Pilzfotografie Anleitung 🍄 10 Tipps für magische Pilzfotos!
«Magische Pilze» heißt das fotografische Langzeitprojekt, das mich seit über zehn Jahren begleitet. Im Rahmen dieses Projektes mache ich Pilzbilder, die das Märchenhafte dieser zauberhaften Welt sicht- und fühlbar machen. In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine Reise in das Reich der Pilze und vermittle dir meine wichtigsten Tipps für stimmungsvolle Pilzfotos!
Inhaltsverzeichnis
Pilze – plötzlich sind sie überall!
Die Welt der Pilze ist voller Wunder. Gestern hat es geregnet und über Nacht sind sie gekommen. Nun stehen Sie da: Pilze, wo man nur hinsieht. Einzeln oder in Gruppen. In unterschiedlichsten Farben und Formen. Mache erinnern uns an Menschen, andere an Politiker oder Politikerinnen….
Ist es die Vielfalt der Pilze, welche die Faszination ausmacht? Die Art und Weise, wie sie erscheinen und verschwinden? Tatsache ist: Keine anderen meiner Bilder haben so viele Anfragen und emotionale Reaktionen ausgelöst wie Pilzfotos. Offensichtlich lösen sie Gefühle, Stimmungen und Erinnerungen aus. Oder eine Sehnsucht nach der Natur «vor unserer Haustür». Denn genau dort sind die in diesem Beitrag gezeigten Bilder entstanden: in «meinem» Wald», nahe der Stadt Basel!
Zum Projekt «Magische Pilze»
Es gibt verschiedene Motivationen, Pilzfotos zu erstellen: wissenschaftliche, biologische, kulinarische und andere mehr. Jede hat ihre Berechtigung und Faszination. Meine Motivation ist jedoch eine ganz andere: Mit meinen Bildern möchte ich etwas von der geheimnisvollen Magie der Pilze und des Waldes vermitteln. Besonders schön ist es, wenn sie zum Staunen bringen und Nachdenken anregen.
Deshalb streife ich vor allem im Herbst durch die Wälder. Genauer gesagt: Meistens durch «meinen» Wald, den ich zu Fuß in einer Viertelstunde erreichen kann. Auf diesen Pilztouren suche ich unter anderem auch immer wieder die gleichen «Stammplätze» auf. Das sind nicht selten nur recht mühsame erreichbare Orte mit umgefallenen Bäumen. Hier finde ich regelmäßig Pilze, für die es sich lohnt, die Kamera auszupacken. Es ist spannend, zu verfolgen, wie sich diese Plätze von Jahr zu Jahr verändern. Es ist dabei nicht mein Ziel, alle Pilzsorten vor die Kamera zu bringen. Wichtig sind mir einfach besondere «Charakter»-Pilze. So sehe ich mich einfach als Sammler von zauberhaften Impressionen.
Welche Kamera und Objektive magische Pilzfotos?
Da führen bestimmt verschiedene Wege zum Ziel. Für meine Pilzfotos ist die Pentax K1 Mark 2 (Vollformat) mit dem Objektiv Pentax 100 mm 2.8 macro WR einfach perfekt! Nicht missen möchte ich das schwenkbare Display meines Gehäuses für bodennahe Aufnahmen. Und natürlich liebe ich den enormen Kontrastumfang und die herausragende Bildqualität. Aber dennoch möchte ich hier nicht das Lied der sogenannt «besten» Kamera anstimmen: Die gibt es nämlich nicht! Die beste Kamera ist die, die als Werkzeug zu deiner Arbeitsweise passt.
Tipp 1: Kamera-Ausrüstung Pilzfotografie
Dennoch gebe ich dir gerne einige Hinweise, auf was du bei der Ausrüstung für die Pilzfotografie achten solltest:
Fotorucksack, der folgende Voraussetzungen erfüllt:
- Wetterfestigkeit,
- Platz für die ganze Ausrüstung
Eine Kamera, die etwa folgende Voraussetzungen erfüllt:
- Wetterfestigkeit
- APS-C oder Vollformat-Sensor
- Schwenkbares Display
- Langzeitaufnahmen
- Selbstauslöser und / oder Kabelauslöser
- Rohdatenformat (RAW)
Ein Makroobjektiv, das folgende Voraussetzungen erfüllt:
- Wetterfestigkeit
- Brennweite zwischen 35 und 150 mm bezogen auf Vollformat (für mich sind 100 mm ideal)
Außerdem solltest du noch folgende Dinge mitnehmen:
- Ein stabiles, fein einstellbares Stativ
- Bohnensack-Stativ oder Stofflappen (dazu mehr unter Aufnahmetechnik!)
- 2 runde und faltbare Aufheller (Durchmesser ca. 30 und 100cm)
Tipp 2: Wichtig für unterwegs
Abgesehen von der oben beschriebenen fotografischen Ausrüstung, solltest du noch folgendes einpacken:
- Genügend Wasser und Proviant
- Kehrichtsack (gross): Zum Knien bei Morast und Schlamm, zum Versorgen der Stofflappen, zum Einsammeln von Abfall etc.
- Festes Schuhwerk und angepasste Kleidung (Achtung vor Zecken!)
- Mückenschutz
Die Aufnahme von Pilzfotos
Zugegeben: Pilzfotografen und Pilzfotografinnen sind vermutlich schon ein wenig speziell. Da nehme ich davon mich nicht aus und beweise das mit meinem folgenden Tipp:
Tipp 3: Schlechtes Wetter ist gutes Wetter!
Für meine Art der Pilzfotografie ist das Wetter perfekt, wenn die Wolken tief hängen oder Nebel durch den Wald zieht. Auch Regen ist willkommen; es muss ja nicht gerade ein Platzregen oder Dauerregen sein. Bei diesen Bedingungen gibt es wenig, aber weiches und ausgewogenes Licht. Unter diesen Voraussetzungen, die ja auch die Pilze lieben, hast du den größten Gestaltungs-spielraum bei der Aufnahme. Die meiner Meinung nach schönsten Farben erhältst du ohne Mehrpreis zusätzlich!
Tipp 4: Verwacklungen vermeiden
In der Pilzfotografie ist Wind in der Regel selten ein Problem. Aber Auslöseerschütterungen sind es mit Sicherheit! Starte die Aufnahme deshalb mit zeitlicher Vorauslösung (ca. 2-3 Sekunden) oder einem Kabelauslöser. Wenn du ein Stativ einsetzten musst: Der weiche Waldboden kann bei unachtsamer Bewegung schwingen. Bleibe darum während der Aufnahme unbedingt ruhig stehen bleiben und vermeiden jeglichen Kontakt mit dem Stativ!
Tipp 5: Belichtung und RAW-Format
Die Belichtungsmessung ist an sich ja kein großes Problem. Wenn da eine Sache nicht wäre: Auch bei schlechtem Wetter ist der Kontrastumfang oft viel größer als du denkst. Speziell auf den Pilzköpfen zeigen sich auch dann sehr helle Lichtflecken und Spitzlichter. Bei Regen ist das ganz besonders der Fall. Achte bei der Belichtung besonders darauf, dass diese kritischen Stellen keine Zeichnung verlieren! Also entsprechend unterbelichten oder abschatten.
Zusätzlich lohnt es sich, die dunkelsten Bereiche unter den Pilzköpfen mit einem Reflektor (oder mit weißem Papier) subtil aufzuhellen. Und: Fotografiere im Rohdatenformat der Kamera, um in der Nachbearbeitung das Optimum aus dem Bild herausholen zu können. Oft wirst du dann dunkle Stellen im Bild sehr stark aufhellen müssen. Fotografiere deshalb mit möglichst tiefen ISO-Werten und nimm lange Belichtungszeiten in Kauf – es lohnt sich!
Den Ausschnitt komponieren
Auch bei der Bildkomposition gibt es einige Tricks, die dir dabei helfen, den Pilz von seiner besten Seite zu fotografieren!
Tipp 6: Suche die «Schokoladenseite» des Pilzes
Pilzfotografie ist nichts anderes als das Portraitieren von Pilzen. Und wie Menschen haben auch Pilze ihre schönste Seite! Da sie keine «Vorderseite» haben, manchmal sogar mehrere. Es ist wichtig, dass du die besten Aufnahmerichtungen feststellst, bevor du mit dem fotografieren beginnst.
Tipp 7: Den Pilzen auf Augenhöhe begegnen
Die Bodenperspektive ist meine Lieblingsperspektive! Ich lege die Kamera mit Vorliebe direkt auf den Waldboden, unterlegt von einem alten Stofflappen. Mit etwas Übung lässt sich dieser formen, bis der gewünschte Bildausschnitt im schwenkbaren Display sichtbar ist. Im steilen Gelände braucht es zusätzlich noch etwas Kreativität. So schütze ich die Kamera vor dem Wegrollen mit einem beschwerenden Ast oder einem Teil des Stativs. So erreichst du eine tieferen Kameraposition, die auch Einblicke unter den Pilzschirm ermöglicht. Deshalb nutze ich kein Bohnensack-Stativ, weil damit die Aufnahmeposition bereits entscheidende Millimeter höher wäre!
Tipp 8: Schärfe und Schärfentiefe
Spiele mit der Blende und finde heraus, welche Schärfentiefe für das Bild gut ist. Falls du dich für eine kleine Schärfentiefe mit weichem Hintergrund entscheidest, fokussiere besonders sorgfältig auf die wichtigste Stelle. Meistens ist das die vorderste Stelle des Pilzkopfes. Bei einem großen Schärfentiefenbereich fokussierst du so, dass du diesen möglichst gut ausnutzen kannst!
Bildbearbeitung mit Gefühl
Meine RAW-Aufnahmen entwickle ich persönlich mit Lightroom. Dazu nutze ich alle Möglichkeiten, welche dieses mächtige Programm bietet. Eine Beschreibung der einzelnen Arbeitsschritte würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Auch muss es selbstverständlich nicht Lightroom sein. Aber vereinfacht führe ich etwa folgende Arbeitsschritte durch: Weißabgleich, Tonwertkorrekturen, globale und selektive Farbkorrekturen, Objektivkorrekturen und Sensorflecken-Retusche. Mehr möchte ich gar nicht verraten, da du meiner Meinung die Bilder so entwickeln solltest, wie es deinem Bildstil entspricht. Für diesen Weg gebe ich dir zwei scheinbar banale, aber ganz entscheidende Tipps mit:
Tipp 9: Beherrsche dein Bildbearbeitungsprogramm
Egal ob du deine Bilder nun mehr oder eher weniger stark bearbeiten möchtest: Du musst dein Bildbearbeitungsprogramm so weit beherrschen, dass du deine Bilder auf deine Weise bearbeiten und inklusive Bilddatenbank auch (mehrfach!) sichern kannst. Mit Freude daran wird dir das gelingen! Vielleicht hilft dir dafür unsere Lightroom Anleitungs-Serie.
Tipp 10: Weniger ist mehr!
Selten werden Bilder zu wenig stark bearbeitet; aus Begeisterung übertreiben die meisten. Ich natürlich leider auch… zum Glück gibt es da zwei Rezepte dagegen. Warte eine Weile, bist du mit der Entwicklung überhaupt beginnst. Falls du das nicht kannst: Lasse die bearbeiteten Bilder eine Weile lang liegen und schaue sie später noch einmal an. Du wirst vermutlich die Regler nun deutlich zurückdrehen müssen. Mit der Zeit findest du deinen eigenen «Begeisterungs-Überkorrekturfaktor» heraus. Bei mir liegt der vielleicht etwa bei 60 %. Auf diesen Prozentsatz reduziere ich die Wirkung der entsprechenden Einstellungen. So vermeide ich einige Tage später einen sehr ungesunden Farbenschock 😉
Hinaus in den Wald!
Vielleicht motiviert dich mein Beitrag, mit deiner Kamera auch auf Pilzsuche zu gehen? Es warten: Erholung, Naturerlebnis, Begeisterung und kreative Herausforderung. Ich wünsche dir viel Spaß dabei!
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