Parallaxenfehler einfach erklärt | Fehler au Fotos vermeiden
Parallaxenfehler entstehen schnell und können dein ganzes Bild zerstören. Vielleicht hast du ein Bild, auf dem irgendetwas nicht stimmt und du weisst nicht, wieso? Dann hat vielleicht der Parallaxenfehler wieder zugeschlagen. Zum Glück bist du hier gelandet! Denn in diesem Artikel wirst du verstehen, wie der Parallaxenfehler die Fotografie entsteht und wie du ihn vermeiden kannst.
Inhaltsverzeichnis
- Parallaxenfehler Definition
- Parallaxenfehler in der Fotografie
- Zweiäugige vs. einäugige Kameras
- Parallaxenfehler: Beispiel
- Parallaxenfehler vermeiden
- Das optische Zentrum des Objektivs
- Ein Hinweis zur Verwendung eines Stativs
- Parallaxenfehler in Makrofotos vermeiden
- Parallaxenfehler in Panoramas vermeiden
- Fazit
Parallaxenfehler Definition
Der Begriff „Parallaxe“ ist vom griechischen Wort „Parallaxis“ abgeleitet, was so viel wie „Veränderung“ bedeutet. Im Allgemeinen beschreibt der Begriff also die Veränderung, die entsteht, wenn wir ein Objekt von zwei verschiedenen optischen Linien betrachten. Tönt ziemlich kompliziert, nicht wahr? Am besten ist dies an einem Beispiel ersichtlich: Nimm einen Stift in deine linke oder rechte Hand und strecke den Arm vor dir aus. Dann schliesse einmal dein rechtes Auge, dann dein linkes Auge. Jetzt merkst du, dass sich deine Hand mit dem Stift von links nach rechts zu bewegen scheint. Diese scheinbare Verschiebung des Motivs bzw. des Hintergrundes nennt man eben Parallaxe.
Was ist falsch daran? Warum Parallaxenfehler?
Manchmal tritt die Parallaxe unbeabsichtigt auf und kann gerade beim Fotografieren zu viel Ärger führen. Manchmal aber kann sie wissenschaftlich angewendet werden. So wird die Parallaxe beispielsweise von Astronomen genutzt, um die Entfernung eines Sterns oder einer Galaxie zu messen.
Parallaxenfehler in der Fotografie
Die Parallaxenfehler treten am häufigsten in zwei Bereichen der Fotografie auf:
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1. Makrofotografie
Normalerweise tritt der Parallaxenfehler in der Fotografie auf, wenn mit einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera (Twin-lens reflex) fotografiert wird. Diese Kamera besitzt zwei übereinanderliegende Objektive. Das obere Objektiv ist der Sucher und das andere Objektiv dient der eigentlichen Bildaufnahme. Der Parallaxenfehler tritt vor allem bei Nahaufnahmen auf. Wieso? An unserem vorigen Beispiel ist das sehr gut zu erkennen. Hältst du den Stift weit von dir weg und schliesst abwechselnd das rechte und linke Auge, ist der Effekt nicht allzu gross. Je näher du aber den Stift vor die Augen hältst, desto extremer scheint sich der Stift zu bewegen. Genau dasselbe passiert in der Makrofotografie. Während der Nahaufnahme befindet sich das Motiv extrem nahe am Objektiv der Kamera. So erscheint der Effekt des Parallaxenfehlers noch ausgeprägter.
2. Panoramafotografie
In Panorama- und Landschaftsaufnahmen, die keine Motive im Vordergrund haben, ist der Fehler praktisch nicht erkennbar. Bei Panoramabildern mit einem Motiv im Vordergrund kann der Parallaxenfehler jedoch auftreten. Machst du beispielsweise mehrere Bilder und willst diese anschliessend zu einem grossen Panoramabild zusammenfügen, werden solche kleine Fehler sehr schnell zu sehen sein.
Zweiäugige vs. einäugige Kameras
Kompaktkameras verfügen normalerweise über ein zweiäugiges Reflexsystem. Die Kamera enthält dabei ein Objektiv als optischen Sucher und ein Objektiv für die Bildaufnahme (siehe Kapitel „Makrofotografie“). Die DSLRs dagegen verfügen über ein einäugiges Reflexsystem.
Unterschied DSLR und Spiegelreflexkamera
Sowohl SLRs als auch DSLRs sind Spiegelreflexkameras, die ein einziges Objektiv verwenden. Dieses Objektiv übernimmt die Funktion des Suchers und die Funktion der Bildaufnahme. Diese Art nennt man auch ein TTL-Betrachtungssystem (TTL = Through The Lens = Durch die Linse). Daher besteht weder bei einer SLR noch bei einer DSLR die Gefahr, dass Parallaxenfehler auftreten.
Parallaxenfehler: Beispiel
Hier noch eine kleine Veranschaulichung der Problematik. In den beiden Bildern siehst du das genau gleiche Motiv. Dabei wurden die Bilder von zwei verschiedenen Standpunkten aus aufgenommen. Willst du nun die beiden Bilder übereinander legen, hättest du eine coole optische Täuschung, aber kein schönes Panoramabild.
Parallaxenfehler sind in der Nachbearbeitung schwer zu beheben. Es gibt zwar gewisse Stiching-Softwares, die Blending Optionen enthalten, aber ab einem gewissen „Schweregrad“ des Fehlers kann auch diese Software nichts mehr ausrichten. Aber glücklicherweise lassen sich diese Fehler leicht vermeiden, wenn man Panoramabilder richtig aufnimmt.
Parallaxenfehler vermeiden
Die Parallaxe spielt die meiste Zeit keine Rolle. Sie wird nur dann zum Problem, wenn sich die Personen oder die Objekte sehr nahe vor der Linse der Kamera befinden. Du kannst diesen Fehler vermeiden, indem du die Kamera um das optische Zentrum des Objektivs drehst. Dieses Zentrum wird als NPP (No-Parallax-Point), also parallaxenfreier Drehpunkt, bezeichnet. Dieses Zentrum werde ich in den nächsten Kapiteln näher erklären.
Das optische Zentrum des Objektivs
Wie oben schon erwähnt ist die Parallaxe eine Verschiebung der scheinbaren Objektposition bei der Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln. Um zu veranschaulichen, was das bedeutet, führen wir ein einfaches Experiment durch. Dazu brauchen wir einen Hintergrund und einen Vordergrund. In unserem Falle benutzen wir eine Stange im Hintergrund und eine Stange im Vordergrund. Bewegt man die Kamera leicht nach rechts, so zeigt sich die Parallaxe: Einmal ist die Hintergrundstange auf der rechten Seite, einmal auf der linken.
Dies ist ein Beispiel für einen typischen Parallaxenfehler. Zwischen den Bildern gibt es einen scheinbaren Widerspruch und ein Problem tritt auf: Welchen Hintergrund sollte die Stange im Vordergrund haben, wenn wir versuchen, die Bilder zusammenzufügen?
Eine Konsequenz beim Zusammenfügen der Bilder ist, dass Vorder- und Hintergrundobjekte zwischen den Bildern unterschiedlich aussehen. Das geschieht, wenn sich die Kamera zu stark bewegt und sich daher im Panorama nicht gut ausrichten. Aber nicht jede Bewegung führt zu einer Parallaxe. Die Linsengeometrie zeigt, dass es einen Punkt gibt, der als optisches Zentrum (NPP) bezeichnet wird. Die Rotation um diesen Punkt verändert das relative Aussehen der Objekte zwischen den einzelnen Bildern nicht. Willst du also Panoramabilder mit einem Motiv im Vordergrund aufnehmen, sollte sich die Kamera um das optische Zentrum des Objektivs drehen. So kannst du Parallaxenfehler vermeiden.
Den richtigen Drehpunkt finden
Das optische Zentrum einer Linse befindet sich in der Eintrittspupille. Die Eintrittspupille ist eine Position der Linsenblende, wie sie von der Vorderseite der Linse aus sichtbar ist. Normalerweise liegt diese Position irgendwo in der Mitte der Linse, obwohl dies keine feste Regel ist. Je nach Kamera kann das Zentrum verschieden positioniert sein. Um ein genaueres Ergebnis zu erhalten, kannst du das Experiment mit den zwei Stangen durchführen. Du musst also einen Punkt finden, um den man die Kamera dreht, ohne die relative Position des Hintergrunds und der Objekte im Vordergrund zu verändern. Im unteren Video erfährst du, wie du das optische Zentrum deiner Kamera finden kannst.
Ein Hinweis zur Verwendung eines Stativs
Ein Stativ löst das Problem von Verwacklungen, nicht aber Probleme mit Parallaxen. Eine Stativhalterung fällt normalerweise nicht mit dem optischen Zentrum des Objektivs zusammen. Wenn du also bei der Aufnahme eines Panoramas ein Stativ verwendest und ein garantiert parallaxenfreies Ergebnis erzielen willst, musst du andere Maßnahmen ergreifen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten
1. Verwende ein Panoramakopf
Dies ist eine Vorrichtung, mit der du die Kameradrehung um einen beliebigen Fixpunkt einrichten kannst. Das Kalibrieren eines Panoramakopfes mit deiner Kamera und deinem Objektiv kann wie oben im Video beschrieben erfolgen. Du befestigst also die Kamera an einem Panoramakopf und folgst der Anleitung.
2. Verwende ein Tilt-shift-Objektiv
Diese Objektive verändern nämlich die Neigungen und Verschiebungen des optischen Zentrums nicht. Mehr über das Fotografieren mit diesem Objektiv erfährst du im unteren Video.
Parallaxenfehler in Makrofotos vermeiden
Wie schon erwähnt kommen Parallaxenfehler auch bei der Makrofotografie vor. Verwendest du eine zweiäugige Spiegelreflexkamera kann es einen kleinen Unterschied zwischen dem von der Kamera aufgenommenen Bild und dem durch den Sucher gesehenen Bild geben. Um dies zu korrigieren, solltest du ein paar Fotos machen und sehen, wie stark die Effekte sind. Auf diese Weise siehst du, wie das Objekt im Sucher ausgerichtet sein muss, um dann bei der Bildaufnahme korrekt auszusehen.
Parallaxenfehler in Panoramas vermeiden
Um Parallaxenfehler in Panoramabildern zu vermeiden, solltest du ein paar Dinge beachten:
- Beweg dich nicht von einem Ort zum anderen, wenn du eine Reihe von Bildern für ein Panorama aufnehmen willst. Die einzige Bewegung, die dir ein parallaxenfreies Bild liefert, ist die Rotation um das optische Zentrum deines Objektivs.
- Führe vor der Aufnahme das Experiment mit den zwei Stangen durch, um deine Position zu finden.
- Verwendest du ein Stativ, solltest du für ein besseres Ergebnis die Verwendung eines Panoramakopfes oder eines Tilt-shift-Objektivs in Betracht ziehen.
- Sei dir im Klaren: Machst du bei der Panoramafotografie mehrere Aufnahmen und fügst sie später digital zusammen, führt das Vorhandensein von Objekten im Vordergrund manchmal zu einem Parallaxenfehler.
- Um Parallaxenfehler in Panoramabildern zu vermeiden, solltest du Fotos ohne Vordergrundobjekte aufnehmen.
- Wenn jedoch ein Vordergrundmotiv vorhanden ist, kann man immer noch ein Panorama aufnehmen, wenn die Kamera um das optische Zentrum des Objektivs gedreht wird.
Fazit
Sorge dich nicht zu sehr um die Parallaxe. Sie wird nur dann zum Problem, wenn die Objekte sehr nah an der Kamera sind. Vor allem bei Panoramabildern ist dies nicht häufig der Fall. Und selbst in diesem Fall wirst du gute Ergebnisse erzielen, wenn du die oben genannten Tricks befolgst.
3 Gedanken und Fragen