Psychologische Wirkung von Motiven auf Fotos

Machst du dir im Moment des Fotografierens Gedanken über die spätere Wirkung des Bildes? Mit deiner Motivwahl kannst du gezielte Reaktionen beim Betrachter hervorrufen. Im Folgenden werfen wir gemeinsam einen Blick auf Bildmotive. Darauf, was sie über dich aussagen. Welche Aussage du mit ihnen triffst und wie dritte auf sie reagieren.

psychologie bilder fotografieren
Steuere die Wahrnehmung deiner Bilder.

Wie wir Bilder wahrnehmen

Der Trend geht schon lange vom Wort zum Bild. Zeitungsartikel werden vermehrt mit Fotos und Videos unterlegt, Informationstexte durch Grafiken ersetzt, Gebrauchsanweisungen durch Video-Tutorials. Die Werbung macht sich schon lange den psychologischen Effekt von Bildern auf ihre Zielgruppe zunutze. Du denkst, du siehst einfach nur ein nettes Plakat? Weit gefehlt: Jedes Motiv ist wohlüberlegt.

Wir alle sind anfällig für die Kommunikationswirkung von Fotos. Dabei müssen wir ihnen gar keine bewusste Aufmerksamkeit schenken. Sie platzieren ihre subtile Botschaft unkontrollierbar in unserem Unterbewusstsein. Allerdings kann Werbung ihren Zweck auch verfehlen: Kannst du dich nicht mit der Person auf dem Foto identifizieren, keinen Bezug zum Motiv herstellen, wirst du nicht die erhofften Emotionen zeigen.

So viel zum Produktmarketing. Aber wie steht es mit dir? Machst du dir Gedanken beim Fotografieren?

Welcher Auslöser für den Auslöser?

In anderen Worten: In welchem Moment entscheidest du dich für ein Foto, welches Motiv hältst du besonders gerne fest? Und inwiefern unterscheidest du dich dabei von deinen Fotokollegen oder Freunden? Mach den Test! Seid ihr das nächste Mal als Gruppe unterwegs, achte gezielt darauf, wer wann welches Motiv fotografiert. Ich garantiere dir: Seht ihr nicht gerade alle gleichzeitig etwas wirklich Einzigartiges, zückt ihr in jeweils anderen Momenten den Apparat.

Fotografen suchen nach Motiv
Fotografen suchen nach Motiv – oft sehen wir komplett verschiedene Dinge.

Dabei wählt ihr eure Motive oft willkürlich aus. Du entdeckst etwas, das dich berührt – und bannst es auf deine Speicherkarte. Betrachtest du deine Bildersammlung, stechen mit Sicherheit bestimmte Motive und Farben heraus. Psychologen glauben hier nicht an Zufall, sondern wollen daraus Rückschlüsse auf deinen Charakter ziehen können.

Die Welt ist bunt

Die Wirkung von Farben und Kontrasten auf unser Unterbewusstsein wird seit Jahren von Experten analysiert. Nach ihrer Ansicht verbinden wir zwar abhängig von individuellen und kulturellen Faktoren unterschiedliche Stimmungen mit bestimmten Farbtönen. Dennoch werden ihnen typische Assoziationen zugeschrieben.

  • Rot: Liebe, Exzentrik
  • Blau: Vertrauen, Ruhe
  • Grün: Harmonie, Umwelt
  • Gelb: Sonne, gute Laune

Leuchten dir also überdurchschnittlich viele helle, frische Farben von deinem Bildschirm entgegen, zählst du nach der Farbpsychologie zu den fröhlichen Typen. Ziehen sich dunkle Farben durch deine Fotomotive, neigst du danach zu Schwermütigkeit.

Der Betrachter ist König

Auch Größe und Art des Hauptmotivs lassen Rückschlüsse auf deinen Charakter zu. Fotografierst du dich ständig selbst oder vermeidest du möglichst jedes Foto von dir? Nach unabhängigen Studien sollen weltweit täglich über 90 Millionen Selfies geschossen werden, ein durchschnittlicher Millennial im Laufe seines Lebens nicht weniger als 25.000 Selbstporträts aufgenommen haben.

Was möchte ich damit sagen? In deinem Kopf muss ein Umdenken stattfinden. Es wäre vergleichbar mit dem Spruch: „Der Kunde ist König“. Der Kunde wäre hier der Betrachter. Versuche ein Bild zu machen, dass den Betrachter fasziniert. Beflügle seine Gefühle! Reisse ihn mit. Das gelingt nur, wenn du den Fokus weg von dir, ganz auf das Motiv und eine optimale Bildkomposition leitest.

Faktoren der Bildwirkung

Emotionen wecken mit Fotografie Kinder spielen
Magst du dieses Bild? Warum?

Mach einmal den Selbstversuch. Überlege genau, was du wie warum als Erinnerung festhalten möchtest. Denn es ist nicht schwer, mit einem gestellten Foto eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Achte einfach unter anderem auf folgende Aspekte:

  • Motivgröße: Ausschnitt oder komplett?
  • Motivschärfe: offensichtlich im Vordergrund, undeutlich am Bildrand?
  • Farbwahl: Hell oder dunkel? Natürliches Sonnenlicht oder künstliche Beleuchtung?
  • Komposition: Negativer Raum oder Nahaufnahme?
  • Bild-Format: Hoch- oder Querformat?

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Du hast einen Auftrag für ein Familien-Shooting. Wie sehen die genannten Punkte konkret aus?

  1. Halte Abstand. Nahaufnahmen können zwar vertraut, aber auch beängstigend wirken. Lässt du keinen Freiraum zum Bildrand, fühlen sich Personen oft bedrängt und eingeengt
  2. Fotografiere entweder nur die Köpfe oder entscheide dich für eine Ganzkörperaufnahme. Die Beine in Kniehöhe oder den Arm am Ellenbogen abzuschneiden ist ein No-Go. Achte auf eine optimale Platzierung und Anordnung der Personen
  3. Wähle einen ruhigen, unauffälligen Hintergrund. Ist er zu dominant, lenkt er von der Gruppe
  4. Farben spielen immer eine zentrale Rolle. Im Optimalfall findet vor dem Shooting eine Absprache statt, mit welcher sich alle nach einem Farbton richten. Damit hast du Plansicherheit und kannst einen geeigneten Ort finden, der farblich harmoniert.

Drei Augen sehen mehr als zwei

Was unsere Augen sehen, wird von unserem Gehirn verarbeitet und an uns weitergeleitet. Überrasche also den Betrachter mit einem Motiv, das er selbst in dieser Art nicht wahrgenommen hätte!

Hast du’s gewusst?

Was wir im Gegensatz zu unserer Kamera nicht können: Durchgängig scharf fokussieren. Normalerweise blenden wir hinter dem Fokuspunkt den Hintergrund aus. Fokussieren wir auf etwas weit entferntes, verschwimmt dafür etwas der Vordergrund. Mit einer Kamera kannst du hingegen durchgehende Schärfe erreichen, indem du die Blende schliesst.

Ein weiterer Unterschied: Bei einer großen Menschenmenge wirst du dich automatisch auf eine Person fixieren – deine Kamera nimmt (ohne deine manuelle Fokussierung) keine Unterschiede vor.

Hast du auch schon einmal erst im Nachhinein auf deinem Foto etwas erkannt, das du nicht bewusst fotografiert hast? Das Reh am Waldrand, der Zweig, der in den Bildrand ragt? Du siehst drei-, deine Kamera zweidimensional. Zwar kannst du deinen wortwörtlichen Blickwinkel nicht verändern, jedoch durch eine entsprechend eingestellte Brennweite mit der Darstellung deines Motivs deine Augen überraschen.

Sonnenuntergang - Bildwirkung steuern.
Bildwirkung optimieren.

Fotografierst du ein wehendes Blatt im Wald, spürst du gleichzeitig den Wind, nimmst den typischen Herbstgeruch welker Pflanzen auf, fühlst den weichen Erdboden unter deinen Füßen. Ein perfektes Foto schafft es, beim späteren Betrachten all deine Sinne erneut anzusprechen – und nicht nur optisch Eindruck zu hinterlassen.

Überlege dir also schon beim Fotografieren, wie du mit deinem Bild jemanden berühren kannst, der dich nicht in den Wald begleitet hat. Schaffst du es, deine Eindrücke, deine Stimmung auf das Foto zu übertragen?

Eine Frage der Betrachtung

Ein physisches Bild hat eine andere Bildwirkung als ein digitales. Ich empfehle daher jedem Fotografen, regelmäßig eine kleine Bildauswahl zu drucken. Warum die Wahrnehmung so anders ist, kann man nur schwer sagen. Wahrscheinlich aber, weil bei einem physischen Produkt mehr Sinne mit einbezogen werden. Wir sehen dann nicht nur, sondern fühlen die Textur – riechen allenfalls sogar die Farbe.

Ein Ölgemälde im Flur oder ein typisches Poster über dem Sofa kann jeder. Eine Fotowand ist definitiv ein Unikat! Und du wirst mit Sicherheit Spaß an der Zusammenstellung haben. Beachte im Vorfeld drei Dinge:

  • Lasse die Bilder in der richtigen Größe ausdrucken
  • Suche dir passende Rahmen
  • Überlege dir die Art der Aufhängung

Perfekte Rahmenbedingungen schaffen

Du musst nur einen Online-Foto-Shop aufrufen, deine Bilder hochladen und um Ausdrucke bitten. Allerdings: Achte auf das exakte Format! Während sich in der analogen Fotografie 9 x 13 und 10 x 15 Zentimeter als gängige Bildmaße durchgesetzt haben, werden Digitalfotos oft im Bildschirmformat 3 : 4 aufgenommen. Ohne gegenteilige Angaben passt der Fotodienst dein Motiv beim Ausdruck allenfalls automatisch an diese Größe an und schickt dir deine Bilder in 9 x 12 bzw. 10 x 13 Zentimetern – selbst, wenn dabei dein Fotomotiv beschnitten wird.

bilder drucken berglandschaft
Achte beim Druck auf das Bildformat.

Individuell und aussagekräftig

Rahmen und Fotos passen perfekt zusammen? Dann überlege dir, wie du die Aufhängung gestalten möchtest. Denn nicht nur die Motive, auch die Zusammenstellung deiner Bilder kann große Aussagekraft entfalten. Gestalte deine Zimmer durch deine persönliche Fotowand in der gewünschten Atmosphäre. Ob viele kleine Fotos oder einige ausgewählte Motive in großen Rahmen: Entgegen einer Fototapete oder bedruckten Wänden kannst du deine Bilder jederzeit problemlos gegen Neue austauschen und so die Stimmung im Raum verändern.

Nicht nur du kannst mit deiner Bildwand deine Freunde beeindrucken. Nach psychologischen Studien wählen auch Manager ihre Wanddekoration bewusst aus. Wer sich für moderne Kunst entscheidet, geht mit der Zeit, Ahnenporträts stehen für Tradition, Kinderfotos strahlen Wärme und Vertrauen aus.

Du siehst: Mit einem einzigen Knopfdruck kannst du unterschiedlichste Wirkungen erzielen. Überlege dir beim nächsten Mal den gewünschten Effekt auf Außenstehende – und vergleiche ihre Reaktion bei der Bildbetrachtung mit deiner Erwartung. Die psychologische Wirkung deines Fotos kann sich als äußerst spannend erweisen!

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