8 wichtige Punkte beim Kauf von Foto-Equipment

Stehst du kurz vor dem Kauf von neuem Foto-Equipment? Ein Kamerawechsel? Die meisten machen ihre ersten Foto-Schritte mit dem Smartphone. Oft entwickelt sich daraus der Wunsch nach mehr! Mehr kreativem Freiraum und der Möglichkeit, irgendwie künstlerisch etwas zu machen. Es folgt also die erste Einsteiger-Kamera, dann das bessere Modell. Manchmal ist es aber einfach der Wunsch nach einem Systemwechsel. Hier erfährst du, was du beim Kauf von neuer Ausrüstung wissen musst.

Neues Foto Equipment kaufen
Auf was musst du beim Kauf von neuem Equipment achten?

Es gibt Punkte die für alle Fotografen wichtig zu beachten sind. Für Fotografie Anfänger gibt es aber noch ein paar Hürden und Fragestellungen mehr. In diesem Artikel werden wir beide Perspektiven (Kamera-Wechsel und Neuanschaffung) einnehmen. Starten wir mit Tipps für Anfänger, die vor dem Kauf der ersten Kamera stehen.

Was ist wichtig für Fotografie-Einsteiger?

Mit einem Blick auf den Equipment-Markt oder in Foren fühlen sich Beginner gerne überrannt. Was wird eigentlich anfangs wirklich benötigt und wo lohnt es sich, doch direkt ein bisschen mehr zu investieren? Bevor du dich nach einem geeigneten Modell umschaust, gibt es drei wichtige Entscheidungen zu treffen.

#1 Was möchte ich mit der Kamera erreichen?

Der Zweck heiligt manchmal wahrlich die Mittel. Jemand, der mit einer Kamera lieber Clips aufzeichnen oder gar Videos auf YouTube bereitstellen möchte, der braucht automatisch ein anderes Gerät (siehe hier unsere Topauswahl für Youtuber), als der, der Landschaftsaufnahmen oder Tierfotografien anfertigen möchte. Ein komplettes Fotografie-Set unterscheidet sich also je nach Bereich. Das kommt nur schon daher, dass man je nach Genre mehr drinnen oder draussen fotografiert und entsprechend unterschiedlich ausgestattet sein muss. Bist du z.B. in der Lebensmittelfotografie tätig, dann brauchst du ein stabiles Set mit konstantem Licht.

Zuerst sollte also klargestellt werden:

  • Schwerpunkt – welchen Schwerpunkt habe ich? Welcher Bereiche der Fotografie interessieren mich? Und wo liegen die Überlappungen? Wer gerne Menschen fotografiert, aber auch Tiere, der hat somit schon eine Überschneidung.
  • Neues oder altes Kamera-Modell? – es gibt viele gebrauchte Kameras auf dem Markt. Und die sind oftmals praktisch ungenutzt. Denn fast jeder (zumindest in meinem Bekanntenkreis) hatte schon einmal die Idee mit einer Kamera kreativ zu werden. Bei einigen ist dann nach den ersten paar Gehversuchen wieder Schluss. Gebrauchte Kameras sind also oft eine super Option! Achte einfach darauf, dass die Kamera nicht zu alt ist, damit sie mit deiner restlichen Technik gut zurecht kommt.
  • Spiegellose oder Spiegelreflexkamera? – eine ewige Diskussion unter Fotografen. Was ist denn nun besser? Dieser Frage haben wir uns ausführlich gewidmet. Lies hier alle Vorteile von DSLR und DSLM’s. Soviel vorab: die spiegellose Systemkamera ist für Anfänger oft eher beherrschbar und eignet sich, wenn du kein Vorwissen hast.

#2 Was kostet eine gute Kamera?

Kameras gibt es zu jedem Preis. Gute Mittelklassemodelle sind bei etwa 700,00 Euro oder mehr. Wobei Einsteiger durchaus mit Modellen um die 400 – 500 Euro auskommen können. Die Kamera ist aber meist gar nicht so ausschlaggebend. Viel wichter ist das Objektiv, da solltest du nicht sparen. Objektive sind auch eher eine langfristige Investition, da sich die darin enthaltene Technik weniger schnell ändert als bei den Kameras. Einzig wenn du später einmal das System oder den Kamerahersteller wechselst, passen die Objektive mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr.

Reicht das mitgelieferte Kit-Objektiv?

Vermeide den Kauf eines Kit-Objektivs. Das Kit-Objektiv ist das Objektiv, das mit der Kamera geliefert wird. Oftmals schnüren Kamerahersteller ein ganzes Paket mit dem Kameragehäuse und ein paar Objektiven, um das Geschäft zu versüßen. Diese Objektive sind jedoch nicht von guter Qualität. Kaufe lieber nur den Kamera Body und 1-2 Objektive separat.

#3 Wie gehe ich am besten vor?

Ich erhalte immer wieder Anfragen von Einsteigern, weil die Wahl der ersten Ausrüstung eine schwierige Aufgabe ist. Meistens beginnt man dann zu lesen und verliert sich immer tiefer in den Details. Auf einmal werden auch noch Begriffe wie „Messfelder“, „AF Geschwindigkeit“ und „lichtstarke Objektive“ relevant. Dabei will man ja einfach nur fotografieren. Mein Tipp hier ist: treibe es nicht zu weit mit den Recherchen. Hast du jemand in deinem Umfeld, der Ahnung hat? Ein kurzes Gespräch ist da oft aufschlussreicher, als 20 Stunden Recherche. Halte dich an folgendes Vorgehen, um strukturiert an eine passende Ausrüstung zu kommen:

  1. Bereich festlegen, wie vorher bereits erwähnt
  2. Entscheide dich für ein Kamera-System (DSLR / DSLM)
  3. Wähle 1-2 Objektive, die zu deinem Bereich passen
  4. Kaufe Zubehör nur schrittweise zu

#4 Passt meine Vorstellung zum Preis?

Die meisten von uns hegen wirklich große Träume und Erwartungen wenn man eine tolle Kamera kauft. Ich mag mich an meine erste Kamera erinnern. Voller Freude und Erwartung ging ich sofort damit raus – „endlich kann ich auch die wahnsinnig tollen Fotos machen, wie ich sie immer im Internet sehe“. Die Ernüchterung folgte prompt. Fotografieren lernen kannst du nicht innerhalb eines Tages. Es braucht Zeit. Viel Zeit.

Viele Fotografen haben unrealistische Vorstellungen. Ich habe z.B. einmal mit einem meiner Workshop Teilnehmer gesprochen. Er hatte sich soeben eine riesen Ausrüstung für rund 7000 Euro gekauft (sein erstes Equipment) und argumentierte damit, dass er das innerhalb von wenigen Monaten wieder wettmachen wird, da er seine Bilder online verkaufen wird. Ein anderer Fotograf, seit 8 Jahren im Geschäft, wollte den „nächsten Level“ mit einer neuen Ausrüstung erreichen. Auch das funktioniert meist leider nicht.

Du kannst vieles Erreichen und deine Träume treiben dich dazu an! Bleibe aber realistisch, was die Erfolge anbelangt und plane dein Budget entsprechend.

4 Dinge du du beim Kamerakauf beachten musst

Nachem die Grundlegenden Fragen geklärt sind, habe ich ein paar konkrete Tipps für dich, die du beim Kauf einer neuen Kamera beachten solltest.

#5 Was ist mit aktuellem Equipment und Abläufen?

Achten bei der Entscheidung für deine neue Kamera auf eine genaue Bestandsaufnahme deiner Ausrüstung und deines Postproduktions-Workflows. Machen wir ein Beispiel. Was nützt dir eine neue Kamera mit 4K Video, wenn du mit einem 7 Jahre alten MacBook Pro arbeitest, das in Sachen Rechenleistung (Rendering) jedes mal an seine Grenzen stossen wird? Hast du z.B. noch ein selbstgebautes DIY-Kameramontage-Rig, das für DSLRs ausgelegt war?

Wenn du bereits eine Kameraausrüstung und einen Bearbeitungs-Workflow hast, musst du prüfen, ob die neue Kamera gut passt oder ob du die Kosten für die Aufrüstung einkalkulieren musst.

#6 Objektiv-Kompatibilität

Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Viele von uns, die schon lange mit der Fotografie zu tun haben, investieren in Objektive. Vielleicht hast du auch schon über Monate gespart, um ein wirklich gutes Objektiv für deine aktuelle Kamera zu bekommen. Wenn du ein Kameragehäuse eines anderen Herstellers in Betracht ziehst oder sogar innerhalb der Marke von z.B. DSLR auf DSLM wechselst, musst du die Objektivkompatibilität beachten.

Allenfalls kommen für dich auch Objektiv-Adapter in Frage, um den wechsel zu überbrücken. Diese Adapter sind immer besser geworden. Lies aber unbedingt die Datenblätter sehr genau durch und stelle dir selbst alle möglichen Fragen wir:

  • Unterstützt der Adapter deine Objektive?
  • Welche Funktionen (z.B. Autofokus) funktionieren damit noch?
  • Welche Funktionen (z.B. Fokussiergeschwindigkeit) werden durch den Adapter beeinträchtig?
  • Wie sind die Erfahrungen von anderen Fotrgafen zu einer bestimmten Objektiv/Kamera Kombination?

#7 Auflösung des Objektivs

Du sehnst dich nach dieser neuen, hochauflösenden Kamera mit atemberaubender Anzahl Megapixel. Und vielleicht sind bist du in der Lage, dein vorhandenes Objektiv mit einem Adapter weiter zu verwenden. Aber… können deine derzeitigen Objektive genug Details für diesen großen neuen Sensor auflösen? Ein erstklassiger Sensor gepaart mit einem Objektiv von geringerer optischer Qualität wird keine optimalen Bilder liefern. Ein top Objektiv von vor ein paar Jahren ist oftmals nicht mehr in der Lage, 40 oder 50 Megapixel aufzulösen. Einfach ausgedrückt:

Die Qualität deiner Fotos ist nur so gut wie das schwächste Glied in der Kette.

DxOMark fügte vor einigen Jahren die Vergleichsgrösse „wahrnehmbare Megapixel“ zu ihren Objektivbewertungen hinzu. Ein nettes Feature der DxOMark-Website ist, dass du die Bewertungen eines Objektivs überprüfen kannst, wie es an einer Vielzahl von Kameragehäusen montiert ist (vorausgesetzt, die Kombination wurde getestet). Ich habe meine Sony-Objektive auf DxOMark überprüft, und die Werte der wahrgenommenen Megapixel (Schärfe) stiegen von der A7R zur A7R II an. Sony hat die Objektive mit dem Gedanken an größere Sensoren gebaut. Doch wie sieht das bei den nächsten Modellen aus? Wir werden sehen.

#8 Speicherplatz

Der Festplattenspeicher ist die erste offensichtliche Limitation, wenn du eine Kamera mit mehr  Megapixelzahl kaufst. Mehr Pixel bedeuten größere Fotodateien. In meinem Beispiel erzeugt die Sony a7R 36 MB RAW-Dateien. Die a7R II spuckt 42 MB RAW-Dateien aus – das entspricht einer Steigerung von etwa 16 %. Nicht trivial für die Plattenspeicherung, aber verwaltbar. Wenn ich mich jedoch mit unkomprimierten RAW-Dateien herumschlage, stehe ich eher bei 80 MB pro Datei. Die a7R III erzeugt sogar (komprimiert) noch größere RAW-Dateien in der Größenordnung von 50 MB bis 70 MB.

Was ist mit Speicherkarten? Wie groß sind die Speicherkarten, die du besitzt? Wenn du immer noch mit 32-GB-Speicherkarten fotografierst, könnte das ein Problem sein. Noch einmal mein Beispiel: Meine a7R könnte etwa 900 Fotos aufnehmen, bevor sie eine 32-GB-Karte füllt. Mit der a7R II sind es bei der a7R II eher 750. Oder nur 400 für diese 80MB unkomprimierten RAW-Biester.

Cloud Speicherplatz ist relativ billig, aber als „Serienfotografierer“ (denke nur an Sport, Wildtiere, Hochzeiten) verschlingst du Speicherplatz und Speicherkarten schneller, als Pac-Man Punkte frisst. Die Projektion deines Speicherbedarfs ist mathematisch einfach genug. Du musst nur wissen, dass diese Speicheranforderungen mit einem Preisschild außerhalb des Kameragehäuses verbunden sind – und es handelt sich um wiederkehrende Kosten.

Preisvergleich & Finanzierung

Trotz des Wunsches nach Qualität, solltest du natürlich schauen, wo es die Kamera und das Equipment möglichst günstig gibt. Ein Preisvergleich im Internet ist immer gut. Wer bislang noch wenig Berührungspunkte mit echten Kameras hatte, der sollte zuvor ruhig einmal das örtliche Fotostudio oder einen Fachhandel aufsuchen. Die meisten Fotostudios sind bei Interesse bereit, Hobbyfotografen die dortigen Kameras zu zeigen. Letztendlich kommt es darauf an, dass die einzelnen Modelle einmal in der Hand gehalten wurden. Produktbeschreibungen sind hilfreich, die eigene Erfahrung wichtiger. Und was ist mit der Finanzierung?

  • Rücklage – das Equipment kann natürlich immer aus der Rücklage oder anderem Ersparten finanziert werden.
  • Finanzierung – Falls dein Einkommen gerade etwas niedriger ist und du deinen Notgroschen nicht opfern willst, ist natürlich auch ein Kredit eine Option. Achte dabei genau auf Konditionen, Sondertilgungen und vorzeitige Ablösung, um eine möglichst günstige Finanzierungsoption zu finden. Mit einem Sofortkredit lässt sich beispielsweise gleichzeitig vorher noch ein Anbietervergleich durchführen, um möglichst günstige Lösungen zu nutzen.

In beiden Fällen ist es wichtig, ein Budget zu machen und sich auch daran zu halten. Viele Käufer versäumen es, die vollen Kosten für das gesamte Zubehör, das sie benötigen, in ihrem Budget zu berücksichtigen. Hast du an alles gedacht? Was ist mit den Batterien, Stativen, Speicherkarten und allem anderen? Es ist wichtig, von Anfang an gründlich zu planen und zu budgetieren. Denn auch später, wenn du die Fotografie allenfalls professionell betreibst, musst du unternehmerisch denken und handeln.

Fotograf im Wald
Das Equipment sollte immer dem jeweiligen Zweck entsprechen. Bildquelle: @ Jamie Street / Unsplash.com

Extratipp Führe Buch über deine Ausgaben

Wer die Fotografie als selbstständige Arbeit im Nebenerwerb (gilt auch für Haupterwerb) anmeldet, der kann die Ausgaben für das Equipment übrigens steuerlich geltend machen. Damit dies möglich ist, müssen jedoch auch Einnahmen erzielt werden. Hier geht es gerade zu Beginn nicht um die Höhe, sondern schlichtweg um die Abgrenzung zum bloßen Hobby.

Leider vergessen viele Fotografen in der Euphorie, eine saubere Buchführung zu machen. Auch wenn du heute nicht selbstständig bist – wer weiss ob du es in 6 Monaten bist? Behalte also alle Belege und führe eine kleine Buchhaltung. Nur dann sind die Ausgaben abzugsfähig. Lies dazu auch noch unseren Artikel, wie man als Fotograf korrekte Rechnungen schreibt.

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