12 Nachtfotografie Tipps für zauberhafte Fotos bei Dunkelheit
Meiner Meinung nach ist kaum ein anderes Foto-Genre so attraktiv wie die Nachtfotografie. Ob man nun die Sterne und den Mond fotografieren will oder sich mit Sack und Pack ins abenteuerliche Getümmel einer Großstadt stürzt – das Fotografieren in der Dunkelheit ist wahnsinnig vielfältig, spannend und mit etwas mehr Aufwand verbunden. In diesem Beitrag erfährst du, wie du bei Dunkelheit ansprechende Fotos schießen und bearbeiten kannst.
Inhaltsverzeichnis
Welche Kamera benötige ich für die Nachtfotografie?
Wie teuer und hochwertig deine Kamera ist, spielt bei der Nachtfotografie nicht unbedingt die größte Rolle. Natürlich hat eine erstklassige Vollformatkamera viele Vorteile wie zum Beispiel einen besseren Dynamikumfang oder keine Veränderung der effektiven Brennweite (das heißt kein Crop-Faktor von beispielsweise 1,6). Du musst dir aber auf keinen Fall das teuerste Modell zulegen. Wichtig ist, dass du bei deinem Fotoapparat die Blende, die Verschlusszeit und den ISO-Wert einstellen kannst. Welche Kameraeinstellungen du bei welchen Motiven am besten wählt, erfährst du später noch.
Nimm Ersatzakkus mit!
Da sich Akkus bei kälteren Temperaturen schnell entladen, solltest du dir ein oder sogar zwei Stück als Ersatz zulegen. Denn wir alle wissen, ohne Akku geht gar nichts… An extrem kalten Nächten könnte man den Ersatz-Akku sogar irgendwo am Körper tragen, um so das Entladen zu verhindern.
Das richtige Equipment für die Nachtfotografie
Auch sehr wichtig für die Nachtfotografie ist ein stabiles, dreibeiniges Stativ. Es sollte möglichst qualitativ hochwertig sein und das gesamte Gewicht deiner Kamera ohne Probleme halten können. Die maximale Belastbarkeit wird bei jedem Modell angegeben. Wenn deine Kamera etwa zwei Drittel der angegeben, maximalen Belastbarkeit des Stativs wiegt, solltest du auf der sicheren Seite sein. Ich würde auch darauf achten, dass das Stativ Gummifüße hat und mit allen drei Beinen auf dem Boden steht. Denn es wäre wahnsinnig schade, wenn deine Kamera durch einen Unfall Schaden nehmen würde. Es ist natürlich im Notfall auch möglich, die Kamera zum Beispiel auf eine Mauer zu legen, aber ich bin abends nie ohne mein Stativ unterwegs.
Der Vorteil von Langzeitaufnahmen bei Nacht ist, dass du keinen Neutraldichtefilter, auch bekannt als ND-Filter, benötigst. Die Umgebung ist nämlich bereits dunkel genug. Ebenfalls sehr wichtig ist ein Fernauslöser. Besonders bei längeren Verschlusszeiten ist ein Fernauslöser notwendig, da die Kamera nicht berührt werden darf und somit keiner Erschütterung ausgesetzt ist. Es gibt heutzutage viele verschiedene Ausführungen. Ich persönlich bevorzuge den Infrarot-Fernauslöser. Die kleine Knopfzellenbatterie hält wahnsinnig lange. Für den Notfall würde ich jedoch trotzdem immer eine Ersatzbatterie einpacken. Fernauslöser mit Kabelanschluss würde ich eher nicht empfehlen. Sie verführen nur dazu, mit dem Kabel zu „spielen“. Das hat zur Folge, dass die Kamera nicht ruhig stehen kann und das Bild mit ziemlicher Sicherheit unscharf wird.
Sonstige Requisiten – was sollte man beachten?
Auch wenn die folgenden Tipps nicht direkt mit der Nachtfotografie zu tun haben, solltest du sie trotzdem berücksichtigen. Achte immer darauf, dass du dem Wetter und der Jahreszeit entsprechend angezogen bist. Nach der Dämmerung (kennst du schon die 3 Phasen?) kann es sehr schnell kühl werden. Ebenso ist es wichtig, besonders bei Abenteuern in der Natur, eine Taschenlampe und genügend Proviant – ganz wichtig ist Wasser, ein Mobiltelefon und eventuell einen Kompass dabei zu haben. Es wäre sehr ungünstig, wenn du dich im Dunkeln verlaufen würdest und so den Nachhauseweg nicht mehr antreten könntest. Man sollte stets auf alle Situationen vorbereitet sein. Bei Ausflügen in eine Stadt brauchst du selbstverständlich immer etwas Kleingeld, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen zu können.
Zeitbestimmung
Es gibt unzählige Apps, die dir zum Beispiel auf die Minute genau verraten, wann die Sonne untergeht, wie lange die „blaue Stunde“ dauert oder wann Vollmond ist. Sehr zu empfehlen ist die App Sun Surveyor, mit der ich schon seit längerer Zeit vollkommen zufrieden bin. Mithilfe solcher Apps kannst du ohne Probleme dein nächstes Fotoabenteuer planen.
Den Bildausschnitt wählen
Du hast nun dein Ziel erreicht und fragst dich, wie du den Charme dieses Ortes am besten ins Foto übertragen kannst? Ich persönlich finde es wichtig, zuerst einmal anzukommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Lass den Charakter der gesamten Szenerie zunächst auf dich wirken. Lauf doch ein bisschen herum und entdecke neue Blickwinkel. Auf diese Weise findest du deinen Lieblingsspot am besten. Mehr zum optimalen Bildausschnitt kannst du hier nachlesen.
Es gibt viele Tipps oder Regeln, wie und wo man am besten das Hauptmotiv im Bild platziert. Ich bin ein Fan der Drittelregel und der Symmetrie, sofern alle Voraussetzungen passen. Die Drittelregel ist ziemlich einfach. Ziehe gedanklich je zwei Striche längs und zwei Striche quer durch das Bild, das ergibt also neun gleich große Quadrate. Nun kannst du dein Hauptmotiv einfach an einem der aufeinander treffenden Punkte platzieren.
Wenn es kein wirkliches Hauptmotiv gibt und der symmetrische Bildaufbau nicht passt, ist es meiner Meinung nach wichtig, dass der Himmel entweder ein oder zwei Drittel des gesamten Bildes einnimmt. Eine solche Positionierung macht das Foto interessant. Bilder, die dem Betrachter den Weg weisen, wirken auch sehr ansprechend. Dies kann zum Beispiel ein Weg, eine Straße oder eine Brücke sein. Das Auge wandert so durch das ganze Bild, bis es schlussendlich beim Hauptmotiv landet. Es gibt so wahnsinnig viele Möglichkeiten, ein gutes Foto zu schießen. Probiere es einfach aus!
Die Nachtfotografie Kameraeinstellungen
Bei den Kameraeinstellungen kommt es natürlich ganz darauf an, was du ablichten möchtest. Wie versprochen erkläre ich dir nun, welche Kameraeinstellungen du für welche Motive am besten auswählst.
Die Mondfotografie
Wenn möglich würde ich die Bilder nicht im JPEG-, sondern im RAW-Format aufnehmen. Wenn du mit einer Brennweite von zum Beispiel 400mm oder sogar 600mm ein Foto des Mondes machen möchtest, empfehle ich folgende Einstellungen: ISO 100, Blende zwischen f/8 und f/11 und eine eher kurze Belichtungszeit (beispielsweise 1/160 Sekunde), da der Mond ja ständig in Bewegung ist. Überprüfe die Belichtung und die Schärfe nach jeder Aufnahme. Unter Umständen musst du kleine Änderungen vornehmen, damit das Foto richtig belichtet ist. Heutzutage haben viele Kameras eine Überbelichtungswarnung. Ein paar kleinere Stellen dürfen jedoch überbelichtet sein, diese kann man in der Nachbearbeitung noch super „retten“ beziehungsweise abdunkeln.
Unterbelichtete Fotos haben den Nachteil, dass die Tiefen anfangen zu rauschen, sobald du das Bild aufhellen möchtest. Suche also immer den goldenen Mittelweg. Den Weißabgleich belasse ich eigentlich fast immer im automatischen Modus, da in der Nachbearbeitung – mein Favorit ist Adobe Lightroom – noch (fast) alle Türen offen stehen. Gewisse Kameras haben eventuell Probleme, den Mond zu fokussieren. Das ist für mich jedoch kein Problem, da ich sowieso gerne manuell scharfstelle. Am einfachsten geht dies übrigens in der Lupenansicht. So kannst du ganz genau bestimmen, welche Objekte nun im Bereich der Schärfentiefe liegen.
Nachtfotografie in der Stadt
Wenn du in einer Stadt gute Nachtfotos schießen möchtest, solltest du auch eine größere Blendeneinstellung wählen (zwischen f/8 und f/13). Diese hat den Vorteil, dass viele Gebäude scharf abgebildet werden. Ein weiterer Pluspunkt bei solchen Aufnahmen sind die Blendensterne. Je weiter man die Blende schließt, desto intensiver werden die Sterne. Aber Achtung: bei zu hohen Blenden-schließungen kann es auch zur Beugungsunschärfe führen. Diese Blendensterne entstehen jedoch nur mit einer Lamellenblende, da diese keinen Kreis bildet, sondern ein Polygon. Den gleichen Effekt würdest du übrigens auch tagsüber mit der Sonne erzielen können.
Die Milchstraße
Ganz anders sieht es aus, wenn du beispielsweise die Milchstraße oder die wunderschön funkelnden Sterne ablichten möchtest. In diesem Fall benötigst du ein gutes Breitwinkelobjektiv und am besten auch eine qualitativ gute Kamera. Die Blende sollte so weit wie nur möglich geöffnet werden (f 2.8 oder sogar f 1.8), ISO ca. 6400 und die Verschlusszeit muss zwingend mehrere Sekunden betragen. Die Luftverschmutzung spielt dabei auch eine sehr große Rolle. Vergewissere dich sich also bereits im Voraus, wo solche Aufnahmen sinnvoll sind. Für solche Informationen kannst du problemlos kostenlose Apps downloaden.
Extra-Tipp
Etwas möchte ich dir noch auf den Weg geben. Schieße lieber zu viele Fotos als zu wenige. Die Selektierung wird zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen, jedoch ist die große Auswahl stets ein Vorteil.
Die Nachbearbeitung
Bei der Nachbearbeitung gibt es natürlich sehr viele Punkte, die ich nun ansprechen könnte. Grundsätzlich sollte man bei Nachtaufnahmen jedoch immer die Tiefen ein bisschen aufhellen und die Lichter abdunkeln. Falls du dein Bild drucken lassen willst, solltest du auch die Überbelichtungswarnung (zum Beispiel in Lightroom) im Auge behalten, da die ausgebrannten Lichter Probleme beim Druck verursachen könnten. Ebenfalls kann die Wahl des Formates den Charakter deines Bildes stark beeinflussen. Wenn möglich greife ich immer auf das Format 16:9 zurück. Es wirkt nicht zu wuchtig und auch nicht zu schmal. Aber es hängt natürlich stark vom Motiv ab. Ansonsten sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Bearbeite dein Foto wie es dir gefällt!
Wie du siehst, ist es keine Zauberei mit etwas Wissen und Vorbereitung gute Nachtaufnahmen zu schießen:
Wie in allen Situationen gilt auch bei der Nachtfotografie die Weisheit: Übung macht den Meister!
Ich hoffe, dass du abends nun voller Elan in die Welt hinausgehst und deiner Kreativität freien Lauf lässt.
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