Sonnenaufgang fotografieren ☀️ 15 Tipps für wunderschöne Fotos
Der Sonnenaufgang ist ein ganz besonderer und magischer Moment, der Fotograf*innen immer wieder gerne als Motiv dient. Doch lohnt es sich wirklich, vor Tagesanbruch aufzustehen, deine Ausrüstung zu packen und den Weg zu einer geeigneten Location auf dich zu nehmen? Meine Antwort darauf: Na klar! In diesem Artikel möchte ich dir mit 15 einfachen Tipps erklären, wie du den Sonnenaufgang fotografieren kannst, sodass du dich garantiert nicht über den verpassten Schlaf ärgern musst.
Inhaltsverzeichnis
- Sonnenaufgang vs Sonnenuntergang
- Vorbereitung ist alles
- Sonnenaufgang fotografieren mit den richtigen Einstellungen
- 15 Tipps zur Sonnenaufgangsfotografie
- #1 Kenne deine Location
- #2 Perfektes Timing
- #3 Sei ein Früher Vogel
- #4 Fokus
- #5 Drittelregel
- #6 Langzeitbelichtung
- #7 Kurzzeitbelichtung
- #8 Fotografiere in RAW
- #9 Finde das gewisse Etwas für dein Bild
- #10 Geh mit dem Licht
- #11 Starbursts
- #12 Sonnenaufgang fotografieren in der Goldenen Stunde
- #13 Spiele mit Reflektionen
- #14 Filter und Bracketing
- #15 Negativ-Sonnenaufgang
- Sonnenaufgang Fotografieren FAQ
- Fazit
Sonnenaufgang vs Sonnenuntergang
Wenn du ein Morgenmuffel bist, denkst du dir vielleicht: Ach, statt mich so früh aus dem Bett zu quälen kann ich doch auch einfach stattdessen den Sonnenuntergang fotografieren! Der ist doch auch schön! Recht hast du natürlich. Trotzdem hoffe ich, dass ich dich mit den folgenden Argumenten doch noch überzeugen kann, dich mit dem Sonnenaufgang anzufreunden:
- Wenn du nicht gerade am Ende der Welt lebst, wirst du garantiert nicht die einzige Person sein, die es sich zum Sonnenuntergang gerne an einem schönen Aussichtsplätzchen gemütlich macht. Nicht nur Fotograf*innen, sondern auch Genießer*innen ohne Kamera oder sogar zufällige Passant*innen werden deine Konzentration stören oder dir sogar ins Bild laufen.
- Zu Anbruch des Tages hingegen sind generell schon viel weniger Leute unterwegs – sowohl zufällig als auch zur Betrachtung des Naturschauspiels. Du bist also mit der Natur völlig alleine und kannst deinen Bildausschnitt nach Lust, Laune und Inspiration frei wählen, ohne auf menschliche Störfaktoren Rücksicht nehmen zu müssen.
- Die Abwesenheit anderer Menschen und generelle Ruhe macht es dir auch leichter, dich mit deiner Umgebung zu verbinden und die Magie des Augenblicks auf dein Bild zu übertragen.
- Nicht zuletzt ist der Moment des Sonnenaufgangs stimmungsmäßig überhaupt nicht mit dem des Sonnenuntergangs zu vergleichen. Die absolute Stille vor dem langsamen Erwachen der Natur, die kühle, von Nebelschleiern durchzogene Luft, der glitzernde Tau auf Gras und Blüten – das alles sorgt für eine unvergleichliche Atmosphäre der Magie.
Jeder Morgen ist ein Neuanfang und voller Rätsel, was der Tag noch bringen mag. Und mal ehrlich: Was ist besser, als sich nach bereits getaner Arbeit erstmal in Ruhe an den Frühstückstisch zu setzen?
Vorbereitung ist alles
Ich nehme mal an, dass ich dich mit meiner Begeisterung anstecken konnte. Jetzt möchtest du bestimmt wissen, wie du es am besten anstellst, den Sonnenaufgang zu fotografieren. Das Wichtigste dabei ist die Vorbereitung! Hast du am Abend zuvor bereits alles geplant und gepackt, kannst du etwas länger schlafen und riskierst auch nicht, vor lauter Müdigkeit etwas Wichtiges zu vergessen.
Die ultimative Rucksack-Checkliste
Starten wir einmal damit, was du auf jeden Fall dabei haben solltest. Da du wahrscheinlich ein Stück gehen oder sogar etwas klettern musst, rate ich dir zu einem kompakten und stabilen Rucksack von ausreichender Größe. So schonst du deinen Rücken und deine empfindliche Ausrüstung! Das sind die Basics:
- Deine Kamera mit einer Speicherkarte und vollem Akku
- Objektive
- Stativ (vorher Stativplatte checken)
- Warme Kleidung (Wenn nicht gerade Hochsommer ist, kann es so früh morgens empfindlich kalt sein)
- Wasser, Thermosflasche mit Kaffee oder Tee, Snacks (Mach es dir so gemütlich wie möglich und belohne dich für das frühe Aufstehen!)
- Taschenlampe / Stirnlampe (Denk daran: Auf dem Hinweg ist es noch dunkel, Unfälle / Verlaufen im Wald solltest du vermeiden)
Die Ausrüstung im Detail werden wir später noch durchnehmen.
Kennst du schon meine 52 weltbesten Spickzettel?
Was noch zu bedenken ist…
Location
Neben der richtigen Ausrüstung ist eine geeignete Location natürlich das Wichtigste für deine Foto-Session. Schließlich sind bei weitem nicht alle schönen Orte für eine Aufnahme des Sonnenaufgangs geeignet. Vielleicht fällt dir ja spontan sofort ein toller Spot für dein Bild ein.
Vorsicht!
Eine schöne Aussicht bedeutet nicht automatisch, dass du dort den Sonnenaufgang fotografieren kannst. Die Himmelsrichtung ist dabei nämlich der entscheidende Faktor: Eine Sicht nach Osten ist natürlich am besten; Nordosten oder Südosten funktionieren aber auch gut.
Falls du nicht gleich auf einen geeigneten Ort in deiner Nähe kommst, zieh doch das Internet zu Rate. Dort helfen dir folgende Tools bestimmt weiter:
- Auf Google Maps kannst du dir mithilfe eines Suchbegriffs wie z.B. „Ort Sonnenaufgang“ schon einmal einen groben Überblick über geeignete Bereiche verschaffen.
- Davon ausgehend findest du auf Google Bilder, 500px und anderen Webseiten Fotos mit Standortangabe.
- Auch in den Portfolios lokaler Fotograf*innen könntest du fündig werden und dir einen tollen Spot abschauen.
- Für die Feinjustierung deiner Location empfehle ich dir SunCalc. Auf dieser Webseite kannst du gezielt die Sonnen- und Mondpositionen für einen bestimmten Ort und Tag herausfinden.
Vergiss nicht, bei Fotos immer die Metas (Titel und Tags) zu studieren. Nicht immer zeigen Bilder genau den Ort bzw. das Motiv, nach dem du gesucht hast.
Wetter und Lichtverhältnisse
Es ist wohl nicht weiter verwunderlich, dass das Licht beim Fotografieren des Sonnenaufgangs eine zentrale Rolle spielt. Die Lichtverhältnisse sind einerseits von der Tageszeit abhängig – die ist bei diesem Motiv natürlich festgelegt – und andererseits vom Wetter. Welche sind nun die idealen Wetterbedingungen, um einen Sonnenaufgang zu fotografieren?
- Grundsätzlich eignet sich ein leicht bewölkter Himmel am besten, wobei die Präferenzen auch je nach landschaftlicher Umgebung variieren können.
- Fotografierst du in einem Wald oder vor der Kulisse eines Wasserfalls, ist ein klarer Himmel tatsächlich geeigneter, da das Licht ohnehin durch die Baumdecke gefiltert wird.
- Im Freien jedoch rate ich dir zu einer Bewölkung von mindestens 30 %. Besonders vorteilhaft wirken Wolken in höheren Luftschichten, die für leuchtende Farben sorgen. Niedrige, drückende Wolken sind weniger ästhetisch.
- Auch Nebel kann sehr zauberhaft wirken. Das gelingt besonders in Kombination mit Bäumen, z.B. im Wald.
Du siehst schon, es ist nicht ganz einfach, genau den richtigen Moment für die Aufnahme abzupassen. Um möglichst gut vorausplanen zu können, empfehle ich dir AccuWeather. Auf dieser Webseite findest du eine genaue Wettervorhersage mit Angaben zur stündlichen Wolkenabdeckung. Trotz aller Planung kannst du dir natürlich nie ganz sicher sein, wie sich das Wetter verhält. Auch Faktoren wie starker Wind können dir noch einen Strich durch die Rechnung machen. Bleib entspannt und ärgere dich nicht – so geht es allen Fotograf*innen!
Achtung!
Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du bei starkem Wind besonders vorsichtig sein. Begib dich nicht zu nah an Klippen oder andere Abgründe heran!
Ausrüstung
Bevor wir zu meinen 15 Tipps kommen und du richtig loslegen kannst, möchte ich dir noch ein paar Empfehlungen für deine Ausrüstung aussprechen.
#1 Kamera
Besitzt du bereits eine ordentliche DSLR- oder Systemkamera? Dann rate ich dir dazu, sie hier einzusetzen und eventuell noch etwas in gute Objektive zu investieren. Hast du jedoch noch keine (geeignete) Kamera und möchtest eine erwerben, dann beachte folgende Punkte:
- Nutze das, was du bereits hast. Bevor du dich dafür entscheidest, eine neue Kamera zu kaufen, überleg noch einmal, ob du sie wirklich brauchst. Oft lohnt sich eine Investition in Zubehör wie Objektive, deine Aus- und Weiterbildung oder Fotoreisen mehr. Das gilt natürlich nur, falls du bereits eine ältere Kamera besitzt.
- Dynamikbereich. Die meisten modernen Kameras verfügen über einen hohen Dynamikumfang und hervorragende Farben und reichen somit für die Sonnenaufgangfotografie völlig aus. Möchtest du dich genauer damit beschäftigen, dann schau dir doch auf DxOMark die Sensortests an und vergleiche sie.
- Langzeitbelichtung. Deine Kamera sollte in der Lage sein, Langzeitbelichtungen von mindestens 30 Sekunden aufzunehmen. DSLRS sind dazu generell imstande, Vorsicht ist eher bei Handykameras geboten. Optimalerweise verfügt deine Kamera sogar über einen Bulb-Modus für noch längere Belichtungen.
- Auflösung. Ja, viele Leute halten die Auflösung für DAS Qualitätsmerkmal einer Kamera. Wenn du mich fragst: Wenn du deine Fotos nicht gerade in riesigem Format abziehen willst, sind die legendären Megapixel eigentlich relativ egal. Auch eine ältere Nikon mit 12 MP kann immer noch fantastische Fotos liefern.
- Benutzerfreundlichkeit. Gerade als Anfänger*in kann es dir schnell passieren, dass du von den Möglichkeiten deiner Kamera überwältigt bist und bei der Bedienung überhaupt nicht mitkommst. Ich empfehle dir deshalb ein Modell mit einfacher Handhabung und möglichst vielen Bedienungstasten am Gehäuse. Bei der planlosen Odyssee durch die Kameramenüs passiert es nämlich schnell mal, dass du den perfekten Moment für dein Foto verpasst.
Meine persönlichen Kamera-Empfehlungen
Mit diesen Kameramodellen kannst du nichts falsch machen:
Kamera mit Crop-Faktor
Vorschau | Produkt | Bewertung | |
---|---|---|---|
Nikon AF-S DX Nikkor 10-24mm 1:3,5-4,5G ED Objektiv (77 mm... |
Vollformatkamera
Hier findest du unser komplettes Vollformatkamera-Rating
#2 Objektive
Die Welt der Objektive ist grenzenlos und wirkt vor allem auf Foto-Anfänger*innen oft überfordernd. Keine Sorge: Für die Sonnenaufgangsfotografie kannst du beinahe jedes Objektiv verwenden. Wenn du jedoch nach einer guten Allround-Kombi suchst, empfehle ich dir, den gesamten Bereich Weitwinkel + Mitteltonzoom + Teleobjektiv abzudecken. Für den Anfang tut es auch ein Universalobjektiv mit z.B. 18-200. Wenn du dich ein wenig mit den verschiedenen Bereichen angefreundet hast, kannst du dir dann später jeweils einzelne Objektive besorgen.
#3 Stativ
Nicht nur bei der Sonnenaufgangsfotografie, sondern auch in fast allen anderen fotografischen Disziplinen gehört ein stabiles und robustes Stativ zur Standardausrüstung. Warum? Das Stativ gewährleistet eine konstante Aufnahmeposition, auch wenn du zwischendurch deinen Platz verlässt, um etwas zu überprüfen oder verändern. Außerdem schützt es vor Kameraverwacklungen und Unschärfen, die durch Vibrationen entstehen können. Das funktioniert natürlich nur, wenn das Stativ äußeren Einflüssen wie z.B. Wind standhalten kann.
Stative im Vergleich
Keine Frage – das Stativ ist ein Lifesaver für jeden Fotografen. Leider hat es aber auch einen erheblichen Nachteil: Du musst es ständig mit dir herumtragen. Vor allem wenn du zu Fuß auf längeren Strecken unterwegs bist, kann das Gewicht eines herkömmlichen Aluminium-Stativs schnell lästig werden. Für diese Fälle empfehle ich dir ein Karbon-Stativ, das zwar etwas teurer, aber dafür auch wesentlich leichter ist. Meine bevorzugten Marken für Stative sind Manfrotto und Slik.
Für Wasserratten
Für viele Fotograf*innen zählen Meer und Strand zu den beliebtesten Locations. Gerade das Stativ kommt dabei oft mit dem Salzwasser in Berührung, und hier ist Vorsicht geboten: Meersalz ist sehr aggressiv und wird dein Stativ bei häufigem Kontakt innerhalb weniger Monate ruinieren. Dabei ist es völlig egal, ob du ein billiges oder ein teures Modell verwendest. Eine günstige Marke, die trotzdem gute Qualität bietet, ist Weifeng. Ich rate dir dennoch im Sinne deines Geldbeutels und der Nachhaltigkeit, dein Stativ nach jedem Shooting am Meer gründlich zu reinigen, um den Verschleiß zu minimieren.
Verwende lieber ein Stativ mit Klammern und keines mit Schrauben. Diese Variante hat bei mir nämlich keinen Monat gehalten…
Sonnenaufgang fotografieren mit den richtigen Einstellungen
Neben den wichtigen Faktoren Location, Lichtverhältnisse und Ausrüstung spielen schließlich auch noch die Kameraeinstellungen eine große Rolle. Entscheidend dabei ist vor allem das sogenannte Belichtungsdreieck, bestehend aus Blende, ISO und Belichtungszeit. Dazu ein bisschen mehr im Detail:
Blende
Bei der Sonnenaufgangsfotografie handelt es sich um eine Variante der Landschaftsfotografie. Für diese nutzen wir üblicherweise entweder den manuellen Modus oder den Blendenprioritätsmodus. Beim Aufnehmen von Landschaften ist vor allem die Tiefenschärfe wichtig, die eine größtmögliche Fläche abdecken sollte. Eine geeignete Einstellung für die Blende ist hier f/11 bis f/16, mindestens aber f/8. Bei noch höherer Einstellung riskierst du den Verlust von Tiefenschärfe, der durch die Objektivbeugung entsteht.
Achtung!
Bei einigen Objektiven kann schon ab f/16 eine Beugung entstehen. Probiere deshalb am besten selbst aus, wie weit du mit deinem Objektiv gehen kannst.
ISO
Die ideale Einstellung des ISO variiert ebenfalls je nach Kameramodell und erfordert deshalb einiges Ausprobieren. Auch eventuelle bewegte Objekte wie beispielsweise Wellen oder Vögel solltest du in deine Überlegungen mit einbeziehen. Ein ungefährer Wert von 100 kann dir beim Experimentieren als Richtlinie dienen. Beachte dabei: Bei gleichem ISO-Wert ist das Bildrauschen auf dunkleren Fotos wesentlich stärker als auf ausreichend belichteten Bildern.
Belichtungszeit
Auch die Belichtungs- oder Verschlusszeit ist variabel, hängt aber weniger von deiner Kamera als von den Umgebungsbedingungen ab. Wenn du bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang mit der Aufnahme beginnst, kannst du bei einer Blende von f/8 locker eine Verschlusszeit von 5-8 Minuten verwenden. Wenn die Umgebung im Lauf der Zeit langsam heller wird, verkürzt sich die Belichtungszeit entsprechend. Aber auch die Wirkung der Objekte in deinem Bildausschnitt solltest du bei der Wahl der Verschlusszeit im Kopf behalten.
Tipp für Langzeitbelichtungen
Für Belichtungen von mehr als 30 Sekunden empfehle ich dir, entweder den Selbstauslöser deiner Kamera oder aber einen Fernauslöser mit oder ohne Kabel zu verwenden. So gehst du sicher, dass auch die Betätigung des Auslösers keine Verwacklungen mit sich zieht. Stelle deine Kamera auf den Langzeitbelichtungsmodus und betätige den Auslöser je einmal zu Beginn und zu Ende der Belichtungszeit. Einige moderne Kameramodelle beinhalten auch einen WiFi-Modus, der das Ganze noch unkomplizierter gestaltet.
15 Tipps zur Sonnenaufgangsfotografie
Jetzt geht es endlich los! Sonnenaufgang Fotografieren leicht gemacht mit diesen 15 Tipps:
#1 Kenne deine Location
Es lohnt sich sehr, deine exakte Location und auch die Umgebung bereits vor der Aufnahmesession und vor allem bei Tageslicht zu erkunden. Warum?
- Du kannst bereits im Voraus die Entfernungen abmessen. So gehst du sicher, nicht zu spät von zu Hause loszulaufen und den Sonnenaufgang am Ende noch zu verpassen.
- Du verringerst das Risiko, dich in der Dämmerung zu verlaufen oder deinen perfekten Fotospot nicht wiederzufinden.
- Du kannst dir außerdem merken, wo es unwegsames Gelände mit Stolperfallen wie Wurzeln, Geröll oder Löchern gibt.
- Eine App wie PhotoPill oder PlanIt! erlaubt dir, bereits die Positionen von Sonne, Mond und Milchstraße vorauszusehen und damit deine Aufnahme ideal zu planen.
#2 Perfektes Timing
Um bestens auf dein Shooting vorbereitet zu sein, rate ich dir, unbedingt vorher die genaue Uhrzeit des Sonnenaufgangs zu checken. Die zeitlichen Unterschiede sind nicht nur je nach Jahreszeit, sondern auch je nach genauer geographischer Lage und von Tag zu Tag gravierend! Schau also nach dem exakten Zeitpunkt für deine Location und das genaue Datum deiner Aufnahme. So kannst du sichergehen, den entscheidenden Moment nicht zu verpassen.
Für verzweifelte Langschläfer
Im Winter geht die Sonne später auf…
#3 Sei ein Früher Vogel
Jetzt wird es nochmal hart für die Morgenmuffel: Am besten bist du bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang auf deiner Position. Das erste Licht erscheint nämlich etwa 30-40 Minuten vor Sonnenuntergang und kann den Himmel zauberhaft einfärben. Es wäre sehr schade, das zu verpassen! Außerdem…
- … kannst du ganz in Ruhe deinen Platz suchen und gegebenenfalls sogar noch einmal umdisponieren, ohne die Angst, den Moment zu verpassen.
- … empfiehlt es sich, vor Tagesanbruch mit der Langzeitbelichtung zu beginnen. Auch die schwächsten Farben erscheinen auf dem Endergebnis warm und lebendig.
#4 Fokus
Um bereits im Dunkeln zu fokussieren, brauchst du einen guten Plan. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, die einfachste funktioniert aber mithilfe einer Stirn- oder Taschenlampe. So geht’s:
- Richte die Lampe auf ein festes Objekt in hyperfokaler Entfernung aus.
- Fokussiere nun die Kamera auf den hellen Punkt und halte den Auslöser halb gedrückt.
- Wenn die Kamera piept, ist der Fokus erreicht. Dann kannst du den Auslöser loslassen.
- Jetzt stellst du den Fokussiermodus auf manuell um. Das verhindert, dass die Kamera bei der nächsten Betätigung des Auslösers neu fokussiert.
Achtung!
Wenn du hinein- oder herauszogen möchtest, wechsele wieder in den Autofokus-Modus, um dem Focus Breathing Effekt zu entgehen.
#5 Drittelregel
Ein Bild des Sonnenaufgangs sollte immer harmonisch und gut ausbalanciert wirken. Schon ein minimal schiefer Horizont oder etwas unausgeglichene Bildhälften können die magische Atmosphäre zerstören. Achte deshalb unbedingt darauf, dass deine Kamera bzw. dein Stativ ganz gerade steht. Außerdem hilft dir die Drittelregel, ein absolutes Basic der Fotografie, eine stimmige Komposition zu erzeugen.
#6 Langzeitbelichtung
Die Zeit unmittelbar vor dem Sonnenaufgang eignet sich ideal für Langzeitaufnahmen. Je länger die Belichtungszeit, desto mehr Bewegung enthalten deine Bilder. Wenn du bereits in absoluter Dunkelheit, also mindestens 60 min vor dem Sonnenaufgang, mit deiner Aufnahme beginnst, empfehle ich dir eine ungefähre Verschlusszeit von ein paar Minuten (bei f/8) bis zu 10 oder mehr Minuten (bei f/16). Die genaue Entscheidung liegt ganz bei dir und ist abhängig von deinem persönlichen Geschmack.
Wolken und Wasser sind besonders beliebte Motive für lange Belichtungszeiten bei Sonnenaufgang. Besonders die Wolken sind sehr unkompliziert in wunderschöne Schlieren zu verwandeln: Belichte den Himmel einfach beliebig lang. Bei Gewässern hingegen kommt es auf das Maß der Bewegtheit an:
- Ruhiges Wasser (Teich, See, Fluss) erscheint bereits bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden makellos glatt.
- Bewegtere Wasseroberflächen wirken mit längerer Belichtungszeit zunehmend neblig und undeutlich.
#7 Kurzzeitbelichtung
Auch wenn ich bis jetzt so hemmungslos von der Langzeitbelichtung geschwärmt habe und es viele Fotografen gibt, die sich ausnahmslos darauf eingeschossen haben, solltest du auch kürzeren Belichtungszeiten eine Chance geben. Die Belichtungszeit gehört mit der Blende und dem ISO-Wert zu den drei wichtigsten Parametern in der Fotografie. Es lohnt sich also auf jeden Fall, mit ihr herumzuexperimentieren und so vielleicht deinem ganz eigenen Stil auf die Spur zu kommen!
#8 Fotografiere in RAW
Hier nochmal ein technischer Tipp für deine Aufnahme vom Sonnenaufgang. Ich empfehle dir, immer mit dem RAW-Format zu arbeiten, bei dem möglichst viele Einstellungen offen gelassen werden. Das hat den Vorteil, dass du bei der Nachbearbeitung wesentlich mehr Freiheiten behältst. Nicht nur kannst du Faktoren wie Schärfung, Kontrast oder Weißabgleich nachträglich optimal korrigieren; der Originalzustand des Bildes bleibt immer erhalten, sodass du beim Experimentieren auch große Risiken eingehen kannst. Für ein Motiv wie den Sonnenaufgang, auf das du nur sehr eingeschränkt vorausschauen geschweige denn Einfluss nehmen kannst, ist diese Flexibilität Gold wert!
#9 Finde das gewisse Etwas für dein Bild
Wie du weißt sind Sonnenaufgänge ein sehr beliebtes Motiv unter Fotograf*innen. Um trotzdem ein ganz individuelles und einzigartiges Bild zu erzeugen, such dir doch ein zusätzliches Objekt für deine Komposition. Dabei kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen:
- ein Gebäude oder Fahrzeug
- ein Baum oder eine andere Pflanze
- ein Teil deiner eigenen Ausrüstung
- …
#10 Geh mit dem Licht
Sind wir ehrlich: Das Licht ist manchmal eine echte Diva. Aber ohne es sind wir als Fotograf*innen ganz schön aufgeschmissen. Darum mein Rat an dich: Sei flexibel. Das Licht wird nie machen was du willst, aber wenn du lernst, dich spontan den Gegebenheiten anzupassen, können unvorhersehbare und deshalb auch einzigartige Aufnahmen entstehen. Deine Reaktionsgeschwindigkeit und die Fähigkeit, in Sekundenschnelle dein komplettes Konzept über den Haufen zu werfen wirst du wahrscheinlich erst eine Weile trainieren müssen. Aber es lohnt sich!
Grundregel
Auch beim Improvisieren solltest du immer darauf achten, dass das Licht seitlich oder von vorne kommt. Fotografiere auf keinen Fall mit der Sonne im Rücken, sie schluckt alle Umrisse und Details.
#11 Starbursts
Kennst du die sternenförmigen Lichtstrahlen, die von der Sonne ausgehen? Diesen ästhetischen Effekt kannst du auch künstlich erzeugen! Achte dabei auf die folgenden Punkte:
- Stelle sicher, dass deine Linse sauber ist, sonst riskierst du schwer zu retuschierende Flecken auf deinen Bildern.
- Wähle deinen Bildausschnitt so, dass die Sonne fast komplett von einem dunklen und undurchsichtigen Objekt verdeckt ist und nur wenige Strahlen daran vorbeikommen.
- Stelle die Blende auf f/16, mindestens aber auf f/11 ein
- Richte den Fokus nicht direkt auf dein Motiv, da zu helles Licht die Funktionsweise des Autofokus beeinträchtigen kann.
- Mach jetzt deine Aufnahme, überprüfe sie, korrigiere gegebenenfalls und wiederhole den Vorgang bis du zufrieden bist.
Eine genauere Anleitung zum Starburst-Effekt findest du hier.
#12 Sonnenaufgang fotografieren in der Goldenen Stunde
Als Goldene Stunde bezeichnet man die erste Stunde direkt nach dem Sonnenaufgang. Sie ist der perfekte Zeitraum zum Fotografieren, weil das Licht einfach unglaublich schön ist. Meistens ist es warm und hell und die Objekte werfen lange Schatten. Direkt nach dem extrem hellen Tagesanbruch kann dieses Licht zunächst etwas stumpf erscheinen. Dieser Eindruck vergeht aber nach wenigen Minuten, wenn sich deine Augen an die neuen Bedingungen gewöhnt haben. Besonders ästhetische Schatten und zahlreiche Details erhältst du, wenn das Licht von der Seite kommt.
#13 Spiele mit Reflektionen
Eine Eigenschaft, die das Wasser zu solch einem beliebten Motiv macht, ist seine Fähigkeit, Licht zu reflektieren. Oft entstehen dadurch tolle Spiegelungen des Himmels oder der Landschaft, die ganze Fantasiewelten erschaffen. Doch nicht nur Wasseroberflächen eignen sich für solche Spielereien. Auch mit anderen spiegelnden Objekten wie beispielsweise Fenstern, Glasobjekten oder blank polierten Oberflächen kannst du nach Herzenslust experimentieren.
#14 Filter und Bracketing
Der Kontrast zwischen Landschaft und Himmel gestaltet sich beim Fotografieren des Sonnenaufgangs bisweilen etwas kompliziert. Da der Himmel meist wesentlich heller ist als der Untergrund, erscheint er entweder stark überbelichtet, oder aber die Landschaft stark unterbelichtet. Folgende Lösungen stehen dir zur Verfügung:
- Ein Verlaufsfilter dunkelt einen Teil des Bildes stärker ab als den anderen. Du kannst den jeweiligen Bildausschnitt beliebig einstellen.
- Eine Belichtungsreihe besteht aus mehreren Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen, die du später während der Nachbearbeitung kombinieren kannst.
Die erste Option klingt zunächst einfacher, birgt aber einige Nachteile:
- Du brauchst ein ganzes Set von Verlaufsfiltern.
- Den Filter zu wechseln braucht wertvolle Zeit, in der du riskierst, den perfekten Moment zu verpassen.
- Grauverlaufsfilter haben oft einen Farbstich.
- Bei unebenem Horizont wie beispielsweise einer Klippenlandschaft passt sich der Filter nicht zufriedenstellend an – das Bild ist ruiniert.
Ich rate dir deshalb eher zur zweiten Variante mit der Belichtungsreihe.
Foto-Challenge: Erstelle zusammen mit dem Tutorial zur Glaskugelfotografie das folgende Bild. Sonnenaufgang, Sonnenstern und ein Gadget in einem. Schaffst du das?
#15 Negativ-Sonnenaufgang
Zuletzt ein einfacher, aber raffinierter Tipp. So sehr dich der Sonnenaufgang auch in seinen Bann zieht, vergiss nicht, auch mal einen Blick hinter dich zu werfen. Mit der Sonne im Rücken können ganz andere, aber ebenfalls zauberhaft angestrahlte Szenen entstehen.
Ich dachte, ich soll die Sonne nie im Rücken haben..?
Ja, ganz richtig. Direkt vor dem Sonnenaufgang ist sie jedoch noch nicht direkt sichtbar und strahlt die Landschaft von unterhalb des Horizontes aus an. Zu diesem Zeitpunkt gibt es deshalb noch keine Probleme mit zu starker Belichtung.
Sonnenaufgang Fotografieren FAQ
- Warum Sonnenaufgang und nicht Sonnenuntergang fotografieren? Kurz gesagt: Bei Tagesanbruch hast du mehr Ruhe und Freiheiten, da wenig Menschen unterwegs sind; außerdem ist das Licht zauberhaft.
- Welche Ausrüstungsgegenstände sind unbedingt notwendig? Kamera, Objektiv(e), Stativ, Taschenlampe, warme Kleidung, Verpflegung.
- Wie sieht die ideale Vorbereitung aus? Location bei Tageslicht erkunden; genaue Uhrzeit des Sonnenaufgangs, Wetterlage, Bewölkung und Sonnen-/Mondposition checken; Kamera-Akku voll laden; Rucksack abends packen; eine Stunde vor Sonnenaufgang vor Ort sein.
- Welche sind die wichtigsten Kameraeinstellungen für die Sonnenaufgangsfotografie? Das Belichtungsdreieck (Blende, ISO, Verschlusszeit), außerdem Fokus und Dateiformat (RAW).
- Sonnenaufgang fotografieren mit Kurzzeit- oder Langzeitbelichtung? Generell eignet sich die Langzeitbelichtung perfekt für den Sonnenaufgang (vor allem wenn sie bereits vor Tagesanbruch beginnt), mach aber auch ruhig einige Aufnahmen mit kürzeren Belichtungszeiten.
- Wie kann ich meine Komposition einzigartig gestalten? Halte Ausschau nach Objekten, die du in dein Bild vom Sonnenaufgang integrieren kannst; experimentiere mit Starbursts oder Reflektionen.
Fazit
Na, ist dein Wecker schon gestellt? Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel einen guten Überblick über die spannende Disziplin der Sonnenaufgangsfotografie verschaffen und dich dazu motivieren, es selbst auszuprobieren! Für mich gibt es einfach nichts magischeres als diesen besonderen Augenblick, in dem der neue Tag beginnt und die Natur langsam erwacht. Was sind deine Erfahrungen mit der Sonnenaufgangsfotografie? Lass uns gerne dein Feedback und deine eigenen Tipps in den Kommentaren da.
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