18 Naturfotografie Tipps für bessere Naturfotos

Naturfotografie ist einer der dankbarsten Bereiche in der Fotografie. Die Natur fasziniert mit ihrer unglaublichen Schönheit und Einzigartigkeit. In ihr entspannt sich der Mensch und ruht sich aus, sowohl Körper als auch Seele. In diesem Artikel verrate ich dir meine besten Tipps zur Naturfotografie.

Naturfotografie Anleitung und Ausrüstung
Herausforderung Naturfotografie: die besten Tipps.

1 Du brauchst nicht jedes Bild

Die Vielfalt der Pflanzen, Insekten, Gerüche und Muster können dich als Fotograf schnell einmal überfordern. Es gibt einfach zu viele schöne Motive! Anstatt hastig durch die Gegend zu rennen und jede Sekunde das Motiv zu wechseln, solltest du die Fotos nach Möglichkeit etwas gruppieren. Kümmere dich erst um ein paar Pflanzen, dann geh weiter. Suche nach Insekten und versuche eine Biene beim Nektar schlürfen zu fotografieren. Bleib noch etwas  bei den Insekten und nimm dir dann das nächste Motiv vor.

Eine gedankliche Shooting-Liste (oder eben Gruppierung der Themen im Kopf) sorgt nicht nur für ein ruhiges Gemüt, sondern sie gibt dir auch die Freiheit, mal guten Gewissens etwas auszulassen. Du brauchst nicht jedes Bild. Energie zu tanken ist gerade so wichtig.

2 Auge vor Kamera

Auch du als Mensch bist Teil der Natur und hast unglaubliche Fähigkeiten, was die Aufnahme von Informationen über das Auge betrifft. In der Naturfotografie ist das extrem hilfreich! Du kannst dein Auge über den Horizont streifen lassen und wirst automatisch schöne Motive wahrnehmen. Es ist sogar so, dass dein Hirn auf schöne Dinge trainiert ist und den Rest einfach ausblendet. Was will ich damit sagen? Vertraue deinen Augen, nicht dem Kamera-Sensor. Löse dich vom Sucher. Du wirst dich praktisch automaitsch für ein tolles Motiv entscheiden und hast danach immer genug Zeit, durch den Sucher den optimalen Bildausschnitt festzulegen. Also: Lass die Kamera mal am Gurt baumeln und lass dir ein paar Minuten Zeit – bis sich alles optimal auf dein Hirn eingewirkt hat.

3 Welches Objektiv für die Naturfotografie?

Obwohl ich vorher erwähnt habe, dass du die Kamera auch mal weglassen sollst, gehört eine gute Kameraausrüstung für scharfe Naturfotos natürlich dazu. Leider gibt es nicht nur ein Objektiv, welches alle deine Bedürfnisse in der Naturfotografie abdecken kann. Denn einmal möchtest du einen Steinbock in der Ferne fotografieren, das andere Mal einen kleinen Wassertropfen auf einem Blatt.

Entscheidend ist aber, dass du für ein bestimmtes Foto das richtige Objektiv auswählst. Folgende zwei Anforderungen sollte dein Objektiv erfüllen (falls du nur mit einem unterwegs bist).

  • Brennweite
    Generell eigenet sich ein Objektiv mit einer langen Brennweite. Das könnte zum Beisipel ein Zoom-Objektiv sein mit einem Brennweitenbereich von 18-140 mm (wenn du tendenziell eher im Makro Bereich fotografierst) oder ein 55 – 200 mm, wenn du eher auch etwas entferntere Motive wie Wildtiere fotografieren möchtest. Gegen oben ist alles offen. Wenn du in den Bergen Steinböcke fotografieren willst, dann brauchst du eher ein Supertele-Zoom mit Brennweiten bis zu 600 mm.
  • Lichtstärke / Blende
    In der Naturfotografie möchtest du bei vielen Szenen eine Abstraktion zwischen Motiv und Hintergrund erreichen. Sicher kennst du die Bilder mit gestochen scharfem Motiv und unscharfem Hintergrund. Dazu bald noch mehr. Wichtig im Bezug auf das Objektiv ist hierbei die maximale Blendenöffnung. Je tiefer die Blendenzahl, desto weiter kann die Blende geöffnet werden und je mehr Abstraktion zum Hintergrund wird möglich.Ein weiterer Vorteil einer tiefen Blendenzahl ist die hohe Menge an Licht, welche in kurzer Zeit auf den Sensor fallen kann. Dadurch musst du weniger lang belichten und bekommst so gestochen scharfe Naturbilder. Optimal ist ein Objektiv, welches mindestens f/1.4, f/1.8 oder f/2.0 zulässt.
Naturfotografie Wahl des Objektivs
Die richtige Wahl des Objektivs (@Andre Furtado, pexels.com)

4 Informiere dich vorab über das Motiv

Sei es eine Pflanze oder Tier, in der Naturfotografie wirst du definitiv bessere Resultate erzielen, wenn du dein Motiv vorab studierst. Hier ein paar Beispiele:

  • Blumen: Zu welcher Jahreszeit oder Tageszeit blüht sie? Mit welchen Farben kannst du rechnen und wie lässt sich die Farbe der Blume optimal mit der Umbegung fotografieren?
  • Tiere: Wann schlafen sie? Wann suchen sie Futterstellen auf? Findest du sie eher an einem Waldrand oder im offenen Gelände? Wann ist die Brunftzeit oder die höchste Dichte der Population?
  • Berglandschaft: Wie ist der Sonneneinfall an einer bestimmten Stelle? Hat die Kuppe noch Schnee? Zu welchem Zeitpunkt könntest du einen Sonnenstern in einem Tal fotografieren? Gibt es Möglichkeiten, dich übers Wetter in der Region oder allenfalls sogar Lawinenwarnungen zu informieren?

Wenn du die Dinge besser verstehst, kannst du dementsprechend auch bessere und spezifischere Fotos aufnehmen. Wenn du die Gewohnheiten deines Gegenübers kennst, dann kannst du deine Schnappschüsse auch vorhersehen.

5 Blende: Separiere mit Tiefenschärfe

Gestalterische Mittel sind auch in der Naturfotografie das A und O. Das Spiel mit der Tiefenschärfe drängt sich hier besonders auf. Mit ein paar wenigen Einstellungen kannst du die Bildwirkung komplett verändern. Je mehr du die Blende öffnest (kleine Blendenzahl) desto unschärfer (weniger Tiefenschärfe) wird der Hintergrund. Durch die große Blende fällt vergleichsweise mehr Licht auf die Linse wodurch kürzere Verschlusszeiten zur guten Belichtung des Fotos ausreichen.

Naturfotografie Hervorhebung vom Hintergrund
Blumen vom Hintergrund hervorgehoben (@Irina Iriser, pexels.com)

Schauen wir uns das obige Beispiel an. Was muss man tun, um das zu erreichen? Ganz einfach:

  1. Stelle die Kamera in den manuellen Modus oder auf Blendenpriorität
  2. Wähle einen Blendenwert von f/2.0, f/2.8 oder f/3.5
  3. Aktiviere den Autofokus am Objektiv
  4. Fokussiere mit halb heruntergedrücktem Auslöser auf das Motiv im Vordergrund
  5. Fotorgafieren und Bild am Display überprüfen

Naturfotografien welche in der blauen Stunde mit sanftem Licht und geringer Tiefenschärfe gemacht werden, lassen viel Raum zum Träumen. Hat das nicht etwas beruhigendes auf dem Foto? Versuche es selbst.

6 Nahaufnahmen von Strukturen, Farben, Linien und Formen

Wir Menschen orientieren uns sehr stark an Vorgaben der Natur. Sie inspiriert uns in verschiedenster Weise. Vor allem in der Architektur finden wir immer wieder Muster und Formen, die direkt von der Natur abgeleitet sind.  Einige der interessantesten Motive befinden sich direkt vor deiner Nase. Wenn du die Natur fotografierst, zoome doch einfach mal näher heran (wenn du ein Festbrennweite-Objektiv verwendest, trete einfach ein oder zwei Schritte näher) und erstelle eine Nahaufnahme davon. Hier ein paar Dinge, auf welche du achten könntest:

  • Waldboden
  • Haut einer Eidechse
  • Struktur auf einem Blatt
  • Baumrinde
  • Fellmuster einer Maus
  • Anordnung von Blütenblättern

Du wirst sehen, eine ganz neue Welt wartet auf dich, wenn du nur genauer hinsiehst.

Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Und an diesem Punkt unterscheidet sich die Naturfotografie von vielen anderen Bereichen. Für einen noch genaueren Blick empfehlen wir dir, in ein Makroobjektiv zu investieren. Diese Objektive vergrößern selbst das kleinste Detail und können dadurch erstaunliche Bilder hervorbringen.

Nahaufnahme von Herbstblättern
Nahaufnahme von Herbstblatt mit Wassertropfen

7 Fotografiere dein Motiv in seiner natürlichen Umgebung

Wenn du Naturaufnahmen machst, versuche alles im Bild in seiner natürlichen Umgebung festzuhalten. Wie es der Name “Naturfotografie” schon verrät, ist dieser Hinweis von grundlegender Bedeutung. Es ist nichts falsch daran, einfach kurz aus dem Haus zu gehen, über die Strasse zu laufen und da ein Bild von einem Vogel auf der Stromleitung zu machen. Von Naturfotografie würde ich da aber nicht sprechen.

Ein Naturfoto wird dann kraftvoll, wenn das Motiv mit der Umgebung harmoniert.

Bewegung tut gut. Daher lieber einmal etwas weiter laufen. Pack deinen Rucksack und fotografiere deine Motive in ihrer natürlichen Umgebung.

Fotografie Grundlagen Natur fotografieren
Ein Schmetterling in seiner natürlichen Umgebung.

8 Drei wichtige Filter in der Naturfotografie

Um die bestmöglichen Bilder zu erhalten, kannst du bei der Landschaftsfotografie zwei Filter einsetzen.

  • Polfilter dunkeln den Himmel ab und heben so die Blautöne im Kontrast zum Weiß der Wolken hervor (lies hier alles über Polarisationsfilter)
  • Neutraldichtefilter (ND) verhindern, dass zu viel Licht in die Kamera gelangt. Dies ist an hellen Tagen nützlich, wenn deine Kamera keine lange Belichtungszeit zulässt. Zudem kannst du damit tolle Effekte wie sanftes, fliessendes Wasser fotografieren. Hier gibts mehr dazu.
  • Experimentell: Infrarotfilter öffnen ein ganz neues Feld. Gefällt die das folgende Bild? Lies hier nach, wie das gemacht wurde.
Kamera Filter Infrarot
Die bizarren Farbveränderungen bei Infrarotfotografie

9 Die richtige Kameraausrüstung

Welche Kameraausrüstung (neben Kamera und Objektiven) hilft dir in der Naturfotografie?

  • Stativ: Legst du lange strecken zurück oder besteist sogar einen Berg? Heute gibt es so leichte Reisestative, die du im Gewicht kaum bemerkst. Ich habe meines immer dabei, egal wohin ich gehe!
  • Handgepäck: Fotografieren mit einer Kameratasche, Speicherkarten, Batterien und Objektiven im Handgepäck – ist ein Kinderspiel. Die absolute Basis-Ausrüstung.
  • Karte und Kompass – vielleicht hast du nicht immer Handyempfang.
  • Kleidung: Als Naturfotograf musst du keinen Schönheitspreis gewinnen. Aber praktisch soll es sein und für jede Witterung passend. Plane also stets im Voraus. Kopfbedeckung, Handschuhe (speziell für Fotografen) und verschiedene Schuhe könnten sich als sehr nützlich erweisen.Verwende auch eher alte Kleider. Du solltest nicht zögern müssen wenn es darum geht, dich in den Dreck zu werfen für einen tollen Schnappschuss!
  • Eine Gegenlichtblende kann eine gute Möglichkeit sein, um Blendeffekte auf Fotos zu vermeiden.
  • Plastiksack, welchen du bei Regen über die Kamera ziehen kannst.
Naturfotografie Ausrüstung
Fotograf mit guter Ausrüstung für Naturfotografien (@dr jelibon, pexels.com)

10 Die beste Kamera für die Naturfotografie

Falls du gerade fotografieren lernst, empfehlen wir dir bei deiner aktuellen Kamera zu bleiben. Mit einem iPhone oder Android-Gerät zum Beispiel, kannst du bereits schon beeindruckende Smartphone-Fotos aufnehmen. Moderne Smartphone-Kameras verfügen mittlerweile über echt fortschrittliche Features wie kleine Blenden, Dual-Linsen und optischer Zoom. Auch ohne DSLR wirst du überzeugende Bilder aufnehmen können.

11 Drittelregel

Die Drittel-Regel ist eine goldene Regel in der Naturfotografie. Das Bild wird dabei gleichmässig in 9 Abschnitte geschnitten, die durch zwei gleiche vertikale und horizontale Linien geteilt werden. Da wo sich die Linien schneiden ist der Punkt, wo das Auge normalerweise hinfällt. Platziere dein Motiv auf den sich kreuzenden Linien oder in einem der Quadrate, damit es zu einem dynamischeren Foto wird.

12 Natürliches Licht

Stell dir einen Baum mit grünen Blättern auf einer Wiese vor. Wenn das dein Motiv wäre, wird es bei einer untergehenden Sonne sanft mit goldenen Farbtönen beleuchtet. Das ist es, was wir als stimmungsvoll bezeichnen würden. Diese Art von Licht weckt ganz besondere Emotionen!

Probiere einen Schnappschuss morgens oder abends und einen mitten am Tag. Du wirst sofort den Unterschied in der Wirkung bemerken. Warum ist das so? Weil sich zu unterschiedlichen Zeiten die Farbtemperatur in deinem Bild verändert. Randzeiten sind immer zu bevorzugen, da das Licht weicher ist.

Sicher hast du schon von der blauen Stunde oder der goldenen Stunde gelesen. Falls nicht, dann ist jetzt die richtige Zeit dafür! Dieses Licht nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang ist vieler weicher und kreiert sanfte, wohlige Bilder. Es beleuchtet deine Motive gleichmäßiger und eliminiert die starken Schattierungen.

13 Früh aufstehen lohnt sich

Nicht nur die Farben und das Licht wenden sich zu Randzeiten zu deinen Gunsten. Die Wahrscheinlichkeit, dass der von dir besuchte Ort weniger überfüllt ist, sollte ziemlich gross sein. Besonders in touristischen Gebieten lohnt sich ein frühmorgendlicher oder spätabendlicher Besuch. Dieser Tipp gilt übrigens auch bei der Reisefotografie. Wie zum Beispiel beliebte Nationalparks und andere gut besuchte Sehenswürdigkeiten, welche um diese Zeit weniger überfüllt sind und mehr Platz für dich und deine Fotos bieten.

Ein guter Schnappschuss von einem Tier ist in den Morgen- oder Abendstunden viel wahrscheinlicher. Denn viele Tiere sind um einiges aktiver, wenn ihr Gebiet nicht von der Tageshitze oder anderen störenden Faktoren überschattet wird.

Lichteinfall in einen Wald in der freien Natur
Natürlicher Lichteinfall im Wald (@VisionPic .net, pexels.com)

14 Bleibe dir selbst treu – auch als Naturfotograf

Bei der Naturfotografie sollst du das fotografieren, was dich glücklich macht. Es spielt keine Rolle, was die anderen denken, und du musst dich auch nicht an hoch überarbeiteten Bildern orienterieren. Studiere die Arbeiten anderer Naturfotografen und sammle Ideen, vergleiche dich aber nicht mit ihnen. Trotzdem kannst du von anderen natürlich vieles lernen:

  • Wie werden Farben eingesetzt?
  • Was macht den eingeutigen Bildstil aus?
  • Gibt es besondere Perspektiven?
  • Werden ungwohnte Motive näher oder weiter weg fotografiert?
  • Wo werden Vignetten eingesetzt?

15 APS-C statt Vollformat

Lass deine superteure Vollformat-Kamera zu hause, wenn du auch eine Kamera mit Crop-Faktor hast. Die Objektive haben nämlich bei Crop-Sensor-Kameras eine ausgeprägte Brennweite. Dies ist besonders beim Fotografieren von Tieren nützlich. Um die Tiere nicht zu erschrecken, musst du nämlich eine gewisse Distanz einhalten.

Eine APS-C Kamera mit einem 55 mm-Objektiv zeigt dir faktisch eine 1.6-fache Vergrößerung gegenüber einer Vollformatkamera. Damit hast du sozusagen einen Zuum-Vorteil. Das gilt natürlich nicht, wenn dein Ziel möglichst grosse Weitwinkelaufnahmen (z.B von Bergpanoramen) ist.

Bär in seiner natürlichen Umgebung
Ein Bär im Wald aus Distanz fotografiert

16 Verschluss und Autofokus

Tiere bewegen sich ziemlich schnell. Jede Verzögerung kann eine verpasste Gelegenheit bedeuten. Eine entsprechend schnelle Verschlusszeit kann dich in dieser Situation retten. Wenn ich unterwegs bin, stelle ich per Default meistens 1/250 Sekunde ein. Je nach Geschwindigkeit des Tieres reicht das aber nicht. Prüfe vorab, ob dein Equipment mit dem Tier kompatibel ist. Leider habe ich schon oft von Fotografen gehört, deren Autofokus oder Pufferspeicher zu klein war, um schnelle Serienaufnahmen anzufertigen.

17 Respekt gegenüber Tieren und der Umwelt

Respektiere die Natur. Du musst kein Baumknuddler sein. Aber der Schutz der Natur ist immer das oberste Gebot. Kein Bild ist es wert, etwas zu zerstören. Eine Blume auszureissen oder den Boden zu plätten für eine top Position im Busch sind No-Go’s.

Wir fotografieren eine sensible Welt, die die Heimat vieler Lebewesen ist. Danke fürs Drandenken.

Naturaufnahme mit einer Hand die ein Blatt hält
Hand berührt sanft die Pflanze im Wald (@Alice Castro, pexels.com)

18 Teile deine Leidenschaft

Bist du ein Naturfreund und leidenschaftlicher Fotograf? Welche Tipps würdest du einem Einsteiger geben? Was sind deine Lieblingsmotive und Szenarien für die besten Fotos in der freien Natur? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

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