Schmetterlingsfotografie 🦋 Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene
Für die Schmetterlingsfotografie benötigst du einen ausgesprochen guten Blick auf deine Umgebung. Wenn du Schmetterlinge, wie den Bläuling fotografieren möchtest, benötigst du neben dem richtigen Equipment, der Aufnahmetechnik und den richtigen Wetterbedingungen auch ein gutes Auge, um die kleinen Falter zu finden – ja sie sind oft wirklich klein. Mit diesem Leitfaden möchte ich dir aufzeigen, wie ich meine Motive in den vergangenen Jahren finden und fotografieren konnte und dir die wichtigsten Punkte für deine nächsten Ausflüge mitgeben.
Wenn du diesen Beitrag liest, hast du entweder schon erste Erfahrungen in der Schmetterlingsfotografie gesammelt oder du bist noch komplett neu auf diesem Gebiet. Die Beobachtung eines Schwalbenschwanzes, dem größten heimischen Tagfalter, ließ in mir im Jahr 2019 das Feuer entfachen. Bilder hatte ich zuvor schon viele gesehen, aber sie haben mich persönlich nie angesprochen. Nun änderte sich das von einem auf den anderen Blick.
Inhaltsverzeichnis
Auf Schmetterlingssuche gehen
Klingt eigentlich logisch, ist aber meistens der schwierigste Job eines Schmetterlingsfotografen. Denn was sich allgemein als Insektensterben bezeichnet, findet sich konkret auch bei den 189 Tagfalterarten, also unseren begehrten Motiven wieder. Durch den Verlust von vielen Nahrungspflanzen der Raupen und Habitate der sogenannten Spezialisten unter den Tagfalter, nehmen die Bestände stetig und rapide ab. Die Generalisten, wie zum Beispiel das Tagpfauenauge, sind von diesem Rückgang nicht betroffen.
Grundsätzlich gibt es aber zum Glück noch anfängerfreundliche Arten, die noch weit verbreitet vorkommen. Einer dieser Arten ist der Aurorafalter, der an Waldrändern und Wiesen im Frühjahr fast überall in Deutschland zu finden ist. Um ihn zu finden, gilt es Ausschau nach dem Wiesenschaum-kraut und der Knoblauchsrauke zu halten, denn von diesen Pflanzen ernährt sich die Raupe. An diesen Pflanzen findet man auch sehr häufig den Falter.
Erkunde die Lebensräume der Schmetterlinge
So hat jeder Schmetterling einen bestimmten Anspruch an seinen Lebensraum und die Pflanzen, die in diesem vorkommen. Dieses Grundlagenwissen ist sehr wichtig, denn bevor das eigentliche Fotografieren losgehen kann, musst du den Falter erstmal finden. Dafür besuchst du am besten am Tag ein Gebiet und dokumentierst, welche Schmetterlinge du fliegend beobachten konntest. Überlege dir auch, welche Schmetterlinge du fotografieren möchtest und konzentriere dich gerade zu Beginn eher auf einzelne Arten, als ohne Ziel rauszugehen.
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Generell empfehle ich dir bei der Erkundung deiner Region folgende Habitattypen: Mager- und Trockenrasenflächen, extensive Wiesengebiete aller Art oder Wacholderheiden für ein großes Vorkommen von Faltern zwischen Mai und August. Ab April bis Mai ist der Aurorafalter als Einsteigerart zu finden. Einige Schmetterlinge sind auch je nach Witterung noch bis Oktober anzutreffen – meistens dann allerdings meistens schon abgeflogen, was bedeutet, dass sie nicht mehr so farbenfroh und somit keine perfekten Motive mehr sind.
Tipp:
Wenn du noch Probleme mit dem Bestimmen der lokalen Flora und Fauna hast, empfehle ich dir hier die kostenlose App Seek, mit der du mittels deines Smartphones präzise mit 97% Genauigkeit deine Motive bestimmen kannst. Mit dieser App habe ich mittels eines Jahres extrem viel dazu gelernt.
Die ideale Zeit für die Schmetterlingsfotografie
Zum Fotografieren gehst du entweder abends oder morgens raus, denn Schmetterlinge befinden sich in der Nacht in der sogenannten Kältestarre. Sie können sich nicht bewegen und schlafen oft an der Futterpflanze oder Grashalmen in der Umgebung. Abends sind die Falter noch aktiver und schwieriger zu fotografieren. Mein Tipp ist also morgens zu fotografieren. Allerdings empfehle ich dir, am Abend vorher im Gebiet schon einmal nach Plätzen zu suchen, wo sie schlafen und die Stelle zu markieren, sodass du dich am Morgen nur noch um das Fotografische kümmern musst.
Wenn du morgens noch suchen musst, empfehle ich dir ca. 60 Minuten vor Sonnenaufgang im Gebiet zu sein und zu suchen, sodass du noch genügend Zeit hast. Denn oftmals kann die Suche schon teilweise eine halbe Stunde dauern und der perfekte Moment zum Fotografieren ist meistens die goldene Stunde nach Sonnenaufgang.
Die große Equipmentfrage
Bei dieser Frage scheiden sich oftmals gerade bei erfahrenen Fotografen die Geister – ich selber bin ein Verfechter der Strategie „Weniger ist mehr“. Es muss nicht das teuerste Stativ oder die neueste Kamera sein, die dir tolle Schmetterlingsfotos ermöglichen wird. Denn selbst der schnellste Autofokus ist dir bei dieser Art der Fotografie kein Vorteil.
Stativ und Diffusor
Zum Thema Zubehör kann ich dir Folgendes mit auf den Weg geben: Ein stabiles Stativ mit Kugelkopf ist in den allermeisten Fällen ausreichend – dabei ist der Hersteller fast egal. Wichtig ist, dass das Stativ eine tiefe Lage nah am Boden ermöglicht und somit verschiedene Aufnahme-situationen aufgreifen kann. Zudem empfehle ich einen Faltdiffusor zum Abschatten des Schmetterlings beim Fotografieren. Natürlich kann die Abschattung auch durch den Körper selber erfolgen, indem du dich zwischen Objekt und Sonne bringst, aber diese Abschattung ist meistens sehr stark und lässt weniger Licht durch, als ein Diffusor es tut.
Kamera und Objektiv
Zur Fixierung des Ansitzhalms, an dem der Schmetterling sitzt, ist eine Pflanzenklammer gerade bei etwas mehr Wind essenziell wichtig und sollte immer im Rucksack dabei sein. Neben dem Zubehör benötigst du natürlich eine Kamera zum Fotografieren. Hierbei empfehle ich dir alle Hersteller, die einen APSC- oder Vollformatsensor anbieten. Hier erhältst du die beste Leistung in der Schärfe und der Dynamik sowie ISO-Performance.
Das richtige Objektiv ist natürlich für den Look des Fotos essenziell wichtig. Makroobjektive erhältst du schon im Weitwinkelbereich, aber der natürlichste Bildwinkel für die klassische Schmetterlingsfotografie befindet sich eher in dem Bereich 90-180mm im KB-Format. Hier wird der Hintergrund wunderschön verschwimmen und das Motiv realitätsgetreu gezeigt. Wenn du tatsächlich keine Makroausrüstung besitzt, kannst du auch mit einem Teleobjektiv fotografieren – hier ist nur der Abstand zum Motiv dann größer. Das solltest du immer im Hinterkopf haben.
Perfekte Wetterbedingungen für die Schmetterlingsfotografie
Neben der Suche der Schmetterlinge gibt es vor dem eigentlichen Fotografieren noch einen zweiten, sehr wichtigen Faktor, mit dem du dich beschäftigen solltest – dem Wetter. An einem perfekten Makromorgen hat es nachts ordentlich abgekühlt, sodass noch Tautropfen die Landschaft bedecken. Die Sonne muss nicht scheinen, ist aber definitiv ein Pluspunkt. Bewölktes Wetter ist aber auch angenehm, da die Falter länger brauchen, um aus der Kältestarre herauszukommen. Regen ist kein gutes Makrowetter, das kannst du dir merken.
Der wichtigste Punkt ist aber der Wind – und da solltest du wirklich am Abend vorher ins Detail gehen. Alle Windgeschwindigkeiten bis 10 km/h sind okay, bis 5 km/h sind sie optimal zum Fotografieren. Alles über 10 km/h gestaltet sich als schwierig, da gerade am Morgen bei längeren Verschlusszeiten jeder Wackler stört.
Die richtige Aufnahmetechnik für klassische Schmetterlingsfotografie
Der Schmetterling ist gefunden, die Kamera startklar. Wie geht es nun weiter?
Zunächst solltest du immer (!) und das betone ich hier extra, darauf Acht geben, die Natur so wenig, wie möglich zu zerstören.
Gehe behutsam mit den Pflanzen um, denn es ist die Lebensversicherung der Insekten. Gehe ohne Stativ schon einmal um den Falter herum und schaue mit der Kamera, wo der Hintergrund und die Komposition am besten möglich ist. Nun baust du dein Stativ auf und versuchst die Schärfeebene parallel zum Sensor der Kamera auszurichten.
Am besten nutzt du den Live-View Monitor und prüfst, dass die Schärfe vom Kopf bis zu den Flügeln stimmt. Das ist oftmals gar nicht so einfach und bedarf viel Geduld. Schaue zudem, dass der Ausschnitt stimmt und du den Falter in einem Drittelaufbau bzw. Goldenen Schnitt positionierst. Außerdem ist es wichtig, dass alles hinter dem Schmetterling ruhig ist, denn jeder Grashalm wird im Bild später zu sehen sein – auch bei einer Unschärfe kann das stören.
Kamera-Einstellungen
Dann geht es an die Einstellungen in der Kamera. Nutze gerne eine Blende zwischen f 4 und f 11 – je nachdem wie weich oder scharf der Hintergrund abgebildet werden soll. Stelle die Kamera in den manuellen Modus und wähle die Verschlusszeit je nach Lichtbedingung aus. Oft pendelt es sich zwischen 1/25 am frühen und 1/200 am späten Morgen ein. Die ISO-Empfindlichkeit ist gerade am Anfang des Fotografierens noch recht hoch mit ca. 1250. Je heller es wird, desto niedriger stelle ich den Wert hier ein. Wichtig ist zudem, dass du den Bildstabilisator ausschaltest, da du ja ein Stativ verwendest.
Mit dem Hilfsmittel „Diffusor“, den ich vorher erwähnt habe, kannst du den Schmetterling abschatten, wenn er sich in der Sonne befindet und somit den harten Kontrast eliminieren. Dadurch entsteht ein weicher und sehr dynamischer Bildlook.
Experimentiere herum!
Wenn die klassischen Fotos im Kasten sind, wage dich doch gerne noch an Experimente ran. Zum Beispiel kannst du hier Silhouetten, einen kleinen Abbildungsmaßstab oder Fotos mit offenen Flügeln ausprobieren. Hier sind perfektes Timing, Voraussicht und technisches Verständnis gefragt. Es würde diesen Artikel wahrscheinlich sprengen hier ins Detail zu gehen. In den Kommentaren bin ich also gerne für offene Fragen da.
Digitale Optimierung in der Bildbearbeitung
Ich empfehle dir zum Schluss deine Bilder im RAW-Format in deiner Kamera aufzunehmen. Damit kannst du später im Bildbearbeitungsprogramm deiner Wahl (z.B. Adobe Lightroom) viel mehr aus deinen Fotos rausholen. Schaue dir gerne mein YouTube-Tutorial zu einer Bildbearbeitung eines klassischen Schmetterlingsfotos an.
Jetzt bin ich sehr gespannt auf deine Umsetzung! Schicke mir doch gerne eine Nachricht auf Instagram und zeige mir deine Bilder und ich gebe dir konstruktives Feedback! Ich freue mich darauf!
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