Wald fotografieren – 14 Tipps und Motive für tolle Waldfotos

Wer sich bereits mit seiner Kamera in den Wald hinausgewagt hat, wird mir sicher zustimmen: Wald fotografieren ist echt nicht immer einfach und gehört für mich zu den herausfordernsten Aufgaben in der Fotografie. Die üblichen Regeln der Naturfotografie scheinen unter dem dichten Blätterdach des Waldes nicht zu gelten. Bist du bereit, die Herausforderung anzunehmen? Meine Tipps und Tricks können dir dabei helfen. Hier erfährst du alles: von der passenden Ausrüstung bis hin zur Wahl des geeigneten Motivs. 

Wald fotografieren Titel
Kreiere einzigartige und magische Bilder aus dem Wald. (@inactive, pexels.com)

Bei so vielen Farben, Bewegungen und Eindrücken ist es schwierige Aufgabe, den Wald so zu fotografieren, wie man ihn wahrnimmt. Um all die Herausforderungen der Waldfotografie zu bewältigen, ist viel Übung und ebenso viel Misserfolg nötig. Aber es gibt einen Grund dafür, dass so viele Fotografen den Wald fotografieren wollen. Denn wenn man endlich ein Bild bekommt, war es die ganze Arbeit wert! Im folgenden Artikel führe ich dich Schritt für Schritt an die Waldfotografie heran und gebe dir hilfreiche Tipps mit auf den Weg.

Wald fotografieren: Ausrüstung

Was fällt dir als erstes ein, wenn du an die Ausrüstung für Landschaftsfotografie denkst? Meine Vermutung: Du denkst an ein Weitwinkelobjektiv. Ich empfehle dir auch sonst, längere Brennweiten in Betracht zu ziehen. Bei der Waldfotografie ist dies aber noch wichtiger. Ich werden später in diesem Artikel darauf eingehen, warum das so essentiell ist. Nun aber liste ich dir die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände auf, die du brauchst, um den Wald zu fotografieren:

1. Kamera

Ich benutze meine Nikon D800. Wichtiger ist aber, was an ihr befestigt ist und was sich dahinter verbirgt. Ich gehe hier nicht näher auf die verschiedenen Kamera-Modelle ein. Dafür habe ich nämlich bereits einen eigenen Artikel geschrieben. In diesem stelle ich dir die besten Kameras für Landschaftsfotografie oder generell die besten Systemkameras vor.

Nikon D800
Nikon D800

2. Weitwinkelobjektiv

Ein Weitwinkel-Objektiv gehört in die Grundausstattung jeder Tasche eines Landschaftsfotografen. Eine allgemeine Übersicht über Objektive erhältst du hier.

3. Teleobjektiv

Die Weitwinkelperspektive mag in der normalen Landschaftsfotografie am beliebtesten sein, aber im Wald ändern sich die Dinge. Hier kommt das Teleobjektiv ins Spiel. Die Mehrheit meiner Waldbilder wurde mit einer Brennweite von 50 mm oder mehr aufgenommen. Das Objektiv Sigma 70-200 mm f/2,8“ verbringt mehr Zeit an meiner Kamera als jedes andere Objektiv.

4. Makroobjektiv

Bist du ein Fan der Makrofotografie? Dann ist der Wald eine Schatzgrube für dich! Dort wimmelt es nur so von Möglichkeiten für tolle Nahaufnahmen.

Wald fotografieren Makrofotografie
Erlebe den Wald aus einer anderen Perspektive.

5. Stativ

Ein Stativ wird für die meisten Ausflüge empfohlen, aber im dichten Blätterdach des Waldes ist es noch wichtiger. Unter den Bäumen kann es selbst an einem hellen Tag überraschend dunkel sein. Wenn du also wackelige Bilder bei der Langzeitbelichtung vermeiden willst, ist ein Stativ ein Muss.

6. Zirkularer Polarisationsfilter

Bereits in anderen Artikeln habe ich mich eingehend darüber ausgelassen, warum ich den zirkularen Polarisationsfilter liebe. In der Waldfotografie ist er aber besonders nützlich. Er reduziert nicht nur das blendende Licht das durch die oft feuchte Vegetation entsteht – zusätzlich bringt er die Farben des Waldes zum Vorschein und verleiht einer Szene einen lebendigen Farbkontrast.

Motive im Wald finden

Sobald du die Ausrüstung sortiert hast, ist es Zeit, sich auf den Weg zu machen und zu sehen, was du finden kannst. Eines der besten Dinge an der Waldfotografie ist die Vielfalt der Motive, die sich aber immer irgendwie ergänzen. Man ist nicht nur auf die goldenen Stunden des Tages angewiesen wie bei der traditionellen Landschaftsfotografie. Man kann auch mitten an einem bewölkten Tag aufbrechen und trotzdem mit einem herrlichen Bild zurückkommen.

Wie bei jedem Motiv gibt es jedoch Bedingungen, die günstiger sind und Motive, die weniger geeignet sind. Im Folgenden findest du eine Auflistung mit interessanten Motiven:

1. Nebel

Nebel ist eine sehr willkommene Ergänzung zu jedem Landschaftsbild. Wenn dieser Nebel über ein Waldstück zieht, kann er die Umgebung völlig verändern. Wenn sich ein nebliger Morgen ankündigt, stelle ich meinen Wecker in aller Herrgotts-Früh, um mich so früh wie möglich auf den Weg in den Wald zu machen.

Wie ich später noch erwähnen werde, haben die Leute vor allem deshalb Probleme mit der Waldfotografie, weil einfach so viel los ist. Hier wimmelt es von Leben. Und wo immer es Leben gibt, herrscht im Allgemeinen Chaos. Aber die Anwesenheit des Nebels ändert dies. Er verdeckt nämlich Teile des Waldes. Das hilft dir, deine Komposition zu vereinfachen und der Aufnahme viel Stimmung zu verleihen. Es muss auch nicht immer dieser herrliche Morgennebel sein. Niedrige Wolken, die über einem höher gelegenen Waldstück hängen, funktionieren genauso gut. Hier gehts zu unserem Nebel-Foto-Tutorial.

Wald fotografieren Nebel
Der Nebel beruhigt das Bild und erzeugt eine magische Atmosphäre. (@serjosoza, unsplash.com)

2. Gegenlicht und Seitenlicht

Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Ungeachtet dessen, was ich vorhin gesagt habe, holst du das beste aus der Waldfotografie, wenn du am Ende des Tages fotografierst. Der niedrigere Winkel der Sonne bietet nicht nur herrliches, warmes Licht, sondern erzeugt auch schöne, längliche Schatten, die sich über den Waldboden erstrecken. Um diese Schatten auszunutzen, solltest du nach Kompositionen suchen, die ein Gegenlicht oder Seitenlicht bieten. Die Beleuchtung von vorne kann die Dramatik und den Kontrast aus der Szene herausnehmen. Somit kannst du die sich ausdehnenden Schatten nicht voll ausnutzen. Wie du die tiefstehende Sonne richtig nutzt, erkläre ich dir in den folgenden Tutorials:

Bonus-Tipp: Die Kombination aus wunderschöner Beleuchtung mit etwas Nebel kann zu atemberaubenden Lichtstrahlen führen.

Wald fotografieren Gegenlicht
Das Gegenlicht verleiht dem Bild Wärme und kreiert tolle Schatten. (@Johannes Plenio, pexels.com)

3. Bewölkte Tage

Für viele Fotografen ist der Anblick eines bedeckten, grauen Himmels ein Alptraum. Okay, vielleicht ist das ein bisschen zu dramatisch. Aber viele würden nicht einmal in Erwägung ziehen, unter diesen Bedingungen zu fotografieren. Wir aber können selbst die trübsten Tage für die Waldfotografie perfekt nutzen! Die Wolken, kombiniert mit den Blättern der Bäume wirken wie eine riesige Softbox auf die Landschaft. Das Ergebnis ist ein weiches Licht, das aber dennoch die subtilen Veränderungen der Leuchtkraft beibehält, die durch die Baumkronen verursacht werden,.

Wald fotografieren Wolken
Die Wolken tragen dazu bei, dass das Bild dynamisch wirkt. (@Thiago Japyassu, pexels.com)

4. Besuch in verschiedenen Jahreszeiten

Die Bäume verändern sich im Laufe des Jahres dramatisch. Lebst du in der Nähe eines Waldes oder scheust dich nicht vor dem Wege dorthin? Dann lohnt es sich garantiert für dich, deine Lieblingsplätze zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen. Die jahreszeitlichen Veränderungen des Gebiets sind im Wald noch ausgeprägter und sie können in manchen Fällen völlig verzaubernd sein.

Der Herbst gilt als der offensichtlichste Übergang: Die Blätter färben sich in leuchtende Gelb- und Rottöne und bilden ein farbenfrohes Blätterdach um dich herum. Auch der Frühling bietet einzigartige Möglichkeiten: Sprießende Blüten und das leuchtende Grün der neuen Blätter. Der Sommer bringt ein üppiges und tiefes Gefühl in den Laubwald. Auch der Winter birgt seine Besonderheiten: Hier kannst du versuchen, die letzten Spuren des Herbstes einzufangen oder dich auf die blätterlosen Zweige der Bäume zu konzentrieren.

Kreative Kompositionen

Wie machst du deine Waldbilder einzigartig?

1. Ordnung im Chaos finden

Wälder sind von Natur aus sehr chaotische Umgebungen. Sie sind im Wesentlichen ein Zentrum der Natur und bieten im Vergleich zu den umliegenden Gebieten eine Fülle an Flora, Fauna und Wasser. Dadurch entsteht eine Art Lebensspirale, in der mehr Tiere und Vegetation das Gebiet besiedeln und noch mehr Feuchtigkeit, Nahrung und Beute für die anderen Lebensformen in der Gegend liefern. Für Fotografen wirft dies aber einige Probleme auf. Eines meiner Kompositionsmantras besteht darin, die Szene zu vereinfachen. Wenn du jedoch von ausladenden Bäumen umgeben bist, ist das viel leichter gesagt als getan. Aber du stellst dich dieser Herausforderung sicher – nicht wahr?

Nur Übung kann diese Fähigkeit schärfen. Am besten schaust du dich im Wald um und suchst kleine Segmente, die du interessant findest. Darauf fokussierst du dich dann beim Fotografieren. Du kannst ein Teleobjektiv verwenden, um dieses Segment zu isolieren und ein einfaches Bild einzufangen. Du kannst aber auch das umgebende Chaos einbeziehen und die Aufmerksamkeit auf diesen kleinen Bereich der Ordnung in einer ansonsten chaotischen Welt lenken.

Bonus-Tipp: Schliesse kleine Himmelsflecken in deiner Komposition aus. Oftmals wird der Himmel durch die Lücken zwischen den Blättern sichtbar. Der grosse Helligkeitsunterschied führt leider oft zu hässlichen, hellen Flecken auf dem Bild. Diese stören – versuche sie also auszuschliessen.

Wald fotografieren Komposition
Die Baustämme lassen das Bild geordnet wirken. (@Pille Kirsi, pexels.com)

2. Verwende führende Linien

Führende Linien (Leading Lines) sind eines der bekanntesten Kompositionswerkzeuge in der Fotografie. Oft funktionieren diese wirklich sehr gut in der Waldfotografie – trotzdem kannst du dich nicht 100%ig darauf verlassen.

Viele Wälder sind von Pfaden durchzogen. Versucht man nun, die Aufmerksamkeit des Betrachters darauf zu lenken und ihn in die Szene zu transportieren, helfen dir die Linien dabei. Man kann einen Pfad durch die Bäume sowohl als Brennpunkt, als auch als Leitlinie verwenden. Somit wird die Szene auch um ein Vielfaches vereinfacht. Findest du einen Weg, der sich vor dir in die Ferne schlängelt? Noch besser! Es sind aber nicht nur Pfade, die man als Leitlinie verwenden kann. Wenn du in der goldenen Stunde fotografierst, kann der niedrige Winkel der Sonne schöne, längliche Schatten der Bäume erzeugen. Diese eignen sich perfekt als führende Linien zu deinem Hauptmotiv. Willst du mehr über führende Linien erfahren? Hier hab ich extra einen Artikel darüber geschrieben.

Wald fotografieren Führungslinie
Der Pfad hilft dem Betrachter, sich zu orientieren und gibt dem Bild eine Richtung. (@Egor Kamelev, pexels.com)

3. Die Tiefe ist der Schlüssel

Beim Fotografieren geht es darum, den Betrachter in die Aufnahme zu versetzen und ihm das Gefühl zu geben, selbst dabei zu sein. Glaub mir: es ist ein großartiges Gefühl, wenn jemand einen Kommentar zu deinem Foto macht und sagt: „Es fühlt sich an, als wäre ich da“.

Eine der besten Möglichkeiten dafür ist, diese Gefühl durch Tiefe zu verstärken. Das gilt für alle Formen der Fotografie, aber noch mehr für die Waldfotografie. Das Durcheinander von Bäumen und das Fehlen eines sinnvollen Brennpunktes kann oft dazu führen, dass ein Bild eher flach und zweidimensional aussieht. Glücklicherweise gibt es ein paar Tricks, die wir anwenden können, um dies zu verhindern. Verwende eine lange Brennweite und eine offene Blende. Damit kannst du den Hintergrund unscharf machen (geringe Tiefenschärfe). Du kannst aber auch andere Motive wie die oben besprochenen langen Schatten verwenden. Nebel ist auch ein fantastischer Tiefenschärfer und verleiht deiner Aufnahme eine ganz besondere Mystik.

Wald fotografieren Tiefe
Der seitliche Lichteinfall verleiht dem Bild Tiefe. (@sebastian_unrau, unsplash.com)

Farben, Kontrast und Co.

Mit der richtigen Wahl der Brennweite kannst du einen tollen Kontrast innerhalb eines Waldes schaffen. Dieser Brennpunkt ist unerlässlich, wenn du den Betrachter bei der Stange halten willst. Über den Kontrast wird normalerweise im Hinblick auf den Unterschied zwischen hell und dunkel gesprochen. Wenn du ein kleines, von der Sonne beleuchtetes Waldstück findest, kannst du dies nutzen, um einen Kontrast zu dem dunklen Wald herzustellen. Aber auch der Farbkontrast ist ein sehr wichtiger Aspekt. Lies hier alles über Kontraste in der Fotografie.

Wald fotografieren Farbenkontrast
Auch die kleinen Dinge können für einen grossen Kontrast sorgen. (@pixabay.com)

Farben

Die Farbtheorie ist zu kompliziert, um hier in die Tiefe zu gehen. Glücklicherweise haben wir aber ein praktisches Werkzeug zur Verfügung: Der untenstehende Farbkreis zeigt alle wichtigen Farbtöne in einer passenden Anordnung an. Diese Farbkombis kannst du beim Erstellen einer Komposition verwenden.

Wald fotografieren Farbkreis
Aus diesem Farbkreis lassen sich analoge und komplementäre Farben direkt ablesen. (@pixabay.com)

1. Analoge Farben

„Analoge Farben“ sind die Farben, die nebeneinander auf dem Farbkreis erscheinen, wie z.B. Grün und Gelb. Wenn diese nebeneinander in einem Bild verwendet werden, rufen sie ein Gefühl von Harmonie und Frieden hervor. Das kann sehr nützlich sein, aber in einer chaotischen Waldumgebung wollen wir etwas mehr Kontrast.

2. Komplementärfarben

Mit Komplementärfarben kommt der Farbkontrast ins Spiel. Komplementärfarben sind die Farben, die sich auf dem Farbkreis gegenüberliegen. So ist rot beispielsweise eine Komplementärfarbe zu grün. Warum glaubst du, funktioniert ein Sonnenuntergang (gelb) über einer weitläufigen Landschaft (grün) so gut? Diese Farben ergänzen sich gegenseitig, bieten aber auch einen Kontrast, der für den Betrachter interessant sein kann.

Die Dinge können sehr viel komplizierter werden, wie z.B. dreifarbige Komplementärfarben (denke an eine rote Scheune in einem Rapsfeld an einem sonnigen Tag: Rot, gelb, blau). Diesen Farbkontrast im Wald zu finden, kann schwierig sein, wenn man weitgehend von verschiedenen Grüntönen umgeben ist. Aber es braucht nur einen kleinen Bereich, um die Szene zu verändern. Die Violetttöne der blühenden Glockenblumen funktionieren besonders gut mit dem kräftigen Grün vom Moos auf einer Linde.

Fazit

Das schöne an der Waldfotografie ist, dass es nur sehr selten eine offensichtliche Aufnahme gibt. Denk an ein Standard-Landschaftsbild aus dem Yosemite Park oder der Isle of Skye und du wirst dich wahrscheinlich an die berühmte Aufnahme von Ansel Adams und den Blick auf den alten Mann von Storr erinnern. Waldfotografie ist nicht so – sie ist anonym. Überall gibt es Aufnahmen, aber keine davon sind ikonische Ansichten, die schon eine Million Mal aufgenommen wurden. Keiner von ihnen ist offensichtlich und sehr selten sind sie auf den ersten Blick erkennbar. Vielmehr musst du nach ihnen suchen.

Das bedeutet, dass es sehr wohl möglich ist, ein einzigartiges Bild zu machen. Da die Möglichkeiten so zahlreich sind, kannst du genau dieselbe Gegend dutzende Male besuchen und jedes Mal etwas Neues finden. Habe ich die Neugierde in dir geweckt? Mach auch du dich auf die Suche nach dem Einzigartigen in der Natur des Waldes und teile mit uns allen, was du gefunden hast.

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