@pixolum)

Die Einfachheit

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Dein Bild verliert jedes Mal an Einfachheit, wenn ein Ast zwecklos den Himmel schneidet – jedes Mal, wenn du versuchst, eine Szene ohne Berücksichtigung der Komposition zu fotografieren. Dabei kann man die Einfachheit folgendermaßen definieren:

Einfachheit bedeutet, die Botschaft zu verdeutlichen, indem Nutzloses weggelassen wird.
Spencer Cox

Das Ziel dabei ist, Objekte nur ins Bild mit einzubeziehen, wenn sie auch wirklich einen Mehrwert bringen. Gehe jedes Element des Bildes einzeln durch. Wie ist die Belichtung? Ergänzt es die Botschaft deines Fotos? Was ist mit dem Thema selbst? Stelle dir Fragen. Wenn jeder Aspekt eines Objekts einen Mehrwert für das ganze Bild darstellt, hast du ein erfolgreiches Foto geschaffen.

Dies bedeutet natürlich nicht, dass ein gutes Bild nur ein paar wenige interessante Punkte haben darf. Eigentlich denke ich, dass sogar das Gegenteil der Fall ist: Viele der grossartigsten Fotos der Welt sind gerade deshalb erfolgreich, weil sie kompliziert und komplex sind. Bei der Bilderflut, die jeder von uns heutzutage zu verarbeiten hat, sticht Einfachheit aber viel mehr ins Auge.

Minimalismus versus Komplexität in der Fotografie

Einer der Gründe, warum Ansel Adams so berühmt wurde, ist wahrscheinlich die enorme Komplexität seiner Fotografien. Seine Kompositionen sind leicht verständlich, aber auch aufwendig und detailreich. Eines meiner Lieblingsfotos von Ansel Adams ist zum Beispiel „Mount Williamson from Manzanar“.

Konzept der Einfachheit in der Fotografie
„Mount Williamson from Manzanar“ von Ansel Adams, 1944

Trotz oder aufgrund seiner Komplexität vermittelt dieses Foto eine starke Botschaft von Zuversicht und Schönheit. Obwohl es mit mehreren Elementen gefüllt ist (den Steinen im Vordergrund die den Weg versperren, den Wolken, der Bergkette, den hoffnungsvollen Sonnenstrahlen und vielem mehr), stärkt jedes davon die Botschaft von Adams.

Der Gedanke der Einfachheit in der Fotografie

Die vielen Elemente in Adams Bild widersprechen jedoch nicht dem Gedanken der Einfachheit in der Fotografie. Tatsächlich glaube ich, dass viele komplexe Fotografien gerade deshalb erfolgreich sind, weil sie im Kern einfach sind. Das obige Bild von Ansel Adams ist zum Beispiel unglaublich komplex. Es ist mit unzähligen Details und Sehenswürdigkeiten gefüllt. Gleichzeitig ist die zugrunde liegende Botschaft vollkommen klar – ein dramatisch steiniger Weg zur Schönheit des Mount Manzanar.

Zu einfach ist langweilig

Minimalismus ist ein schmaler Grat. Zu wenig ist oft auch schlicht langweilig. Aus diesem Grund ist zum Beispiel auch das Foto einer einfachen weissen Wand von Natur aus langweilig. Der Minimalismus in der Fotografie verdeutlicht sicherlich deine Botschaft, aber du musst erst eine Botschaft haben, damit sie sich lohnt. Ein zu einfaches Foto ist langweilig, aber ein zu komplexes Foto kann unmöglich oder nur schwer zu verstehen sein.

Minimalismus Fotografie Titelbild
Minimalismus fokussiert den Blick, wirkt aber langweilig, wenn keine Geschichte erzählt wird (@srosinger3997, unslpash)

Wenn es um Bildkomposition geht, ist Einfachheit oder Minimalismus nur ein weiteres Wort für Klarheit. Egal, ob du sanfte Hügel oder einen chaotischen Wald fotografierst – die zugrunde liegende Botschaft deines Fotos ist das, was wirklich zählt. Auf der Suche nach den effektivsten Bildern gehört die „Einfachheit in der Fotografie“ zu den besten Werkzeugen, die dir zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung

  • Die Bildkomposition ist ein Bereich, mit welchem viele Fotografen – darunter viele sehr talentierte – immer noch Probleme haben.
  • Versuche, deine Bilder so einfach wie möglich zu gestalten.
  • Lasse alle Details in deinen Bildern, die die Botschaft des Bildes nicht unterstützen einfach weg.
  • Übung macht den Meister. Das gilt auch bei der Suche nach der richtigen Komposition.
pixolum Autor und Fotograf pixolum
Über den Autor

Patrick ist der Gründer von pixolum und versorgt dich seit 2012 mit spannendem Fotografie-Stoff. Neben seiner Leidenschaft für Kameras & Design unterstützt er kreative Köpfe beim Aufbau ihres Business. Er trinkt jeden Tag 7 Kaffees aus der pixolum Tasse, ist absoluter SEO Nerd und beginnt mehr, als er zu Ende bringen kann.

1 Gedanken und Fragen

  1. Dirk

    Hallo Patrick,

    auch hier wieder ein sehr interessanter Beitrag – vielen Dank.
    Nur eines ist mir noch nicht ganz klar: du schreibst, es gäbe zwei Arten von Minimalismus. Die erste ist die Szene vor der Kamera. Aber was genau ist die zweite Art? Das habe ich noch nicht ganz herauslesen können.

    Danke.

    Viele Grüße

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