Vignettierung auf Fotos – Erklärung, Entstehung & Tipps
Vignettierung – auch bekannt als „light fall-off“ – kommt in der Optik und Fotografie vor. Es handelt sich dabei vereinfacht gesagt um eine Verdunkelung der Bildecken im Vergleich zur Mitte. Vignettierungen werden entweder durch die Optik verursacht oder in der Nachbearbeitung gezielt hinzugefügt. Sie lenken dabei den Blick des Betrachters auf die Mitte des Bildes und verhindern somit mögliche Ablenkungen durch die Bildecken. Je nach Art und Ursache der Vignettierung kann sie sanft oder abrupt erfolgen.
Es gibt eine Reihe von Ursachen für die optische Vignettierung – sie kann natürlich bei allen Objektiven auftreten oder durch den Einsatz externer Werkzeuge wie Filter, Filterhalter und Gegenlichtblenden verursacht werden. In diesem Artikel werde ich über jede Art von Vignettierung sprechen. Weiter werden wir auch die Möglichkeiten zur Reduzierung oder Erhöhung der Vignettierung mit Nachbearbeitungsprogrammen wie Lightroom und Photoshop erläutern.
Inhaltsverzeichnis
1. Verschiedene Arten der Vignettierung
Wie ich bereits in der Einleitung dieses Artikels erwähnt habe, gibt es verschiedene Arten von Vignettierungen die man beim Fotografieren oder Betrachten von Bildern feststellen kann. Einige Arten von Vignettierungen werden natürlich durch das optische Design von Objektiven verursacht. Vignettierungen können aber auch bei der Verwendung von Zubehör wie Filtern und Gegenlichtblenden entstehen. Vignettierungen können auch nachträglich vom Fotografen künstlich hinzugefügt werden. Werfen wir einen Blick auf jeden Typ im Detail.
Typ 1: Optische Vignettierung
Optische Vignettierung tritt bei allen Objektiven auf natürliche Weise auf. Bei einigen Objektiven kann sie je nach optischem Design und Aufbau der Linse recht stark sein, hingegen bei einigen anderen Objektiven wirst du kaum eine Vignettierung feststellen. Es kommt dennoch bei den meisten modernen Objektiven zu Vignettierungen, insbesondere bei Festbrennweiten mit sehr grossen Blenden. Dafür gibt es zwei Ursachen. Der Objektiv-Tubus blockiert teilweise oder ganz das Licht, welches in die Linse eintritt. Die folgende Abbildung veranschaulicht das Problem:
Aufgrund der Länge des Objektiv-Tubus und seiner relativen Grösse von Vorder- und Hinterrahmen werden periphere Lichtstrahlen, die sich in extremen Winkeln bewegen, teilweise blockiert. Dadurch fällt das Licht, das in solchen Winkeln auf die Bildebene trifft, natürlich in Richtung der äussersten Ecken des Rahmens ab (Helligkeitsabfall). Eine solche Vignettierung tritt vor allem bei grossen Blenden auf, da es der physische Objektiv-Tubus ist, der das periphere Licht von vorne und hinten weitgehend blockiert. Die Öffnung ist in der Mitte auch von den Ecken aus sichtbar, wenn sie kaum geöffnet und gestoppt ist. Dann wird auch das Licht durchgelassen. Die meisten Festbrennweiten mit schneller Blende haben deshalb eine hohe Vignettierung bei der grössten Blende. Sie verbessern sich dramatisch, wenn die Blende reduziert wird.
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Achte im obigen Beispiel genau auf die Eintrittspupille. Wie du sehen kannst, ist sie in der Mitte kreisförmig. In den Ecken aber nimmt sie eine andere Form an, die wie ein „Katzenauge“ aussieht. Wenn du eine Festbrennweite mit schneller Blende besitzt, hast du vielleicht diesen Effekt schon auf dem Bokeh-Objektiv gesehen – die Bokeh-Formen bleiben kreisförmig in der Mitte, ändern sich aber allmählich in Richtung der Ecken, genau wie du es auf den folgenden Bildern siehst:
Das Obige Bild ist ein Bokeh-Vergleich zwischen 6 verschiedenen Objektiven. Dies ein gutes Beispiel für die optische Vignettierung in Aktion. Wie du sehen kannst, geben alle Objektive die Lichter in den Ecken unterschiedlich wieder. Hier wirkt sich die Form auf die physikalische Grösse der vorderen und hinteren Elemente, die Länge des Objektivs und die Grösse der Blende aus.
Zweitens, wenn Licht durch eine beliebige Linse fliesst, wandern die Lichtstrahlen am Umfang der Linse länger als in der Mitte. Dies macht sich besonders bei Weitwinkel- und Superweitwinkelobjektiven bemerkbar. In diesem Fall tritt Lambertsche Kosinusgesetz des Beleuchtungsabfalls ein. Auf die Details werde ich jedoch nicht näher eingehen, da es sehr komplex und technisch werden kann. Denke nur daran, dass sich Strahlen, die sich von der optischen Achse entfernen, immer länger bewegen. Beim Erreichen deines Digitalkamerasensors wird dann mehr Vignettierung in deinen Bildern sichtbar.
Typ 2: Pixel-Vignettierung
Digitalkameras leiden auch unter Pixel-Vignettierung. Im Vergleich zur optischen Vignettierung ist diese Art der Vignettierung nur bei Bildsensoren anwendbar. Da digitale Sensoren flach sind, sind ihre Pixel alle gleich aufgebaut und zeigen in die gleiche Richtung. Die Pixel in der Mitte des Sensors empfangen Lichtstrahlen bei 90 Grad, während Pixel in der Ecke sie in einem leichten Winkel empfangen. Aus diesem Grund erhalten die Sensoren in den Ecken etwas weniger Licht als in der Mitte, was zu einer Pixel-Vignettierung führt. Leider kann die Pixel-Vignettierung nicht durch ein Verkleinern der Blendenöffnung verhindert werden, da sie ausschliesslich auf den Winkel zurückzuführen ist, in dem das Licht einzelne Pixel auf dem digitalen Sensor erreicht.
Typ 3: Mechanische- / Zubehör-Vignettierung
Teilweise dringt das Licht unter extremen Winkeln in das Objektiv ein, insbesondere bei Super-Weitwinkelobjektiven. Die Hersteller entwickeln darum oft Objektive mit einem gewissen Spielraum. Dies ermöglicht es, unterschiedliches Zubehör zu montieren. Filter und Gegenlichtblenden zählen beispielsweise dazu. Wenn du auf dein Objektiv achtest, dann ist die Gegenlichtblende immer viel grösser als das vordere Element des Objektivs. Die Idee dahinter ist, helle Lichtquellen wie Sonnenlicht am Eindringen in die Linse unter extremen Winkeln zu hindern. So können Lens Flare, Ghosting und Kontrastverlust durch innere Reflexionen vermieden werden. Der Vorteil: Die inneren Reflexionen werden verhindert, aber das benötigte Licht wird trotzdem nicht blockiert, wodurch auch keine Vignettierung entsteht. Aus diesem Grund gibt es so viele Gegenlichtblenden in verschiedenen Grössen und Formen. Du solltest auch immer die vom Hersteller gelieferten Gegenlichtblenden verwenden, anstatt generischer Versionen von Drittanbietern.
Gegenlichtblenden sind in der Regel nicht die Ursache für Vignettierung, denn man stellt sie für jedes Objektiv sorgfältig her. Meistens verursachen Filter, Filterhalter und anderes Zubehör von Drittanbietern diese Art von Vignettierung. Die meisten Hersteller entwickeln ihre Objektive so, dass sie einen einzigen Filter aufnehmen können, egal ob man ihn zum Schutz oder für einen anderen Zweck verwendet.
Welche Objektive eignen sich?
Einige Objektive können bei Verwendung von Filtern eine starke Vignettierung bewirken, insbesondere Polarisationsfilter. Diese sind meistens dicker als normale. Ein solches Objektiv ist das Nikon 16-35mm f/4G VR, das bei 16mm auch ohne Filter Vignettierungsprobleme hat, wenn es auf seine grösste Öffnung von f/4 eingestellt wird. Die Wirkung der Vignettierung verschlechtert sich erheblich, wenn ein Filter angebracht ist. Wenn der Filter auch noch dick genug ist, wird die Vignettierung durch das Verkleinern der Blendenöffnung auf f/8 nicht einmal mehr reduziert. Andere Objektive sind vielleicht besser im Umgang mit Filtern, aber sie zeigen auch Probleme. Vor allem, wenn man mehr als einen Filter verwendet oder ein Filterhaltesystem verwendet.
Das Nikon 24-70mm f/2.8G beherrscht die Vignettierung mit einem zirkularen Polarisator, leidet aber bei 24mm sehr stark unter der Verwendung des Lee-Filterhaltersystems mit einem Standardring. Zur Reduzierung der Vignettierung muss ein spezieller Weitwinkelring verwendet werden. Wenn der Filterhalter an einem anderen Filter befestigt ist, wird die Vignettierung sehr stark und muss später abgeschnitten werden. Und wenn ein Filtersystem zu dick ist, kann die Vignettierung, wie im folgenden Beispiel, sehr schlecht sein:
Im obigen Fall wurde der Hitech 100mm Modulare Filterhalter in voller Konfiguration verwendet. Dies führte zu einer sehr stark definierten Vignettierung von 24mm bis 45mm. In solchen Fällen kannst du die Vignettierung reduzieren, wenn du einen dünnen Filterhalter verwendest. Dieser steht dann nicht so stark vor.
Um die mechanische / zusätzliche Vignettierung zu reduzieren, empfehle ich dir, dass du vom Hersteller gelieferte Gegenlichtblenden verwendest und dünne Ringe und Adapter zur Aufnahme grösserer Filter benutzt. Das Stapeln von Filtern solltest du vermeiden, insbesondere bei der Verwendung von Weitwinkelobjektiven.
Typ 4: Künstlicher Vignettierungs-Effekt
Vignettierung ist nicht immer ein Problem. In einigen Fällen kann der Effekt für den Betrachter auch sehr angenehm sein und die Aufmerksamkeit von den Ecken des Rahmens weg auf die Mitte des Bildes lenken. Einige Fotografen neigen tatsächlich dazu, die optische Vignettierung in Bildern zu belassen, ohne sie zu korrigieren. Andere Fotografen fügen gezielt Vignettierungen hinzu oder erhöhen ihre Wirkung in der Nachbearbeitung. Vignettierungen können sowohl in Lightroom als auch in Photoshop oder alternativen Bildbeabeitungsprogrammen problemlos hinzugefügt werden. Hier ist ein Beispiel für eine Vignettierung, die der Fotograf speziell bei diesem Bild anwendete. Der Betrachter konzentriert sich somit mehr auf das Hauptmotiv in der Mitte des Bildes:
2. Reduzierung der Vignettierung in der Kamera
Bei einigen modernen Kameras kannst du die Vignettierung direkt an der Kamera reduzieren. Sowohl Nikon als auch Canon haben beispielsweise spezielle Software installiert, um Vignettierungen und andere Abbildungsfehler zu reduzieren. Diese Funktion ist zwar für JPEG-Bilder sehr nützlich, hat aber praktisch keinen Einfluss auf RAW-Bilder. Einige herstellerspezifische Daten, die im RAW-Format gespeichert sind, verschwinden bei der Bearbeitung der Bilder mit Photoshop und co. Um die kameraspezifischen Einstellungen für die Vignettierung beizubehalten, müssen vom Hersteller bereitgestellte Nachbearbeitungswerkzeuge wie Capture NX verwendet werden. Diese sind in der Lage, die speziellen Daten zu lesen und beim Import auf RAW-Bilder anzuwenden.
3. Vigenttierung entfernen: Lightroom/Photoshop
Du kannst optische Vignettierungen in Lightroom und Photoshop relativ einfach entfernen. Sowohl Lightroom als auch Photoshop die Vignettierung mit nur einem Klick über das Modul Lens Corrections von Lightroom oder Camera RAW korrigieren. Das funktioniert nur, wenn dein Objektiv unterstützt wird. In Lightroom kannst du diese Einstellung in einer Vorlage speichern, die du beim Import auf Fotos anwenden kannst. Wenn du Adobe Photoshop verwendest, kannst du dasselbe in Camera RAW tun.
4. Lieber doch keine Vignettierung?
Ob du Vignettierung verwenden möchtest, kommt darauf an, ob es sich um optische oder durch die Verwendung von Zubehör verursachte Vignettierung handelt. Beim Fotografieren von Lebewesen benutze ich oft die optische Vignettierung in Bildern. Diese neigt dazu, Bilder mit grösserer Tiefe zu erzeugen. In einigen Fällen füge ich, wie ich oben erklärt habe, manchmal absichtlich Vignettierungen hinzu. So kann ich die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Motiv im Rahmen lenken. Bei der Landschafts– und Architekturfotografie verzichte ich jedoch meist auf Vignettierungen in meinen Bildern. Dort möchte ich, dass sich der Betrachter auf das gesamte Bild und nicht auf Teile davon konzentriert. Während du Fotos machst und an deinen Bildern arbeitest, solltest du unbedingt mit Vignettierungen experimentieren.
Finde heraus, wie deine Objektive vignettieren. Dann kannst du entscheiden, ob du das Ergebnis behalten oder loswerden willst. Wenn dir die Vignettierung zu hell ist, kannst du sie mit einem Nachbearbeitungsprogramm noch etwas verstärken. Ich empfehle dir jedoch, nicht zu viel Vignettierung zu verwenden. Ich empfehle dir auch sicher nicht, eine andere Farbe als schwarz bei Vignettierungen zu gebrauchen. Einige Leute verwenden gerne Weiss oder andere Farben für die allmähliche Vignettierung. Ich habe jedoch noch kein Bild gesehen, das dadurch gut geworden ist. Und wenn ein Zubehörteil eine starke Vignettierung verursacht, rate ich dir, diese bei der Nachbearbeitung zu entfernen. Leider kann kein Objektivprofil dieses Problem beheben. Deswegen ist es wahrscheinlich am besten, die Bildecken einfach durch Zuschneiden des Bildes anzupassen.
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