Professionell fotografieren in einem gesättigten Markt

Professionell fotografieren in einem gesättigten Marktumfeld ist eine Herausforderung. Der Erfolg kommt nicht einfach nur mit guten Bildern. Wie in jedem anderen Business macht das Produkt anfangs nur 20 % des Erfolges aus. Die restlichen 80 % müssen mit einer klaren Strategie und Marketing erarbeitet werden. Nur so wird man es schaffen, seinen Platz im Fotografen-Markt zu finden, und profitabel auf lange Sicht zu arbeiten.

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Der Fotografie Markt ist gesättigt – warum?

Fragt man auf der Strasse 10 Personen nach Ihren Hobbys, so geben bestimmt 3 davon das Fotografieren an. Schon faszinierend, dass sich so viele Menschen dafür begeistern und in der Fotografie einen Weg gefunden haben, ihre Kreativität auszuleben und mehr oder weniger „künstlerisch“ aktiv zu werden. Schon früh in der Geschichte der Fotografie konnten sich Menschen dafür begeistern. Das ist auch der Grund, warum der Fotografie Markt eigentlich schon zur Genüge gesättigt ist. Auch wenn 95 % dieser Fotografen absolute Amateure ohne jegliche Ausbildung sind, so entpuppen sich doch regelmässig wieder einige mit außergewöhnlichem Talent. Für Fotografen-Nachschub ist also immer gesorgt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:

  • Die Menschen trauen sich technisch mehr zu. Im Gegensatz zu früher obsiegt die Neugier gegenüber der Angst was neue Technik betrifft. Man probiert aus und experimentiert. Das Bedienen einer Kamera ist nicht mehr nur den Profis vorbehalten.
  • Die Kameras sind benutzerfreundlicher. Die Bedienung einer professionellen Kamera im Automatik Modus ist heute ein Kinderspiel. Ein „lucky-shot“ mit ein wenig Tiefen-Unschärfe gelingt jedem früher oder später. Wenn das passiert, fühlt man sich schnell als talentierter Fotograf. Für den Durchschnittsbetrachter wird es schwieriger, das Können des Fotografen richtig einzuschätzen.
  • Hersteller drängen mit breitem Marketing auf Absatz. Das Marketing der grossen Fotografie Hersteller wie Canon und Nikon richtet sich schon lange nicht mehr nur an eine Nische von professionellen Fotografen. Werbekampagnen werden breit gestreut – zur Zielgruppe gehört der Teenager, sowie die Oma welche ein paar Fotos an Weihnachten machen soll.
  • Wunsch der Unabhängigkeit. Noch nie wurden so viele Firmen gegründet wie in den letzten Jahren. Der Drang nach der Selbstständigkeit scheint ständig zuzunehmen. Professioneller Fotograf zu werden scheint einigen eine machbare Option, um diesen Wunsch zu erfüllen. Nur wenigen wirds gelingen (ausser man hält sich an unsere Tipps weiter unten 😉 ).
  • Breites Informations-Angebot und Tutorials. Wollte man früher professioneller Fotograf werden, so war ein Studium oder fundierte Ausbildung praktisch unausweichlich. Nicht zuletzt darum, weil es schwer war, anderweitig an den guten Ausbildungsstoff zu kommen. Mit Youtube und tonnenweise Tutorials im Internet findet heute jeder einen „alternativen Ausbildungsweg“. Meist fehlen dann zwar die Grundlagen der Optik, Geschichte und Umgang mit Kunden, hält aber nicht von einer professionellen Karriere als Fotograf ab.
  • Jeder macht alles – UBER lässt grüssen. Der Trend, dass eigentlich jeder alles machen kann, wird sich in den nächsten Jahren noch steigern. Angefangen bei UBER mit dem Taxi-Markt, werden weitere Branchen folgen. Die Menschen setzen zwar auf gute Qualität, sind aber auch sehr preis-sensitiv. Der Background und Ausbildung hat nicht mehr einen so hohen Stellenwert. Was zählt, ist der Service und das Resultat.

professionelle Fotografie konkurrenz

Anzahl der erwerbstätigen Fotografen in Deutschland und der Schweiz

In der Schweiz und Deutschland werden sporadisch Erhebungen über die Anzahl professioneller Fotografen gemacht. Diese Zahlen sind aber sehr waage, da nicht genau definiert werden kann, was ein professioneller Fotograf ist. Ausgegangen wird aber von den erwerbstätigen Fotografen. Grundsätzlich gehört der Fotograf zur Gruppe der Medienschaffenden.

Anzahl Berufsfotografen Schweiz

Die Schweiz zählte im Jahr 2014 gemäss Bundesamt für Statistik 4’135 selbstständig erwerbende Fotografen, resp. Berufsfotografen. Diese Zahl ist seit 4-5 Jahren ziemlich konstant. Ein weiteres Indiz auf den gesättigten Fotografie-Markt. Interessant zu sehen ist, dass die Anzahl der Fotografinnen in den letzten Jahren zugenommen hat.

Jahr Anzahl Fotografen
1970 3’372
1980 3’388
1990 3’315
2000 2’754
2010 4’324
2011 4’120
2012 4’406
2013 4’072
2014 4’135
2015 unbekannt
2016 unbekannt

Anzahl Berufsfotografen Deutschland

In Deutschland hat der Photoindustrie-Verband im Jahr 2012 die Anzahl professioneller Fotografen auf rund 20’000 Berufsfotografen geschätzt. Davon entfallen jedoch 6’000 Bildjournalisten. Die Marktverhältnisse sind gleich wie in der Schweiz – der Fotografenmarkt ist gesättigt.

Dein Masterplan – dein persönlicher Plan wie du professioneller Fotograf wirst

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Die Chancen als selbstständiger Fotograf

Was ist dein erster Gedanke wenn ich dir sage, dass ich heute eine Tankstelle eröffnen möchte? Genau, es gibt viele. Und eigentlich kann ich ja bereits überall tanken. Trotzdem bin ich überzeugt, dass ich ein sehr guter Tankwart bin, und die Welt von meinen Können und Service profitieren sollte. Genau so sieht deine Ausgangslage als werdender Profifotograf aus. Das soll aber keinesfalls demotivierend sein – im Gegenteil. Das Positive an der Sache ist ja, dass man weiss, dass die Nachfrage da ist. Sonst gäbe es keinen so grossen Markt. Eine Studie oder „Markt Research“ ob Fotografie überhaupt nachgefragt wird erübrigt sich also – wir wissen dass es viele Fotografen braucht. Das Risiko, dass du über 2 Jahre an einer neuen Geschäftsidee tüftelst ohne eine bestätigte Nachfrage entfällt also. Du musst es nur richtig machen – und du kannst es schaffen.

Marktverdrängungs-Strategie in der Fotografie

Nischen gibt es kaum mehr. Trotzdem bieten sich jedem Fotograf mit grossem Talent Chancen, mit der professionellen Fotografie den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die einzige Option, die man in einem gesättigten Fotografie Markt hat, ist die Marktverdrängungs-Strategie. Du findest deinen Platz im Markt, indem du (nicht gezielt) einen anderen Marktteilnehmer oder eben Fotograf aus dem Markt drängst. Tönt gemein? Ja. Aber so läuft nun einmal das Geschäft. Damit sprechen wir schon einen sehr wichtigen Punkt an, dem du als selbstständiger Fotograf immer wieder begegnen wirst. Selbstständigkeit bedeutet nicht nur Freunde zu haben. Oder anders gesagt, wenn du nur Freunde hast, machst du etwas falsch. Du musst dir deine Marktanteile erkämpfen und verteidigen. Nur so kannst du langfristig in diesem kompetitiven Markt überleben und dein Einkommen sichern. Ganz wichtig dabei sind rationale Entscheidungen. Lies dazu den Artikel über Wirtschaftliches Denken als Fotograf – der Homo Ökonomikus.

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Professionell fotografieren: Entscheidende Faktoren für deine Strategie

Neben ökonomischem Denken und Handeln beeinflussen viele weitere Faktoren deinen Erfolg als Fotograf. Gerade als kreativer Kopf wünscht man sich andere Beschäftigungen als Strategie- und Finanzplanung. Darum herum kommt man aber auch als Fotograf definitiv nicht. Diese Faktoren haben wir ausführlich im Artikel über Erfolgsstrategien für selbstständige Fotografen beschrieben. Das wichtigste nochmal in Kürze. Was muss deine Strategie beinhalten?

  • Bereich der Fotografie: Konzentriere dich auf 1-2 Bereiche der Fotografie. Nicht mehr. Du kannst nicht in allen Bereichen konkurrenzfähig sein. Mit etwas Glück findest du vielleicht sogar eine kleine Nische.
  • Lokale Ausrichtung: Lege einen geografischen Bereich fest, in welchem du Kunden gewinnen möchtest. Das erleichtert dir später die Akquise und auch den Werbeaufwand. Auch in Zeiten des Internets kannst du nicht überall präsent sein.
  • Persönlicher Stil: Genau wie eine Marke brauchen deine Bilder einen Wiedererkennungswert. Entwickle und verstärke deinen persönlichen Stil.
  • Zielgruppe definieren: Deine Zielgruppe ergibt sich eventuell über die Wahl deines Fotografie-Bereichs. Falls nicht, solltest du einen klare Marktsegmentierung vornehmen. Gibt es viele Firmen in meiner Umgebung? Wird meine Umgebung viel für Hochzeitsshootings genutzt? Finde heraus, ob dir Firmen oder Private Kunden mehr zusagen und richte deinen Fokus auf diese Zielgruppe.
  • Finanzplan und Preisstrategie: Erstelle eine Finanzplanung für ein Jahr. Als erstes listest du deine laufenden Kosten auf. Das Mietstudio, Softwarelizenzen, Steuern, Abonnemente etc. Als zweites definierst du deine Investitionen. Wieviel möchtest du in diesem Jahr für deine Ausrüstung oder für Werbung ausgeben? Und zu guter letzt – was willst du verdienen? Aus all diesen Kosten kannst du ableiten, was du für ein Shooting mindestens verlangen musst.
  • Konkurrenz: Wieviele Fotografen gibt es in deiner Umgebung und was bieten diese an? Besuche Websites und beobachte die Sozialen Kanäle deiner Mitbewerber.
pixolum Autor und Fotograf pixolum
Über den Autor

Patrick ist der Gründer von pixolum und versorgt dich seit 2012 mit spannendem Fotografie-Stoff. Neben seiner Leidenschaft für Kameras & Design unterstützt er kreative Köpfe beim Aufbau ihres Business. Er trinkt jeden Tag 7 Kaffees aus der pixolum Tasse, ist absoluter SEO Nerd und beginnt mehr, als er zu Ende bringen kann.

1 Gedanken und Fragen

  1. jönu

    Hallo Patrick

    Danke für diesen spannenden Artikel.

    Kannst du mir die genaue Quelle des BFS betreffend den Schweizer Berufsfotografen angeben? Leider werde ich auf der BFS-Webseite nicht fündig nach diesen Angaben.

    Liebe Grüsse
    Jönu

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