Outdoor Produktfotografie mit Available Light beherrschen
Die Produktfotografie unterteilt sich in verschiedene Arten, das macht die komplette Palette so vielseitig. So unterscheidet sich beispielsweise die Darstellung des “nackten” Produkts von der Präsentation in der Anwendung. Bei Produkten, die draußen verwendet werden, bietet sich die Outdoor Produktfotografie sehr gut an: Gerade dann, wenn das Bild etwas mehr aus dem Leben herausgegriffen sein soll. In diesem Beitrag möchte ich dich in das Thema einführen und meine besten Tipps für eindrucksvolle Produktfotos draußen teilen.
Inhaltsverzeichnis
Outdoor Produktfotografie – was ist das?
Was ist mit Outdoor Produktfotografie überhaupt gemeint? Der Begriff Outdoor Fotografie ist nicht klar definiert. So findest du, sobald du das bei Google eingibst von Portraits über Landschaftsfotos alles. Gibst du Outdoor Produktfotografie dagegen ein, wird das ganze schon klarer. Wie der Name schon sagt, sind Produkte mit oder ohne Menschen draußen zu sehen. Oft haben die Bilder eine Art Lifestyle Charakter.
Ziel ist es das Produkt in seiner Anwendung bestmöglich und positiv darzustellen. Dekoration und Umgebung helfen oft dabei. Das Motiv harmoniert mit dem Hintergrund. Die Darstellung soll den Charakter der Marke hervorheben. Arbeitet die Marke mit natürlichen Materialien und möchte ihre Naturverbundenheit untermalen, wird das Produkt vermutlich weniger in der Stadt in Szene gesetzt. Du siehst, es gibt jede Menge mehr zu beachten als nur das korrekte Licht.
Abheben von der Konkurrenz
Gehen wir auf eine kleine Gedankenreise. Stell dir vor, Verkäufer 1 bietet einen Rucksack an, genauso wie Verkäufer 2. Wird nun der Rucksack im Studio ohne Deko vor einem weißen Hintergrund dargestellt, wie hebt sich Verkäufer 2 von Verkäufer 1 ab? Wird schwer, oder?
Und da kommt die Outdoor Produktfotografie ins Spiel. Verkäufer 2 gibt nun in Auftrag, dass der Rucksack eine kleine Geschichte erzählen soll. Er soll die Naturverbundenheit der Marke ausdrücken und ein positives Gesamtbild abgeben. Der gewünschte Käufer identifiziert sich damit und eine Bindung entsteht.
Storytelling
Anders als der weiße Hintergrund, kann bei der Outdoor Produktfotografie das Setting eine komplette Geschichte erzählen. Der Stuhl, der bequem mitgenommen werden kann und immer dabei ist um die schönsten Momente zu genießen?
Die Schuhe, die schon einiges mitgemacht haben, aber nach wie vor treue Begleiter sind? Alles möglich. Im Studio ist es schwieriger solch eine Geschichte zu erzählen. Deshalb mach dir unbedingt Gedanken was das Produkt erzählen soll. Was möchtest du sehen, wenn du die Marke siehst?
Der richtige Kontext
Es ist natürlich nicht sinnvoll, ein Produkt in einer nicht passenden Umgebung abzulichten.
Hier war der Kontext passend zum Produkt für authentische Werbefotos ausgewählt. Die Marke steht für Nachhaltigkeit und natürliche Materialien. Deshalb war es mir umso wichtiger, das Produkt in der freien Natur abzulichten und ein positives Bild zu erschaffen.
Kontroversen dagegen sollten gut gewählt werden. Die Zahnbürste gehört nicht in den Pool und der Mixer einfach nicht in den Wald. Seltenst passt es dann doch zusammen, aber auch da gibt es immer eine Message: Das Auto auf der Skiflugschanze? Ja, mit Allrad geht das. Mit den Ski im Gras? Vielleicht geht es darum, dass du es nicht mehr abwarten kannst, bis der erste Schnee kommt. Dann machen auch solche Kontroversen Sinn. Das sollte aber gut überlegt sein.
Das richtige Equipment
Neben der Bildkomposition ist gutes Equipment bei der Outdoor Produktfotografie essenziell. Hier erfährst du, was du alles für die Outdoor Fotografie benötigst.
Objektiv
Hier kommt es darauf an, was abgelichtet wird. Ich greife oft zu meiner 85 mm Festbrennweite, da sie lichtstark ist und ein schönes Bokeh durch die weite Offenblende von 1.8 zaubert. “DAS” Objektiv gibt es meiner Meinung nach nicht, allerdings ist es wichtig, dass das Objektiv scharf abbildet und den Hintergrund schön unscharf zeigt, damit dieser nicht vom Produkt ablenkt.
Kamera
Genauso ist die Kamera nicht entscheidend. Ich würde nun nicht mit dem Smartphone losziehen, um professionelle Produktfotos zu schießen, aber es muss auch keine High-End-Kamera sein. Eine ordentliche Auflösung für eventuelles Cropping ist oftmals sehr praktisch. Auch ist es wichtig, wie groß die Bilder später benötigt werden. Für Drucke wird eine größere Auflösung gebraucht als zum Beispiel für Social Media. Wenn du gar keine Ahnung hast, was du wählen solltest, liegst du mit einer Vollformat schon mal nicht falsch.
Zubehör
Natürlich kannst du kein komplettes Studio-Equipment mit dir herumschleppen, wenn die Bilder beispielsweise auf dem Berg aufgenommen werden. So entscheide ich mich vor allem neben zwei Objektiven und der Kamera für ein Stativ und einen Polfilter. Das Stativ ist ein Muss für längere Belichtungen. Es ist immer dabei, sobald Wasser im Spiel ist, oder ich etwas halten muss, aber gleichzeitig das Bild aufnehmen sollte…
Der Polfilter hilft bei Spiegelungen und lässt sie womöglich komplett verschwinden. Auch gibt er allem sattere Farben. Ohne Polfilter gehe ich nicht mehr aus dem Haus. Sonstiges Zubehör, was immer hilft:
- Verlaufsfilter, wenn der Horizont zu hell ist
- Putztuch um Staubkörnchen und Dreck von der Linse wegzubekommen
- Weitere Speicherkarten
- Ersatzakkus, keiner möchte beim perfekten Licht ohne Akku dastehen.
Das richtige Licht
Auch hier hängt es davon ab, was das Produkt leisten soll. Eine Regenjacke erscheint authentischer, wenn sie im Regen abgelichtet wird. Eine Sonnencreme bei sonnigem Wetter. Mache dir davor Gedanken, wie das Produkt am sinnvollsten angewendet wird und überlege dir dazu das richtige Licht.
Wenn es keine gravierende Rolle spielt, entscheide ich mich oftmals für diffuses Licht, wie es an einem bewölkten Tag oft der Fall ist. Das ist das einfachste Licht, um die Fotos ohne harte Schatten zu erstellen. Bei Sonne zu fotografieren kann eine Herausforderung darstellen. Achte dann darauf, dass das Produkt im Schatten ist und keinen harten Schattenwurf erfährt. Ein Reflektor kann da auch oft helfen. Blitze verwende ich draußen nicht und kann somit nicht viel aus meiner Erfahrung dazu schreiben.
Vom Weitblick zu den Details
Bring gerne etwas Abwechslung in die Fotos. Spiele mit der Distanz und der Umgebung. Ich versuche zwischen Detail-Shots und weitwinkligen Bildern abzuwechseln. Bei den Detail-Shots ist die Schärfe sehr wichtig. Prüfe diese öfter.
Shooting mit fremden Personen
Wenn du mit fremden Personen zusammenarbeitest, bietet sich die Vorgehensweise vom Weiten zum Nahen auch gut an, um Vertrauen aufzubauen. Gerade unerfahrene Models haben am Anfang gerne etwas Distanz.
Hochformat oder Querformat?
Ob du im Hochformat oder Querformat fotografieren sollst hängt etwas davon ab, wie das Bild eingesetzt werden soll. Spreche das am besten im Vorfeld mit dem Kunden ab. Im Zweifel immer etwas Raum ums Motiv lassen und Hoch- und Querformat Fotos machen. Für Instagram bietet sich immer ein Hochformat oder zumindest ein quadratisches Bild an. Das hängt mit der Verweildauer des Bildes zusammen, da im Querformat diese zu kurz ist und sich das negativ auf den Algorithmus auswirkt.
Aber zurück zur Outdoor Produktfotografie. Wenn du keine Vorgaben hast, kannst du auch intuitiv zum Produkt fotografieren, sodass es den Bildaufbau unterstreicht. Im folgenden Bild siehst du eine freie Arbeit, für die ich keine Vorgaben hatte. Mir war es wichtig die Hände mit auf das Bild zu bringen, deshalb habe ich mich für ein Querformat entschieden.
Vorgaben einhalten
Der Kunde gibt manchmal Vorgaben vor. Halte dich genau an diese oder spreche Änderungen zwingend ab. Manchmal spielt auch das Wetter nicht mit, wie es sollte. Das muss zwingend kommuniziert werden, um böse Überraschungen zu vermeiden. Wenn sich der Kunde darauf einstellen kann, ist es etwas völlig anderes und er kann noch handeln und du kannst noch Alternativen vorschlagen.
Auch ist die Farbgebung oftmals wichtig. Wenn keine Vorgaben gegeben sind, dann schau dir den Webauftritt und Printmedien der Marke an. Du findest schnell raus, was für Farben vorherrschen und wie die Fotos ungefähr aussehen sollten.
Wie wird meine Outdoor Produktfotografie besser?
Wenn ich meine ersten Produktfotos ansehe… naja, ich hab seither dazugelernt.
Durch Blogs wie diesen, Youtube, Instagram, kritisches Denken und ganz viel Übung wird das alles nach und nach besser. Vor allem das kritische Auseinandersetzen mit den eigenen Bildern bringt meiner Meinung nach recht viel. Gerade bei Anfängern setzt der Dunning-Kruger-Effekt ein. Kurz zusammengefasst: Keiner ist besser als ein Fotograf am Anfang. So die Annahme.
Danach folgt ein Tal der Verzweiflung, aus dem ich mich recht stark rauskämpfen musste. Aber dann hatte ich Inspirationen und Ideen und versuchte, die in der Outdoor Produktfotografie umzusetzen. Da ich mich immer wieder kritisch mit meinen Fotos auseinandersetze, findet eine stetige Verbesserung statt. So kommt keiner um das viele Üben.
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