Tiefenschärfe – Komplette Anleitung und Berechnung Schärfentiefe

Die Tiefenschärfe ist einer der wichtigsten Möglichkeiten in der Fotografie, wie du deine Bilder kreativ beeinflussen kannst. Gleichzeitig ist es eines der schwierigsten Konzepte in der Fotografie. Zusammengefasst handelt es sich dabei um die Reichweite des scharfen Bereichs innerhalb eines Fotos. In diesem Artikel wirst du alles über Tiefenschärfe erfahren und unsere praxisnahen Tipps direkt anwenden lernen. Bereit?

Tiefenschärfe in der Digitalfotografie richtig anwenden.
Tiefenschärfe Anleitung und Erklärungen. (@Renato Abati)

Was ist Tiefenschärfe?

Das Wort Tiefenschärfe bildet sich aus „Tiefe“ und „Schärfe“. Wenn man bei Fotos von Tiefe spricht, meint man einfach gesagt den Hintergrund eines Bildes, resp. alles was hinter dem eigentlichen Motiv liegt. Die „Schärfe“ bestimmt dann, wie scharf dieser Hintergrund ist. Eine hohe Tiefenschärfe meint demnach, dass nicht nur das Motiv im Vordergrund, sondern auch der Hintergrund sehr scharf ist. Eine geringe Tiefenschärfe wiederum beutet einen verschwommenen Hintergrund. Am einfachsten lässt sich das anhand von Bildern erklären. Sicher hast du schon beide Begriffe gehört: „Schärfentiefe“ und „Tiefenschärfe“. Was nun richtig ist, erfährst du bald.

Tiefenschärfe mit Bildern erklärt

Anhand von Beispielen ist das Konzept der Tiefenschärfe am einfachsten zu verstehen. Sieh dir das untere Bild an und beachte, wie verschwommen alles im Hintergrund ist:

Tiefenschärfe Erklärung mit Bildern
Bei Porträts wird mit der Tiefenschärfe oft ein Bokeh Effekt angewendet. (@Ali Pazani)

Der verschwommene Hintergrund legt die Vermutung nahe, dass hier eine geringe Tiefenschärfe benutzt wurde. Die geringe Tiefenschärfe ist eine Technik, die oft bei Porträts angewandt wird, da sie schöne Bokeh-Effekte verursacht. Diese Effekte sind hilfreich, um die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv zu lenken. Im obigen Bild sind vor allem die Augen der Dame sehr scharf, weshalb der Fokus des Betrachters als Erstes darauf gelenkt wird.

Tiefenschärfe bei Landschaftsfotos

Landschaftsfotos wirken hingegen besser, wenn sie eine weitreichenden oder hohe Tiefenschärfe haben. Das zeigt das nächste Bild. Das Bild ist bis ganz nach hinten scharf, wodurch eine bestimmte Tiefe erzeugt wird:

Tiefenschärfe Landschaftsfotografie
Tiefeneffekt kann nur erreicht werden, wenn das Bild bis hinten scharf gestellt ist (@Quang Nguyen Vinh)

Du siehst, wie alles in der Szene in einen scharfen Fokus gesetzt wurde. Das hilft dabei, unseren Blick über die Szene hinweg zu lenken: Von den Gräsern im Vordergrund zum Tal in der Mitte, bis schließlich hin zu den Hügeln und Wolken im Hintergrund. Eine weitreichende Tiefenschärfe regt so den Betrachter dazu an, den Blick in weiteren Bahnen über das Bild schweifen zu lassen. So kann der Betrachter alles von der Szene in sich aufnehmen, was es zu sehen gibt.

Mit durchgehender Schärfe und vielen Details auf einem Bild braucht ein Mensch auch mehr Zeit, um alles aufzunehmen. Trotzdem können wir im Bruchteil einer Sekunde spüren, ob und das Bild etwas sagt oder nicht. Lies hier unsere weiteren Tipps, wie du deine Landschaftsfotografie verbessern kannst. Eine durchgehende Tiefenschärfe ist gar nicht so einfach wie es klingt. Vor allem, wenn du Störfaktoren wie grosse Steine in den Vordergrund nimmst, musst du dich mit der Hyperfokalen Distanz auskennen. Hier haben wir einfach und ausführlich beschrieben, wie du die Hyperfokale Distanz anwenden und berechnen kannst.

Schärfentiefe bei Makroaufnahmen

Die Tiefenschärfe kann sich auf ein paar Millimeter beschränken, wie das in der Makrofotografie oft der Fall ist. Sie kann aber auch einige Kilometer umfassen, wie du es soeben beim vorherigen Landschaftsbild gesehen hast. Nichtsdestotrotz bezieht sich der Begriff Tiefenschärfe auf den Bereich – wie breit oder schmal auch immer – der in einen scharfen Fokus gesetzt wurde. Zwischen diesen zwei Bildern liegen Welten, nicht wahr? Schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Bildwirkung oder Fokus durch die Tiefenschärfe gestaltet werden kann.

Schärfentiefe spielt in der Makrofotografie eine wichtige Rolle
In der Makrofotografie sind oft nur ein paar cm oder mm scharf.

Daumenregel: Stufenweise Abgrenzung durch Unschärfe

Die Tiefenschärfe ist aber kein klar umgrenzter Bereich im Sinne einer genauen Fläche. Es gibt  keine Begrenzungslinie zwischen perfekt in Fokus gesetzten und verschwommenen Pixeln. Stattdessen bildet die Tiefenschärfe Stufen und ist vor und hinter dem Motiv ungleichmäßig verteilt. Die Entfernungen variieren – aber es gibt da eine gute Faustregel für die meisten Situationen. Diese besagt, dass ein Drittel des in Fokus gesetzten Bereichs sich vor und die anderen zwei Drittel, die aus dem Fokus fallen, hinter dem Motiv befinden sollten. Während sich die Brennweite erhöht, nähern sich diese Entfernungen einer ausgeglichenen Verteilung an.

Tiefenschärfe Stufen verstehen
Faustregel für die Tiefenschärfe: 1/3 unscharf im Vordergrund, scharfes Motiv, dann 2/3 unscharfer Hintergrund

Schärfentiefe oder Tiefenschärfe?

Heißt es nun Schärfentiefe oder Tiefenschärfe? Diese Frage stellt man sicher während seiner Fotografie-Karriere immer wieder. Die Antwort ist einfach: beides ist korrekt, denn Tiefenschärfe ist gemäß Wikipedia einfach ein Synonym für Schärfentiefe. Es spielt also keine Rolle, ob du nun von Schärfentiefe oder Tiefenschärfe sprichst – alle werden wissen was du meinst. Zudem gibt es keine Hoheit, die das bestimmen könnte. Hier nochmal ein paar Fakten, aufgrund von denen du selbst entscheiden kannst, welches Wort du in Zukunft verwenden möchtest.

  1. Wikipedia spricht primär von Schärfentiefe und nennt Tiefenschärfe als ein Synonym
  2. Wir haben mit einem Suchanalyse-Tool nachgeschaut, nach was die Menschen eigentlich suchen. Dabei haben wir festgestellt, dass nach „Tiefenschärfe“ rund 1/3 Mal häufiger gesucht wird, als nach Schärfentiefe.
  3. Das Wort „Tiefenschärfe“ klingt einfach logischer. Man schaut sozusagen in die Tiefe des Bildes und kann dort eine Schärfe oder eben Unschärfe feststellen.

So, nun aber weiter im Kontext – schließlich willst du ja richtig mit der Tiefenschärfe umgehen können und endlich unsere praktischen Tipps lesen. Schauen wir mal im nächsten Abschnitt, welche Faktoren denn überhaupt Einfluss auf einen scharfen Hintergrund oder Vordergrund nehmen.

Diese 3 Faktoren beeinflussen die Tiefenschärfe

Nachdem du jetzt einige Beispiele gesehen hast, wird es Zeit zu lernen, wie sich die Tiefenschärfe regulieren lässt. Dabei bestimmen mehrere entscheidende Komponenten, wie durchgehend oder gering die Tiefenschärfe ist.

Faktor #1: die Blende

Die Blende deiner Kamera meint die Weite der Öffnung, durch die Licht auf die Kameralinse und damit auf den Sensor einfällt. Je offener die Blendenöffnung, desto mehr Licht kann einfallen. Je schmaler dagegen die Blendenöffnung, desto weniger Licht kann sich in deiner Linse ansammeln.

Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Die Blendenzahl (Öffnungsgrad der Blende) wird mit F-Stop Werten angegeben, die für Einsteiger ein bisschen verwirrend sein können. Denn F-Stop Werte bezeichnen mit umgekehrten Werten die Blendenöffnung. Das bedeutet also:

  • Hoher F-Stop-Wert = schmale/geschlossene Blende
  • Niedriger F-Stop-Wert = offene Blende
Verschiedene Blendenstufen und F-Stop werte
Verschiedene Blendenstufen und F-Stop Werte

Folgt man dem oben dargestellten Schema, hat man mit f/2 (einem niedrigen F-Stop-Wert) eine weite Blendenöffnung. Mit f/16 (einem hohen F-Stop-Wert) liegt eine geringe Blendenöffnung vor. Das kann für Einsteiger zuerst sehr verwirrend und schwer zu merken sein. Stell dir deshalb die F-Stop-Werte als Bruchzahlen vor:

f/4 würde dann zu ¼ umgerechnet werden und f/22 zu 1/22. Welcher Wert ist wohl der größere? Ganz klar ist ¼ größer als 1/22, weshalb f/4 für eine weitere Blendenöffnung steht als f/22.

Es ist nun aber so, dass ein niedriger F-Stop-Wert eine geringere Tiefenschärfe erzeugt. Bei Portraitaufnahmen benutzt ein Fotograf beispielsweise f/2.8. Im Gegensatz dazu könnte ein Fotograf f/16 für Landschaftsaufnahmen verwenden, da der höhere F-Stop-Wert für eine weitreichendere Tiefenschärfe sorgt.

Zusammengefasst:

Je niedriger der F-Stop-Wert, desto unschärfer der Hintergrund resp. geringer die Tiefenschärfe. Nutze höhere F-Stop-Werte, um den Hintergrund scharf zu stellen, resp. die Tiefenschärfe zu verstärken.

Faktor #2: Entfernung

Hinsichtlich der Entfernung wirken sich zwei Dinge auf die Tiefenschärfe aus:

  1. Die Entfernung zwischen Kamera und Motiv
  2. Die Entfernung zwischen Motiv und Hintergrund

Je näher die Kamera deinem Motiv ist, desto geringer ist die Tiefenschärfe. Nimmt man erneut das Beispiel der Porträts, geht der Fotograf generell sehr nah an sein oder ihr Motiv heran. Auf diese Weise ist es relativ einfach, eine geringe Tiefenschärfe zu erreichen. Im Gegensatz dazu wird der Hintergrund mit großer Entfernung schärfer, wie wir das bei Fotografieren von weitflächigen Landschaftsansichten gesehen haben. Berücksichtige also Folgendes:

Auf eine Entfernung von 3 Meter führt eine Blende von f/4 zu einer geringen Tiefenschärfe und einem verschwommenen Hintergrund. Dieselbe f/4 Blende führt bei einer Entfernung von einem halben Kilometer zu einer vergleichsweise umfangreichen Tiefenschärfe.

Tiefenschärfe Einfluss Distanz Illustration
Distanz beeinflusst Tiefenschärfe. Weit weg vom Motiv = alles scharf.

Der zweite Teilfaktor, der in der Entfernung eine Rolle spielt, ist die Entfernung zwischen Motiv und Hintergrund. In diesem Fall gilt: Je weiter sich das Objekt vom Hintergrund entfernt befindet, desto verschwommener wird es. Positionierst du das Model für ein Porträt z.B. 5 Meter und den Hintergrund 6 Meter entfernt, führt das zu einem eher in Fokus gesetzten Hintergrund. Anders verhält es sich dagegen, wenn das Model 5 Meter und der Hintergrund 15 Meter entfernt platziert sind.

Kurzum:

  • Je kürzer die Distanz zwischen dir und dem Motiv, desto geringer die Tiefenschärfe.
  • Und zusätzlich gilt: Je weiter die Person vom Hintergrund entfernt steht, desto geringer ist die Tiefenschärfe.

Faktor Nr. 3: Brennweite

Brennweite und Brennpunkt in der Digitalfotografie verstehen
Auch die Brennweite hat starken Einfluss auf die Tiefenschärfe.

Die Brennweite hat mit deinem Kamera-Objektiv zu tun und meint dessen Fähigkeit, ein Motiv zu vergrößern. Im Grunde gilt: Je länger dein Objektiv, desto geringer die Tiefenschärfe. Das ist sehr kurz zusammen gefasst. Natürlich haben wir auch dafür genug Lernmaterial für dich. Lies hier alles über die Brennweite.

Hast du z.B. ein 18-200 mm-Zoomobjektiv, wird die Tiefenschärfe bei 18 mm und f/4 stärker sein, als das bei 200 mm bei derselben Blendenzahl von f/4 der Fall wäre.

Zusammengefasst:

  • Je länger dein Objektiv, desto geringer die Tiefenschärfe.
  • Um die Tiefenschärfe zu maximieren, benutzte eine kürzere Brennweite wie die von Weitwinkelobjektiven.

Kamera-Einstellungen für die Tiefenschärfe

Wie bereits erläutert, wirst du deine Blende teilweise zum Regulieren der Tiefenschärfe benutzen müssen. Das Anpassen der Blende führt aber auch zu Veränderung der Helligkeit, weshalb du auch andere Einstellungen wie die Belichtungszeit und allenfalls den ISO-Wert anpassen musst. Diese Abhängigkeiten werden in der folgenden Grafik verdeutlicht. Noch etwas genauer kannst du das in unserem Artikel zum Belichtungsdreieck nachlesen.

Blende und Schärfentiefe
Der Einfluss der Blende auf Lichtbedarf und Verschlusszeit.

Legst du beispielsweise eine schmale Blende von f/16 fest, begrenzt zu damit die Lichtmenge, die durch dein Objektiv auf den Sensor einfällt. Ohne genügend Licht riskierst du jedoch eine Unterbelichtung deines Fotos. Das heißt, dein Foto wird dann sehr dunkel. Um das auszugleichen, kannst du deine Belichtungszeit verlängern. Schaltest du z.B. von 1/200 hoch auf 1/50 pro Sekunde, gibt das dem Sensor mehr Zeit zum Sammeln von vorhandenem Licht. Du könntest ebenso eine höhere ISO-Einstellung verwenden, etwa statt ISO 400 einen ISO von 800. Beachte dabei, dass sich der ISO-Wert auf den Grad der Lichtempfindlichkeit deines Kamera-Sensors bezieht. Je höher der angezeigte Wert, desto stärker ist die Lichtempfindlichkeit. Bei zu hohem ISO Wert kann dein Bild schnell körnig werden – das sogenannte Bildrauschen.

Zu viele Einflussfaktoren?

Tiefenschärfe Kamera Einstellungen üben
Das Handling der drei Faktoren für die Schärfentiefe braucht viel Übung. Nimm dazu einfache Motive und verschiedene Lichtverhältnisse, um zu üben.

Als Einsteiger, können einem all diese Faktoren und Einstellungen schnell ein wenig überfordern. Zum Glück besitzen viele DSLRs und sogar Kompaktkameras Voreinstellungen und Modi, die dir einen Teil dieser Einstellungen abnehmen. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Zusammengefasst: Die Anpassung der Blende für die gewünschte Tiefenschärfe erfordert, dass du auch deine Belichtungszeit und allenfalls den ISO Wert anpasst.

Kamera-Voreinstellungen für die Tiefenschärfe

Der Blendenpriorität-Modus (Aperture Priority Mode) ist eine der einfachsten Methoden, um die Tiefenschärfe zu regulieren und dennoch ein gut belichtetes Foto aufzunehmen. Abhängig vom Hersteller deiner Kamera wird dieser Modus mit einem „A“ oder „AV“ auf dem Modus Wahlrad deiner Kamera angegeben.

Blendenpriorität

Im Blendenpriorität-Modus kannst du die Blende manuell einstellen, während deine Kamera die optimale Belichtungszeit automatisch einstellt. Willst du auf diese Weise eine geringe Tiefenschärfe erreichen, dann wähle eine geeignete Blende von z.B. f/4. Willst du dagegen eine durchgehende oder weitreichende Tiefenschärfe erhalten, dann fotografiere mit f/16 und die Kamera legt eine entsprechend lange Verschlusszeit fest, um eine gute Belichtung zu erzielen.

Die Fähigkeit der Kamera, die Verschlusszeit optimal anzupassen, hat ihre Grenzen. Hast du z.B. eine schmale Blende von etwa f/22 ausgewählt und es ist nicht viel Licht vorhanden, ist deine Kamera schnell überfordert. In diesem Fall müsste sie sehr lange belichten, was allenfalls ein Stativ erfordern würde damit das Bild nicht verwackelt. Damit rechnet deine Kamera aber nicht. Denn die Verschlusszeit sollte schnell genug bleiben, sodass du die Kamera weiterhin in der Hand halten kannst. Eine Faustregel besagt, dass ein scharfes Bild „aus der Hand fotografier“ – also ohne Stativ – nur bis zu einer maximalen Verschlusszeit von 1/30 Sekunde möglich ist. Danach wird das Bild durch das Verwackeln der Kamera ruiniert. Auch die Brennweite hat einen Einfluss auf die sogenannte Freihandgrenze. Lies hier nach, wie du die Freihandgrenze je nach Brennweite bestimmen kannst, ohne dass dein Bild verwackelt.

Einstellungen bei Kompaktkameras

Mache dir keine Sorgen, wenn du eine Kompaktkamera benutzt – auch bei dieser Kamera-Art kannst die Tiefenschärfe etwas selbst regulieren. Auf dem Moduswahlrad deiner Kamera solltest du ein kleines Gebirge abgebildet sehen. In diesem „Landschaftsmodus“ legt deine Kamera eine kleine Blendenöffnung und eine etwas längere Belichtungszeit fest, um deinem Foto die für Landschaftsfotos typische, weitreichende Tiefenschärfe zu verleihen. Suche nach dem kleinen Kopf-Symbol – dem Portraitmodus – und die Kamera wird einer geringen Tiefenschärfe dienende Einstellungen wählen. Diese Aufnahme-Modi können meist auch im Aufnahmemodus-Menü von DSLRs gefunden werden.

Zusammengefasst

Nutze die Modi deiner Kamera: Blendenpriorität in einer DSLR und Porträt- oder Landschaftsmodus in einer Kompaktkamera. Mit ihnen lässt sich die Tiefenschärfe regulieren, ohne dazu viele weitere manuelle Einstellungen vornehmen zu müssen.

Warum die Tiefenschärfe so wichtig ist

Wie oben erläutert, eignet sich die Tiefenschärfe prima für die Porträt- und Landschaftsfotografie. Denn mithilfe einer geringen Tiefenschärfe kannst du dein Motiv wirksam vom Hintergrund absetzen. Damit leitest du den Blick des Betrachters einfach auf den gewünschten, scharfen Bereich im Bild. Bei Landschaften öffnet sich dem Betrachter durch eine weitreichende Tiefenschärfe das gesamte Foto und gibt ihm einen besseren Eindruck über die ganze Landschaft.

Tiefenschärfe Vorteile und Bildwirkung Portrait
Mit dem unscharfen Vorder- und Hintergrund liegt der Fokus klar auf den Augen. Ein tolles Beispiel, wie die 1/3 2/3 Faustregel bei diesem Bild eingehalten wurde. (@lelesfoto)

Auch für die Tierfotografie ist die Tiefenschärfe nützlich. Genau wie bei Portraits ist es gewollt, das Tier vom Hintergrund abzusetzen. Sportfotografen profitieren ebenfalls von der Tiefenschärfe. Auch hier hilft diese wieder dabei, das Hauptmotiv vom Geschehen um ihn oder sie herum abzuheben. Sollst du nun für jedes Porträt einen unscharfen Hintergrund verwenden? Keinesfalls. Gerade bei der Straßenfotografie ist es wichtig, dass der Betrachter einen Gesamteindruck erhält. Ein scharfer Hintergrund und Umgebung sind in diesem Fall also essenziell. Versuche bei jedem Foto abzuschätzen, ob der Hintergrund eine Relevanz für die Bildaussage hat oder nicht.

Die Tiefenschärfe ist ein hervorragendes Mittel, um künstlerische Fotos aufzunehmen. Zu wissen, wie du bestimmte Bereiche im Bild scharf oder verschwommen gestaltest, hilft dir dabei, deine Motive klarer zu profilieren. Verdecke mit geringer Tiefenschärfe Hintergrund-Details, die nicht zu sehen sein sollen. Kreiere Fotos, die stimmungsvoller und optisch interessanter sind.

Zusammengefasst: Porträt-, Tier- und Sportfotografie profitieren alle gleichermaßen von einer geringen Tiefenschärfe, durch welche die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv gelenkt wird. Der Landschafts- und Straßenfotografie nützt dagegen eine weitreichende Tiefenschärfe, die dem Betrachter ein besseres Verständnis von der weiträumigen Umgebung vermittelt.

4 einfache Methoden zur Prüfung der Tiefenschärfe

Du wirst einiges an Zeit brauchen um zu lernen, wie du die Tiefenschärfe optimal regulieren kannst. Die Tiefenschärfe zu überprüfen ist dagegen sehr einfach. Probiere die folgenden Methoden aus.

Live-View

Live View Modus um Schärfentiefe zu messen
Mit dem Live-View hast du eine bessere Sicht auf das Gesamtbild als durch den optischen Sucher.

Indem du deine Fotos auf dem Kamera-LCD ansiehst, erhältst du einen besseren Eindruck vom Foto als im View-Finder. Benutze die Zoom-Funktion, um dir verschiedene Bereiche des Fotos genau anzusehen. So findest du heraus, was im Fokus liegt und was nicht.

Direktübertragung an PC

Fotografierst du in einer Studioumgebung (oder irgendwo sonst, wo du deinen Laptop bequem mit deiner Kamera verbinden kannst), kannst du deine Bilder sofort auf dem Computerbildschirm ansehen. So hast du einen prima Überblick darüber, was im groß angezeigten Bild mit der Tiefenschärfe passiert.

Tiefenschärfe-Vorschau

Wenn du eine DSLR besitzt, verfügt diese wahrscheinlich über einen Vorschau-Knopf für die Tiefenschärfe. Dieser Knopf befindet sich meistens nahe dem Objektiv auf der Vorderseite der Kamera. Das ist nah genug, damit du ihn einfach mit Daumen oder Zeigefinger drücken kannst.

Diese handliche Funktion bietet dir eine Vorschau davon, wie die Tiefenschärfe mit der von dir festgelegten Blende aussieht. Praktischerweise zeigt dir der Viewfinder an, wie die Tiefenschärfe bei der offensten Blende aussieht. Dadurch kannst du einen kurzen Blick auf die hellste Ansicht der Szene werfen und abschätzen, wie weit du die Blende bei gegebenen Lichtverhältnissen öffnen kannst.

Zusammengefasst: Überprüfe die Tiefenschärfe einfach auf dem Display deiner Kamera, schließe deine Kamera an einen Laptop an oder benutze die Tiefenschärfe-Vorschau-Funktion auf deiner Digitalkamera.

Schärfentiefe berechnen

Wenn du es wirklich genau wissen willst, kannst du die Schärfentiefe berechnen. Teil dieser Rechnung ist die Blendenzahl, der gewählte Brennpunkt und die Entfernung zum Motiv. Mit diesen drei Faktoren kannst du den Nahpunkt und Fernpunkt berechnen. Diese beiden Punkte sind der Anfang und das Ende des scharfen Bereichs. Diese Berechnung der Schärfentiefe jedes Mal manuell durchzuführen wäre sehr aufwendig und ehrlich gesagt etwas Overkill. Falls du aber eine Auftragsarbeit hast, bei welcher alles perfekt stimmen muss, dann kannst du die Schärfentiefe mit diesem Tool noch einmal nachrechnen, um alles zu verifizieren.

Ich selbst habe obiges Tool schon einmal verwendet und es hat total ausgereicht. Wer aber noch weitere tolle Faktoren berechnen möchte, kann dies auf dieser Website tun, die ich gerade gefunden habe (jedoch nicht getestet). Auch hier nochmal der Hinweis auf unseren Artikel zur hyperfokalen Distanz, in welchem wir weiter auf die Details und eigenhändige Berechnung eingehen.

Ein paar Gedanken zum Abschluss

Die Verwendung der Tiefenschärfe eröffnet dir ganz neue Möglichkeiten in der Bildgestaltung. Du kannst einen schön verschwommenen Bokeh-Hintergrund einbauen, von dem sich deine Portraitmodels abheben. Genauso gut kannst du deine Blende verengen, um ein klares, detailreiches Landschaftsfoto mit scharfem Vorder- und Hintergrund zu erhalten. Aber darüber hinaus bedeutet etwas über die Tiefenschärfe zu lernen, dass du eine der grundlegendsten und bedeutsamsten Aspekte in der Fotografie verstehst. Dadurch kannst du sachkundige Entscheidungen darüber treffen, was oder wie du etwas fotografierst.

pixolum Autor und Fotograf pixolum
Über den Autor

Patrick ist der Gründer von pixolum und versorgt dich seit 2012 mit spannendem Fotografie-Stoff. Neben seiner Leidenschaft für Kameras & Design unterstützt er kreative Köpfe beim Aufbau ihres Business. Er trinkt jeden Tag 7 Kaffees aus der pixolum Tasse, ist absoluter SEO Nerd und beginnt mehr, als er zu Ende bringen kann.

14 Gedanken und Fragen

  1. Anonymous

    Hier wird von Tiefenschärfe und dann wieder von Schärfentiefe geschrieben. Ich würde es begrüßen, wenn man bei einer Schreibweise bleibt. Bevorzugt bei der Richtigen (Schärfentiefe).

    Antworten
    1. pixolum

      Hi! Wir haben absichtlich beide Wörter verwendet. Schöner wäre natürlich schon nur eines gewesen. „Schärfentiefe“ wäre eigentlich korrekter. Wenn man aber das Suchverhalten bei Google anschaut, stellt man fest, dass rund 3 x so viele Personen nach Tiefenschärfe suchen. Ich glaube „Tiefenschärfe“ hört sich inuitiv einfach klarer an, weshalb sich die meisten für diese Variante entscheiden. Liebe Grüsse, Patrick

      Antworten
      1. Gregor Gärtner

        „Schärfentiefe“ ist nicht korrekter, sondern einfach nur korrekt. Dass viele Leute „Tiefenschärfe“ sagen, ändert daran nichts. Dennoch wird beides gleichbedeutend verwendet, was es aber nicht ist. Es geht dabei zuerst jedoch weniger um fotografische Belange als um grundsätzliche Funtionsweisen deutscher Sprache:
        „Pflasterstraße“ meint die Straße selbst (die in diesem Fall gepflastert ist),
        „Straßenpflaster“ eben nicht die Straße, sondern ihren Belag. Wir könnten diesen nun nach Material (Verbundstein, Kopfstein, Ashalt etc.) unterscheiden.
        Wärend also „Tiefenschärfe“ nur sagt, ob Schärfe in die Tiefe gelegt wurde (oder bei geringer oder fehlender Tiefenschärfe auf den Vordergrund), beschreibt der Begriff der Schärfentiefe, wie weit die Schärfe reicht. Es geht dabei nicht um eine konkrete Angaben in Metern, aber wenn Vorder- und Hintergrund scharf sind (wie zumeist eben in der Landschaftsfotografie), dann hat die Schärfe eine hohe Tiefe (sie muss deswegen nicht ins Unendliche gehen). Das beschreibt das Phänomen, das wir meinen. Fototechnisch: Es geht um die Blende (und auch um die Brennweite, ja).
        Und auch wenn nahezu alle das gleiche meinen, wenn sie Tiefenschärfe sagen: Es geht dabei viel mehr um die Schärfeeinstellung des Objektivs, habe ich Schärfe in die Tiefe gebracht oder nicht (und abhängig von Blende und Brennweite kann ich dann trotzdem oder deswegen eine große oder kleine Schärfentiefe erreichen).
        Es geht also um zwei verschiedene Dinge, die synonym verwendet werden – insofern ist es am Ende egal, was wir sagen – wir verstehen, was gemeint ist.
        Wenn wir aber anfangen, es zu unterscheiden…

        Antworten
        1. Martin Messmer

          Bravo – denn ein Gärtner vom Fach würde auch niemals „Blumengarten“ mit „Gartenblumen“ gleichsetzen 😄 …

          Antworten
  2. Jürgen

    Vorsicht vor den ganz kleinen Blendenöffnungen. Große Blendenzahlen bringen sichtbare Beugungsunschärfe.

    Antworten
    1. pixolum

      …im Vordergrund. Dafür wird der Hintergrund schärfer 😉

      Antworten
      1. Lucas

        Beugungsunschärfe bezieht sich nicht nur auf den Vordergrund sondern erfasst den gesammten Bildbereich, deswegen gibt es ja z.b. die förderliche Blende welche der beste Kompromiss aus Schärfentiefe und Schärfe im allgemeinen ist

        Antworten
  3. Alex

    Vielen Dank für den schönen Übersichtsbeitrag! Eine geringere Schärfentiefe bei Portraitaufnahmen in Alltagssituationen kann bei kleinen Bewegungen ja auch zu Problemen bzw. unscharfen Bildern führen. Kann ich diesen Effekt durch eine größere Brennweite und mehr Abstand verringern oder gleichen sich beide Veränderungen jeweils aus?

    Antworten
  4. Martin Messmer

    Danke für den Beitrag!

    Leider wurde zwischen Tiefenschärfe und Schärfentiefe nicht konsequent unterschieden: „Blumengarten“ und „Gartenblumen“ … da liegt sprachlich ein deutlicher Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen – und gleichgültig, was andere Quellen sagen: Das hinterste Wort eines zusammengesetzten Wortes – DARUM geht es; alle vorangestellten Worte spezifizieren lediglich. So ist „Blumengarten“ ein spezieller GARTEN, und „Gartenblume“ ist eine spezielle BLUME … Analog also:

    „Schärfentiefe“ ist eine TIEFE (über welche wir „Schärfe“ empfinden) … und „Tiefenschärfe“ ist eine gewisse SCHÄRFE (in einer bestimmten Tiefe). Die Sorte und Größe muss zum letzten Wort passen … Eine Tiefenschärfe kann also nicht „3m lang“ sein :-)) … eine Schärfentiefe hingegen schon.

    Schließlich: Beugung ist IMMER vorhaben, überall im Bild, nur mehr oder weniger; sie kommt auch nicht „plötzlich“ ins Bild oder nur an einem Ort – sie wird aber irgendwann störend sichtbar, wenn die Blende klein ist (Blendenzahl k groß) … Wann genauer, dies kann man schätzend berechnen.

    Herzlich und alles Gute – MM

    Antworten
    1. Gregor Gärtner

      Danke, das ist die Ausführung, der ich zustimmen möchte.

      Antworten
  5. Werner

    Ich verstehe wirklich nicht, warum der Unsinn bezüglich des 1/3 zu 2/3 Verhältnis ständig im Netz auftaucht. Das trifft doch nur bei einem sehr schmalem Band der Kameraeinstellungen zu und ist ansonsten völlig daneben.

    Antworten
    1. Martin Messmer

      Ja – es trifft genau nur dann zu, wenn die Nahgrenze (Dn) halb so weit ist wie die Ferngrenze (Df) … und wenn g (Gegenstandsweite) = 4/3xDn bzw. = 2/3xDf ist … Allgemein aber gilt:
      Die Schärfentiefen-Abschnitte (dv = g-Dn und dh = Df-g) verhalten sich wie folgt:

      dv÷dh = Dn÷Df

      Herzlich – MM

      Antworten
  6. Reinhold Bökers

    liegt der Sensor in der Kamera vor oder hinter den Brennpunkt des Objektivs

    Antworten
    1. Martin Messmer

      Der Sensor liegt HINTER dem Brennpunkt! Darum ist die Bildweite länger als die Brennweite: b > f.
      EINE Ausnahme ist gegeben, wenn wir ins Unendliche fokussieren: dann ist die Brennweite genau gleich lang wie die Bildweite, also f = b. Dann liegt der Sensor genau im Brennpunkt …

      Antworten

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